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"DON'T take the bridge!" Der Arctic Circle Trail + Ilulissat


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#52

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Während wir noch auf dem Hügelkamm entlang wanderten, tauchte auch dieser See auf. Weshalb dieser als einziger von einem Sandufer gesäumt wird, konnten wir abschließend leider nicht erklären. Auch unser informativer und stets genauer Reiseführer, schwieg sich zu diesem Phänomen beharrlich aus. Grade dieser Kontrast hätte mich aber schon interessiert. Auf unserer Wanderkarte konnten wir zumindest die Info entdecken, dass der vermeintliche Sandstrand als Treibsand ausgewiesen wird. Eine Überquerung also weniger ratsam.

Nach einem wenig anspruchsvollen Wandern, führte uns der Trail zu einem Abstieg, wobei der Trail uns am Seeufer des im Hintergrund zu erkennenden Sees entlangführte. Der Abstieg selbst, als auch die Wanderung am Ufer entlang, erforderte höchste Konzentration. Glitschig, von Kriechweiden gesäumt und mit versteckten Steinen gespickt, sorgte der Weg für eine recht hohe Anzahl an Stolperfallen, die sich sorgsam unter den Kriechweiden versteckten. Meine Liebe zu diesem Gewächs wuchs durch solche Manöver nicht unbedingt an...:) Bisweilen schlängelte sich der Trail dabei ziemlich dicht am Seeufer entlang, so dass die realistische Gefahr bestand, bei einem Fehltritt in den Genuss eines Bades zu kommen. Da sich der Himmel immer weiter zu zopg und auch reichlich WInd aufkam, wollten wir diese Möglichkeit der unfreiwilligen Körperhygiene am liebsten ungenutzt verstreichen lassen. AUs jenem Grund entstanden auch keine, zeigenswerten, Bilder.

 

#53

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Trockenen Fußes schafften wir es schließlich am Seeufer entlang, bis der Pfad wieder etwas an Höhe gewann und der See hinter uns zurückfiel. Im Windschatten des über uns aufragenden Berges, nutzten wir die Gelegenheit eine längere Pause einzuschieben und uns ein wenig zu stärken. Windschatten bedeutete an dieser Stelle Segen und Fluch zu gleich. Zwar war es sehr angenehm, keinen Wind um die Nase pfeifen zu spüren, jedoch suchten uns nun Myriaden an winzig kleinen Moschusochsenfliegen heim. Die Viecher tun eigentlich nichts, folgen aber irgendeinem inneren Antrieb und fliegen in wirklich JEDE, erreichbare Körperöffnung, gleich ob Augen, Nase, Ohren etc. Aufgrund der Massen an Fliegen blieb uns schließlich nur noch der Griff zum Mosquitonetz. Andernfalls wäre eine Pause zur Entspannung nicht möglich gewesen. Was wir zu jenem Zeitpunkt noch nicht wussten: Die Netze würden wir bis zum Schluss des Trails nicht mehr dauerhaft loswerden. Zu nervig waren diese kleinen Biester.

 

#53a

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So sah dann eine kurze Essenspause aus...

 

#054

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Wir folgten dem Pfad weiterhin, welcher sich, erneut an einem Seeufer, immer weiter in die Höhe schraubte. Zwischenzeitlich trafen wir hier auf zwei Wanderer, die in entgegengesetzter Richtung unterwegs waren. Nach etwa einer halben Stunde trafen wir zwei weitere Wanderer, die die Gelegenheit nutzten und uns ansprachen. Es waren zwei junge Frauen aus Polen, die zu viert aufgebrochen waren und für den gesamten Trail nicht mehr als sechs Tage Zeit hatten. Die anderen beiden, die wir zuvor trafen, gehörten wohl zu diesen beiden. Jedenfalls gerieten sie wohl tags zuvor in einen heftigen Sturm inklusive Regen, so dass sie völlig durchnässt waren. Ein weiterer Nachteil, sie hatten keine Möglichkeit, die Kleidung zu trockenen, so dass ihre Rucksäcke noch schwerer geworden waren. Und zu allem Überfluss gerieten die vier in einen heftigen Streit. So liefen sie nun getrennt. Ächzend erfragten die beiden, wie es weiter ginge und wie weit entfernt die Hütte noch sei. Unsere Auskünfte sorgten dabei nicht unbedingt für strahlende Gesichter. Im Nachhinein würde mich interessieren, ob die beiden ihren Flieger noch bekommen haben. Sie hatten insgesamt nur sechs Tage und waren bereits schon zwei unterwegs. Eigentlich nicht wirklich machbar...

