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Hommage à Garry Winogrand


Gast Odysseus

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Gast Odysseus

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Inspiriert durch eine Photoausstellung mit Werken von Lindbergh und Winogrand, die bis Ende April 2017 in Düsseldorf zu sehen war, möchte ich hier den Versuch unternehmen, Street-Photographie einmal unter dem Blickwinkel des berühmten New Yorker Photographen Garry Winogrand (1928-1984) zu betrachten.

Auf die Frage, was seine spezielle Art des Photographierens ausmache, sagte er in einem Interview: „Das Problem in der Photographie besteht nicht darin, ein schönes Bild zu machen, sondern darin einen Weg zu finden, die tatsächliche Welt in etwas ganz anderes zu verwandeln: in ein eindeutiges Bild. - Wenn ich photographiere, achte ich darauf, was ich mit einbeziehen will. Wenn ich photographiere, sehe ich Leben - das ist alles. Wir wissen zu viel über das Aussehen von Photographien, von Bildern. Und es ist leicht, Bilder zu machen, die man kennt. Aber das ist langweilig, man lernt so nichts. Ich weiß, daß das, was ich fotografiere, interessant ist, aber ich kenne ja die Bilder noch nicht. - Ich hoffe das Bild wird interessanter sein als das, was ich fotografiere."

In diesem Sinn lade ich alle ein, hier Photos von Szenen auf den Straßen der Welt zu zeigen, die dem Winogrand'schen Credo eines "eindeutigen Bildes" nahe kommen.

 

Ich beginne mal mit einem Photo, das ich mit meiner X-Pro2 vor vier Wochen in Berlin an der Tauentzienstraße aufgenommen habe.

 

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bearbeitet von Odysseus
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Streetfotografie ist ein verlorenes Paradis. Die Zeiten haben sich geändert. Heute schämen wir uns unserer selbst und verbieten die Fotografie des richtigen Lebens. Jedem guten Streetfoto haftet nun der penetrante Geruch des Illegalen an und ein Volk von Datenschutzkommissaren maßregeln die Fotografen als Todfeinde einer übersteigerten Privatsphäre. Als Ersatz für das Echte werden wir von den Medien mit inszenierten oder entmenschten Bildern gefüttert.

 

Und irgendwann müssen wir ins Antiquariat oder Museum gehen, um zu sehen, wie Fotos von richtigen Menschen im richtigen Leben aussehen.

 

Alles - wie immer - nur meine angespitzte Meinung.

 

DSC15634-copy.jpg

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Streetfotografie ist ein verlorenes Paradis. Die Zeiten haben sich geändert. Heute schämen wir uns unserer selbst und verbieten die Fotografie des richtigen Lebens. Jedem guten Streetfoto haftet nun der penetrante Geruch des Illegalen an und ein Volk von Datenschutzkommissaren maßregeln die Fotografen als Todfeinde einer übersteigerten Privatsphäre. Als Ersatz für das Echte werden wir von den Medien mit inszenierten oder entmenschten Bildern gefüttert.

 

Und irgendwann müssen wir ins Antiquariat oder Museum gehen, um zu sehen, wie Fotos von richtigen Menschen im richtigen Leben aussehen....

2 x gefällt mir (Text und Bild)

 

Wobei einem Fotografen diese brutal richtige Bestandsaufnahme natürlich nicht wirklich gefallen kann [emoji57]

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Gast Odysseus

@Harlem #3 Du bringst die Thematik exakt auf den Punkt. Es ist schon paradox, daß wir in einer Zeit leben, in der zum einen so viele Photos wie nie entstehen und gepostet werden; betrachtet man z.B. allein den Selfi-Wahn mit seiner so künstlich gestellten wie narzißtischen "Ich-war-auch-hier-Attitüde". Auf der anderen Seite fehlt es an authentischen, ungeschminkten Darstellungen, die zwar nicht "schön" sein mögen und einem insofern nicht "gefallen" können. Da hast du, AS-X, ganz recht mit deiner Bemerkung in #4.

Die herrschende restriktive juristische Position bei uns in Deutschland hat ja ihre Wurzel in dem Presseskandal, der durch das heimlich am 31. Juli 1898 aufgenommene Photo des toten Bismarck auf seinem Sterbebett entstanden ist (https://de.wikipedia.org/wiki/Bismarck_auf_dem_Sterbebett) ...

