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"DON'T take the bridge!" Der Arctic Circle Trail + Ilulissat


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Es ist wieder soweit, auch in diesem Jahr war ich im Sommer unterwegs, diesmal hieß das Ziel erneut Grönland. Nach zwei Schiffsreisen in den Jahren 2015 und 2016, ging es diesmal auf den Arctic Circle Trail, einen Fernwanderweg von ca. 175km Länge durch die grönländische Wildnis. Ausgangspunkt des Trails war für uns der Flughafenort Kangerlussuaq. Von dort geht es dann an Seen und Bächen vorbei, über den einen Hügel und durch das andere Tal, bis wir schließlich das Ziel erreichten, Sisimiut, Grönlands zweitgrößte Stadt, mit fast 6000 Einwohnern. Nach grönländischen Verhältnissen beinahe eine pulsierende Metropole.:)

Wir waren erneut zu zweit unterwegs, wie auch schon im vergangenen Jahr in Island. Diesmal allerdings mit den Erfahrungen des Laugavegurs ausgestattet und etwas besser vorbereitet auf die Strapazen, die uns erwarten würden. Da mein Kumpel in diesem Jahr nur über genau zwei Wochen Urlaub in Grönland verfügte, plante ich nach der Wanderung noch einen Abstecher etwas weiter in den Norden Grönlands. Mein ursprüngliches Ziel Uummannaq musste ich dabei leider aufgrund ungünstiger Fähr- und Flugverbindungen einstampfen und durch Ilulissat ersetzen. Meine Trauer hielt sich aber in Grenzen, nun gibt es einen Grund mindestens noch einmal nach Grönland zurückzukehren.:)

Ich will euch mit der Vorrede nun aber auch nicht länger langweilen, los geht's mit Bildern, Geschichten und Anekdoten.

 

P.S.: Zur Erklärung für diejenigen, die die anderen beiden Berichte nicht mitverfolgten: Ich gehe streng chronologisch vor und sehe meinen Bericht eher als eine Art Zusammenspiel zwischen Bild und Text, so dass eine Reisegeschichte entsteht, in der nicht allein die Qualität der Bilder im Vordergrund steht.:) Es geht also mehr ums Mitnehmen als ums alleinige Präsentieren meiner fotografischen Beute.:)

Fragen zur Reise, Anregungen und Kritik zu den Bildern sind natürlich sehr willkommen und gern gesehen.

 

Tag 1 - Anreise

 

#1

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Getreu dem Motto, dass auch die größte Reise mit dem ersten Schritt beginnt, starteten wir in Kiel mit der Bahn in Richtung Kopenhagen. Fast wäre es schon an der ersten Station unserer Reise zu ernsten Schwierigkeiten gekommen, der Zug von Rendsburg nach Flensburg hatte etwa eine halbe Stunde Verspätung, was dazu geführt hätte, dass wir nicht mehr rechtzeitig zum Flug nach Kopenhagen gekommen wären. Dank der dänischen Staatsbahn, der Zug in Flensburg wartete tatsächlich auf die Reisenden, also auch uns, aus Rendsburg, erreichten wir aber schließlich doch noch alle unsere Anschlüsse. Aber für einen kurzen Moment breitete sich kurz Panik aus. Als wir aber schließlich in Flensburg im Zug saßen, konnten wir uns ein Lachen aufgrund der absurden Situation nicht mehr verkneifen. Stell' dir vor, du willst nach Grönland und deine Reise endet bereits in Rendsburg...:ugly:

 

#2

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Eine spannende Zugfahrt lag vor uns, bei der wir bereits im Zug nach Fredericia von einem Herren unseren Alters damit begrüßt wurden, dass er einen hörbar ansehnlichen Klumpen Nasenschleimhaut zunächst in seinen Mund und anschließend in seinen Magen beförderte. Selbiger Mensch schnarchte im Anschluss derartig heftig, dass die Fenster des Waggons aus den Fassungen

zu brechen drohten, um nach kurzer Zeit erschrocken aufzuspringen, da er meinte beobachtet zu haben, wie ein Unbekannter ihn mutmaßlich bestahl. Die restliche Zugfahrt ließ er die übrigen Reisenden dann daran teilhaben, wie er beinahe Opfer eines Verbrechens geworden wäre. An Schlaf war durch seine lautstarken Äußerungen dabei im Prinzip nicht mehr zu denken.:mad:

Das mitgeführte Känguruh streifte nach etwa einer halben Stunde des Zuhörens die roten Boxhandschuhe über, legte die Ohren an und konnte nur mit Mühe an einer körperlichen Auseinandersetzung mit dem Ruhestörer gehindert werden. (Zur kurzen Erklärung: Mein Kumpel und ich sind große Fans der Känguruhchroniken und natürlich nahm das Beuteltier auch dieses Jahr wieder an unserer Reise teil.:lol:). Erst im Lichte der aufgehenden Sonne am Kopenhagener Flughafen fanden wir schließlich eine Moment der Ruhe und warteten beinahe ungeduldig auf das Boarding.:)

 

#3

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Nach einem ereignislosen und sehr ruhigen Flug erreichten wir schließlich pünktlich Kangerlussuaq auf Grönland. Ein unbeschreiblicher Moment, genau an dem Ort zu stehen, an dem ich vor ziemlich genau drei Jahren das erste Mal mit der Arktis in Berührung kam und mich wohl unheilbar mit dem arktischen Virus infizierte. Der Reiz des Neuen machte einem Reiz des Bekannten und des Wiedersehens Platz, und ich bekam das Gefühl ein Stückweit zurückgekehrt, ja fast schon nach hause gekommen zu sein.

Natürlich gehörte in Kangerlussuaq ein Bild des Wegweisers am Flughafen dazu. Diesem Schild ist zu entnehmen, dass der Nordpol an diesem Punkt dichter liegt, als jedwede größere Metropole der Welt.

Wir bezogen unser Quartier und machten uns sodann auf den Weg in den eigentlichen Ort um uns mit Gaskartuschen für unseren Kocher zu versorgen. Auch bei diesem Ausflug beschlich mich ein kaum in Worte zukleidendes Gefühl, als ich die Kneipe erblickte, in der ich mit einer jungen Familie vor drei Jahren das letzte Abendessen in Grönland einnahm, wohlwissend, dass man sich möglicherweise nie wieder begegnen würde. Unsere Suche endete recht erfolgreich, wie wir annahmen; wir erstanden in einem schwer zu erkennenden kleinen Supermarkt drei große Gaskartuschen, die für die geplanten elf Tage Wanderung mehr als ausreichend sein sollten. Aus einem mir unerfindlichen Grund, griffen wir dabei auf zwei unterschiedliche Hersteller zurück, eine Weber-Kartusche und zwei Stück eines französischen Produzenten. Weshalb ich dieses Detail erwähne, wird sich in nicht allzu ferner Zukunft aufklären...

Den Tag beschlossen wir nach erfolgreichem Umpacken unserer Rucksäcke mit einem ordentlichen Moschusochsenburger in der Cafeteria des Flughafens.

 

Tag 2 - Etappe 1, Kangerlussuaq --> Qarlissuit

 

#4

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Den nächsten Morgen begannen wir voller Vorfreude mit einem ordentlichen Frühstück in unserer kleinen Unterkunft, bei dem wir auf ein Paar aus Hamburg trafen. Diese standen am Ende ihrer Grönlandreise und ich vermeinte auch in ihren Augen das Feuer zu entdecken, dass sich bei denen zeigt, die, vom arktischen Virus infiziert, von ihren Erlebnissen ihrer Grönlandreise erzählen. Als wir von unseren Plänen berichteten, bekamen beide große Augen und erfragten, ob wir denn mit einem Guide unterwegs seien. Die Antwort lautete Nein, aber wir verfügten über einen informativen Reiseführer aus der "Outdoor"-Reihe. In jenem Moment ahnten wir noch nicht, dass es den ein oder anderen Augenblick gab, an dem wir uns einen leibhaftigen Guide wünschten und nicht dieses seltsame, gelbe Buch, dem auch der merkwürdige Threadtitel zu verdanken ist...

Im Prinzip führt die erste Etappe von Kangerlussuaq nach Kellyville (einer kleinen, verlassenen Ortschaft) zum eigentlichen Startpunkt des Arctic Circle Trail. Nach übereinstimmenden Berichten führt der Weg recht unspektakulär etwa 12km auf einer Schotterpiste entlang, bis der Weg sich teilt, einmal nach Kellyville und einmal in den Hafen Kangerlussuaqs. Die allgemeine Meinung geht dazu über, diesen Teil des Weges lieber per Anhalter zurückzulegen, da sich die Strecke doch ziemlich in die Länge zieht. Leider hatten wir bei den ersten Fahrzeugen kaum Glück, so dass wir bestimmt schon vier Kilometer gelaufen waren, ehe ein kleiner zweitüriger Geländewagen hielt und uns mitnahm. Im Nachhinein frage ich mich schon, wie wir neben Vater und Sohn mit unseren beiden Rucksäcken in dieses erstaunlich enge Gefährt hinein passten. Die Fahrt hingegen war witzig, unterhaltsam (auch wenn der Vater weder Dänisch noch Englisch sprach) und verging erstaunlich schnell. Sie entließen uns am Abzweig nach Kellyville, natürlich mit dem Hinweis, dass wir nach einem verschwundenen Chinesen Ausschau halten sollen. Dieser ging wohl im Jahr zuvor auf dem Trail verloren, bis heute ist nichts über sein Verschwinden bekannt. Ganz rechts im Bild, am Wegweiser Richtung Kellyville, ist das Suchplakat zu sehen. Als der Jeep davon brauste und wir das Plakat etwas näher betrachteten, beschlich mich dann ein doch etwas mulmiges Gefühl.

 

#5

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Nach den ersten Schritten verflog dieses Gefühl aber wieder recht schnell und wir genossen immermal wieder den Blick zurück, auf den großartig anzusehenden Fjord bei Kangerlussuaq. Bis zum tatsächlichen, offiziellen Startpunkt des Trails hatten wir nun noch gute vier Kilometer vor uns, die zunächst noch über eine solche Schotterpiste führten, unsere Motivation stieg aber Schritt um Schritt, hatten wir doch bereits das erste größere Hindernis, nämlich die erste eher langweilige Etappe, ein gutes Stück verkürzt. Vor uns lagen nun 175 Kilometer unberührte grönländische Natur, die mit Sicherheit das ein oder andere Abenteuer für uns bereit halten würde. Wie schnell wir in den Genuss eines Abenteuers kommen würden, nämlich noch am selben Abend, ahnten wir in jenem Augenblick noch nicht.:)

 

bearbeitet von Nørdwinkel
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Nørdwinkel

Es ist wieder soweit, auch in diesem Jahr war ich im Sommer unterwegs, diesmal hieß das Ziel erneut Grönland. Nach zwei Schiffsreisen in den Jahren 2015 und 2016, ging es diesmal auf den Arctic Circle

Nørdwinkel

#55

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  Während also der Regen stetig zunahm, gingen wir davon aus, dass wir die Hütte wohl bald erreicht hätten, so dass ein Wechsel auf Regenklamotten ü
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#6

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  Diese Aufnahme entstand direkt am offiziellen Startpunkt des Arctic Circle Trail. Ein wirkliches Symbol oder einen Hinweis auf den Start- bzw. Endp

Hej Konrad,

der erste Teil Deines Reiseberichts klingt für meinen Geschmack schon mal vielversprechend und macht Lust auf mehr "mitnehmen"  

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Am 4.10.2018 um 22:51 schrieb Pick:

Ja, da freu ich mich auch schon sehr auf das, was kommen wird...🏕️

Hehe, freut mich zu hören, dass du gern dabei sein möchtest. Ich werde mich bemühen, auch etwas regelmäßiger den Bericht fortzuführen. Zu erzählen und zu zeigen, gibt es jedenfalls eine ganze Menge.:)

Am 4.10.2018 um 22:01 schrieb TommyS:

Hej Konrad,

der erste Teil Deines Reiseberichts klingt für meinen Geschmack schon mal vielversprechend und macht Lust auf mehr "mitnehmen"  

Na dann los, auf geht's in die zweite Runde. Die dritte wird hoffentlich nicht wieder so lange auf sich warten lassen. Habe diese Woche nicht ganz so viel mit der Arbeit um die Ohren.:)

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#6

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Diese Aufnahme entstand direkt am offiziellen Startpunkt des Arctic Circle Trail. Ein wirkliches Symbol oder einen Hinweis auf den Start- bzw. Endpunkt gibt es nicht, dafür aber eine riesige Tafel, auf der die Telefonnummer eines Taxiunternehmens in Kangerlussuaq geschrieben steht. Für all diejenigen also, die in uns entgegengesetzter Richtung liefen und sich nicht auf das Trampglück verlassen wollten.:)

Die lilanen Glockenblumen sahen wir im Verlauf des Trails immer wieder, wobei ich zunächst fälschlicherweise annahm, es handelte sich um das arktische Weidenröschen, die grönländische Nationalblume. Wir freuten uns über diese schönen kleinen Farbtupfer und im Nachhinein betrachtet muss man diesen kleinen Pflanzen wohl auch gehörigen Respekt zollen, dass sie sich in dieser unwirtlichen Gegend derartig gut und zahlreich zu halten vermögen.

