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Wobei ich denke, dass ein gutes Streetbild keiner Erläuterung bedürfen sollte. Es sollte für sich sprechen.

Bzw. möchte ich meine eigene Interpretation für ein Bild leben können. Manchmal macht eine Erklärung das Bild für mich kaputt. Das war aber jetzt hier nicht der Fall.

 

Peter

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So einen Text muss man erst mal verfassen können, super!

 

 

muss man aber nicht,

 

im Deutsch Unterricht haben wir früher so Brecht u.Andere auseinandergemommen und hatte am Ende dutzende verschiedene Interpretationen die zu nichts geführt haben, ich denke hier eher an die Mücke und den Elefanten.

 

Paolo

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1cec1a395fe290b381f942596572d62c.jpg

X-T10, 1.4/35mm

 

 

Gruß Christian

 

¯|_(ツ)_/¯

https://500px.com/christiandamm

 

Hm. (Unmissverständliche Kurzfassung einer Bildkritik - Zszszszszszszszszszse.) ;-)

 

Gruß, F-C

bearbeitet von Fuji-Cato
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In einer Unterführung des Central Parks in NY


 


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Gast digineuling

30506189093_ddc991f8ac_o.jpgChienoiseries/The Girl with the Dog by Jörg_Berlin

 

Mit herzlichen Paris-Grüßen aus Berlin, Des.

 

Seit Tagen schon lande ich immer wieder bei diesem Photo, es lässt nicht los, und mit jedem Ansehen gräbt es sich weiter ein. BridgeMan erklärt es spontan zum Klassiker, und ich neige dazu, ihm recht zu geben.

Aber warum? Was ist los mit diesem Bild? Und was ist los mit mir, wenn ich es betrachte?

Ein Blick aus dem Fenster zeigt einen Rauhreif-Winter-Vormittag mit Sonnenschein kurz vor der Überdosis: Dick bereifte Sträucher und Bäume, bei denen plötzlich die eben noch vermissten Blätter nicht mehr fehlen, ziegelrote Dächer und kerzengerader Rauch vor porzellanblauer, fast opaker Himmelsschale; zuletzt hatte ich ein solches Wetter vor Jahren, als ich mit meinem Vater fast einen Tag lang bei Spätwinterhochwasser photographiert habe, da noch und wenn ich mich recht erinnere das letzte Mal 6x6 analog – mein Vater lebt seit fast sechs Jahren nicht mehr. Dieses Wetter hätte er geliebt, und eigentlich müssten die Hunde raus, jetzt und lange …

So, ich hab‘ jetzt 85 Kilo Hund wieder im Haus. Die beiden Damen liegen platt auf ihren Lieblingsteppichen, und ich habe dieses Bild im Kopf, immer noch, dieses Kind mit dem Hund …

Am 24. August, zum Ende der Ferienzeit, liegt die Tagestemperatur in Paris bei 36 Grad, es ist Mittwoch, der dritte Tag der wahrscheinlich heißesten Woche des Jahres, und es wird noch wärmer werden. 12.45 Uhr, die Sonne steht hoch, die Schatten sind kurz, können einen aber erschlagen.

Möglich, dass Kind und Hund auf dem Rückweg sind und jetzt zum Essen wollen, zur Familie, den Großeltern, wohin auch immer. Wahrscheinlicher ist es umgekehrt: Sie kommen vom Essen, vielleicht bei den Großeltern, die essen immer früh. Sie kommen aus einem der Eingänge links (der Hund zieht nach rechts, das täte er nicht, wenn er daher käme), vielleicht aus dem links unten, dem dunklen. Das würde rechtfertigen, dass man ihn im Bild lässt. Man könnte auch beschneiden – unterhalb des Mädchens, nach oben ziemlich direkt auf Traufhöhe der Häuser in Höhe der Geschossdecke des ersten Stocks, Rest entsprechend. Mädchen mit Hund in der Mittagssonne hätte man dann auch. Der Eingang links unten fehlte dann, zwei andere  Blickpunkte aber auch.