Da sich die Zeiger der Uhr mittlerweile stetig voran bewegten und uns der nun wieder einsetztende Wind ziemlich zu schaffen machte, immerhin vertrieb er zumindest kurzzeitig die Fliegen, nutzten wir einen großen Felsblock um erneut ein wenig länger zu pausieren. Nach kurzer Überlegung und dem Wissen, dass wir über ausreichend Gas verfügten, beschlossen wir kurzerhand, einen nachmittäglichen Kaffee zu kochen und zu genießen. Während wir also unsere schwarze duftende Köstlichkeit zubereiteten, zog das tschechische Pärchen an uns vorbei. Die beiden sahen wir dann auch zum letzten Mal, da sie eine andere Hütte wählten als wir und im Anschluss wollten sie noch den ein oder anderen Gipfel erklimmen, schließlich waren sie eher Kletterer als Wanderer.:)

Der Kaffee wirkte erstaunliche Wunder und als wir uns nach einer guten Dreiviertelstunde wieder auf den Trail begaben, fühlte ich mich frisch, ausgeruht und für die anstehende Feuchtwiese gewappnet.

Als wir am Abfluss des Sees ankamen und die nächste, große Herausforderung angehen wollten, stellten wir fest, dass der Pfad sich zwar, wie in unserem Buch beschrieben, tatsächlich immer wieder verlor, aber keineswegs völlig verschwand. Auch sanken wir in der Feuchtwiese nicht bis zur Hüfte ein, lediglich ein-, zweimal bis über den Knöchel. Die Orientierung stellte auch kein sonderlich großes Hindernis dar, da irgendwie klar war, dass wir bis zu einem Hügelkamm laufen mussten, um dann abzubiegen und eine der beiden Hütten anzusteuern. Die obige Aufnahme zeigt die durchquerte Feuchtwiese. Der Trail führt zwischen dem Berg links und der Hügelkuppe auf der rechten Seite hindurch, direkt in die Feuchtwiese hinein. Rückblickend fürchteten wir diesen Teil der Strecke mehr, als es schlussendlich notwendig gewesen wäre. Allerdings kam erschwerend hinzu, dass wir mit der erfolgten Querung nun von einem sich stetig steigernden Regenguss eingeholt wurden.

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Nørdwinkel

Es ist wieder soweit, auch in diesem Jahr war ich im Sommer unterwegs, diesmal hieß das Ziel erneut Grönland. Nach zwei Schiffsreisen in den Jahren 2015 und 2016, ging es diesmal auf den Arctic Circle

Nørdwinkel

#55

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  Während also der Regen stetig zunahm, gingen wir davon aus, dass wir die Hütte wohl bald erreicht hätten, so dass ein Wechsel auf Regenklamotten ü
Nørdwinkel

#6

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  Diese Aufnahme entstand direkt am offiziellen Startpunkt des Arctic Circle Trail. Ein wirkliches Symbol oder einen Hinweis auf den Start- bzw. Endp

#55

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Während also der Regen stetig zunahm, gingen wir davon aus, dass wir die Hütte wohl bald erreicht hätten, so dass ein Wechsel auf Regenklamotten überflüssig sei. So setzten wir ein Bein vors andere, ohne das die ersehnte Hütte endlich in den Blick kam. Dies führte wiederum dazu, dass unsere Klamotten letztlich nahezu komplett durchweichten. Da sich unser gelbes Reisebüchlein beharrlich über den weiteren Verlauf des Weges nach der Feuchtwiese ausschwieg, stieg bei mir der Wutpegel. Nach einigen Kontrollansichten auf dem GPS, tauchte nach etwa einer Stunde strammen und äußerst nassen Wanderns, endlich die ersehnte Hütte direkt am See auf. Der Anblick führte zu einem ungeahnten Motivationsschub, so dass wir die Hütte fast im Laufschritt erreichten. In selbiger angekommen, stellten wir fest, dass noch kein anderer Wanderer eingetroffen war, wir die Hütte also zunächst allein bewohnten. Dementsprechend breiteten wir uns aus, tauschten unsere Klamotten und hingen die nassen Hosen und Socken zum Trocknen auf. Der Geruch muss unerträglich gewesen sein...:) Zu allem Überfluss fanden wir noch einige Gaskartuschen, alle noch weitestgehend gut gefüllt. Dem allmorgendlichen Kaffee stand definitiv nichts mehr im Wege. Dies wiederum ließ meinen Wutpegel sinken, steigerte dafür die gute Laune nicht unerheblich.:)