Nach einer ausgiebigen Pause, starteten wir nun auch offiziell unser Abenteuer Arctic Circle Trail. Im Hintergrund ist der Pfad ein wenig zu erkennen und führte, wie fast die gesamte Strecke, an einem See entlang. Dies sorgte für einen recht morastigen Einstieg in den Wadnerweg und würde sich auch bis zum Ende nicht mehr großartig verändern.

 

#7

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Ein kleines Selbstportrait nach dem ersten Kilometer auf dem Trail. Das Wetter war uns hold und sorgte mit etwa 12°C, einer leichten Brise und einem interessanten bewölkten Himmel, für traumhafte Wanderbedingungen. Einen besseren Start kann man sich wohl nur schwer vorstellen.:)

 

#8

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Nach etwa einer guten Stunde Wanderung kamen wir auf den dargestellten See zu, an dessen diesseitigem Ende ein alter, ausrangierter Wohnwagen steht, der von Wanderern als Übernachtungsmöglichkeit genutzt werden kann. Der See selbst beinhaltet ganz schwach salzhaltiges Wasser, so dass man es zwar trinken kann, ich aber im Nachhinein vom Genuss abraten würde. Weshalb das Wasser einen schwachen Salzgehalt aufweist, vermag ich allerdings nicht erklären. Am Ufer dieses Sees steuerten wir nun auch auf unsere erste Pause zu, das Ufer des Sees war etwa 4km vom Startpunkt entfernt. Die Rucksäcke waren schließlich noch schwer gefüllt, das Gewicht dementsprechend auch noch recht hoch. Mit dieser Aussicht vor Augen, ließ es sich aber auch herrlich abschalten, zumal wir nun auch noch in den Genuss von Sonnenstrahlen kamen, ohne dass es sich übermäßig aufheizte. Durch den nicht vorhandenen Handyempfang schaltete ich bereits nach dieser ersten Stunde des Wanderns, meinen bisherigen Alltag komplett aus und wurde mit dem Gefühl belohnt, völlig losgelöst in der Gegenwart angekommen zu sein. Hier fanden wir nun auch unsere erste, ständig wiederkehrende Phrase: "Es gibt schon auch schlechtere Plätze um Pause zu machen.":)

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Hoi Nordwinkel

Wäre mein Rucksack nicht immer marschbereit im Keller abgestellt, wäre so ein Bericht natürlich etwas leichter zu ertragen 🤤

In welchem Monat / Woche seid ihr gestartet?
Wie viele Kilogramm hattet ihr am Rücken?

Und natürlich: Welches Equipment fototechnisch war mit?

Liebe Grüsse
Johann

 

 

 

 

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Am 9.10.2018 um 20:00 schrieb Pick:

Hoi Nordwinkel

Wäre mein Rucksack nicht immer marschbereit im Keller abgestellt, wäre so ein Bericht natürlich etwas leichter zu ertragen 🤤

In welchem Monat / Woche seid ihr gestartet?
Wie viele Kilogramm hattet ihr am Rücken?

Und natürlich: Welches Equipment fototechnisch war mit?

Liebe Grüsse
Johann

 

 

 

 

Ich kann absolut nachvollziehen, was du meinst... :)

Wir waren Anfang August unterwegs. Vom Wetter her eine super Wahl, allerdings gibt es dann eben noch sehr sehr viele Mosquitos und, die fand ich fast noch nerviger, Moschusochsenfliegen. Ohne Mosquitonetz geht da nichts! Zu Beginn der Tour waren es wohl 23kg für geplante 11 Tage. Was daraus wurde, kommt noch später im Bericht. An Kameraausrüstung hatte ich dabei: X-T1, XF16 und XF50. Dazu 7 Akkus und 8 SD-Karten mit, zusammen, etwa 200GB Speicherplatz. Die Kombination aus 16mm und 50mm hatte ich letztes Jahr schon auf Island dabei und hat sich dort absolut bewährt.:)

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#9

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Der angesprochene, ausrangierte Wohnwagen vor dem Hundesø. Wie man sieht, wird der Wagen besonders im Sommer gern genutzt, um beispielsweise ein kleines Grillfest zu veranstalten. Bereits so früh auf der Wanderung kamen wir mit unserem "großartigen" Reiseführer das erste Mal ins Hadern. Die Beschreibung des Weges ging bereits hier nicht mehr so ganz konform mit dem eingezeichneten Weg auf der Karte und schon gar nicht, mit dem zum Buch gehörenden GPS-Track. Dass rund um den See nicht gerade wenige Trampelpfade entlangliefen, wurde mit keiner Silbe erwähnt, genauso wenig, dass der Weg des Reiseführers vom Weg in den offiziellen Karten abweicht. In jenem Moment schoben wir unseren kurzen Moment der Orientierungslosigkeit aber eher auf unsere Unerfahrenheit...:rolleyes:

Am Wagen angekommen, sahen wir uns leider, und das ging uns bei vielen Hütten so, in der unmittelbaren Umgebung mit einer enormen Fülle an Müll konfrontiert. Da der Wagen keine 20km von Kangerlussuaq entfernt steht, wunderten wir uns doch schon ein wenig, dass es bereits hier schon mit dem Müll Probleme zu geben schien. Das Thema Müll würde uns aber den gesamten Weg über verfolgen, zum Glück weitestgehend nie auf dem Weg selbst, dafür umso heftiger an den zu erwartenden Hütten. In jenem Moment genossen wir jedoch noch ein wenig die Sonne und machten uns nach einer Pause wieder auf die Socken und wanderten dem Pfad entlang an zwei weiteren Seen vorbei, dem Limnæasø und dem Brayasø.

 

#10

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Auf dem Bild ist der Übergang vom Hundesø zum Limnæasø gut zu erkennen. Ebenfalls zeigt sich auf der Aufnahme, wie ich finde, sehr gut, weshalb Erik der Rote auf die Idee kam, das Land als Grünland zu bezeichnen. Zwar rührt das Grün eher von Kriechweiden (hach, wie sehr ich diese Gewächse auf der Wanderung ins Herz schloss...:grumble:) als von saftigen Weiden her, dennoch zeigte sich die Landschaft im August in wundervollen grünen Farbtönen. Der Pfad selbst verlief zu Beginn der Wanderung auch recht eben und gleichmäßig, so dass man mit dem schweren Rucksack erstaunlich gut voran kam. Wie schon erwähnt, spielte das Wetter ebenfalls hervorragend mit, so dass wir Schritt um Schritt außerordentlich gut, und auch besser als gedacht, voran kamen.

 

#11

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Eines der Steinmännchen, die uns den gesamten Weg über begleiten würden. Im Laufe der Wanderung lernten wir diese steinernen Kameraden als wichtige Orientierungshilfe zu schätzen. Glaubt man unserem Reiseführer, hat sich die Anzahl der Männchen in den letzten Jahren wohl auch ziemlich drastisch erhöht. Auf jeden Fall stellte die Orientierung auf dem Trail mit diesen Hilfen kein allzu großes Problem dar, so lange man sich nicht von einem großartigen, gelben Reiseführer ins Bockshorn jagen lässt.:)

An jenem Punkt unterbrachen wir unsere Wanderung erneut, diesmal aber für eine etwas ausgedehntere Pause, immerhin lagen nun bereits gute dreieinhalb Stunden Wanderung hinter uns. Im Hintergrund ist der Limnæasø zu erkennen. Der Weg verläuft hier etwa 40-50 Meter über dem Seeufer, so dass sich ein toller Ausbllick über den See bot. Hier trafen wir auch die ersten Menschen auf dem Trail. Zwei Däninnen, denen ihre Urlaubsplanung wohl nur vier oder fünf Tage wandern im Gebiet um Kangerlussuaq erlaubten. Als wir uns trafen, waren sie grade auf dem Rückweg zum Flughafen. Sie wünschten uns noch eine schöne Wanderung und zogen ihrer Wege, während wir die Zeit nutzten, unsere Socken und Schuhe ordentlich durch zu lüften, den Ausblick auf den See zu genießen und ein erstes Trekking-Mittagessen zu uns nahmen.:)

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#12

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Nach unserem ausgedehnten Mittagspäuschen trafen wir nach einer kürzeren Strecke Weges auf zwei grönländische Damen. Als wir kurz ins Gespräch kamen, erzählte die ein von ihnen, dass sie den Trail schon das achte oder neune Mal läuft. Ihre Begleitung hingegen zum ersten Mal. Die erfahrenere der beiden Damen ließ es sich dann auch nicht nehmen, nach unserem Rucksackgewicht zu fragen, wobei wir ehrlich antworteten, dass wir jeweils gute 22 oder 23kg mit uns herum schleppten. Süffisant lächelnd ließ sie uns dann wissen, dass sie ja nur 8kg auf dem Rücken trage, da sie auf ein Zelt verzichten und von Hütte zu Hütte wandern. Sie rechnete mit 6-7 Tagen für die ca 175km bis nach Sisimiut. So eilig hatten wir es hingegen (noch) nicht, so dass wir auch kein schlechtes Gewissen bekamen, dass wir wesentlich mehr Gewicht durch die Landschaft wuchteten. Immerhin hieß Plan A, dass wir uns elf Tage Zeit nehmen wollten. Und trotz der Unterschiede, liefen die beiden Damen noch etwa gute zwei oder drei Stunden in Sichtweite vor uns her. So dass wir mit Stolz feststellten, dass wir recht zügig voran schritten und wohl doch fitter in dieses Abenteuer gingen, als wir zu Beginn befürchteten. Dennoch sollten wir, wenn auch nicht direkt, noch einige Male auf die beiden Damen zu sprechen kommen.:)

Obiges Bild entstand während einer kleinen Trinkpause, die nötig wurde, da ich meine Trinkflasche schlauerweise unserem Reiseführer folgend, am Hundesø auffüllte, sich das Wasser aber letztlich als nicht genießbar herausstellte, weil salzig. Hier realisierten wir auch, dass wir bereits 17km wanderten, mehr als auf jeder Etappe des Laugavegur im vergangenen Jahr. In jenem Moment ein wirklich erhabenes Gefühl.:cool:

 

#13

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Nach kurzer Pause schickten wir uns an, nun auch noch die übrigen 4-5km unter die Sohlen zu nehmen, laut Reiseführer sollten wir nach angegebener Distanz auf tolle Zeltmöglichkeiten stoßen. Unserem Pfad folgend, begannen allmählich die überall wachsenden Kriechweiden zumindest an meinen Nerven zu sägen. Die Dinger sind so zäh und widerstandsfähig, dass ich ständig mit meinen Wanderstöcken zwischen den Sträuchern hängen blieb, so dass ich irgendwann beschloss, auf die Stöcke ganz zu verzichten, was bei matschigen Passagen des Trails allerdings nur eine mäßig kluge Idee darstellt.

