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Was macht ein Portrait aus?


catweezle

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Für mich gehört vieles ins Thema "Porträt" rein, aber nicht alles. Bei einem Porträt besteht in irgendeiner Weise eine Beziehung zwischen Fotografiertem und Fotograf. Am sichersten ist das natürlich, wenn das Model eigens für den Zweck engagiert wurde.

 

Ich kann "subobjektivs" Bedenken aber auch nachvollziehen. Wenn hier schon einige ein paar Knalleraufnahmen mit optimaler Ausleuchtung und Ausstattung präsentiert haben, fühlt man sich mit seinem spontanen (street) Porträt ein bißchen deplaziert direkt nach einem solchen Foto. Aber die Lösung, sein Bild ein bißchen zu vertagen, hat er auch schon genannt.

 

Ich finde, das macht den Thread doch lebendig, wenn hier auch mal Unerwartetes kommt.

 

Ich habe keine Studioausstattung und möchte auch keine. Dennoch nötigen mir Fotos, die hier mit Aufwand so erstellt wurden und ein tolles Ergebnis zeigen, Bewunderung und Respekt ab.

 

Aber eben auch solche, in denen "auf der Straße" jemand porträtiert wird mit den Bedingungen, die da nun mal herrschen.

 

Dabei ist es für mich nicht so wichtig, ob es ein Ganzkörperporträt, Halbtotale oder nur der Kopf oder das Gesicht ist. Wichtig in meinem Dafürhalten wäre, daß der Fotograf das Typische dieser Person zeigt oder das, was diese Person vielleicht darstellen möchte und was sich besonders in der Interaktion mit dem Fotografen zeigt.

 

Kein Porträt in diesem Sinne ist also ein Schnappschuß eines Menschen, der in keiner Wechselbeziehung zum Fotografen steht.

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Sieht man das Maß der Wechselbeziehung einem Foto an?

 

Das könnte beispielsweise ein Blick sein. Nicht immer, aber zum Beispiel einen Schlafenden zu fotografieren, auch, wenn er sehr nah ist oder einen Menschen, der gerade mit etwas anderem beschäftigt ist, der stellt keine Wechselbeziehung zum Fotografen her.

 

Bei Deinen Bildern jedenfalls, Andreas, sieht man oder spürt man diese Wechelbeziehung ganz deutlich.

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Hallo,

das ist ja eine spannende Diskussion.

Die Vielfalt der Portraits hier finde ich gerade spannend und sehe nicht, warum auf ein aufwendiges Studioportrait nicht ein Schnappschuss oder ein Streetportrait folgen kann. Persönlich fotografiere ich gerade oft professsionelle Models, mache im privaten Umfeld aber auch "Schnappschüsse" oder spontane Portraits, die ich allerdings in der Regel nicht in der Öffentlichkeit zeige. In beiden Fällen geht es für mich darum, einen Moment und Ausdruck einzufangen und im besten Fall dabei eine Beziehung zur fotografierten Person aufzubauen.

Die Gefahr des Scheiterns ist für mich mit einem Model meist größer, weil die oft ihre Standardposen im Schlaf drauf haben, die zwar halbwegs gute Fotos garantieren, aber den entscheidenden Schritt verhindern. Gelingt es aber, mit dem Model auf eine gemeinsame Ebene zu kommen, sind besondere Aufnahmen möglich. Erfahrene Models können vor der Kamera in der Regel unbefangener agieren und machen das wirklich gerne und aus Leidenschaft. Dann kann ich Bildideen umsetzten, die bei einem Spontanphoto nicht funktionieren. Dafür ist letzters oft deutlich authentischer und näher am echten Leben und bezieht gerade daraus seine Faszination für mich.

Letzlich geht es um gute Fotos, die mich berühren. Gerade auch bein Betrachten anderer Bilder. Wenn das passiert, ist es mir ziemlich egal, ob es sich dabei um eine aufwendige Studioaufnahme mit Model oder einen Schnappschuss handelt. Vielfalt hilft mir dabei.