Die Hütte selbst zeigte sich sehr geräumig und groß, viel größer, als es von außen den Anschein hatte. Es gab zwei Räume mit einer Vielzahl an Schlafgelegenheiten. Unsere Freude dämpfte lediglich der leere Heizöltank des Ofens, so dass es keine Möglichkeit gab, die Hütte zu beheizen. Als wir unsere Sachen weitestgehend über den gesamten Raum verteilten, ließen sich Schritte auf der Holztreppe vernehmen. Kurz darauf trat ein junges Paar ein, sichtlich froh, einen Unterschlupf gefunden zu haben. Nach kurzem Smalltalk wechselten wir der Einfachheit halber auf Deutsch, da die beiden aus Südtirol kamen und in Wien wohnten. Als auch die beiden ihre Sachen zum Trocknen aufgehangen und sich soweit das Wasser aus den Haaren und dem Gesicht gewischt hatten, kamen wir ins Gespräch miteinander. Die beiden erzählten von ihren bisherigen Touren, die sie unter anderem schon durch Kirgisien führten und wir wiederum von unseren Erlebnissen in Island. Gleichzeitig nutzten wir die Gelegenheit, den Zustand der vor uns liegenden Etappen zu erfragen, da die beiden in entgegengesetzter Richtung unterwegs waren. Selbstverständlich erzählten wir auch von unserem Abenteuer in Bezug auf die Brücke am Ole's Lakseelv und rieten beiden eindringlichst davon ab, diese zu nutzen, um den Fluss zu queren. Diese Warnungen wiederholten wir noch gefühlte 357mal, bis sie uns versicherten, auf keinen Fall, die Brücke zu nutzen. Nach einiger Plauderei nutzten wir unsere Gaskocher und die passenden Kartuschen, um zumindest einen Hauch von Wärme in die Hütte zu bekommen. Da dies allerdings nicht sehr nachhaltig schien, beschlossen wir recht bald, uns in die Schlafsäcke zu verkriechen. Währenddessen zog draußen ein stattlicher Sturm auf, der die Insel im See an der Hütte weitestgehend verschwinden ließ. Beim Blick aus der Hütte gewannen wir den Eindruck, nicht an einem See zu hausen, sondern direkt am Meer, so aufgewühlt zeigte sich das Wasser vom Wind. Alles in allem aber ein wunderbarer Ausklang des anstrengenden Tages und noch um einiges schöner, durch die herzliche Gesellschaft.:)

 

Tag 8 - Etappe 6 Innajuattoq II Hütte --> Nerumaq Hütte

 

#056

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Am nächsten Morgen erinnerte nahezu nichts mehr an den Sturm am Abend zuvor. Nahezu spiegelglatt zeigte sich der See, die Wolken hingen zwar noch tief, lösten sich aber mehr und mehr auf. Dabei ergab sich ein Blick auf die umgebenden Berge, auf denen in der Nacht der erste Neuschnee fiel. Direkt nach dem morgendlichen Kaffee stürmten wir vier nach draußen, um das herrliche Panorama in zweifacher Hinsicht aufzunehmen, zum einen als Bild auf die Speicherkarte, zum anderen als bleibende Erinnerung. Die Ruhe der Natur, die allein durch den ein oder anderen Vogelschrei unterbrochen wurde, nahm uns schlicht gefangen. Einer jener Momente, der meine Faszination in Bezug auf Grönland noch mal um ein Vielfaches steigerte.

 

#057

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Das Seeufer direkt am Fuße der Hütte, sehr fotogen, wie ich finde. Und nun erkennt man auch die Insel im See ein wenig besser als am Abend vorher. Generell boten sich Motive zuhauf um die Hütte herum, so dass ich im kommenden Beitrag wohl eher Bilder, als Worte für sich sprechen lassen werde. Hätten wir in jenem Moment bereits gewusst, was uns auf der nun folgenden Etappe erwartete, wir wären vielleicht auch einfach noch einen Tag länger in der Hütte geblieben.

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#58

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An jenem Morgen entstanden eine Vielzahl an Bildern, so dass ich hier kurz die Erzählung unterbreche und in diesem Beitrag Bilder zeigen möchte, ohne groß Worte zu verlieren. Dieses Plätzchen mit der Hütte am See hatte es uns einfach angetan, nicht zuletzt auch wegen der fröhlichen Bekanntschaft, die wir dort schlossen.:)

 

#59

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Doch noch ein kurzer Satz, über den in den Wolken liegenden Hügel sollte uns der Trail im Laufe der vor uns liegenden Etappe führen. Dementsprechend ließen wir uns beim Aufbruch auch reichlich Zeit, in der Hoffnung, die Sonne würde die tiefhängenden Wolken vertreiben.

 

#60

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Das Seeufer direkt an der Hütte.

 

#61

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Der Blick zurück, aus dieser Richtung kamen wir tags zuvor.