 

#14

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Nach etwa zwei Stunden Wanderns und etlcihen kleineren Trinkpausen fanden wir schließlich eine geeignete und wirklich großartige Zeltmöglichkeit. Der Ausblick auf die umliegenden Seen war einfach gigantisch. Nach dem wir feststellten, dass auch noch der Zeltaufbau genauso gut klappte, wie am Ende der Tour des letzten Jahres, stieg unsere Laune voller Vorfreude massiv an. Als wir uns im Zelt häuslich eingerichtet hatten, fassten wir den Entschluss, das Abendessen zusammenzurühren. Ich griff also wahllos in meinen Rucksack und erwischte eine der drei Gaskartuschen. Es war das Fabrikat, von welchem wir zwei Exemplare in Kangerlussuaq erwarben. Nach etwas nerviger Fummelei gab schließlich der Plastikdeckel den Anschluss der Kartusche frei und mich beschlich das Gefühl, dass wir ein Problem bekommen. Am Anschluss war kein Gewinde zu sehen, wie es bei passenden Kartuschen normalerweise der Fall ist. Nach hektischer Suche des Kochers herrschte schließlich Gewissheit, zwei von unseren drei Kartuschen passten nicht auf meinen Kocher. Es gibt wohl ein neues Patent für Gaskocher, das sieht von außen und auch mit Plastikdeckel haargenau so aus, wie der Schraubverschluss. Allerdings sind die Dinger nicht kompatibel. Nach dem wir den ersten Schock verwunden hatten, suchten wir fieberhaft nach einer Lösung. Sämtliche Versuche, die Kartusche zum Laufen zu bekommen scheiterten, auch keine anderweitige Behelfslösung war von Erfolg gekrönt. Blöd, wenn man seine gesamte Nahrungsversorgung auf kochendes Wasser aufbaut und letztlich ohne ausreichend Gas da steht. Kurzzeitig war ich etwas ungläubig, dass dies unter Umständen bedeuten konnte, dass unser Abenteuer endete, bevor es begann. Grundsätzlich verfügten wir nur über zwei Alternativen: Variante A, wir gehen am nächsten Tag zurück und besorgen uns passende Kartuschen, haben dann aber zwei Tage verschenkt, müssten den Trail also in neun Tagen schaffen, ohne jeglichen Puffer; Variante B, laut Plan sollten wir am nächsten Tag an eine Hütte kommen, in der wohl hin und wieder Reste von anderen Wanderern zu finden sind. Mit etwas Glück vielleicht auch noch eine Kartusche. Nach längerem Überlegen und einem Abendessen mit einem leicht bitteren Beigeschmack (eine passende Kartusche hatten wir ja zumindest) entschieden wir uns für Variante B. Sollten wir kein Glück haben, wollten wir in der Hütte das weitere Vorgehen planen. Dass wir an jenem Tag stolze 22km zurückgelegt hatten, geriet dabei leider ein wenig ins Hintertreffen. Entsprechend unruhig schlief ich in jener Nacht dann auch, die anfängliche Euphorie war schließlich recht unsanft auf dem harten Boden der Realität aufgeschlagen.

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Tag 3 - Etappe 2, Qarlissuit --> Amitsorsuaq

 

#15

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Der nächste Morgen empfing uns mit trübem und wolkenverhangenem Himmel. Dies passte ganz gut zu unserer Stimmung, da wir auch über Nacht nicht sonderlich sicherer wurden, was unsere Entscheidung anbelangt. Wir ließen es uns aber dennoch nicht nehmen, zum Frühstück einen Kaffee zu kochen und brachen unser Zelt ab. Die angebene Hütte mit dem recht simplen Namen Katiffik sollten wir, unserem Reiseführer zufolge nach etwa 10km erreichen. Obwohl die Stimmung beim Loslaufen ein wenig gedrückt wirkte, nahmen wir dennoch diese wunderbare Natur wahr. Der Trail führte erneut an kleineren, namenlosen Seen vorbei, und stieg immer mal wieder sanft an und ab. Entsprechend entspannt verlief auch das Wandern selbst.

 

#16

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Nach ca. anderthalb Stunden erreichten wir den See Qarlissuit, der im obigen Bild zu erkennen ist. Wir nutzten den wundervollen Ausblick und unterbrachen unsere Wanderung für eine längere Pause. Auch hier stellten wir wiederum fest, dass es wirklich weniger schöne Stellen gibt, um eine ausgedehnte Pause einzuilegen.:) Während wir pausierten, besprachen wir nochmal unseren Plan, in der Katiffik-Hütte hoffentlich auf Gas zu stoßen. Sollte dies nicht der Fall sein, stünden wir vor einem ernsten Problem. Erstmalig warf mein Kumpel aber ein, ob wir in diesem Falle vielleicht unsere gesamten Vorräte überprüfen und vielleicht darüber nachdenken sollten, dass wir unseren Gasverbreauch derartig einschränken, dass wir die Kartusche nur abends fürs Abendessen nutzen. Genaueres würden wir dann an der Hütte heraus finden.

Während der Pause fiel eine stattliche Anzahl an Mücken über uns her, die wirklich jeden unbedeckten Quadratzentimeter entblößte Haut zielsicher auffanden. Zwar trugen wir ein erstaunlich gut wirkendes Anti-Mücken-Spray auf, aber wer denkt schon daran, sich auch noch die Fußsohlen einzusprühen oder rechnet gar damit, dass durch den Beckengurt des Rucksacks, das Shirt angehoben wird. Dabei krochen die Mosquitos unter den Beckengurt und zerstachen mir die komplette Hüfte. Kein sonderlich angenehmes Gefühl...:ugly: Rückblickend betrachtet kann man eigentlich nur den Hut vor soviel Überlebenswillen ziehen, dass sich die Viecher sogar unter den Beckengurt verkrochen, um an frisches Blut heranzukommen. Die sind echt zäh und hart im Nehmen.

 

#17

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Nach unser ausgedehnten Pause stiegen wir recht steil abwärts und näherten uns dem im Bild zu erahnenden Verbindungsflusslauf des Qarlissuit und einem kleinen unbenannten See, hier im Bild zu sehen. Laut Reiseführer stellt der Verbindungsbachlauf Wanderer vor die Herausforderung, das erstemal die Wanderschuhe auszuziehen und sich fürs Furten bereit zu machen. Etwa knietiefes Wasser sollte uns erwarten, wobei der Bachlauf durch große Steine nicht ganz einfach zu queren sei.

Das umgebende Gebiet um den herausfordernden Bachlauf empfiehlt sich übrigens als hervorragende Zeltgelegenheit. Es gibt ebene Plätze und direkten Zugang zu frischem Wasser. Sollte ich noch mal in den Genuss kommen, den Wanderweg zu laufen, steht diese Stelle für eine Übernachtung ganz weit oben.:)

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Hoi

Fototechnisch interessiert mich:

Wie hoch war der Akkuverbrauch? Hattet Ihr ein (Solar-) Ladegerät mit oder mussten die 7 Akkus für
den Trip ausreichen? Wie viele Bilder habt Ihr aufgenommen?
 

Trekkingtechnisch interessiert mich:  in unseren Breiten sind ja Tagesleistungen von 30 km und mehr so weit kein
                                                                  Problem, vor allem wenn die Topographie ähnlich deren in Grönland ist.
                                                                  Ist  die Wegbeschaffenheit  dermassen hinderlich für solche Tagesleistungen?

Liebe Grüsse

Johann

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  • 2 weeks later...
Am 24.10.2018 um 15:05 schrieb Pick:

Hoi

Fototechnisch interessiert mich:

Wie hoch war der Akkuverbrauch? Hattet Ihr ein (Solar-) Ladegerät mit oder mussten die 7 Akkus für
den Trip ausreichen? Wie viele Bilder habt Ihr aufgenommen?
 

Trekkingtechnisch interessiert mich:  in unseren Breiten sind ja Tagesleistungen von 30 km und mehr so weit kein
                                                                  Problem, vor allem wenn die Topographie ähnlich deren in Grönland ist.
                                                                  Ist  die Wegbeschaffenheit  dermassen hinderlich für solche Tagesleistungen?

Liebe Grüsse

Johann

Der Akkuverbrauch war sehr gering während der Wanderung. Ich habe, glaube ich, nur zwei Akkus leer bekommen. Insgesamt kam ich auf etwa 2000 Bilder, wobei etwa 500 nach der Wanderung am Eisfjord entstanden. Dadurch dass man zu Fuß halt recht langsam unterwegs ist, wechselt die Landschaft nicht so häufig, so dass sich die Landschaft häufig sehr stark ähnelt. Dementsprechend habe ich auch nicht so fürchterlich viel fotografiert. Ging ja auch eher ums Wandern.:)

30km sind durchaus machbar, wobei uns die 20km-Etappen schon echt geschlaucht haben. Zwischendurch will man ja auch noch was von der Landschaft mitbekommen. Da wir beide auch eher die gemütlichen Wanderer sind, gingen wir den Trail auch gemütlich an. Und wirklich vorbereitet haben wir uns auch nicht. Was das Tempo aber enorm drosselt, ist der Untergrund. Zu 80% besteht der Pfad aus Matsch. Dieser ist bisweilen auch so tief, dass man nur sehr schwer voran kommt. Kurzum, 30km Etappen sind sicher machbar, aber man bringt sich, in meinen Augen dabei um die wundervolle Natur.:)

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#18

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Dies ist nun eine Aufnahme des "knietiefen" Flusses. Das Gewässer erweckte bei näherer Betrachtung nicht den Eindruck, dass er zu unterschiedlichen Jahreszeiten höhere Wasserstände aufweist. Die Vegetation rundherum war intakt und wir kamen trockenen Fußes und sehr einfach auf die andere Seite.:) Uns erwartete nun ein längerer aber nicht sehr steiler Anstieg, den wir recht gut gelaunt unter die Füße nahmen. Auch hier kamen wir wieder recht gut voran, wobei ich diesmal auf meine Wanderstöcke verzichtete, da mir die Kriechweiden zu häufig die Stöcke festhielten, so dass es mehr Kraft kostete, die Stöcke nachzuziehen als man durch deren Gebrauch einsparte. Nach etwa anderthalb Stunden und einer kurzen Trinkpause erreichten wir einen Rastplatz, der ob seiner Aussicht zu einer ausgedehnteren Pause einlud.

 

#19

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Zu sehen ist der westliche Ausläufer des Qarlissuit, an dessen Ufer wir zunächst absteigen würden, um dann auf den Rücken hinaufzuklettern, der auf der linken Seite den See Amitsorsuaq zum Teil verdeckt. Nach dem folgenden Abstieg des Rückens sollten wir im Anschluss an die Hütte Kattivik gelangen, in der ja, laut Reiseführer hoffentlich Gasreste auf uns warten würden. Nach dem wir den Ausblick hinreichend genossen hatten, schnallten wir uns die Rucksäcke auf den Rücken und machten uns, auch ein wenig aufgeregt, auf, die letzten drei Kilometer zur Hütte zuerwandern.