Viele Grüße
Heinz

bearbeitet von Heinz P
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Hallo.

 

Die Diskussion, die hier gerade entsteht, ist interessant und sinnvoll. Vielleicht sollten wir sie an eigener Stelle, außerhalb dieses Bilder-Threads, fortführen.

 

Ich handele jetzt erstmal im Widerspruch zu meinem Vorschlag und gebe meine Ansichten zum besten:

 

Portraits zeigen für mich idealerweise einen Teil der Persönlichkeit der fotografierten Person, sei es nun ein echter oder ein gespielter. Das gelingt im Zusammenspiel mit dem Fotografen. Ein echtes Charakterportrait erfordert für mich die Kenntnis der Person vor der Kamera. Einen Menschen kennen zu lernen, seine wesentliche Charakterzüge zu erkennen und seine Ausstrahlung "empfangen" zu können, kann Jahre dauern. Nach meiner eigenen Definition kann ich also echte Portraits, im Sinne eines Bildes, dass den Charakter eines Menschen wiedergibt, nur von mir gut bekannten Menschen machen. Das schliesst für mich also z. B. auch Strassenportraits von mir Unbekannten aus, ungeachtet der Tatsache, ob der/die Betreffende sich bewußt ist, dass er/sie fotografiert wird. Dennoch gehören diese "Abbilder von Menschen" für mich unter den Oberbegriff des Portraits.

 

Das bedeutet aber nicht im Mindesten, dass ich solche Portraits weniger schätze. Sie zeigen aber eben nur die Oberfläche, auch wenn man da oft geneigt ist, etwas hinein zu interpretieren. Portraits von z. B. bekannten Schauspielern zeigen das sehr oft: es wird der Eindruck bestätigt, den man von der Person hat. Ob dies die Privatperson trifft, ist eine ganz andere Frage.

 

Für "Charakterportraits" ist z. B. ein Model während eines Workshops eher weniger geeignet. Aber auch Modelfotos können den Eindruck vermitteln, Charakterzüge des/der Fotografierten zu zeigen, aber hier ist der Ansatz häufig ein anderer. Oft geht es ja z. B. darum, im Rahmen von Workshops technische Kenntnisse (Lichtsetzung etc.) zu erlangen oder weiter zu entwickeln. Auch der Bereich Modelführung ist da wesentlich, wenn auch oft vernachlässigt. Bei vielen Fotografen ist es ja so, dass der Freundes- und Bekanntenkreis, aus dem man "Übungsmodelle" rekrutieren könnte, irgendwann erschöpft ist. Gerade am Anfang wird auch seitens des Models viel Geduld gefordert, die "Amateurmodelle" oft nicht mitbringen (können).

 

Ich finde gerade diese Vielfalt spannend, sie wird ja auch in diesem Thread deutlich. Hier sehe ich Bilder, nach denen ich bewußt wohl nicht gesucht hätte. Ich empfinde z. B. die Trennung als schwierig, die zwischen "Portraits für jedermann", "Einfach nur Menschen" und "Menschen - schwarzweiss" (ist das wichtig?) gedacht ist. Im Zweifelsfall wäre ich hier eher für eine Zusammenführung als für eine weitere Aufspaltung des Threads.

 

Grüße

Matthias

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Ich finde den Faktor Zeit, den Du anführst, um einen Menschen "richtig" kennenzulernen nicht so wichtig. Manchmal lebt man Jahre mit jemandem zusammen und kennt ihn doch nicht und manchmal gibt es wohl auch eine Seelenverwandtschaft, die sich spontan und unmittelbar zeigt.

 

Außerdem kommt dazu, daß Porträtierte ja oft  (gewollt oder ungewollt) schauspielern. Man zeigt, wer man sein möchte, nicht wer man ist.

Aber auch das ist dann ein Porträt.

