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Bereitschaftstasche


Hans Hase

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Zur Geschichte der Bereitschaftstasche

 

In den 30er bis 60er Jahren war ein Fotoapparat noch ein Wertgegenstand, den sich nicht jeder leisten konnte. Zum Sonntagsausflug trug in stolz der Familienvater, und Mutti mußte bei der Rast im Biergarten mit darauf aufpassen, besonders, wenn Papi sein Bier wegtrug. Dieser kostbare Gegenstand mußte natürlich in einer Ledertasche geschützt werden. Bei der Vielzahl von Herstellern und Modellen und Bauweisen war jede Tasche einmalig an den Fotoapparat angepaßt. Stativgewinde, Drehknopf zum Filmtransport, Lage des Suchers, das rote Loch für die Filmnummern und eben Länge-Breite-Höhe waren so unterschiedlich, daß es keine multifunktionale Tasche geben konnte. Die Kameras hatten auch keine Ringe oder Ösen für einen Gurt. Zubehör : Sonnenblende, Gelb- und Rotfilter, Handbelichtungsmesser paßten natürlich nicht in die Tasche, dazu gab es kleine Lederköcher, die man ggf. an Halsriemen der Tasche einfädeln konnte. So gab es auch öfter Bilder, wo ein Teil der Tasche das Objektiv verdeckte – im Sucher sah man das ja nicht.

Die Filmindustrie (Kodak und Agfa) wollte die Fotografie popularisieren und brachte dazu sehr preiswerte Modelle auf den Markt, siehe hier die Agfa, die man für vier Reichsmark kaufen konnte, wenn man mit Münzen der Prägungen A-G-F-A zahlte (sonst kostete sie 5 RM). Bei diesen Modellen war keine Tasche enthalten.

Ich selbst habe eine kleine Sammlung solcher Apparate und im Keller einen großen Karton mit Taschen. (die Kameras wurden mir meist zugetragen und sind nicht wertvoll).

Nach Wirtschaftswachstum und Siegeszug der Spiegelreflexkameras mit Wechselobjektiven änderte sich die Landschaft der Fotografie, ich nenne es mal so: Berufsfotografen, engagierte Hobby-Fotografen und Familienknipser. Für die preiswerte Urlaubskamera brauchte man keine teure Ledertasche, jetzt genügte Kunstleder oder gar nichts (Nylon und Klettverschluß kamen später). Der Berufsfotograf mit mehreren Objektiven, oft mit zwei Gehäusen (s-w und Farbe) hatte eine große Tasche für Zubehör und die Action-Kamera mit Gurt am Hals. Der Amateur schütze seine teure SLR in der Bereitschaftstasche. Bei Veranstaltungen, z.B. Jazz- oder Rockkonzerte (den „5-Minuten-Graben“ gab es erst später) konnte man so den Profi und den Amateur erkennen. Meine erste SLR mußte ich noch mit Tasche und 50mm-Objektiv kaufen, obwohl ich keine Tasche brauchte. Die Nikon war mein erster Kamera-Body – ohne Tasche. Dann kam der Alukoffer, möglichst so stabil, das man sich auch mal draufstellen konnte und die anderen Fotografen ein bisschen überragte. Dann kamen die dicken fetten Gurte, die mehr Werbeträger (Hama, Canon-Rot, Nikon-Gelb) waren. Ich hatte nur neutral-schwarze Gurte ohne Aufdruck. Jetzt sind wir beim Rucksack für das große Gedöns und praktischen variablen Nylontaschen aller Größen- und Preisklassen.

Vor 2-3 Jahren brachte dann Leica für seine kleine D-Lux wieder eine edle feine Ledertasche raus – um das gute Stück spazieren zu tragen. Soll eine Tasche auch Zubehör (Aufstecksucher, Filter, GeLi, Handgriff) aufnehmen können, wird sie so groß und unformatig, daß der „Chic“ verloren geht. Und ich habe dann immer noch meinen Reserveakku, Ladegerät, Ministativ etc.

Auch ich wollte so schnell wie möglich die X100 haben und hätte zur Not auch die LE gekauft, mit Tasche – die dann im Keller bei all den anderen Taschen gelandet wäre.

Mir ist noch nie in all den Jahren eine Kamera kaputt gegangen, weil sie nicht in der Tasche war. Gewiß haben sie alle Gebrauchsspuren und auch der X100 wird man mal den Einsatz ansehen. Eine Kamera ist für mich ein Arbeitsgerät, das schnell bereit sein soll und auf Reisen lediglich in ein Tuch eingewickelt im Koffer oder auf dem Rücksitz liegt.

 

Hans Hase

 

Auf die Qualität der Bilder hat die Tasche noch keinen Einfluß

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Ich gebe dir grundsätzlich recht, doch sind die digitalen Kameras doch etwas empfindlicher, als die Kameras von Damals. Das Display verkratzt, Dreck auf dem Sensor (bei Fixobjektiv ein Problem), die Objektive sind hochvergütet (das waren damals längst nicht alle) und nehmen Putzen mit dem Hemdärmel übel, usw. Dann kommt noch ein Punkt dazu, der früher nur eine untergeordnete Rolle spielte: Der Gebrauchtmarkt. Ebay und Co. bieten wesentlich mehr Möglichkeiten, als der Flohmarkt, oder der Eintausch beim Fotohändler. Für eine abgeranzte Digitalkamera mit verkratztem Display bekommst du nichts mehr. Da man aber viel häufiger die Kamera wechselt, als früher, spielt der Wiederverkaufswert eine Rolle. Ich kann durchaus verstehen, dass man darauf achtet, dass die Kamera in einem fast neuwertigen Zustand bleibt. Ob man das durch Bereitschaftstasche, oder andere Maßnahmen erreicht, ist aber wieder eine andere Frage.

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Wieder was gelernt, mir ist es noch nie geglückt, eine Kamera zu verkaufen, die digitalen Kameras sind bei mir (auch ohne Tasche) schneller moralisch veraltet als zerkratzt, sie stehen noch alle im Schrank. Oder gibt es doch noch jemanden, der eine Ricoh GRD mit WW-Converter und optischen Sucher kauft, wo wir inzwischen bei GRD4 sind? Und wenn ich in ca. 4 Jahren meine X100 ersetze, werde ich dafür bestimmt keinen mehr Abnehmer finden.

 

Hans Hase

PS Mir gelingt es auch nicht, gute gebrauchte Autos zu kaufen oder mein Auto rechtzeitig und gut zu verkaufen.

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Wenn du die Disziplin hast, eine Kamera wirklich auszunutzen, bevor du dir die nächste kaufst, und dann in eine Art Sammlung zu bringen, brauchst du dir natürlich darum keinen Kopf machen. Mir gelingt das leider nicht, denn dann spricht mich eine Neuvorstellung wieder an, und alle Kameras zu behalten, fällt mir dann schon vom gebundenen Kapital her schwer.

Bei Autos habe ich diese "Probleme" nicht, da ich die praktisch so lange fahre, bis sich etwaige Reparaturen nicht mehr rechnen.

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