Laut unserem Reiseführer soltle der Weg einfach zu finden sein, da nach dem Erklimmen des Rückens wohl ein gut sichtbarer Pfad und auch ein Steinmännchen den Abstieg zur Hütte zeigt. Also folgten wir bedenkenlos dem Pfad und stiegen kurioserweise immer höher hinauf, bis sich der Pfad an einer Felswand verlor und wir zwar einen schönen Blick über den Amitsorsuaq erhaschten, aber keine Möglichkeit des Abstiegs fanden. Unsere rudimentären Orientierungssinne auf das im Buch abgedruckte Foto angewandt, ließen in uns die Ahnung aufsteigen, dass wir die Felswand nicht zur Rechten, sondern zur Linken haben sollten. Der Vergleich mit dem GPS-Track schaffte Gewissheit. In unserem Glauben, dem richtigen und erwähnten "gut sichtbaren" Pfad weiter zu folgen, kamen wir vom Weg ab. Kurz machten wir unserem Ärger ein wenig Luft und zweifelten zunächst an unseren Lese- und Orientierungsfähigkeiten. Wir liefen ein gutes Stück unseres Weges zurück und kämpften uns ein wenig durchs Unterholöz, bis wir schließlich an einen Felssturz kamen, von welchem man die Hütte aus sah. Dort fanden wir dann auch wieder ein Steinmännchen. Uns erschloss sich jedoch auch im Nachhinein nicht, wo wir falsch abgebogen waren. Im Verlauf der Wanderung trafen wir auf weitere Wanderer, die ein ähnliches Schicksal ereilte und die ebenfalls vor dieser Felswand standen, als sie dem "gut sichtbaren" Pfad folgten. Der Abstieg zu Hütte und See über den Felssturz stellte kein großes Problem dar, unsere Anspannung jedoch stieg je dichter wir der Hütte kamen.

 

#20

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Die Hütte Katiffik. Mit großen Schritten erreichten wir die Hütte. Wir ließen unsere Rucksäcke fallen und rannten ins Innere. Dort fanden wir nach kurzer Suche tatsächlich eine passende Gaskartusche; einziger Nachteil, sie war komplett leer. Nach etwas intensiverer Suche stießen wir auf eine weitere Kartusche, aber auch diese verfügte über keinerlei Inhalt. Da die Hütte selbst recht klein ist, schlossen wir unsere Suche nach etwa 20 Minuten ohne Erfolg ab. Es war schlicht nichts vorhanden. Darauf zog ich mich kurzzeitig für eine Zigarette an die Wand der Hütte zurück, während mein Kumpel einen neuen Plan schmiedete. Nach dem ich das Rauchen beendete, setzten wir uns zusammen und mein Kumpel erklärte mir seinen Plan. Er schlug vor, sämtlichen Proviant aus den Rucksäcken zu holen, um einen Überblick zu bekommen, was genau wir zusammen eigentlich an Nahrung mit uns führen. Die Idee war, den Gasverbrauch auf das Abendessen zu beschränken, das Frühstück mit Riegeln, Schokolade und Müsli zu bestreiten. Gleichzeitig würden wir unbrauchbare Sachen (wie etwa meine knapp 2,5kg 5-Minuten-Terrine) in der Hütte zurück zu lassen. Ebenso weitere Mahlzeiten, die wir als Reserve dabei hatten. So würde sich das Gewicht unserer Rucksäcke reduzieren und wir wären in der Lage den Trail in den Etappenvorschlägen unseres Reiseführers zu erwandern. Voraussetzung wäre, dass wir noch am gleichen Tag einen Teil der an der Hütte beginnenden vierten Etappe weiter wandern würden. Damit würden wir zwar unser Wandererlebnis nicht unerheblich einschränken, andererseits klingt "umkehren" auch nicht grade verlockend. Da die Uhr grade erst drei Uhr Nachmittag anzeigte, einigten wir uns darauf, dass wir am nächsten Morgen entscheiden würden, ob wir tatsächlich den Trail nach Sisimiut weitergehen. Ich wollte die Entscheidung gern davon abhängig machen, wie weit wir an diesem Tag noch kämen und wie es uns am nächsten Morgen ginge. Insbesondere ohne die Möglichkeit morgens einen Kaffee zu trinken. Als wir unsere Sachen zusammenräumten, traf ein Wanderer aus der uns entgegengesetzten Richtung an der Hütte ein. Wir erzählten von unserem Malheur und er bot uns direkt an, an jenem Abend seinen Kocher mitbenutzen zu können. Er hat leider am Morgen seine überzählige Kartusche in der Hütte zuvor zurückgelassen. Wir nutzten noch ein wenig die Möglichkeit mit ihm zu plaudern und ihm Informationen über das nächste Stück zu entlocken. Nach seiner Aussage stellt der Pfad am Seeufer entlang keine großen Hindernisse bereit. Mit etwas Geschick und Ausdauer sei der Weg sehr gut machbar. Dies verstärkte unseren Mut und auch unsere Entschlossenheit, weiter zu gehen und herauszufinden, wie weit wir auf der vierten Etappe unseres Buches kommen würden. Der Wanderer wünschte uns alles Gute, gab uns noch den Tip, dass diese gefriergetrockneten Mahlzeiten notfalls auch mit kaltem Wasser essbar seien. Danach setzten wir unseren Weg entschlossen fort, wobei die Unsicherheit, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, sich irgendwo im Hinterkopf tief einnistete und sich gelegentlich auch mal zu Wort meldete.

Unser konkreter Plan besagte nun, von der 11,5km langen, vierten Etappe noch 6-8km weiterzugehen, nachdem wir bisher etwa 11km gelaufen waren. Die ersten Schritte gingen erstaunlich leicht vonstatten, runtergerechnet reduzierte ich das Gewicht meines Rucksackes um etwa 4kg, was sich sehr deutlich bemerkbar machte und bei mir das Gefühl der Entschlossenheit auf den nächsten Kilometern nicht unwesentlich verstärkte.

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Nachtrag zu Tag 3.

Nach einem recht entspannten Marsch von etwa 2km am Seeufer des Amitsorsuaq entlang, trafen wir, laut unserem Reiseführer, auf eines der größten Hindernisse auf dem gesamten Arctic Circle Trail. Ein riesiger Felssturz sollte durchquert werden, wobei dies wohl mit einem großen Wanderrucksack auf dem Rücken eine ziemliche Herausforderung werden würde. Weiter gab unser Reiseführer an, dass man bei erfolgreicher Querung, ohne Ausflug in das sehr kalte Seewasser, gewissermaßen stolz auf sich und seine Leistung sein dürfe. Am Felssturz angekommen stellte sich zwar durchaus die eine oder andere Kletteraufgabe, worin nun aber genau der extreme Schwierigkeitsgrad liegen sollte, erschloss sich uns nicht. Zwar glichen wir bei unserer Kletterei sicher keinem leichtfüßigen Rentier, aber dass man einen unfreiwilligen Ausflug ins Seewasser hätte machen können, fanden wir nicht. Im Anschluss ging es noch für weitere 5km am Seeufer entlang, bis wir nach einer Biegung eine Landzunge erspähten, die laut Karte und Reiseführer, wohl gute Zeltgelegenheiten bot. Zwischenzeitilich rasteten wir noch kurz an einem wunderschönen Sandstrand, bis wir auf der angepeilten Landzunge schließlich ein leuchtendes Zelt ausmachten.

Als wir die Landzunge erreichten, fanden wir einen recht geräumigen Zeltplatz vor, auf dem bereits zwei Zelte standen. Da wir recht spät eintrafen und unsere Nachbarn auch keinen sonderlich gesprächigen Eindruck machten, bauten wir recht flott unser Zelt auf und bereiteten unser Abendbrot zu. Gleichzeitig hielten wir kurz Kriegsrat, ob wir den Weg nun wirklich weiter gehen sollten, oder doch besser umdrehten. Wir vertagten eine endgültige Entscheidung auf den nächsten Morgen. Im Anschluss zauberte mein Kumpel, zum Zwecke der Gewichtsreduktion, zwei Dosen Bier aus seinem Rucksack hervor. Passenderweise der Marke Bölkstoff mit dem großartig passenden Aufdruck "Überlebensdose".:lol: Außerdem überraschten wir uns gegenseitig mit kleinen, eingepackten Aufmerksamkeiten der jeweiligen Freundin. So entwickelte sich der Abend zu einem kleinen Fest der Rührseligkeit, allerdings nur im positiven Sinne des Wortes.:) Im Anschluss krabbelten wir in unsere Schlafsäcke und noch in der Nacht stand mein Entschluss, ob weitergehen oder nicht, im Prinzip fest.

 

Tag 4, Etappe 3, Zum Abfluss des Amitsorsuaq

 

#021

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Am nächsten Morgen fielen wir sehr früh aus unseren Kojen und die aufgehende Sonne tat ihr Übriges uns einen wundervollen Start in den Tag zu schenken. Noch bevor in irgendeiner Art und Weise an Frühstück zu denken war, kramte ich meine Kamera hervor und genoß dieses traumhaft weiche Licht am Seeufer. Dabei hing ich auch kurzzeitig noch in Gedanken fest, was meine Entscheidung zur Tour anging, letztlich waren wir uns aber einig, wir würden weitergehen. Da wir im weiteren Verlauf noch an der ein oder anderen Hütte vorbei kommen, bestünde durchaus eine realistische Chance, Gas zu finden. Auf dieser Hoffnung begründet, trennte ich mich auch nicht von meinem Kaffeevorrat, sondern trug diesen tapfer weiter mit mir durch die grönländische Wildnis. Mal davon abgesehen, dass der Fairtrade-Instant-Kaffee auch keine 200g auf die Waage bringt...:lol:

 

#022

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So sah unser Zeltplatz aus. Rechts vom Bildrand campierten unsere Nachbarn, drei Franzosen. Zum dortigen Zeitpunkt verwunderte uns deren Ausmaß an Ausrüstung noch sehr. Besonders der hinter einem Zelt geparkte Trolley.:confused: Später erfuhren wir von anderen Wanderern, dass die drei Franzosen tatsächlich mit Rucksack und Trolley über den Arctic Circle Trail wanderten. Das Ausmaß an Ausrüstung und Gewicht muss dabei enorm gewesen sein. Zumal jeder An- und Abstieg dreifach bewältigt werden wollte. Das erste Mal allein mit Rucksack, das zweite Mal mit dem Gepäck des Trolleys und das dritte Mal mit dem Trolley selbst. Ich glaube, ich hätte bereits beim ersten Hügel das Ding stehen gelassen und meine Ausrüstung reduziert.:ugly::lol: Aber die drei waren mit ihrer Entscheidung wohl zufrieden und glücklich. Wie lange sie für den Weg brauchten, erfuhren wir jedoch nicht. Und was genau sie alles mit schleppten, erschloss sich uns auch nicht. Möglicherweise eine komplette Küche? Inklusive Generator und Mikrowelle? In späteren Hütten stießen wir nämlich auf zurückgelassenes Mikrowellenessen...:lol:

 

#023

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Während wir nach erfolgter kurzer Fotosession uns schließlich unserem ersten Frühstück ohne Kaffee zuwandten :grumble: tauchte auf einmal am Hang über unserem Zeltplatz ein stattliches Rentier auf. Dies ließ sich so ziemlich gar nicht aus der Ruhe bringen, auch nicht, als einer der Franzosen ziemlich geräuschvoll aus seinem Zelt stieg. Auf unseren Hinweis hin, krabbelte er nahezu lautlos zurück in sein Zelt und kramte seine Kamera hervor. Er bedankte sich in Zeichensprache für unseren Tipp und begann nun seinerseits Fotos von diesem Tier zu machen. Ich schenkte mir die Versuche einer Aufnahme, da ich nicht über ausreichend Brennweite verfügte, ein halbwegs vernünftiges Bild zu erstellen. Einer der drei Momente, in denen ich meine Reduktion auf 16mm und 50mm doch ein wenig bereute.

