Jump to content

Empfohlene Beiträge

Werbung (verschwindet nach Registrierung)

vor 2 Stunden schrieb DeLuX:

Ja, aufgrund der Tatsache, dass ich diesen geschichtsträchtigen Ort an einem denkbar ungeeigneten Tag besucht habe

die Lagerinsassen konnten sich den Tag nicht aussuchen und hatten mit Sicherheit solche Tage dort auch erlebt. Das Grauen war dasselbe.

Ich war auch an einem sehr sonnigen Tag dort gewesen und die Betroffenheit wurde hauptsächlich durch den begleitenden Kontext (Ausstellung und Texte) ausgelöst.

Die Frage für ein Projekt ist natürlich auch, was ist das Ziel? Willst Du für Dich etwas verarbeiten oder willst Du anderen etwas mitteilen oder vermitteln?

Für Dich selbst können fotografische Umsetzungen evtl. genügen, für den fremden Betrachter sind ergänzende Informationen wichtig, wie X-Ercist bereits bemerkt hat.

Grüße

Arnulf

bearbeitet von X-dreamer
kleine Korrektur
Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

vor 1 Stunde schrieb X-Ercist:

Ein reines Landschaftsfoto allein kann das Grauen, das den wissenden Betrachter befällt, nicht auslösen. Zumindest nicht bei mir. Es ist dazu Wissen notwendig, das den fotografischen Kontext sprengt. Hättest Du den Eingang mit ins Bild genommen, wäre es für mich nachvollziehbarer, was Du an dem Ort empfunden hast.

Ich glaube, du hast mich missverstanden. Das gezeigte Bild soll ja gar keine Assoziation zu zum Ort des Grauens oder den Erlebnissen der Insassen erzeugen. Wie sollte es das auch können? Dazu ist es, wie du richtig schreibst, völlig ungeeignet.

Nein, meine Frage aus dem Eingangspost lautet schlicht: Kann ich jemals wieder eine solche Aussicht (wie auf dem Foto) unbefangen genießen?
Werde ich künftig vielleicht immer an dieses Bild denken wenn ich, an einem schönen Sommertag, vor solch einem Panorama stehe?

Meine Gedanken und Empfindungen im Lager selbst sind nochmal ein anderes Thema und da ist gut möglich, nein, sogar sehr wahrscheinlich, dass ich mit den Bildern auch für mich selbst etwas aufarbeiten möchte. Dazu kurz eine Hintergrundinformation.

Mein Großvater (mütterlicherseits) ist im KZ umgekommen und sein ältester Sohn, mein Onkel starb wenige Jahre nach dem Krieg an den Folgen des KZ-Aufenthalts.
Das größte Trauma, das mein Onkel davongetragen hatte, war aber nicht die Erinnerung an den Hunger, die Schmerzen u.ä. sondern die Befürchtung, während seiner Zwangsarbeit im Krematorium womöglich seinen eigenen Vater verbrannt zu haben. Diese Frage quälte ihn bis zu seinem letzten Atemzug.

Meine Mutter hingegen hat nie ein KZ von innen gesehen, wurde nie gefangen genommen, verhört oder gar deportiert, hat aber nie wirklich über diese Zeit gesprochen.
Bei ihr war es die ständige Angst, entdeckt zu werden und diese Angst hat auch zu einem Trauma geführt. Sie konnte einfach nicht darüber reden.

Für mich gibt es deshalb eine Menge offener Fragen im Zusammenhang mit Schicksal meines Großvaters und vielleicht beschäftigt mich der Anblick z.B. des Ofens im Krematorium doch mehr als es mir bewusst ist.

Die Bilder aus dem Lager sind mir wichtig und werden ihren Teil dazu beitragen.
Dieses unschuldige Landschaftsbild gehört für mich aber ebenfalls dazu und wird mich immer an diesen Tag in Natzweiler erinnern, da bin ich mir ziemlich sicher.
Ob aber andere, ähnliche Landschaften, ebenfalls diese Erinnerung hervorrufen werden, das war meine Ausgangsfrage.
 

 

Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Detlef,

Dein Beitrag ist ein schönes gutes Beispiel dafür, wie das Fotografieren nicht nur den Betrachter der Bilder, sondern auch den Fotografen nachhaltig verändern kann. Meist bringt man das ja mit Kriegs- oder Krisenfotografen in Verbindung, aber an Deinem Fall sieht man, wie man auch als Hobbyfotograf sehr schnell in eine solche Lage kommen kann.