Zum einen die Öffnung des Bildes nach rechts, wo es offenbar eine Straßeneinmündung gibt. Gäbe  es die nicht, hätten wir einen Sackgasseneffekt, und Hund wie Kind liefen gegen eine Häusermauer, könnten stante pede umdrehen. Den haben wir aber nicht. Statt dessen gibt es den Impetus des Mädchens nach vorn, den des Hundes nach halbrechts, immerhin so stark, dass das Kind Muskelkraft an strammer Leine aufwenden muss, um den Hund auf Kurs zu halten. Vielleicht will der nur seinen Vorgängern hier nachspüren, vielleicht zieht ihn der Schatten, vielleicht weiß er, dass gleich nach rechts abgebogen wird.

 

Dem Kind könnte es egal sein. Habe ich recht mit meinem Gefühl, dann ist es froh, dem Dämmer der familiären Wohnung entkommen zu sein, dann geht es seinen Weg, hinaus aus dem überschaubaren Carrée und mit voller Mittagssonne auf der Haut, weil es dies will und weil es dies kann. Zumindest ist es dazu bereit.

Es gibt, in einem etwas anderen Zusammenhang, nicht ganz passend, anderthalb Gedichtzeilen von Alexei Makushinsky:

„… und ein kleines Mädchen läuft

über den Platz, ihrem ganzen Leben entgegenhüpfend.“

Das Bild ist zeitlos.

Das Photo ist viel mehr, fast archetypisch, wie seinerzeit „la vie vs. la mort“ – aber ist das nicht der Orgelpunkt unter der Melodie jeder Momentaufnahme?

Ach, fast hätte ich es vergessen.

Der zweite Blickpunkt? Die Dachwohnung, von der ich wünschte, Monsieur Hulot käme daraus herabgestiegen, Pfeife voran.

 

Gruß

Klaus

 

bearbeitet von digineuling
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Seit Tagen schon lande ich immer wieder bei diesem Photo, es lässt nicht los, und mit jedem Ansehen gräbt es sich weiter ein. BridgeMan erklärt es spontan zum Klassiker, und ich neige dazu, ihm recht zu geben.

Aber warum? Was ist los mit diesem Bild? Und was ist los mit mir, wenn ich es betrachte?

Ein Blick aus dem Fenster zeigt einen Rauhreif-Winter-Vormittag mit Sonnenschein kurz vor der Überdosis: Dick bereifte Sträucher und Bäume, bei denen plötzlich die eben noch vermissten Blätter nicht mehr fehlen, ziegelrote Dächer und kerzengerader Rauch vor porzellanblauer, fast opaker Himmelsschale; zuletzt hatte ich ein solches Wetter vor Jahren, als ich mit meinem Vater fast einen Tag lang bei Spätwinterhochwasser photographiert habe, da noch und wenn ich mich recht erinnere das letzte Mal 6x6 analog – mein Vater lebt seit fast sechs Jahren nicht mehr. Dieses Wetter hätte er geliebt, und eigentlich müssten die Hunde raus, jetzt und lange …

So, ich hab‘ jetzt 85 Kilo Hund wieder im Haus. Die beiden Damen liegen platt auf ihren Lieblingsteppichen, und ich habe dieses Bild im Kopf, immer noch, dieses Kind mit dem Hund …

Am 24. August, zum Ende der Ferienzeit, liegt die Tagestemperatur in Paris bei 36 Grad, es ist Mittwoch, der dritte Tag der wahrscheinlich heißesten Woche des Jahres, und es wird noch wärmer werden. 12.45 Uhr, die Sonne steht hoch, die Schatten sind kurz, können einen aber erschlagen.