Im Anschluss versicherten wir uns noch mal gegenseitig, dass wir nun wirklich weiter gehen würden und setzten sodann unseren Plan auch in die Tat um. Für diesen Tag standen nun etwa 18km Wanderung auf dem Zettel, wobei wir uns immer am Seeufer halten würden. Ein weiteres kleines Highlight auf dem Weg, stellt das Kanu-Center dar. Eine große und geräumige Hütte, die dem Versuch entstammte, am Amitsorsuaq touristische Aktivitäten zu etablieren. Aufgrund der Abgeschiedenheit verwarf man die Idee des Kanuverleihs aber wieder, ließ aber Hütte und auch Kanus zurück, die Wanderer des Arctic Circle Trails kostenlos nutzen dürfen. Unser Tagesziel lag noch etwa 3-4km hinter dem Kanucenter, am Ende des langgezogenen Sees, wobei dieser Endpunkt des Sees auch mit dem Endpunkt der fünften Etappe unseres Reiseführers zusammenfiel. Von dort aus wollten wir der Etappeneinteilung unseres Buches folgen und sollten demnach nach sieben Tagen Sisimiut erreichen.

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#024

 

Den gesamten Tag führte uns der Trail stetig am Ufer des Amitsorsuaq entlang, wobei wir hier glücklicherweise von Kriechweiden und ähnlichem Gewächs weitestgehend verschont wurden. So strahlend wie der Tag begann, blieb uns die Sonne den kompletten Tag erhalten. So zeigte sich uns der See in den verschiedensten Grüntönen und auch die übrige Vegetation präsentierte sich von ihrer schönsten Seite. Mit den erleichterten Rucksäcken wanderten wir frohen Mutes durch die Wildnis, auch dadurch ein wenig befreit, dass wir nun endgültig eine Entscheidung getroffen hatten. :)

Das angehängte Panorama entstand an gleicher Stelle, nur dass ich dies mit der eingebauten Funktion der Kamera aufnahm und die Qualität mich nicht sonderlich glücklich macht. Dennoch ist es für einen kleinen Überblick vielleicht ganz gut.:)

 

Panorama groß

#025

 

Während des Wanderns gelangte ich zu dem Eindruck, dass wir recht gut voran kamen und überprüfte immer wieder unsere Position mit Hilfe der Karte. In der Ferne meinte ich nach etwa zwei Stunden bereits das Kanucenter ausfindig gemacht zu haben, da die vielen kleinen Landzungen und Einschnitte im See diesen Eindruck untermauerten. Als wir dann aber doch ein wenig überrascht über unsere scheinbare Wanderleistung waren, warf ich zur Kontrolle einen Blick auf das GPS. Und siehe da, von unserer Position aus war das Kanucenter noch nicht mal im Ansatz zu entdecken. Und völlig konträr zu unserer Annahme, kamen wir eher langsam als zügig voran, da noch gute 10km bis zu besagter Hütte vor uns lagen. Diese Erkenntnis verdeutlichte mir einmal mehr, dass mein Orientierungssinn kaum Anlass zu Optimismus bietet und ich besser vom Schlimmsten ausgehen sollte, um nicht zu heftig enttäuscht zu werden. Im Bereich Navigation mit Karte und Kompass werde ich mich wohl in Zukunft noch ein wenig weiterbilden müssen.:ugly:

Nach diesem kurzen Realitätsabgleich entdeckte mein Kumpel an einer der vielen Landzungen ein metallisches Funkeln im Sonnenlicht. Meines Optimismus beraubt, dämpfte ich die Erwartung, vielleicht doch eines der zurückgelassenen Kanus zu finden. Mit diesen verknüpften wir die Erwartung, den Weg zum Seeende ein wenig zu verkürzen und schneller voran zu kommen. Zumal ich mir nicht vorstellen konnte, weshalb jemand so ziemlich bei der Hälfte des Sees so ein Kanu hätte zurücklassen sollen.

Als wir uns dem Funkeln immer weiter näherten und die Umrisse deutlicher wurden, stellte sich das Glitzern aber schlussendlich doch als Kamu heraus. Dieses lag an dem kleinen Strand, welcher im Bild zu erkennen ist.

 

#026

 

Wir ließen unsere Rucksäcke fallen, stapften voller Vorfreude durch das Gestrüpp zum Kanu und unterzogen es einer eingehenderen Inspektion. Dabei fiel zunächst an der Unterseite auf, dass bereits einige Stellen behelfsmäßig mit reichlich Panzertape geklebt worden waren. Als wir das Boot umdrehten fielen uns vier muffige Schwimmwesten entgegen und zwei Holzkonstruktionen, die nur mit Mühe als Paddel zu identifizieren waren. Dennoch unternahmen wir eine Testfahrt auf dem Wasser des Sees, umso unseren Weg möglicherweise zu vereinfachen und zu beschleunigen. Gänzlich unerfahren in Sachen Paddeln bin ich glücklicherweise nicht, immerhin wuchs ich in der Nähe des Spreewaldes auf und paddelte schon so manche Tour in den dortigen Gewässern. Diese großen Metallboote verhielten sich jedoch völlig anders, als ich es bisher kannte. Zunächst einmal reichte unsere Masse kaum aus, das Kanu zumindest so weit ins Wasser zu drücken, dass es einigermaßen ruhig und stabil lag. Es lag aber immerhin tief genug im Wasser, um in erstaunlich kurzer Zeit, den Boden des Bootes soweit volllaufen zu lassen, dass unsere Rucksäcke mit ziemlicher Sicherheit reichlich Wasser aufgesogen hätten. Da die Behelfspaddel (alte Besenstiele mit abenteuerlich vertauten, halb vergammelten Holzbrettern) kaum dazu beitrugen, dass Boot halbwegs planbar zu manövrieren, drehten wir nur eine sehr kurze Runde auf dem See und beschlossen, den Weg lieber zu Fuß fortzusetzen. Die Gefahr, mit dem Boot zu kentern und ein unfreiwilliges Bad im Seewasser zu nehmen, schätzten wir nicht als so katastrophal ein, wie die Gefahr, dass unsere Rucksäcke bei einer möglichen Drehung entweder komplett absaufen würden oder zumindest jeglicher Inhalt für den Rest der Wanderung durchnässt wäre. Bei unserem bisherigen Glück wollten wir das Schicksal nicht weiter herausfordern, denn einen weiteren Rückschlag konnten wir uns nicht unbedingt leisten. Nichtsanhnend, dass uns ein weiterer kleiner Nackenschlag, bereits noch am selben Abend erwarten würde, machten wir uns dennoch frohen Mutes wieder auf den Weg. Immerhin sorgte der Kanufund für ein wenig Abwechslung.

bearbeitet von Nørdwinkel
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#027

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Nach dem wir meinen Fauxpas hinsichtlich der Navigation bemerkten, sahen wir uns noch einigen Kilometern mehr am Seeufer ausgesetzt, als wir eigentlich erwarteten. Wie man auf den Bildern auch unschwer erkennen kann, schien die Sonne von einem wolkenlosen Himmel auf uns herab und sorgte alsbald dafür, dass wir uns nach einem Schattenplätzchen sehnten, in dem wir einen kurzen Moment rasten könnten. Da es in der arktischen Natur aber keinerlei Bäume gibt und die Sonne auch derartig hoch am Himmel stand, dass kein Hügel oder Felsvorsprung ausreichend Schatten warf, liefen wir mit kurzen Trinkunterbrechungen einfach weiter. Die entstehende Wärme sorgte wiederum dafür, dass wir immer langsamer voran kamen und die direkte Sonneneinstrahlung langsam aber sicher Wirkung zeigte. Nach dem wir endlich die Landzunge erreichten, von welcher aus das angesprochene Kanucenter zu sehen sein sollte, waren wir beide durch die Sonne schon ordentlich rot im Gesicht. Glücklichweise erspähten wir von der etwas exponierten Landzunge aus, eine kleinere Steilwand direkt am See, die ausreichend Schatten für eine ausgedehntere Pause spendete. Da sich die Wand direkt am Ufer befand, sorgten wir zunächst für ausreichend Flüssigkeitszufuhr durch das ungemein wohlschmeckende Seewasser und kühlten uns dann für eine gute halbe Stunde im Schatten etwas ab. Meinen Kumpel hatte die Sonne dabei wohl etwas stärker zugesetzt, da er erst recht spät auf die Idee kam, sich sein Mosquitonetz mit Hütchen über den Kopf zu ziehen. Ich hatte ja wenigstens meine Mütze. Wer hätte das gedacht, man begibt sich in Grönland auf Wandertour, wird dabei immer wieder nach Eisbären gefragt, die größten Schwierigkeiten stellten aber (vorerst) eine fehlende Gaskartusche und die sengende Sonne (!) dar.:ugly:

 

#028

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Ich springe kurz ein Stück in der Chronologie der Bilder, da mir erst zuhause auffiel, dass ich nicht ein Bild des Kanucenters aufgenommen habe.:rolleyes: Hier nun eine Ansicht der sehr großen und geräumigen Hütte aus etwas Entfernung... Eher ein Suchbild. Die Hütte selbst empfing uns recht gut ausgestattet mit einigen Holzpritschen inklusive Matratzen. Auf unserer Suche nach zurückgelassenen Gaskartuschen, stießen wir auf eine ansehnliche Anzahl passender Behältnisse, allerdings bar jeden Inhalts. Wieder kein Glück. Immerhin stießen wir aber auf ein frisches Teelicht und, nach etwas Suchen, auf eine Art Plastikvase. In diese sägten wir kurzerhand zwei Löcher, schoben das Teelicht entzündet hinein und stellten einen Topf mit Wasser oben drauf. Da uns klar war, dass unsere Wasserkochvorrichtung ein wenig Zeit brauchen würde, legten wir uns, mit unseren Isomatten als Unterlage, auf die Holzpritschen. Ich frönte noch kurz meinem Laster, dem Rauchen, wurde dabei fast von der Hitze erschlagen, und es dauerte mit Sicherheit keine drei Minuten und wir schliefen tief und fest ein. Das Innere der Hütte nahm die Hitze von außen und die Sonneneinstrahlung kurioserweise so gut wie gar nicht auf, so dass wir nach gut einer Stunde erholsamen Schlafes ziemlich durchgefroren aufwachten.:ugly: Verrückte Welt. Eine kurze Überprüfung unseres provisorischen Wasserkochers ergab tatsächlich genug warmes Wasser für zwei Tassen Kaffee!:D Mit unserem edlen Gebräu in den Händen tappste ich nach draußen auf die Veranda um mich von der Sonne ein wenig aufwärmen zu lassen.