Ich bin der Meinung, daß wir das Wesen eines Menschen ohnehin nie ganz erfassen können und schon gar nicht abbilden. Vielleicht kann das eher ein Maler, der Stunden damit zubringt einen Menschen zu betrachten.

 

Aber dennoch toucht mich ein Porträt eines Menschen manchmal und manchmal nicht. Und ich glaube, das liegt an der irgendwie sichtbaren/fühlbaren Interaktion des Porträtierten mit dem Fotografen.

 

Da wir ja hier eh nie perfekte Ergebnisse, sondern Versuche der fotografischen Annäherung einstellen, halte ich aber jedes Bild, das einen Menschen zeigt, der mit dem Fotografen in irgendeiner Weise interagiert für legitim und zeigenswert. Und sei es auch nur, um mithilfe von anderen, die das Bild auch sehen, zu lernen.

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...

Außerdem kommt dazu, daß Porträtierte ja oft  (gewollt oder ungewollt) schauspielern. Man zeigt, wer man sein möchte, nicht wer man ist.

Aber auch das ist dann ein Porträt.

...

 

Ja, als Portrait würde ich das auch einordnen. Aber gerade das "Durchdringen" der Maske, die ein Portraitierter zeigt, macht für mich den Unterschied zwischen einem "Portrait" (im Sinne der Abbildung eines Menschen) und einem "Charakterportrait" (Verdeutlichung der Persönlichkeit) aus. Dass das nicht immer (vollständig) gelingen kann, ist unstrittig. Dennoch halte ich hier den Zeitfaktor schon für wichtig.

Der schon erwähnte Andreas Jorns verbringt nach eigener Aussage teilweise Stunden damit, sein Modell kennen zu lernen. Die anschliessende Fotosession dauert dann schon mal nur 30 Minuten. Die Bilder zeigen für mich oft eine große Nähe zum Menschen, den er fotografiert (www.ajorns.com). Ich habe übrigens auch seinen neuen Bildband namens "Come undone". Da hat er über einen Zeitraum von drei Jahren immer wieder mit seinem Model zusammen gearbeitet und zeigt in diesem Bildband auch nur die daraus entstandenen Bilder - und das sehr eindrücklich, wie ich finde.

 

Diesen Ansatz kann natürlich nicht jeder verfolgen, zeigt aber m. E. sehr schön die große Bandbreite dieses Themas.

 

Grüße

Matthias

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Ja, als Portrait würde ich das auch einordnen. Aber gerade das "Durchdringen" der Maske, die ein Portraitierter zeigt, macht für mich den Unterschied zwischen einem "Portrait" (im Sinne der Abbildung eines Menschen) und einem "Charakterportrait" (Verdeutlichung der Persönlichkeit) aus. Dass das nicht immer (vollständig) gelingen kann, ist unstrittig. Dennoch halte ich hier den Zeitfaktor schon für wichtig.

Der schon erwähnte Andreas Jorns verbringt nach eigener Aussage teilweise Stunden damit, sein Modell kennen zu lernen. Die anschliessende Fotosession dauert dann schon mal nur 30 Minuten. Die Bilder zeigen für mich oft eine große Nähe zum Menschen, den er fotografiert (www.ajorns.com). Ich habe übrigens auch seinen neuen Bildband namens "Come undone". Da hat er über einen Zeitraum von drei Jahren immer wieder mit seinem Model zusammen gearbeitet und zeigt in diesem Bildband auch nur die daraus entstandenen Bilder - und das sehr eindrücklich, wie ich finde.

 

Diesen Ansatz kann natürlich nicht jeder verfolgen, zeigt aber m. E. sehr schön die große Bandbreite dieses Themas.

 

Grüße

Matthias

 

Zeit für ein Charakterporträt, unbedingt, da gebe ich Dir vollkommen recht.

Und das sieht man auch in den Bildern von Andreas Jorns - Danke für den Link!