Möglich, dass Kind und Hund auf dem Rückweg sind und jetzt zum Essen wollen, zur Familie, den Großeltern, wohin auch immer. Wahrscheinlicher ist es umgekehrt: Sie kommen vom Essen, vielleicht bei den Großeltern, die essen immer früh. Sie kommen aus einem der Eingänge links (der Hund zieht nach rechts, das täte er nicht, wenn er daher käme), vielleicht aus dem links unten, dem dunklen. Das würde rechtfertigen, dass man ihn im Bild lässt. Man könnte auch beschneiden – unterhalb des Mädchens, nach oben ziemlich direkt auf Traufhöhe der Häuser in Höhe der Geschossdecke des ersten Stocks, Rest entsprechend. Mädchen mit Hund in der Mittagssonne hätte man dann auch. Der Eingang links unten fehlte dann, zwei andere  Blickpunkte aber auch.

Zum einen die Öffnung des Bildes nach rechts, wo es offenbar eine Straßeneinmündung gibt. Gäbe  es die nicht, hätten wir einen Sackgasseneffekt, und Hund wie Kind liefen gegen eine Häusermauer, könnten stante pede umdrehen. Den haben wir aber nicht. Statt dessen gibt es den Impetus des Mädchens nach vorn, den des Hundes nach halbrechts, immerhin so stark, dass das Kind Muskelkraft an strammer Leine aufwenden muss, um den Hund auf Kurs zu halten. Vielleicht will der nur seinen Vorgängern hier nachspüren, vielleicht zieht ihn der Schatten, vielleicht weiß er, dass gleich nach rechts abgebogen wird.

 

Dem Kind könnte es egal sein. Habe ich recht mit meinem Gefühl, dann ist es froh, dem Dämmer der familiären Wohnung entkommen zu sein, dann geht es seinen Weg, hinaus aus dem überschaubaren Carrée und mit voller Mittagssonne auf der Haut, weil es dies will und weil es dies kann. Zumindest ist es dazu bereit.

Es gibt, in einem etwas anderen Zusammenhang, nicht ganz passend, anderthalb Gedichtzeilen von Alexei Makushinsky:

„… und ein kleines Mädchen läuft

über den Platz, ihrem ganzen Leben entgegenhüpfend.“

Das Bild ist zeitlos.

Das Photo ist viel mehr, fast archetypisch, wie seinerzeit „la vie vs. la mort“ – aber ist das nicht der Orgelpunkt unter der Melodie jeder Momentaufnahme?

Ach, fast hätte ich es vergessen.

Der zweite Blickpunkt? Die Dachwohnung, von der ich wünschte, Monsieur Hulot käme daraus herabgestiegen, Pfeife voran.

 

Gruß

Klaus

 

Wow, Klaus, was für Gedanken! Fast schon poetisch, der Text, und angesichts dessen schäme ich mich fast einzugestehen, dass meine Intention viel prosaischer war: Ich hatte irgendwann mal irgendwo ein Foto der Passage d' Enfer gesehen und habe sie bei meinem letzten Trip nach Paris, das ich heiß und innig liebe, trotz der gefühlten 45 Grad gesucht und aufgesucht. Und als ich nun gerade da war, da läuft mir dieses kleine Mädchen mit dem Hund durchs Bild...

Herzliche Grüße, Jörg.

 

PS: Stimmt, rechts hinter der Ecke ist noch ein Ausgang zur Straße. Glaube ich jedenfalls, kann man aber auf jedem Stadtplan des 14. Arrondissements nachschauen.

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Wow, Klaus, was für Gedanken! Fast schon poetisch, der Text, und angesichts dessen schäme ich mich fast einzugestehen, dass meine Intention viel prosaischer war: Ich hatte irgendwann mal irgendwo ein Foto der Passage d' Enfer gesehen und habe sie bei meinem letzten Trip nach Paris, das ich heiß und innig liebe, trotz der gefühlten 45 Grad gesucht und aufgesucht. Und als ich nun gerade da war, da läuft mir dieses kleine Mädchen mit dem Hund durchs Bild...

Herzliche Grüße, Jörg.

 

PS: Stimmt, rechts hinter der Ecke ist noch ein Ausgang zur Straße. Glaube ich jedenfalls, kann man aber auf jedem Stadtplan des 14. Arrondissements nachschauen.