 

#29

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Während meiner Pause von unserer Pause tauchte wie aus dem Nichts dieser Geselle vor der Hütte auf. Er entdeckte mich zwar ziemlichlich schnell, ließ sich dabei aber nicht in seiner Fresslaune beirren. Selbst als ich vorsichtig meinen Kumpel nach draußen rief, futterte das Rentier ungestört weiter und ließ sich auch mehrfach ablichten. Nach etwa 10 Minuten verflog unsere anfängliche Faszination ein wenig, so dass wir anfingen recht geräuschvoll unsere Rucksäcke zusammenzupacken. Reaktion des Rentiers: Weiter futtern. Es kam schließlich ein Grönländer zur Hütte, mit keinem weiteren Gepäck als einer Spriteflasche, mit dem wir leider in keine Konservation kamen, aber auch dies schreckte das Tier nicht im Entferntesten auf. Selbst als wir uns, nach unserer längeren Pause etwas mühsam, in Bewegung setzten, ignorierte uns das Tier zunächst noch. Als wir ihm auf unserem Pfad fast schon bedenklich nahe kamen, schreckte es auf und lief in unsere Laufrichtung davon, bis es schließlich merkte, dass es uns so nur schwerlich aus dem Wege gehen konnte. Es lief dann einen Bogen, kehrte zur Hütte zurück und widmete sich wieder gänzlich der Nahrungsaufnahme. An der Stelle, an der Bild #28 entstand, trafen wir zwei weitere Grönländer, Vater und Sohn. Diese warnten uns zunächst vor dem schlammiger werdenden Pfad. Als wir unsererseits fragten, wohin sie ihr Weg führte, gaben sie zur Antwort: Zur Rentierjagd.:eek::lol: Scheinbar kein sonderlich schwieriges Unterfangen, oder wir erwischten ein akut suizidales Tier.:lol:

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#30

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Nach dem grönländischen Vater-Sohn-Gespann kamen uns noch vier weitere Wanderer entgegen. Diese wirkten sichtlich ermüdet, da, nach ihrer Aussage, der Weg aufgrund des ganzen Morastes wohl sehr anstrengend sei. So erhielten wir einen kleinen Vorgeschmack auf die kommenden Tage und die damit verbundenen Herausforderungen. Für diesen Tag sollte es am Ende des Sees aber genug sein, so dass wir uns nach einem geeigneten Lagerplatz umsahen. Dabei stießen wir auf einer kleinen Anhöhe auf ein Holzgerüst, dessen Funktion sich uns aber nicht erschloss. Da der Untergrund vor diesem Gerüst aber sehr eben war, schlugen wir unser Zelt dort auf. Laut unserem Reiseführer sollte es wohl am Ende des Sees eine kleine Insel geben, die ebenfalls hervorragende Zeltgelegenheiten bietet, wohl aber nur mit einem der Kanus zu erreichen gewesen wäre. Wie sich dann herausstellte, befanden wir uns auf eben jener Insel, nur dass durch den trockenen Sommer der Wasserspiegel des Sees soweit fiel, dass wir trockenen Fußes auf die kleine vorgelagerte Insel gelangten.

Beim Zeltaufbau hielt unsere Pechsträhne an, da nun eine der Steckverbindungen einer Zeltstange sich so verschob, dass sich das letzte Glied der Zeltstange nicht mehr arretieren ließ. Glücklicherweise verfügten wir über eine Reperaturhülse, so dass das Zelt leidlich stabil stand. Dennoch war dies äußerst unangenehm, da es sich nicht einschätzen ließ, inwiefern die Zeltstangen nicht auch an anderer Stelle nachgeben könnten. Als Glück im Unglück lässt es sich wohl bezeichnen, dass die kaputte Stelle am letzten Glied des Gestänges auftrat. Nicht etwa in der Mitte. Im Anschluss kochten wir uns ein wenig entnervt unser Abendessen und verkrochen uns recht bald im Zelt, da ein unangenehmer Wind aufkam, der zum einen feinen Sand aufwirbelte, der in jede Ritze drang und zum anderen für eine sehr rasche Abkühlung sorgte.

 

Tag 5, Etappe 4, Abfluss des Amitsorsuaq --> Hütte Ikkatooq

 

#031

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Hier unser Zeltplatz im Lichte der morgendlichen Sonne. Für diesen Tag stand die erste "schwere" Etappe unserer Tour an, so man denn der Einteilung unseres Reiseführers Glauben schenken mochte. Die Route würde uns am Abfluss des Sees entlang führen, wobei es ein stetig bergab führendes Flusstal zu durchqueren galt. Im Anschluss erwartete uns ein Anstieg von etwa 330hm auf knapp 1,5 Kilometern. Trotz dieser Aussichten wanderten wir guter Dinge los und ließen den wunderschönen See alsbald hinter uns.

 

#032

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Die Navigation in diesem Flusstal sollte, laut Reiseführer wohl komplizierter werden, da es kaum Steinmännchen gibt und sich der Pfad immer stärker in der Graslandschaft verliert. Beides bestätigte sich nicht. Bis auf den Morast des Pfades kamen wir erstaunlich gut voran und auch die Navigation stellte uns kaum vor Herausforderungen. Das Wetter spielte im Vergleich zum Vortag keine strahlende Rolle mehr, wobei es immerhin trocken blieb. Im Hintergrund der Aufnahme lässt sich bereits ein weiterer See erkennen, an welchem wir ebenfalls entlang laufen werden und welcher ziemlich genau auf Höhe des Meeresspiegels liegt. Dort angekommen, erwartete uns der erste wirklich ernstzunehmende Anstieg. :)

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#33

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Nach dem wir das, laut unserem Reiseführer "sehr sumpfige" Flusstal durchquert hatten, kamen wir an einen kleinen Aussichtspunkt, der einen wundervollen Blick über den See Kangerluatsiarsuaq bot. Als wir den Aussichtspunkt erreichten, setzte allerdings Wind ein, so dass die kurz vorher noch perfekt spiegelnde Oberfläche des Sees leider gestört wurde, bevor ich ein Bild aufnehmen konnte. Dieser Rentierschädel mit Geweih sorgte dann aber noch für ein einigermaßen witziges Foto, welches ich außerhalb der Zählweise einfach mal mit einstelle, für die Liebhaber der Känguruhchroniken.:cool:

Im weiteren Verlauf des Weges liefen wir ein Stück am Seeufer entlang und sahen uns mit einem kurzen und knackigen Anstieg konfrontiert, der über eine kleine Halbinsel führte. Am Fuße der Halbinsel sollte uns ein Sandstrand erwarten, der auch als hervorragender Zeltplatz ausgewiesen wurde. Uns gab der kleine aber doch ziemlich happige Anstieg einen Vorgeschmack, auf das, was uns nach dem Sandstrand erwartete.

 

#033a NMZ

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#034

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Tatsächlich trafen wir nach dem knackigen Abstieg auf diesen wunderschönen Strand, der eigentlich überhaupt nicht in die Natur und die Umgebung passte. Wir nutzten diese Gelegenheit und unterbrachen unsere Wanderung für eine längere Mittagspause, da sich nun auch noch ohne jede Vorankündigung die Sonne urplötzlich durch die Wolken kämpfte. So lagen wir bei angenehmen 15°C am Sandstrand, die einzigen Geräusche bildeten das leise Plätschern des Sees und eine gelegentliche Mücke, auf der Suche nach Nahrung. So verdösten wir etwa eine halbe bis dreiviertel Stunde, bis sich eine Gruppe von fünf Menschen aus der Landschaft löste und auf den Strand zuhielt. Durch aufgefangene Gesprächsfetzen entnahmen wir die Information, dass es sich bei den fünf Personen um Franzosen handelte, die aber an keiner Kontaktaufnahme interessiert zu sein schienen. Sie taten es uns aber gleich und nutzten den wundervollen Platz um eine ausgedehntere Rast einzulegen.

An dieser Stelle beschlich mich zum ersten Mal das Gefühl der Verärgerung wegen der falschen Kartuschen, denn an jenem Platz hätte ich liebend gern das Zelt aufgeschlagen und die Ruhe genossen.

 

#035

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Nach einer guten Stunde erhoben wir uns schließlich mit einem weiteren, sehr häufig gehörten Satz "Auch die schönste Pause geht halt mal zu Ende." Direkt vor uns lag nun ein Anstieg von 350hm auf knapp 3km. Klingt nicht fürchterlich herausfordernd und die obige Aufnahme verdeutlicht den Höhenunterschied auch nur sehr unzulänglich. Dennoch wuchs unser Respekt vor diesem Teilstück mit jedem Meter, dem wir der Felswand näher kamen. Man kann den Pfad zur Wand zunächst ganz gut im Bild erkennen, dieser führt relativ schnörkellos direkt den Hang hinauf. Nur im oberen Teil kraxelt der geneigte Wanderer dann etwas entspannter nach links und dann weiter hinauf. Dabei brachte uns ein weit oben auf dem Hang erkennbares Steinmännchen zumindest einen kleinen Motivationsschub, auch wenn das Größenverhältnis den Höhenunterschied verdeutlichte und unseren Respekt noch ein wenig wachsen ließ...:)

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#036

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Erstaunlicherweise ging der Aufstieg besser vonstatten, als wir zunächst annahmen. In kurzen aber intensiven Intervallen erklommen wir den Berg in für uns überraschender Geschwindigkeit. Oben angekommen erhielten wir als Belohnung einen absolut phantastischen Blick über das umliegende Gelände und den See Tasersuaq. Da uns der Wettergott hold blieb, kam uns eine erstaunliche Weitsicht zugute, die den Eindruck der grandiosen, weiten Landschaft noch einmal verstärkte. Rechts im Bild, zwischen Bergflanke und See blitzt übrigens der Sandstrand auf, an dem wir zuvor ausgiebig rasteten. Von diesem Punkt aus erwartete uns nun knappe 8km stetes Auf und Ab in einer wunderschönen Fjälllandschaft. Nach dem wir schließlich wieder etwas besser Luft bekamen setzten wir unseren Weg entlang zahlreicher, kleinerer Seen fort.

 

#037

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Ursprünglich waren wir der Meinung, dass wir nach dem Anstieg die größte Herausforderung eigentlich gemeistert hätten, das beständige Auf und Nieder belehrte uns aber recht schnell eines Besseren. Da sich auf der Ebene aber immer wieder wunderbare Ausblicke boten, nutzten wir dies, um immer mal wieder kurze Pausen einzulegen. Bei einer dieser Pausen entstand auch obiges Bild. Im Anschluss nutzten wir die Gelegenheit mit einem Müsliriegel unsere Energiespeicher wiederaufzuladen und unseren Weg mit der Karte abzugleichen. Dabei wuchs scheinbar aus dem Nichts ein stattliches Rentier keine 10 Meter von uns entfernt aus dem Boden. Nahezu zeitgleich blickten wir uns gegenseitig sichtlich erschrocken in die Augen. Weder hatten wir mit einem Rentier dort oben gerechnet, noch das Rentier mit uns Menschen. Für einen kurzen Moment herrschte völlige Stille und ich ratterte im Hirn fieberhaft diverse Möglichkeiten durch, sollte das Rentier der Meinung sein, uns nicht zu mögen. Das Geweih des Tiers war im Übrigen auf diese kurze Distanz schwer beeindruckend... . Glücklicherweise entschied sich das Tier aber für Weiterlaufen und tauchte im weiteren Verlauf des Weges immer mal wieder vor uns auf, diesmal aber aus wesentlich größerer Distanz.:) Die Rentierjagd scheint in Grönland wirklich keine sonderlich herausfordernde Aufgabe zu sein...:lol:

An jenem Rastplatz erstellte ich ein weiteres Panorama, welches allerdings in der Foreneigenen Miniaturgröße kaum etwas erkennen lässt. Daher am besten einfach auf das Bild selbst klicken.:)

 

#037a

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#038

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Nach etwa zwei bis drei Stunden erreichten wir schließlich diesen wunderschönen Punkt, von welchem aus, mit Adleraugen, wohl die Hütte sichtbar sein sollte, die das Etappenziel markierte. Mein Kumpel konnte diese auch in der Tat erkennen, meine Augen jedoch versagten auf diese Distanz. Als grobe Richtung blicke man bis zum Ende des recht präsenten Sees, schweife dann mit dem Blick auf das dunkle Feld ein Stück nach oben, bis sich andeutungsweise eine weitere Wasserfläche ganz klein zu erkennen gibt. Dort steht die Hütte Ikkatooq. Nun stand uns noch ein kleinerer Abstieg von 2km bevor, bis der Weg kurz vor der Hütte nochmals anstieg. Da wir uns erneut auf unseren Reiseführer verließen, dieser versprach noch etwa eine Stunde Wanderung bis zur Hütte von unserem Punkt aus, nutzte mein Kumpel die Gelegenheit, per Satellitentelefon eine Verbindung in die Heimat herzustellen, während ich die umgebende Landschaft in mich aufsog. An jenem Punkt waren wir frohen Mutes, dass wir die erste als "schwer" bezeichnete Etappe in wirklich guter Verfassung meistern würden.:)

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#039

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Das Panorama zeigt die Umgebung und die eindrucksvolle Kulisse, in der wir uns bewegten. Da sich das Wetter, wie bereits angesprochen, von seiner besseren Seite zeigte, genossen wir auf dem nun folgenden Abstieg zunächst noch jeden einzelnen Schritt.