 

Aber im Gegensatz zum Studioporträt, in dem das Model versucht, die vorgegebenen und erwünschten Posen und Vorstellungen des Fotografierenden zu erfüllen, kannn ein streetprortät einen Menschen so erfassen, wie er sich im täglichen Leben gibt. Vielleicht geschminkt, vielleicht ungeschminkt, auf jeden Fall unvorbereitet.

 

Das ist etwas völlig anderes, hat aber auch seine Berechtigung und gehört für mich (um den Bogen wieder zu spannen) auch hier in den Porträt Thread.   :cool:

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Was macht ein Portrait aus? Ganz einfach: ein Portrait ist die Abbildung einer Person, und zwar derart, dass die Person (wieder)erkennbar ist.

Alle darüber hinausgehenden Ansprüche oder Ausführungsarten entspringen entweder persönlichen Vorlieben (z.B. dem Wunsch, ein Charakter-Portrait zu schaffen oder ein Beauty-Portrait oder ein Akt-Portrait oder was immer) oder sind situationsbedingt (Street-Portrait, Spontan-Portrait, Workshop, Rudelschießen, etc).

Ich kenne nur 2 Arten von Portraits, für die es klare Regeln und Vorgaben gibt: das biometrische Passbild und diese unsäglichen Aufnahmen, die bei der erkennungsdienstlichen Erfassung gemacht werden.

Also macht Euch nicht verrückt mit der Suche danach, was ein Portrait ausmacht. Ich begrüße die bunte Abfolge unterschiedlichster Darstellungsformen im Thread "Portraits für jedermann".

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Was macht ein Portrait aus? Ganz einfach: ein Portrait ist die Abbildung einer Person, und zwar derart, dass die Person (wieder)erkennbar ist.

...

 

Hallo Micaelo.

 

Das würde ich so nicht unterschreiben. Nach dieser Definition macht auch jede Überwachungskameras "Portraits". Oder jeder Street-Fotograf, in dessen Bildern Personen erkennbar sind. Oder Radarfallen.

 

Für mich ist die Gegenseitigkeit ein wichtiger Faktor: beide, Fotograf und Portraitierter, sind sich einig, ein Bild einer Person zu erschaffen. Inwieweit das dann authentisch, gestellt, manipuliert oder natürlich ausfällt, ist für mich eine andere Frage. Ebenso die verwendete Technik, der Anlass oder die Location. Das alles sind Portraits, nur mit unterschiedlicher Ausprägung. Das macht das Genre ja gerade so vielfältig.

 

Grüße

Matthias

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[...] Das würde ich so nicht unterschreiben. Nach dieser Definition macht auch jede Überwachungskameras "Portraits". Oder jeder Street-Fotograf, in dessen Bildern Personen erkennbar sind. Oder Radarfallen. [...]

 

Exakt. Abbildungen von Personen, die als Person (wieder)erkennbar sind.

 

 

[...] Für mich ist die Gegenseitigkeit ein wichtiger Faktor: beide, Fotograf und Portraitierter, sind sich einig, ein Bild einer Person zu erschaffen. [...]

 

Sag ich ja: persönliche Vorlieben und Ansprüche, d.h. nicht consens-fähig. Aber macht ja nichts. Ich begrüße ebenfalls die Vielfalt.

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Gute Frage, was macht ein Portrait aus?

 

an erster Stelle

- der besondere Moment

- das Licht und die Location

 

an zweiter Stelle

 - das verwendete Objektiv

 - das fotografische Fachwissen

 - die Person selbst

 

sicher könnte man noch mehr zusammentragen, aber dann wird's schnell unübersichtlich.

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[...] an zweiter Stelle

[...]

 - die Person selbst

 

Interessanter Ansatz, die abgebildete Person erst an zweiter Stelle zu sehen. Wenn man den Gedanken weiterverfolgt, kann man zu ganz neuen Schlüssen kommen.

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In der Tat interessant.

 

Bei mir kommt die Person, genauer: die Ausstrahlung der Person, mit weitem Abstand an erster Stelle. Spricht mich da nichts an, kann ich ein technisch gutes Portrait produzieren (dafür habe ich mittlerweile genug Routine), aber das Bild wird mich nicht "packen".