 

#62

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Der Abfluss des Sees an der Hütte. Diesen galt es direkt zu Beginn der Etappe zu furten. Kein ganz einfaches Unterfangen, wie man eventuell im Bild erkennen kann.:)

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#63

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Nach unserer ausgiebigen Fotosession am See, packten wir alsbald unsere Sachen zusammen und begaben uns auf die nächste Etappe des Trails. Laut der Ankündigung unseres zuverlässigen Reiseführers, erwartete uns am heutigen Tage ein als "leicht" eingestufter Abschnitt. Unmittelbar hinter der Hütte, galt es zunächst den Abfluss des Sees zu durchqueren. Da sich unsere Motivation, so kurz nach dem Aufbruch bereits die sorgfältig geschnürten Wanderschuhe wieder aufzudröseln doch sehr in Grenzen hielt, verschwendeten wir etwa eine halbe Stunde bei der Suche nach einer Stelle, die das Furten des Flusses ohne einen Wechsel des Schuhwerks möglich machte. Diese fanden wir, jedenfalls oberflächlich gesehen, direkt am Ablauf des Sees. Während ich mit rentiergleicher Eleganz von Stein zu Stein hüpfte, versank ich bereits beim zweiten Stein weit über dem Knöchel im Wasser, so dass meine Schuhe zwar nicht komplett unter Wasser standen, aber zumindest derartig nass wurden, dass sie wohl mindestens einen kompletten Tag in der Sonne stehen müssten, um wenigstens ansatzweise trocken zu sein. Meinen Kumpel erging es ähnlich, nur dass er, wie auch im letzten Jahr auf dem Laugavegur reichlich mit Blasen bzw. deren Bildung kämpfte. Da sind nasse Schuhe und Socken natürlich völlig kontraproduktiv. Weshalb wir nicht einfach die Schuhe wechselten und uns die halbstündige Suche sparten? Wir können es uns im Nachhinein auch nicht erklären. Es sollte auch nicht die einzige Furt bleiben, die wir absuchten und mit "Steine hüpfen" durchqueren wollten... :ugly:

 

#64

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Nach dem ersten Malheur mit der Furt, stiefelten wir etwas übelllaunig los. Dabei wurden wir auf dem Pfad von knie- bis hüfthohen Kriechweiden empfangen und begleitet, die nach dem Regenguss des Vortages reichlich Wasser auf ihren Blättern sammelten. Weshalb wir nach den ersten Metern nicht so gleich in unsere Regenhosen schlüpften, stellt ein weiteres Mysterium dar. Auf die Idee kamen wir erst sehr viel später, die Hosen waren dann allerdings schon reichlich durchgeweicht. :ugly: Auf die nasse Wanderhose die wasserdichte Regenhose zu ziehen, stellt ebenfalls nur eine mäßig kluge Idee dar. Denn wirklich trocknen, kann die Hose so schließlich auch nicht. Zu allem Überfluss legte sich der anfängliche Wind, so dass wir zwangsweise die Mosquito-Netze wieder aufziehen mussten. Dazu zeigte sich der Trail am Hang entlang von seiner eher hässlichen Seite, da der Regen den Pfad in eine Schlammrinne verwandelte und wir ständig Acht geben mussten, nicht wegzurutschen. Dazu kam erschwerend hinzu, dass auf dem Pfad auch reichlich Steine verteilt lagen, die man aufgrund des Kriechweidenbewuchses nur schwer ausmachen konnte. So stolperten wir mitunter einige Meter mehr, als das wir wanderten. Alles in allem also alles andere als eine "leichte" Etappe. Nach etwa vier Kilometern unterbrachen wir erstmalig unsere Wanderung und warfen einen Blick zurück auf die Innajuattoq-Hütte. Ohne die Fliegen und ohne nasse Hosen und Socken, eigentlich ein schöner Ausblick von dort oben. So richtig genießen konnten wir den Moment jedoch nicht.

 

#65

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Der Weg führte uns in stetigem Auf und Ab an einem Hang entlang, so dass uns die Probleme beim Wandern erhalten blieben. Mitunter kamen wir an solchen kleinen Ebenen vorbei, die aufgrund ihrer Seen eigentlich zu ausgedehnten Pausen einluden. Da aber auch die Fliegen- und Mückenpopulation an solch idyllischen Plätzchen sprunghaft anstieg, hielten wir es nur selten lange aus. Immerhin trocknete zumindest meine Hose nach den ersten längeren Passagen ohne Kriechweiden langsam aber sicher. Die Schuhe hingegen blieben feucht, dass sollte sich aber auch bis kurz vor Sisimiut nicht mehr grundlegend ändern.

Während einer kürzeren Pause studierten wir wiederholt unseren zuverlässigen Reiseführer und fanden einen Hinweis auf eine Gabelung des Trails. So sollte der Pfad sich teilen, wobei der offizielle Trail in das Tal hinab führt, an dessen Hang wir bisher wanderten. Es gibt aber auch ein alternatives Stück, dass statt abwärts noch ein sanftes Stück bergauf führt und einen zauberhaften Blick über das Flusstal versprach. Anschließend sollte die zweite Variante wieder auf den Trail stoßen. Da wir doch ein wenig unser Vertrauen in den Reiseführer verloren hatten, beschlossen wir auf dem offiziellen Teil zu bleiben, da der Routenbeschreibung auch keinerlei Informationen zu entnehmen waren, wie sich der Abstieg ins Flusstal von der Alternativroute gestaltete. Leider war im Buch kein Hinweis zu finden, welcher Route der GPS-Track folgte, dies sollten wir allerdings bald herausfinden.