Immerhin - es gibt sie ja noch, die wenigen Unerschrockenen, die sich trotzdem raus in die freie Wildbahn wagen auf der Suche nach dem "eindeutigen Bild" (Winogrand) mit dem Geschmack und Geruch der Straße. Und damit meine ich nicht die Paparazzi, die nur in indiskreter Manier nach lukrativen Sensations-Photos gieren.

Wir hier machen doch auf jeden Fall weiter. .... und Dir, Harlem, noch einen extra Dank für die feine Aufnahme des Herren vor dem Schaufenster der Buchhandlung (Paris?).

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Street-Fotografie ist in meinen Augen nur ein verlorenes Paradies, weil sich viele "Streetfotografen" einfach keine Gedanken über das Motiv und die Aussage des fertigen Bildes machen.

 

Es gibt eine "Übersättigung" von "Street" wo die Fotografen einfach nur "Standard-Übungs-Kost" knipsen oder wenn gar keine Ideen kommen, einfach den nächsten Obdachlosen nehmen.

 

#3 und #6 sind da mal etwas anders und zeigen, dass der Fotografe sich Gedanken machte oder das Auge für eine besondere Situation hatte. Gegen solche Fotografien wird auch kaum jemand etwas einzuwenden haben, auch nicht die Motive.

 

Problematisch wird es dann, wenn der Fotograf keinen Respekt dem Motiv gegenüber zeigt.

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Gast Odysseus

@ InDerNatur - Ich stimme Dir zu was die "Übersättigung" und das Überangebot von "Street"-Bildern auf den jeweiligen Plattformen angeht, möchte aber hinzufügen, daß auch in allen anderen Motivbereichen inflationäre Wiederholungen die Foren überschwemmen, z.B. Landschaftsbilder im HDR-Look.

Was die Gedanken über das Motiv und die Aussage des fertigen Street-Bildes angeht, gibt es meiner Beobachtung nach zwei unterschiedliche Situationen:

1. Spontan sich ergebende Konstellationen, auf die ich als Photograph so schnell wie möglich reagieren muß, um sie "einzufangen". - Zu dieser Kategorie rechne ich das von mir gepostete Bild des Touristen, der mit der Handy-Kamera das leicht bekleidete Model auf dem Poster im Schaufenster ablichtet.

2. Situationen, bei denen ich sehe, wie sich eine Konstellation erst allmählich entwickelt. Das Photo aus dem Eingangspost zu diesem Thema ist so entstanden. Ich beobachtete auf der Tauentzienstraße in Berlin, wie eine Reihe unterschiedlicher Typen von Frauen sich an der Schaufensterfront entlang bewegten. Auf den Auslöser habe ich gedrückt, als ich den Eindruck hatte, jetzt habe ich die größtmögliche Vielfalt unterschiedlicher Persönlichkeiten auf dem Bild.

In jedem Fall ist natürlich Respekt vor den Menschen unabdingbar.

Hier noch ein weiteres Bild, das ich in Berlin in einer Unterführung nahe dem Bahnhof Zoo aufgenommen habe. Ganz bewußt habe ich die Gegenlichtperspektive gewählt, zum einen um den Kontrast der Bildaussage zu erhöhen; aber auch um das Gesicht Bettler nicht zu zeigen und so seine Privatsphäre zu wahren.

 

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... Auf den Auslöser habe ich gedrückt, als ich den Eindruck hatte, jetzt habe ich die größtmögliche Vielfalt unterschiedlicher Persönlichkeiten auf dem Bild ...

 

 

 

 

Hallo Odysseus.

 

Interessant, so ein Projekt habe ich auch gerade angefangen. Ich nenne es "Walks of Life" (die Titel meiner eigenen Projekte sind meist englisch - keine Ahnung, warum) und es hat dasselbe Ziel: möglichst viele unterschiedliche Menschen in einem Bild zu vereinen. Dabei habe ich mir auch das "Kinoformat" 2,39:1 vorgenommen, weil es m. E. besser passt - ich will ja bewußt keine anderen Bildteile zeigen, z. B. Hausfassaden.

 

Hier mal zwei Beispiele:

 

 

 

 

Grüße

Matthias

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Danke für das Zeigen der Bilder. Habe leider nichts aus dem Bereich, was ich hier zeigen könnte.