 

Grüße

Matthias

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Jetzt wird's philosophisch.

 

Ist ein von uns gefertigtes Porträt nicht auch oder zuerst eine Aussage über uns selbst? So wie Novalis, der Dichter der Romantik, seinen Protagonisten Heinrich von Ofterdingen auf der Suche nach der "blauen Blume", dem tieferen Sinn, am Ende ein Buch finden läßt, dessen Sprache er zwar nicht versteht, in dem der Protagonist aber sich selbst sieht.

 

 

Der Fotograf zeigt natürlich mit seinem Foto nur den Ausschnitt der Wirklichkeit, den er erstens wahrgenommen hat und zweitens für darstellenswert empfunden hat. Dann kommt die Nachbearbeitung dazu (und sei es auch nur das Wählen eines Ausschnitts) und am Ende sind Fältchen weg oder verstärkt, und ich möchte betonen: Nicht nur durch die Nachbearbeitung, sondern auch schon durch das Licht, die Positionierung des Motivs, Über- oder Unterbelichtung etc. in der Kamera.

 

Er betont also den Aspekt einer Person, die er betonen möchte. Seltener den, den der/die Fotografierte betonen möchte.

bearbeitet von catweezle
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[...] Bei mir kommt die Person, genauer: die Ausstrahlung der Person, mit weitem Abstand an erster Stelle. Spricht mich da nichts an, kann ich ein technisch gutes Portrait produzieren (dafür habe ich mittlerweile genug Routine), aber das Bild wird mich nicht "packen". [...]

 

Das sehe ich ganz genauso. Zum Glück muss ich nicht fotografieren und kann es mir leisten, bei der Modellwahl sehr wählerisch zu sein. Dadurch gibt es zwar immer wieder lange Schaffenslücken, aber es würde mir nie einfallen, ein Modell zu buchen oder einen Workshop zu besuchen, um überhaupt mal wieder ein paar Portraits zu fotografieren. Mein persönliches Kriterium: es muss mir Spass machen, mit der zu portraitierenden Person Zeit zu verbringen. Dann bin ich mir sicher, dass ich Bilder mache, die meinen Ansprüchen genügen und dem Modell gefallen. Deshalb steht auch für mich die Person an allererster Stelle.

 

Das steht auch nicht im Widerspruch zu meiner lapidaren Aussage weiter oben, denn natürlich habe auch ich persönliche Vorlieben und Ansprüche. Ich will die nur nicht als allgemein gültig oder als Maß der Dinge postulieren.

bearbeitet von micaelo
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...

Das steht auch nicht im Widerspruch zu meiner lapidaren Aussage weiter oben, denn natürlich habe auch ich persönliche Vorlieben und Ansprüche. Ich will die nur nicht als allgemein gültig oder als Maß der Dinge postulieren.

 

[Hervorhebung von mir]

 

Nein, das will hier niemand - so zumindest mein Eindruck. Ich jedenfalls ganz bestimmt auch nicht.

 

Aber ein Gedankenaustausch dazu erscheint mir sehr interessant, denn ebenso vielfältig wie die Portraitmöglichkeiten sind natürlich auch die Ansichten und Einstellungen der Fotografen.

 

Viele Grüße

Matthias

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Schöner Beitrag vom catweezle und den folgenden und ich seh es auch so:

 

Portraits zeigen die Beziehung derjenigen, die fotografieren zu den Fotografierten.

 

Beim erkennungsdienstlichen Foto wird das für mich genauso deutlich, wie bei den bekannten Fotos der Supermodels der 90er oder den Charakterportraits genannten schwarz-weiß Fotos alter Männer in fernen Ländern. Manchmal erschöpft sich diese Beziehung in einer Sicht auf junge Mädels vor unscharfem Hintergrund und erschöpft dann auch mich. Selbst Automatenfotos in Serie können kicken, eben durch das Fehlen der Beziehung. Wie auch immer: diversity rules.