Mit zunehmender Strecke machte sich aber schließlich doch das Gewicht auf dem Rücken bemerkbar und die Tatsache, dass wir bereits gute 16km absolvierten. Als es in Sichtweite der Hütte noch einen letzten Anstieg zu bewältigen gab und wir keine 500m von unserem Ziel entfernt waren, verließen uns dennoch die Kräfte und wir mussten eine längere Pause einlegen. Dabei vertilgte ich auch noch meinen letzten, für diesen Tag, verbliebenen Schokoriegel um die Speicher für den Schlussspurt noch einmal aufzuladen. Dabei dehnte sich unsere Pause letztlich auf etwa eine halbe Stunde aus, bis wir uns aufrafften und auch noch die letzten Schritte bis zur Hütte in Angriff nahmen.

 

#040

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Am Endpunkt der Etappe angekommen, verließen uns unsere Kräfte für die nächste halbe Stunde auch weitestgehend komplett. So registrierten wir auch zunächst nur am Rande den ganzen Müll in der unmittelbaren Umgebung der Hütte. Als wir nach einiger Ruhezeit wieder in der Lage waren, einen Fuß vor den anderen zu setzen, erkundeten wir zunächst die Hütte genauer. Dabei beschäftigte uns das Säubern der selbigen nahezu eine weitere halbe Stunde. Auch hier blieb unsere Suche nach Gas weitestgehend erfolglos. Lediglich eine nahezu vollständig geleerte Kartusche fand sich an, möglicherweise reichte der Rest aber für den Kaffee am Morgen. Als wir uns nach draußen begaben, nahmen wir unsere Umgebung nun wiederum genauer wahr. Was wir vorfanden machte uns einerseits traurig, zeitgleich aber auch wütend. Überall lag Abfall verstreut, darunter auch diverse Trekking-Mahlzeit-Tüten und Plastik in der unterschiedlichsten Ausprägung. Wirklich traurig zu sehen, wie einige Menschen mit dieser wundervollen Natur umgehen, die sie vermutlich auch nicht unter Zwang aufsuchten. Sicher ist es nicht einfach, den Müll von dieser Hütte abzutransportieren, da diese etwa auf der Hälfte des Weges zwischen Sisimiut und Kangerlussuaq liegt. Dennoch verstehe ich einfach nicht, weshalb es für Wanderer so schwierig ist, den ganzen mitgenommenen Krempel auch wieder mit nach hause zu nehmen, bzw. in einen Abfallcontainer in einer der beiden Städte zu werfen.

Diese Episode sorgte immerhin dafür, dass wir nun auch Motivation fanden, uns die Hütte herzurichten und uns unser Abendessen zuzubereiten.

 

#041

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Später am Abend, als ich schon meine Gute-Nacht-Zigarette rauchte, bekamen wir tatsächlich noch Besuch. Ein Pärchen schlug nicht weit von der Hütte ihr Zelt auf, suchte aber keinerlei Kontakt zu uns oder erfragte gar ein Übernachten in der Hütte. Am darauffolgenden Tag erfuhren wir auch noch die Gründe ihres Verhaltens.:)

Mit Aussicht auf einen morgendlichen Kaffee begaben wir uns in unsere Schlafstätten, nicht ohne jedoch noch einmal den Reiseführer und die folgende Etappe zu studieren. Dabei erhielten wir die Information, dass es wohl den ersten wirklichen Fluss zu queren gilt, wobei sich dieses Furten wohl vermeiden ließe, so man denn die Brücke nimmt. Dies klang für uns zunächst sehr plausibel, ebenso wie die Aussicht, dass am darauffolgenden Tag lediglich 12,6km zu bewältigen wären. In Gedanken sponnen wir ein wenig an der Idee herum, den Weg zu verlängern und noch etwas weiter zu laufen, um so die Strapazen in den folgenden Etappen ein wenig zu entschärfen. Wir beschlossen, diese Entscheidung im Honterkopf zu behalten und von unserer Kondition an der kommenden Hütte abhängig zu machen. So schliefen wir völlig erledigt, aber dennoch stolz auf unsere Leistung ausgesprochen schnell (so gegen halb acht abends) ein.

 

Tag 6, Etappe 5 Ikkatooq Hütte --> Eqalugaarniarfik Hütte

 

#042

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Der nächste Morgen empfing uns mit grauem Himmel und der Andeutung von Regen. Da wir aber in der Tat ausreichend Gas für zumindest einen morgendlichen Kaffee vorfanden, schockte uns das Wetter in keinster Weise. Recht schnell packten wir unsere Sachen zusammen, genossen das herrliche Aroma eines frisch aufgebrühten Kaffees und begaben uns recht früh auf die kommende Etappe. Diese wartete zunächst mit einem recht knackigen Anstieg auf uns und führte im Anschluss in stetigem Auf und Ab durch karge aber dennoch wunderschöne Fjälllandschaften. Gelegentlich sahen wir in der Ferne auch wieder ein Rentier, allerdings erlaubte der Pfad nur selten, den Blick in die Ferne schweifen zu lassen. Da mitunter die Anstiege recht steil vor uns in die Höhe wuchsen und gelegentlich auch noch ein kleiner Bach der Schwerkraft folgend seinen Weg ins Tal suchte, gab es einige Passagen, die vor lauter Matsch arg rutschig wurden. Ein Hoch auf die Erfindung der Trekkingstöcke, wenngleich mein Kumpel mit seinen Exemplaren so seine Schwierigkeiten hatte.

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#043

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Immer wieder kamen wir auf unserem Weg dabei an solchen wunderschönen kleinen Tümpeln vorbei, die nicht selten einen spektakulären Ausblick auf die umgebenden Höhenzüge ermöglichten. So ginge es mit einer Vielzahl an kleineren fotografischen Unterbrechungen recht langsam voran, was uns aber kaum störte, da die Landschaft, zumindest in meinen Augen, einfach wunderschön daher kam. Dabei passte für mich auch das eher triste Wetter recht gut ins Gesamtbild, da man sich so der Abgeschiedenheit noch mal ein gutes Stück bewusster wurde.

 

#044

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An diesem Punkt sahen wir zum ersten Mal das Tal um den Fluss Ole's Lakseelv. Dieses Tal galt es im weiteren Verlauf unserer Etappe zu durchqueren, inklusive des eben genannten Flusses. Wie bereits angesprochen, stellt das Furten mitunter eine große Herausforderung dar, da das Gewässer in seinen Pegelständen stark schwankt, teilweise das Durchqueren sogar unmöglich sein kann. Wie bereits angesprochen, veranlasste das Tourismusbüro Sisimut den Bau einer Brücke über den Fluss. Laut unserem Reiseführer sollte diese Brücke durch einen Pfad am Flussufer leicht zu finden sein sollte. Die Brücke selbst beschreibt unser Meisterwerk der Reiseführer als metallene Konstruktion. Darauf komme ich an späterer Stelle noch zurück.

Um in das Tal zu gelangen, stand uns zunächst noch ein größerer Abstieg bevor, der aufgrund der Witterung und des ausgetretenen Pfades sehr schlammig und morastig daher kam. So bedurfte es eines hohen Maßes an Konzentration, nicht den Halt zu verlieren und den Abstieg auf dem Hosenboden rutschend zu vollenden. Teile des Weges säumte dabei ein nicht gänzlich unsektakulärer Abstieg, so dass es sich nicht unbedingt empfahl, den Halt zu verlieren.

 

#045

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Nach einer spannenden, gelegentlichen Rutschpartie, erreichten wir das Tal und sogen die vielen verschiedenen Grüntöne in uns auf. Bei einem Blick zurück nahmen wir ein Wandererpaar wahr, welche in gleicher Richtung wie wir unterwegs waren. Da sie im Laufe der Wanderung nicht sonderlich zu uns aufschlossen, stieg unser Stolz auf die eigene Leistung ein wenig, da wir mittlerweile einen ganz guten Rhythmus beim Wandern fanden, mit dem wir recht zügig und dennoch entspannt voran kamen.

Als wir endgültig den Talboden erreichten, nahm meine Freude hinsichtlich der verschiedensten Grüntöne massiv ab, die Farbe resultierte aus einer Vielzahl von Kriechweiden, die mir teilweise bis zum Kopf reichten. Da wir uns zunächst aber auf einem gut zu erkennenden Pfad bewegten, nervten mich diese Gewächse bis dahin noch nicht so massiv, wie es später der Fall sein würde.

Mit jedem weiteren Schritt stieg in uns die Zuversicht, das wir heute wohl noch ein gutes Stück weiter gehen würden, als bis zur angegebenen Hütte, da wir erstaunlich gut in der Zeit lagen und die Zeiger der Uhr noch nichtmal bis zur Mittagszeit vorgerückt waren. Auch hofften wir noch immer, dass möglicherweise in der vor uns liegenden Hütte vielleicht noch weitere Gasreste auf uns warteten, so dass der morgendliche Kaffee bis Sisimiut kein Einzelfall blieb. Am Ende des Tages stellte sich heraus, dass zumindest unsere Hoffnung nicht enttäuscht wurde, im Gegensatz zu unseren Plänen.

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#046

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Frohen Mutes stapften wir durch das weite Flusstal und folgten dem unübersehbaren Pfad. Dieser führte uns dabei auch an diesem sinnigen Wegweiser vorbei. Während wir schon frohlockten, dass die Brücke wohl mittlerweile auch ausgeschildert ist, näherten wir uns dem Fluss. Dort angekommen, erspähten wir den Pfad, der vermutlich zur Brücke führen würde. Dennoch warfen wir einen Blick auf die Furt und den Fluss, der, mit etwas Abstand betrachtet, keine sonderlich große Herausforderung gewesen wäre. Nach kurzer Diskussion entschieden wir uns, mein Kumpel insistierte mehr als ich, unser Glück mit der Brücke zu versuchen. Laut Reiseführer, sollte ein "gut sichbarer Pfad am Flussufer" zur Brücke führen. Dieser Pfad füphrte uns gute 500m tatsächlich auch am Flussufer Richtung Westen. Nach diesen 500m verlor sich der "gut sichtbare Pfad" aööerdings völlig im Dickicht der Kriechweiden. Zunächst kamen wir noch an dem ein oder anderen, kleineren ausgetrockneten Tümpel vorbei, wo wir menschliche Fußspuren fanden. Diese Fährten verloren sich aber endgültig, als wir dichter ans Flussufer gelangten und wie aus dem Nichts inmitten einer Feuchtwiese standen. Spätestens hier hätten wir zumindest mal die Idee abwägen können, umzudrehen und den Fluss zu durchqueren. Stattdessen versanken wir teilweise bis übers Knie in dem sumpfigen Untergrund, kämpften uns heraus, um dann ein wenig später wiederum bis zur Hälfte des Schienbeins im Treibsand stecken zu bleiben. Hinweise und Wegweiser, wo in etwa die Brücke sich befinden könnte, gab es weit und breit keine. Mit einigem Aufwand bestimmten wir unsere Position und glichen sie mit der Position der Brücke in der Karte unseres Reiseführers ab. Dabei stellten wir fest, dass wir noch gute 3km durch Kriechweiden gesäumte Landschaft stiefeln müssen. Auf meinem GPS-Track tauchte kurzzeitig eine Linie auf, die wohl den Wintertrack von Kangerlussuaq nach Sisimiut kennzeichnet. Leider stellten wir fest, dass auch dies keine markierte Strecke ist, sondern wohl nur ein grober Anhaltspunkt.