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#066

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Als wir unserem Weg weiter folgten, bemerkten wir etwas später vier Wanderer, die im Tal aufstiegen. Als sie sich etwa auf gleicher Höhe mit uns befanden, bahnten sie sich aber noch gute 40-50 Meter unter uns ihren Weg durchs Gestrüpp. Da wir aber an keinem Abzweig wissentlich vorbei liefen, gingen wir zunächst davon aus, dass die entgegenkommenden Wanderer einer anderen Route folgten. Zusätzlich warfen wir einen Blick auf den GPS-Track, dieser bestätigte, dass wir uns auf dem markierten Trail befanden. So trabten wir weiter über den von Kriechweiden zugewachsenen Pfad und begannen uns langsam aber stetig ob der Tatsache zu wundern, dass der Reiseführer einen Abstieg ins Flusstal ankündigte, der weiterhin auf sich warten ließ. Immerhin entnahmen wir der Karte, dass wir diesem Tal noch ein gutes Stück weiter folgen würden, um dem Fluss zu folgen, bis dieser einen Bogen nach rechts schlägt, diese Biegung ist in Bild #067 bereits zu erkennen). Relativ dicht nach dieser Biegung sollten wir das Tagesziel erreichen, die Nerumaq-Hütte.

 

#067

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Als wir im späteren Verlauf des Weges weiterhin keinen Abstieg bewältigten, keimte langsam aber sicher ein Verdacht auf. Bei einer etwas längeren Pause, suchten wir uns einen Vorsprung, der einen großartigen Blick ins Tal erlaubte. Gleichzeitig erwies sich der Platz als äußerst günstig, da an so exponierter Stelle auch etwas Wind aufkam. Dieser vertrieb die Fliegen, so dass wir den Ausblick ohne Mosquitonetz genossen. Dabei sprang uns im Tal eine recht deutliche Linie ins Auge, die gelegentlich durch kleinere Steinhaufen unterbrochen wurde. Langsam erahnten wir, dass wir auf der Alternativroute unseres Reiseführers wanderten. Ohne jedwede Bemerkung, dass der beiliegende GPS-Track diesem kurz und knapp erwähnten Weg am Hang folgte, wuchs unser Unmut hinsichtlich des Buches in weitere ungeahnte Höhen. Zwar genossen wir von unserem Pausenpunkt einen herrlichen Rundumblick über das Flusstal, erkannten aber keinerlei Anhaltspunkte, wie der Abstieg ins Flusstal wohl zu bewältigen wäre. Böse Vorahnungen stiegen auf.

 

#068

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Mit dem schlimmsten rechnend, stolperten wir weiter durch zähe Kriechweiden (meine anfängliche Bewunderung dieser Überlebenskünstler schlug Meter um Meter in pure Aggression um, ohne dass ich ahnte, was uns auf der nächsten Etappe erwarten würde...), bis sich der Pfad langsam aber sicher bergab wand und sich nach und nach im Dickicht verlor. Glücklicherweise konnten wir von unserer erhöhten Position aus den eigentlichen Trail sehr gut erkennen, so dass wir auch ohne Pfad recht glimpflich davon kamen und unser Zorn über den unzulänglichen Reiseführer ein wenig verrauchte. Immerhin, die Aussicht vom Hang ins Tal lohnte den Aufwand durchaus. Weiterhin kam hinzu, dass dort oben ein halbwegs stetiger Wind wehte, so dass wir die Aussicht stellenweise auch ohne Netz vor dem Gesicht aufnehmen konnten. Im Tal sah dies natürlich gänzlich anders aus, fast gewannen wir den Eindruck jubelnde Fliegenschwärme zu vernehmen, dass wir nun endlich in ihre Reichweite gelangten.

Wie man sieht, hielt uns der Wettergott die Treue und belohnte uns zumindest mit reichlich Sonnenschein, so dass unsere Beinkleider weitestgehend trockneten, lediglich die Schuhe verdoppelten gefühlt ihr Gewicht, aufgrund unserer Dummheit zu Beginn der Etappe. Nach weiteren anstrengenden Kilometern durch Kriechweiden und erstaunlich viel Morast, erreichten wir die Flussbiegung und erhaschten einen ersten Blick auf das traumhafte Tal, in welcher die von uns anvisierte Hütte stand. Etwas motivierter nahmen wir nun auch noch die letzten drei Kilometer unter die Füße, laut Reiseführer erwarteten uns nun wohl auch keine größeren Schwierigkeiten mehr... . Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Die letzten drei Kilometer zehrten noch mal extrem an unseren Nerven, da es über einige wirklich große Felsbrocken zu klettern galt, der Pfad mitunter durch erstaunlich tiefe Schlammpfützen führte und die von mir äußerst geschätzten Kriechweiden mir auch noch den letzten Nerv raubten. Da ich aber über einen Grund für meine Wut und Aggression verfügte, stellte ich die Entscheidung, den Trail zu wandern nie grundsätzlich in Frage. Lediglich die Beschreibungen des Reiseführers und die Kompetenz der Autoren. Zwischenzeitlich kam in uns auch der Gedanke auf, als wären die Autoren nur einen Teil des Trails gewandert, da die Routenbeschreibungen nach der fünften oder sechsten Etappe immer spärlicher ausfielen.