Zum Thema Winogrand: ich empfand seine Art des Fotografierens auf der Straße gegenüber fremden Personen immer etwas aufdringlich und daher unangenehm.

bearbeitet von grillec
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Gast Odysseus

@ grillec - Garry Winogrand war ein sehr impulsiver und quirliger Mensch. Die auf YouTube zu sehenden Filmsequenzen über ihn machen das deutlich. Seine Konzeption beim Photographieren auf der Straße, das ich im Eingangs-Post skizziert habe, finde ich gleichwohl sehr interessant.

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Danke für das Zeigen der Bilder. Habe leider nichts aus dem Bereich, was ich hier zeigen könnte.

Zum Thema Winogrand: ich empfand seine Art des Fotografierens auf der Straße gegenüber fremden Personen immer etwas aufdringlich und daher unangenehm.

 

Verglichen mit Bruce Gilden war er aber vornehm zurückhaltend...

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eines meiner besten (aus dem sujet street) - bisher...

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edit: bin mir noch nicht mal sicher ob der leser mich bemerkt hat...

 

@ indernatur + to:

hmm... street lebt immer von der persöhnlichen herangehensweise und perspektive des fotografen von daher halte ich eigentlich nicht viel von aufgabenstellungen wie "hommage à..." oder "im sinne von..." letztlich lernt man natürlich aus der auseinandersetzung mit den arbeiten berühmter fotografen - zu viel "vorbild" führt aber imho nur dazu sich entweder gar nicht(s) zu trauen oder sich in stereotypen motivwelten zu bewegen, was einen imho auch nicht weiter bringt... am ende hilft abseits aller theorie nur: machen, machen, machen womit wir wieder bei winogrand wären. ;)

bearbeitet von wolf
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Garry Winogrand war "mittendrin" und hat sich dann meist Motive "aus dem Strom" herausgepickt.

 

Der "Menschenstrom" an sich war meist gar nicht so sein Thema. Wenn ich jetzt die gezeigten Bilder kategorisieren müsste, passen #3, #6, #10, #15 und #17 eher in den allgemeinen Streetbereich.

 

#2 und #11 kommen Garry Winogrand schon etwas näher, denn sie zeigen den Menschenstrom. Allerdings war Garry meist noch näher dran und auf kleineren Gruppen fixiert.

 

 

Edit: bisher habe ich einmal versucht, im Streetbereich "nah dran" zu sein und fast eine gelangt bekommen. Ironischerweise im Land, wo "Street" laut diverser Meinungen kein Problem sein sollte. In New York war da einer anderer Meinung. :D

bearbeitet von Gast
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Hier eine Aufnahme mit der X20 aus Mailand inmitten des Menschenstroms in der Galleria Vittorio Emanuele. Das Motiv hat mich gereizt wegen des Kontrastes zwischen der streng dreinblickenden Nonne und den Marilyn Monroe Bildern im Schaufenster der Buchhandlung.

 

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  • 1 month later...

Um diesen Thread vielleicht doch noch einmal etwas anzuschieben, hier ein Photo, das ich vor drei Tagen mit meiner X20 auf der Berghütte Vodnikow Dom in den Julischen Alpen (Slowenien) aufgenommen habe. Es enthält meiner Meinung etwas von Winogrands Paradigma der Eindeutigkeit.

Der Titel könnte lauten: "Hundemüde nach anstrengender Bergtour"

 

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Für mich ist dieser Teil des Zitats der wesentliche Aspekt in der Straßenfotografie und das, was dieses Genre für mich interessant macht: "Wenn ich photographiere, sehe ich Leben - das ist alles."

 

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Gast canis lupus

Für mich ist dieser Teil des Zitats der wesentliche Aspekt in der Straßenfotografie und das, was dieses Genre für mich interessant macht: "Wenn ich photographiere, sehe ich Leben - das ist alles."

 

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Später hat sich Winogrand, wie ich gelesen habe, aus dem Leben auf der Straße ausgeklinkt. Er hat sich von seinem Assistenten mit dem Auto an die immer gleichen Plätze fahren lassen und nur noch aus dem Seitenfenster fotografiert - ohne auszusteigen... 

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Später hat sich Winogrand, wie ich gelesen habe, aus dem Leben auf der Straße ausgeklinkt. Er hat sich von seinem Assistenten mit dem Auto an die immer gleichen Plätze fahren lassen und nur noch aus dem Seitenfenster fotografiert - ohne auszusteigen... 

 

Ohne Dach müsste das doch auch ganz gut klappen... :)

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