 

 

Hallo Jörg,

 

ich frage mich gerade, was Dich wohl mehr beeinflußt haben könnte, diese Passage sehen zu wollen, das Foto oder der Name?

Jedenfalls hat sich in Deinem ( und durch Dein ) Foto die Prosa in Poesie verwandelt.

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Gast digineuling

... gesucht und aufgesucht. Und als ich nun gerade da war, da läuft mir dieses kleine Mädchen mit dem Hund durchs Bild...

 

 

Jörg,

 

Dank für die netten Worte. Raspail habe ich das eine oder andere Mal benutzt. Ich kann abschätzen, was Du aus dem gemacht hast, was Du da vorgefunden hast - und aus anderem auch, anderen Bildern nach.

Zufall hin, Mädchen her - es gibt hier nur eine Handvoll mit Deinem Blick.

 

(Dass ein Photo manchmal ein Eigenleben entwickelt ... müssen wir ja denen, die es noch nicht wissen, nicht weitersagen.)

 

Gruß an Berlin - ich war so lange nicht mehr da.

 

Klaus

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Jörg,

 

Dank für die netten Worte. Raspail habe ich das eine oder andere Mal benutzt. Ich kann abschätzen, was Du aus dem gemacht hast, was Du da vorgefunden hast - und aus anderem auch, anderen Bildern nach.

Zufall hin, Mädchen her - es gibt hier nur eine Handvoll mit Deinem Blick.

 

(Dass ein Photo manchmal ein Eigenleben entwickelt ... müssen wir ja denen, die es noch nicht wissen, nicht weitersagen.)

 

Gruß an Berlin - ich war so lange nicht mehr da.

 

Klaus

Danke, Klaus, und um es abzuschließen (mein Pic, das ich nach wie vor selbst mag, soll ja nun nicht schon wieder einen Endlos-Thread generieren): Zusätzlich schön, so etwas von jemandem zu lesen, der offensichtlich Paris auch gut zu kennen (was ich aus dem Hinweis auf "Raspail" entnehme) und womöglich gar ebenfalls zu lieben scheint.

Herzliche Grüße, Jörg.

 

@Elke/Soleil: Nein, es war wirklich nur das Bild, das ich gesehen hatte, und nicht so sehr der Name, was mich dazu gebracht hatte, die "Passage d' Enfer" zu suchen - mit ihren Straßennamen sind die Pariser ("Rue des Filles de Calvaire" etc.) ja ohnehin ziemlich eigen... 

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Danke, Klaus, und um es abzuschließen (mein Pic, das ich nach wie vor selbst mag, soll ja nun nicht schon wieder einen Endlos-Thread generieren): Zusätzlich schön, so etwas von jemandem zu lesen, der offensichtlich Paris auch gut zu kennen (was ich aus dem Hinweis auf "Raspail" entnehme) und womöglich gar ebenfalls zu lieben scheint.

Herzliche Grüße, Jörg.

 

@Elke/Soleil: Nein, es war wirklich nur das Bild, das ich gesehen hatte, und nicht so sehr der Name, was mich dazu gebracht hatte, die "Passage d' Enfer" zu suchen - mit ihren Straßennamen sind die Pariser ("Rue des Filles de Calvaire" etc.) ja ohnehin ziemlich eigen... 

 

 

:-) ich hoffe, ich "entpoetisiere" nicht den schönen Namen  "Passage d'Enfer" (!),

der  wohl seinen Ursprung darin hat, dass in dieser Gegend eine Pflanze/ Gebüsch wuchs Namens "bois d'Enfer " ( welches Hautirritationen hervorruft ) und die Gegend gleichzeitig ( oder deswegen? ) eine nicht so sehr angesehene war. 

 

... und die "Rue des Filles-du-Calvaire" : die "Fille du Calvaire" ist der Name einer Ordenskongregation der Benediktinerinnen, die sich in der Nähe der Straße befand ...

 

Also alles eigentlich gar nicht so eigen, aber interessant ( finde ich ).

 

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