Glücklicherweise erblickten wir nach etwa einer halben Stunde die Hütte, so dass unsere Motivation wieder stieg und wir selbige nach etwa 45 Minuten auch endlich erreichten. Dort angekommen stellten wir zunächst unsere Schuhe in das letzte Sonnenlicht, um wenigstens noch ein wenig der Feuchtigkeit zu vertreiben. Da die umliegenden Felswände allerdings ziemlich hoch sind, tauchte die Sonne recht bald ab und wir saßen im Schatten. Um die Hütte herum fiel uns ziemlich viel Müll negativ auf, auch hierfür erhielten wir am Ende unserer Wanderung eine Erklärung.

Da sich zum Abend hin auch keinerlei Wanderer mehr zeigten, verfügten wir über den Luxus, die Hütte allein bewohnen zu dürfen. So breiteten wir uns nach allen Regeln der Kunst aus und fanden bei genauerer Inspektion des Innenlebens nicht weniger als drei volle Pappkartons mit Gaskartuschen, passend für unseren Kocher.:ugly: Wir erlaubten uns den zusätzlichen Luxus, eine der Kartuschen zu nutzen, um mit dem Brenner die Hütte ein wenig zu beheizen, da es mit dem Verschwinden der Sonne erstaunlich abkühlte. In einer kurzen Tagesrevue, fluchten wir erneut wie die Kesselflicker über die Autoren unseres Reiseführers, hinterfragten die Einstufung der Etappe in die Kategorie "leicht" und stießen noch die ein oder andere Verwünschung in die Verfasser aus, bis wir uns soweit beruhigten, uns unser Abendbrot zu bereiten. Im Anschluss jagten wir noch gute anderthalb Stunden eine schier unglaubliche Anzahl an Mosquitoes (bei 56 oder 57 habe ich aufgehört zu zählen), und beendeten den Tag, völlig erschöpft, bereits gegen halb acht am Abend. Nicht aber, ohne mit ausgeprägter Skepsis die Etappenbeschreibung des nächsten Tages zu studieren, die, sehr zu meiner Erheiterung, "mannshohe Kriechweiden" versprach. Hätte ich in jener Nacht, von diesen Gewächsen geträumt, wäre dies wohl nur wenig verwunderlich gewesen. Glücklicherweise blieb mir ein Traum hierzu erspart.:)

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#069

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Der Morgen zeigte sich von seiner besten Seite, wenngleich im Flusstal der Hütte sich reichlich kalte Luft hielt. Wie man auf dem Bild ganz gut erkennen kann, scheint die Sonne erst recht spät über die umliegenden Berge und verschwindet am Nachmittag auch wieder recht schnell. Die Kälte sorgte aber dafür, dass sich die Mücken und Fliegen vorerst nicht blicken ließen. Als wir erwachten ergab ein Blick auf die Uhr, dass wir nicht weniger als volle 13 Stunden in der Koje lagen, was uns doch ein wenig überraschte. Die Etappe tagszuvor forderte uns zwar einiges ab, aber dass sie uns derartig erschlug, verwunderte uns dann doch.

Mit einem frisch aufgebrühten Kaffee sortierten wir ziemlich routiniert unsere sieben Sachen, so dass wir kaum eine Stunde nach dem Aufwachen bereits unsere Rucksäcke schulterten und uns auf die Suche nach einer Furt begaben. Der Beginn der nächsten Etappe erforderte direkt zu Beginn das queren des Flusses, welchem wir heute im Laufe des Tages eine ganze Weile folgen würden. Man sollte meinen, wir hätten mittlerweile gelernt, dass es wenig Sinn ergibt allzu lange nach einer geeigneten Stelle zu suchen, die das Ausziehen der Schuhe nicht erfordert. Aber auch hier wanderten wir einiges an Strecke flussauf und flussab, bis wir feststellten, dass die Steinmännchen die beste Stelle zum Furten markierten. Diesmal kamen wir aber trocknen Fußes auf die andere Flussseite.:)

Im Anschluss führte der Pfad zunächst durch einigermaßen anspruchsloses Gelände, die angekündigten "mannshohen Kriechweiden" erwarteten uns erst später.