Ob ein Foto funktioniert, toucht oder Betrachtende berührt, ist eine ganz andere Frage. Die hängt, wenn ich der Betrachter bin, meist von meiner Stimmung ab.

 

Wird im Auftrag, in stock, journalistisch oder künstlerisch gearbeitet, so macht es Sinn, das Thema zu treffen bzw eines zu haben und den Zeitgeist, die Stimmung aufzugreifen oder zu kontern. Für aufwändige Inszenierungen ist ein moodborad dann hilfreich aber auch spontane Fotos folgen letztlich einem moodboard, möglicherweise einem, welches vor langer Zeit mal im Kopf entstanden ist und diesen erst in einer spontanen Situation verlässt. Da stellt sich dann die Frage, ob das Foto dem Anspruch der Fotografierenden gerecht wird.

 

Wen ich von Fotografierenden im Plural spreche ist das übrigens kein Versehen, Fotografie halte ich für Teamarbeit. Bei professioneller Fotografie ist das ja allgemein anerkannt aber auch sonst hilft es, zumindest teilweise, etwa in der Reflektion als Team an die Sache heranzugehen. Und dafür eignet sich das hier von catweezle aufgemachte Thema und die Bilderthemen ja.

 

Soll einfach mal die Freude über den Nachwuchs gezeigt werden oder auch die technische Möglichkeit oder Grenze einer Objektiv-Kamera-Kombination, so ist das ja auch nett.

 

Zu Fotos von mir unbekannten Menschen äußere ich mich aber nur dann, wenn ich die Intention, den Zusammenhang kenne. Manchmal ergibt sich dieser aus dem Foto selbst, manchmal aus dem Titel, oft aber erst aus einer möglichst geschlossenen Frage.

Auf die Frage: "Wie findet Ihr das Foto?" kann ich eigentlich nur die erwartete Antwort "super!" geben.
Auf Fragen: "Wie würdet Ihr schneiden?" "bw or color?" "Welche Iden für andere Perspektiven?" kann ich konkret antworten und tue das dann auch.

Niemals möchte ich aber zum Körper oder Ausdruck der Abgebildeten etwas sagen, den Sitz eines piercings etc. bewerten... In Grenzgebiete dringen dann Äußerungen zur Retouche vor.

 

Interessant finde ich auch Themen rund um die Bildsprache, lighting, die Gestaltungsregeln alter oder neuer Meister*innen usw. Da hätte ich nichts gegen eine weitere Differenzierung des Forums in den Themen, z.B. Rembrandt-lighting mit der Fragestellung, ob es passend empfunden wird oder passen gemacht ist oder andere Ideen kommen. Die Differenzierung in mehrere Themen hat auch den Vorteil, dass Suchmaschinen besser das Passende finden und den Lerneffekt an Beispielen vergrößern.

 

Wie auch immer, danke für den Input catweezle

bearbeitet von Udo aus Moabit
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[...] es geht - wie in allen Genres - nur um das gewisse Etwas. 99,9... %  haben es nicht.

Den Rest kann man nicht erklären. [...]

 

Aha.

 

 

Mit hunderprozentiger Sicherheit kann ich sagen, dass dem Beitrag - für mich - auch das gewisse Etwas fehlt. :D

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Ich nehme mal den Contra-Part ein ;)

 

Ein Portrait kann ein Gefühl auslösen und berühren. Ich glaube aber nicht, dass ein Foto die Persönlichkeit oder die Beziehung zwischen Model und Fotograf wiedergeben kann. Persönlichkeiten und Beziehungen haben viel Facetten, dafür braucht man schon mehr als ein oder zwei Bilder.