Das macht (mich zumindest) nachdenklich...

Grüße
Matthias

bearbeitet von Mattes
Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

vor 5 Stunden schrieb DeLuX:

Nein, meine Frage aus dem Eingangspost lautet schlicht: Kann ich jemals wieder eine solche Aussicht (wie auf dem Foto) unbefangen genießen?
Werde ich künftig vielleicht immer an dieses Bild denken wenn ich, an einem schönen Sommertag, vor solch einem Panorama stehe?

 

Eine sehr persönliche Problematik, die in einem Fotoforum sicher nicht beriedigend geklärt werden kann.

Jedenfalls wünsche ich Dir daß Du die Landschaften, in denen Du Dich zukünftig bewegen wirst, die Du begeistert fotografieren wirst, wieder in ihrer Unschuld sehen kannst.  Vergessen können gehört zur Bewältigung.

Vermutlich bewegen wir uns sehr oft über blutgetränkten Boden ohne daß es uns bewußt ist.

Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Ich drücke Dir die Daumen und bin im Grunde recht optimistisch, dass Du Dich über kurz oder lang wieder an solchen Landschaften erfreuen kannst. Keine Ahnung wie ich das ausdrücken kann, ohne dass eine Platitüde daraus wird. Das Unrecht, das Leid, der Scherz werden bleiben. Insbesondere wenn so viele Familienmitglieder durch dieses Martyrium mussten. Aber es ist doch auch faszinierend, dass sich die Natur über solche durch Menschen gemachte Greuel hinweg setzen kann. Sie wächst alles zu und lässt etwas Neues und Schönes entstehen, ohne die Erinnerung auszulöschen.

Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Am 31.7.2018 um 08:50 schrieb Mattes:

... Umso irriterender finde ich, wenn man die seltenen Farbfotos oder - noch besser - Originalstücke aus dieser Zeit zu sehen bekommt. Die Welt war natürlich damals auch in Farbe, nur in (zumindest meiner) Erinnerung eben überwiegend schwarzweiss...

Ich finde, dass farbige Ansichten solcher Orte eine unheimliche Wucht entwickeln können.

Meisterhaft hat das Claude Lanzmann (gestorben Anfang Juli) mit seinem Projekt "Shoa" auf Film gebannt, der Kontrast von einsamen (teils friedlich sommerlich grün und blühenden) Landschaften, gefilmt Anfang der 80er, kombiniert mit den Erzählungen der Augenzeugen. Das haut einen um, Kopfkino + scheinbar unschuldige Landschaft.

@DeLuX

Natürlich kann man solche Orte auch bei grusligem Wetter, trüben Novembertagen, eisigen Wintertagen, besuchen. Das macht es einem aber leicht. Es dagegen mit diesem "Urlaubswetter" zu kombinieren und wohl überlegt umzusetzen, es mit seinen Gedanken vorzutragen, das bleibt hängen, das regt zum Nachdenken an. Tolle Arbeit!

bearbeitet von outofsightdd
Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

  • 4 weeks later...

Werbung (verschwindet nach Registrierung)

Am 31.7.2018 um 09:42 schrieb Mattes:

Der Fotograf Peter Hebeisen hat in der Tradition der Landschaftsmaler und -fotografen die Schlachtfelder des 20. Jahrhunderts besucht und fotografiert. Die Aufnahmen sind ästhetisch sehr schön und ansprechend - bei einem Blick auf den Titel relativert sich dann der Eindruck. 

Hier der Link zu seinen Bildern: http://www.peterhebeisen.com/european-battlefields/

Es gibt Landschaften,. z.B. die der Westfront des ersten Weltkriegs, die bis heute erkennen lassen, was dort geschehen ist. Sei es durch Sprengtrichter oder Granatsplittern in alten Bäumen. Bei anderen Landschaften hat die Natur mittlerweile das meiste zurückerobert.

Grüße
Matthias

Wow! Vielen dank für den Link!

Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Diskutiere mit!

Du kannst direkt antworten und dich erst später registrieren. Wenn du bereits einen Account hast, kannst du dich hier anmelden, um unter deinem Usernamen zu posten.
Note: Your post will require moderator approval before it will be visible.

Gast
Auf dieses Thema antworten...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung jetzt entfernen

  Only 75 emoji are allowed.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Dein vorheriger Inhalt wurde wiederhergestellt.   Clear editor

×   Du kannst Bilder nicht direkt einfügen. Lade Bilder hoch oder lade sie von einer URL.

×
×
  • Neu erstellen...