Als wir dem Flusslauf um eine Biegung folgten und dadurch in den Genuss der wärmenden Sonne kamen, erforderte dies wiederum den Einsatz der Mosquitonetze. :ugly:

 

#70

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Nein, dies ist keine Aufnahme bei Blende 22 um die Verdreckung des Sensors bei einer solchen Wandertour zu dokumentieren. Die Sonnenstrahlen sorgten für erstaunliche große Wolken von Moschusochsenfliegen, die durch den Windschatten der umliegenden Gipfel dafür sorgten, dass wir erneut die Umgebung und das wirklich hübsch anzusehende Flusstal nur durch die Netze betrachten konnten.

Nach etwa einer Stunde entspannten Wanderns kamen wir nun an jene Stelle, an der dieses Bild aufgenommen wurde. Kriechweiden..., gab's zwar vorher schon, aber diese hier waren absolute Prachtexemplare. Ich hänge mal ein Bild dazwischen, dass dies ganz gut veranschaulicht.

 

#70a

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In diesem Falle bleibt mir kaum etwas anderes übrig, als den Autoren des Reiseführers zähneknirschend zuzustimmen, die Kriechweiden gediehen in diesem Tal wirklich prächtig. Erstaunlicherweise kam ich mit diesen hohen Sträuchern besser klar, als mit den knie- bis hüfthohen. Die Sicht auf den Pfad war einfach besser und wir stolperten weniger über Steine und Wurzeln. Die Insekten hielten die Gewäche jedoch leider nicht ab.

 

#071

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Der Blick zurück, ein gutes Stück weiter rechts, hinter dem Hügelrücken, liegt die Nerumaq-Hütte. Wie man auf der Aufnahme erkennt, litt der Trail, bzw. der Pfad, recht ordentlich unter den Niederschlägen. Diese fielen zwar nicht so ausgiebig wie in manch anderen Jahren, dass der Pfad dennoch voll lief, wie eine Dachrinne, entsprang einer anderen, recht verstörenden, Tatsache. Darauf werde ich an späterer Stelle nochmal zurück kommen.

Landschaftlich veränderte sich auf diesem Teil der Etappe nicht mehr fürchterlich viel, allerdings erwartete uns alsbald eine weitere Querung des Flusses für etwa einen Kilometer, ehe wir uns wieder auf das andere Flussufer begaben. Der Hintergrund für diesen ungewöhnlichen Zickzackkurs liegt in dem kurzzeitig sehr weichen Gestein begründet, durch das sich der Fluss schlängelte. Etwas weiter flussabwärts entstand daruch eine ziemlich tiefe Schlucht, fast schon ein Canyon, der zu Fuß mit Rucksack auf dem diesseitigen Flussufer im Prinzip nicht zu bewältigen ist.

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#072

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Man sollte meinen, dass wir nach den bisherigen Furten gelernt haben sollten, dass es sich selten lohnt auf und ab zu laufen um eine geeignete Furt zu finden, an der wir nicht unser Schuhwerk hätten wechseln müssen. Doch weit gefehlt. Auch hier liefen wir etwa zehn Minuten den FLuss hoch und runter, in der Hoffnung eine Stelle zu finden, auf denen wir auf Steinen trockenen Fußes auf die andere Seite kämen. Diese fanden wir nicht, so dass ich mich in meinen Wanderstiefeln, jeglicher Vernunft trotzend, in die Fluten stürzte. Dabei stellte ich sehr schnell fest, dass der Fluss eine stärkere Strömung aufwies, als ich vermutete. Als ich gute zwei Drittel mit trockenen Füßen bereits passiert hatte, trat ich auf eine Art kleines Plateau unter Wasser. Dies sah von oben recht flach aus und das Wasser schien auch nicht zu stark darüber zu fließen. Meine Beobachtungen trafen auch alle zu. Leider fehlte in meinen Überlgungen die möglicherweise sehr schmierige Oberfläche des Steins. Nach einem kunstvollen Ausfallschritt und panischem Festklammern an meinen Wanderstöcken ging ich zumindest nicht komplett baden. Meine kleine Showeinlage sorgte dafür, dass ich im linken Schuh ordentlich Wasser tankte.

Der Pfad führte uns dicht am Flussufer entlang ein gutes Stück bergab, bis wir an eine weitere Furtstelle kamen, an der wir den Fluss erneut überqueren sollten.