 

Hinzu kommt, dass ein Portrait nie wirklich objektiv authentisch ist. Entweder das Model weiß, dass es fotografiert und reagiert darauf, oder der Fotograf bildet seine persönliche Sicht auf das Model ab. Außerdem ist die Beziehung des Betrachters zum Model wichtig. Kennt der Betrachter das Model persönlich? Falls ja, muss er nicht die gleiche Sicht haben, wie der Fotograf (Fotograf kann das Model mögen, der Betrachter vielleicht nicht). Wenn der Betrachter das Model nicht kennt, dann ist das Bild, welches er sich über das Foto von der Persönlichkeit des Models macht, reine Spekulation und subjektive Interpretation.

 

Man kann einen einfachen Test machen. Macht mal eine Stichwortliste, wie ihr eure eigene Persönlichkeit seht. Dann bittet einige Freunde und Bekannte eine solche Liste über deine Persönlichkeit zu machen. Ich bin mir sicher, dass eure Liste von der eurer Freunde abweichen wird. Und die Listen eurer Freunde untereinander auch. Wenn jemand diese Liste anfertigen soll, den ihr erst kurz kennt, wir die Liste noch mehr abweichen. Ist das jemand aus einem anderen Kulturkreis, dann wird die Abweichung noch größer sein.

 

Hinzu kommt, dass es sich immer nur um einen sehr kurzen Augenblick handelt. Es gibt einen lustigen Werbespot (finde ihn leider gerade nicht) für ein Auto. Dabei wird ein Film über eine wunderschöne Frau gezeigt, die gerade spricht. Dieser Film wird immer wieder kurz pausiert. Dabei bleibt das Bild meistens so stehen, dass sie gerade eine Grimasse oder Gesichtsentgleisung zeigen. Läuft der Film ohne Pause durch, fällt uns so etwas gar nicht auf.

 

Ich habe auch während meiner Hochzeit selbst fotografiert (natürlich nicht während der Trauung, aber direkt danach). So sind Fotos von meiner Frau entstanden, die ich so mit keinem Model der Welt machen könnte. Vor allem der Blick, wie meine Frau mich ansieht. Würde sich jemand fremdes diese Bilder anschauen, würde er nicht das Gleiche darin sehen, wie ich, da ihm das "Drumherum", also die Kenntnis meiner Frau fehlt.

 

Daher bin ich der Meinung, dass man deutlich mehr als ein paar Fotos braucht, um die Persönlichkeit oder eine Beziehung zumindest in teilen wiederzugeben.

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Er betont also den Aspekt einer Person, die er betonen möchte. Seltener den, den der/die Fotografierte betonen möchte.

 

Wenn das passiert, fehlt schlicht der Dialog zwischen beiden.

 

Bei einem Streetportrait sehe ich das also genau so. Hier fehlt so ziemlich immer der Dialog.

 

Wenn ich aber gezielt Portraits anfertige, erfahre ich recht schnell, was mein Gegenüber an sich mag oder auch nicht mag.

Und ich weiß oft schon vor einem Gespräch, was ich an der Person mag, die ich fotografiere.

 

Bedeutet aber, dass ich mich vor allem auf die Person einlasse und nicht meine Aufmerksamkeit an Equipment und Aufnahmetechnik verschwende.

 

 

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Wenn ich aber gezielt Portraits anfertige, erfahre ich recht schnell, was mein Gegenüber an sich mag oder auch nicht mag.

Und ich weiß oft schon vor einem Gespräch, was ich an der Person mag, die ich fotografiere.

 

 

also was jetzt? Was er/sie mag oder was Du magst? Kann doch völlig verschieden sein. Wenn mir bei einem alten Menschen die Runzeln und Falten eines gelebten Lebens gefallen und ich ihn oder sie deshalb für Fotografierenswert halte, kann er oder sie das völlig anders sehen.

 

Stellst Du die Person dann so dar, wie sie sich mag, dann mußt Du vielleicht Pickel wegshoppen, Falten glätten, Hautfarben verbessern, Rötungen entfernen, etc. bis die Person sich erkennt, wie sie sich erkennen möchte. Kann man machen. Ist dann eine Auftragsarbeit.

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