So standen wir buchstäblich im Nichts, während unsere Motivation langsam aber sicher den Bach runter ging. Nach einem heilsamen Moment des hemmungslosen Fluchens über die Qualität des Reiseführers, bissen wir die Zähne zusammen und schlugen uns durch das Unterholz. Richtig mulmig wurde es mir allerdings, als wir kleinere Hügel vor uns erblickten, gepaart mit der Losung von Moschusochsen. In meinem Kopf stellten sich Szenen bildlich dar, welchen Ausgang eine zufällige Begegnung mit einer Herde Moschusochsen hinter dem nächsten Hügelkamm wohl nähme. Kein sonderlich beruhigender Gedanke. Hinzu kam, dass sich das Wetter zunehmend verschlechterte und am Horizont dunkle Wolken aufzogen.

 

#047

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Nach etwa zweineinhalb Stunden des Herumirrens in der Wildnis trafen wir schließlich auf dieses Wunderwerk der Metallbaukunst. Die hölzerne Brücke, zu der uns ein "gut sichtbarer Pfad am Flussufer" führte.:mad: :ugly:

Nach dem Überqueren der Brücke machten wir erneut unserem Ärger über die Autoren des Buches Luft, rasteten einen Moment und füllten unsere Energiespeicher mit allerhand Riegelfutter und Schokolade wieder auf. Kaum dass wir uns wieder in Bewegung setzten, erwartete uns eine weitere Herausforderung. Eine etwa 15-20 Meter hohe Felswand, die es offensichtlich zu erklimmen galt. Nach einem weiteren kurzen aber heftigen Wutausbruch, bezwangen wir auch dieses Hindernis. Oben angekommen trafen wir nach etwa 250m erneut auf einen Wegweiser zur Brücke. Kurzzeitig überlegten wir ernsthaft, das Schild abzumontieren. In unserer Richtung hatte man ja zumindest einen halbwegs sicheren Fixpunkt, auf den wir zuhielten, wie es sich in anderer Richtung verhält, konnten wir nur mutmaßen, stellten es uns aber ungleich schwerer vor. Denn wirklich sichtbar sind die Steinmännchen aufgrund ihrer begrenzten Höhe auch nicht. Dort oben fanden wir schließlich auch den Standpunkt, von welchem aus das Foto der "Metall"brücke im Reiseführer gemacht wurde. Vermutlich wurde diese Passage zur Brücke ohne große Überprüfung einfach hinein geschrieben. In einem englischen Trailführer wird vor der Nutzung der Brücke sogar explizit gewarnt. Das hätten wir vorher wissen müssen...-,-

In der Rückschau bleib ich dabei, dass diese Etappe mit dieser unverantwortlichen Aussage im Reiseführer definitiv nicht zu unterschätzen ist. Der Verlag reagierte übrigens auf meine, wirklich sehr diplomatisch formulierte, E-Mail nach der Tour bis heute nicht.

 

#048

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Der Trtail führte im weiteren Verlauf stetig bergauf, ohne allerdings allzu große Steigungen bereit zu halten. Nach etwa einer Stunde des Wanderns erblickten wir schließlich die Eqalugaarniarfik Hütte. Als die ersten Tropfen aus dem nun völlig wolkenverhangenen Himmel herab fielen, kratzten wir die letzten Kraftreserven zusammen und erreichten die Hütte noch vor dem Regenguss. In der Hütte selbst begrüßte uns Eddie, ein irischer Wanderer, der es auf dem Trail in diesem Jahr zu einiger Berühmtheit brachte. Er ist den Weg nicht weniger als viermal (!) gelaufen. Zweimal in jede Richtung. Dabei unternahm er auch immer wieder Ausflüge in das Umland und sah sich dabei mit so manchem Abenteuer konfrontiert. Auf unsere Frage, wie er auf die Idee kam, den Trail so häufig zu laufen, antwortete er, dass er nach dem Studium nach Flügen in Richtung Grönland schaute und sich dabei den günstigsten Hin- und den günstigsten Rückflug buchte. Dazwischen lagen dann etwa zwei Monate.

Während wir angeregt miteinander plauderten, verflüchtigte sich auch unsere Idee, noch ein Stück weiter zu gehen. Dies lag zum einen daran, dass wir nach dem Niederschlag einfach keine Lust mehr hatten und zum anderen daran, dass Eddie sich als ein sehr angenehmer "Mitbewohner" herausstellte. Als wir ihm unsere Geschichte hinsichtlich des Gases erzählten, zauberte er aus seinem Rucksack eine halbvolle Kartusche hervor, die er definitiv nicht mehr brauchen würde, er sie uns also überließ. Welch Freude, nach so einem gebrauchten Tag.

Während wir beisammen saßen und miteinander redeten, trafen unsere Verfolger an der Hütte ein. Ein tschechisches Paar, die ihren Urlaub eigentlich eher kletternd in Felswänden verbringen. Auch diese beiden entpuppten sich als sehr angenehme Hüttengenossen. Sie erklärten uns dann auch, warum sie am Abend zuvor keinen Kontakt mehr mit uns aufnahmen. Sie hatten die Strecke vom Kanucenter bis zur Hütte hinter sich, also noch mal ca. 4km mehr als wir. Die beiden waren wohl nur noch dazu in der Lage, das Zelt aufzubauen, ihr Essen zu kochen und dann schlafen zu gehen.:)

Nach einiger Zeit traf auch noch eine komplette tschechische Familie an der Hütte ein, welche in entgegengesetzter Richtung unterwegs war. Diese schafften es nicht mehr rechtzeitig vor dem Regenguss unterzukommen und kamen dementsprechend in die Hütte wie begossene Pudel. Allerdings zeigten sie sich sehr erfreut über den Regen, denn dieser vertrieb die Mosquitoes zumindest teilweise. Während die Familie damit begann, regelrecht aufwendig zu kochen, studierten wir einige der ausliegenden Gästebücher. Dabei trafen wir auf eine Vielzahl von Einträgen, die die Brücke zum Thema hatten. Der Grundtenor lag irgendwo zwischen wüster Beschimpfung der Bauherren und völligem Unverständnis, was eine Brücke an der dortigen Stelle eigentlich bezwecken soll. Wäre schön gewesen, dies vorher gewusst zu haben.

Als wir zu den neuesten Einträgen blätterten, stießen wir auf Schilderungen einer sehr großen Wandergruppe, welche wohl für einigen Unmut und ziemlich viel Unruhe in der arktischen Wildnis sorgte. Von Eddie erfuhren wir, dass es sich dabei wohl um eine geführte Wanderung handelte, welche an der Hütte ihrern Anfang nahm, in der wir uns eben befanden. Den genauen hintergrund wusste er auch nicht, nur dass es wohl eine Wohltätigkeitsveranstaltung sein sollte, deren Grund er nicht genau wusste, nur etwas in die Richtung "Sauberes Wasser für Afrika." Zum wahren Ausmaß dieser geführten Wanderung komme ich am Ende der Erzählung noch mal zurück.

Nach dem sich die tschechische Familie als nicht sonderlich kommunikativ herausstellte, allerdings sehr viel Raum für sich beanspruchte, zogen wir es vor, unser Zelt zu errichten und recht früh in die Schlafsäcke zu krabbeln. Dabei brach während der Nacht ein Sturm los, der mich immer wieder weckte und mir die ein oder andere Sorgenfalte ins Gesicht zeichnete in Anbetracht der defekten Zeltstange. Nach einigen haarsträubenden Momenten beruhigte sich das Wetter aber zunehmend, so dass auch ich zur Ruhe kam und endlich einschlief.

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Tag 7, Etappe 5 Eqalugaarniarfik Hütte --> Innajuattoq II Hütte

 

#049

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Am Morgen des siebten Tages erwachten wir recht früh und begingen unser Frühstück endlich einmal wieder mit herrlich frisch aufgebrühtem Instant-Kaffee. Mit Sicherheit in jenem Moment der beste Kaffee der Welt. Eddie, der Ire, hatte sich schon auf die Socken gemacht, da er ja noch ein gutes Stück weiter gehen wollte, so sich denn das Wetter nicht noch weiter verschlechterte. Die tschechische Familie lag noch in den Zelten und kroch erst nach und nach aus den Schlafsäcken, so dass wir einen entspannten Morgen verbrachten. Dabei warfen wir dennoch einen Blick in unseren, mittlerweile arg verhassten, Reiseführer, der uns zunächst einen recht steilen Anstieg ankündigte. Im Anschluss sollten uns kleinere Passagen bergauf und bergab erwarten, ehe am Ende der Etappe eine Feuchtwiese auf uns wartete. Laut unserem Büchlein besteht zwar keine Lebensgefahr, aber die Möglichkeit stellenweise bis zur Hüfte im Wasser zu versinken. Außerdem sollte die Orientierung ein Hindernis darstellen, da es kaum Wegmarken bzw. Anhaltspunkte gibt. Alles in allem also reizende Aussichten.

Nach dem wir unsere Sachen zusammengepackt hatten, nahmen wir den Anstieg in Angriff. Dieser brachte uns bereits zu Beginn der Etappe schon recht ordentlich aus der Puste und erforderte doch die ein oder andere Pause. Glücklicherweise liefen wir auf einer Art Weg entlang, einem ATV-Track, wie wir etwas später an den Reifenspuren erkannten. Leider fixierten wir uns ein wenig zu stark auf die Spuren, so dass wir prompt vom Wanderweg abkamen. Eine Erwähnung in der Routenbeschreibung, dass der Trail nur ein kurzes Stück der Piste folgt, wäre natürlich völlig übertrieben gewesen, stattdessen informierte uns das Büchlein eine komplette Seite darüber, dass wir in dieser Region den "majestätischen Seeadler" beobachten könnten. :grumble: Wer braucht bei dieser Ankündigung schon eine genaue Wegbeschreibung. :ugly:

Am Ende des Anstiegs erwartete uns dieser Ausblick. Zwar pfiff uns der Wind recht stramm um die Ohren, aber so ein Panorama und die durch die Wolken lugenden Gipfel nimmt man als Entschädigung dankend an.:)

 

#050

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Der vor uns liegende See sollte eigentlich am Vortag unser Ziel sein, bis uns die Suche nach der Brücke so übel ausbremste. Auf dem erreichten Höhenkamm wanderten wir ein gutes Stück entlang, wobei sich an dem Ausblick über den See nicht viel veränderte. Leider schaffte es die Sonne nicht, sich durch die Wolkenwand zu kämpfen. Mich beeindruckte dieses Tal zwar auch schon bei diesen sehr diesigen und grauen Wetterverhältnissen, nicht auszudenken, wie dieses Seetal erst im Sonnenlicht wirken muss.

Wie bereits erwähnt, folgt der Trail nun einem Höhenkamm, wobei dieser Teil des Trails definitiv eines der Highlights für uns war. Das Laufen ging recht gut vonstatten, es gab keine Kriechweiden :D:D:D und der Untergrund war sehr steinig, so dass sich kein Matsch bilden konnte und bei so einer Aussicht läuft es sich im Prinzip sowieso fast schon von selbst.

Den Seeadler sahen wir übrigens nicht, falls es jemanden interessiert...:ugly:

 

#051

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Der Blick zurück stand allerdings auch in keinster Weise zurück. Wobei mich die vielen verschiedenen Grüntöne, das schlechte Wetter und die Felsen wiederum sehr an Irland erinnerten. Zwischen den beiden Bergflanken im Vordergrund schlängelt sich der Trail von der Eqalugaarniarfik Hütte 350m in die Höhe. Die hintere Felswand gehört zum Flusstal, in der sich die Brücke versteckt hält und unbedarfte oder schlecht belesene Wanderer zum Narren hält. Beim Blick auf die Karte fiel mir auf, dass wir von der Eqalugaarniarfik Hütte aus übrigens das erste Mal fern am Horizont einen Meerwasserfjord erspähen konnten. Jedenfalls so lange, bis sich eine imposamte Wolkenwand davor schob, welche sich, wie zu erkennen, die gesamte Nacht über dort an den Hängen halten konnte.

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