 

#073

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Man mag es vielleicht nicht für möglich halten, an dieser Furt setzte dann allerdings endlich mein Verstand ein und obsiegte über die Faulheit. Zwar lief ich noch ein kleineres Stück weiter flussabwärts, da an der markierten Furt die Strömung für mich zu heftig aussah, diesmal wechselte ich direkt mein Schuhwerk und tänzelte elegant wie eines dieser Rentiere über den Fluss. Zwischenzeitlich verlor ich zwar, aufgrund der Kälte des Wasser, jegliches Gefühl in meinen Füßen, am anderen Ufer angekommen, nahm das Blut seinen Dienst wieder auf, so dass innerhalb kürzester Zeit meine Füße wohlig warm wurden. Meinem Kumpel erging es leider nicht so gut, da er auf überflüssiges Schuhwechseln verzichten wollte; Hintergrund sind wirklich erstaunlich große Blasen an der Ferse. Er versuchte sich an einer Tütenkonstruktion, die die Füße trocken halten sollte, auch wenn der Schuh im Wasser versank. Dies klappte in zwei von drei Fällen, an der letzten Furt liefen ihm allerdings die Tüten voll und setzten seine Schuhe komplett unter Wasser.

So nutzten wir das Ufer und breiteten unsere nassen Schuhe und Socken in der Sonne aus, in der Hoffnung, sie würden zumindest ein wenig Feuchtigkeit abgeben. Unterdessen genossen wir die herrliche Aussicht auf die uns umgebende Landschaft, einziger Wermutstropfen: den visuellen Genuss schränkten die Netze vor dem Gesicht doch arg ein.

 

#074

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Nach etwa einer halben Stunde zogen wir zumindest trockene Socken über die Füße, dieser Zustand hielt allerdings nur so lange an, bis wir in die noch immer nassen Schuhe schlüpften. Auf unserem Plan standen nun noch etwa 10 Kilometer, bis zur letzten Hütte auf dem Trail. So langsam realisierten wir bei dem nun folgenden Wegstück, dass wir möglicherweise den letzten kompletten Tag in der grönländischen Wildnis verbringen. Ein wenig Wehmut stellte sich bei mir dabei schon ein, andererseits kontrastierte der Stolz auf das Geleistete, trotz aller Widrigkeiten, die einsetzende Melancholie.

Wir liefen bei bestem Wanderwetter durch das grüne Flusstal und erfreuten uns an der Aussicht, die sich uns bot. Der Weg verlief sehr eben und auch der Matsch hielt sich nun mehr in Grenzen. Da auch die Kriechweiden an dieser Stelle nicht sonderlich in die Höhe schossen, ließ es sich sehr angenehm wandern. Einzig die Schwärme an Fliegen empfand ich in diesem Idyll dann doch als störend.

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Am 30.1.2019 um 13:10 schrieb Fujifriend:

Wunderschön!

Vielen Dank für diesen tollen Reisebericht, am liebsten würde ich selbst gleich die Stiefel schnüren! 😉

Tolle Aufnahmen

Grüße

Fujifirend

Vielen Dank für das Kompliment. Schön auch zu hören, dass der Bericht den Wunsch auslöst, selbst dorthin zu wollen.:)

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Ich bin jetzt auch bis hierher mitgereist und gespannt wie der Abschluss werden wird. Danke für den Bericht und die tollen Bilder. Wir wollen es nächstens mit Schottlandangehen lassen, da kam dieser Bericht gerade zur rechten Zeit.

Gruss Ernst

 

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vor 6 Stunden schrieb Quernest:

Ich bin jetzt auch bis hierher mitgereist und gespannt wie der Abschluss werden wird. Danke für den Bericht und die tollen Bilder. Wir wollen es nächstens mit Schottlandangehen lassen, da kam dieser Bericht gerade zur rechten Zeit.

Gruss Ernst

 

Vielen Dank Ernst. Ich kann diese Art zu reisen eigentlich nur weiter empfehlen, so man denn auf Komfort verzichten kann und will und sich auch mal ein wenig quälen kann.:) Euch dann viel Spaß im Schottland.

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#075

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Der Weg führte uns durch dieses erstaunlich grüne Flusstal, wobei häufiger morastige Wegstücke absolviert werden wollten. Die Windstille und die auf uns scheineinde Sonne, sorgten recht schnell dafür, dass wir alsbald in T-Shirts durch die grönländische Wildnis wanderten. Zwar immernoch mit Mosquitonetz, aber wenigstens etwas. :)

 

#076

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Nach etwa zwei Stunden erreichten wir diesen, bei näherer Betrachtung, recht großen See. Da das Ufer mitunter kleine Strände bot, pausierten wir erneut ein wenig ausgiebiger und ließen uns das köstliche Seewasser schmecken. Eine echte Wohltat, sowohl geschmacklich als auch im Hinblick auf die Temperatur.:) Glücklicherweise kam am See auch ein leichter Wind auf, so dass wir uns zumindest kurzzeitig unserer Netze entledigen konnten. Diese Möglichkeit intensivierte das Pausenvergnügen sehr erheblich. Da aber "auch die schönste Pause mal ein Ende hat" (eine unserer Phrasen, die uns auf dem gesamten Trail verfolgten), stapften wir erneut über einen teilweise knöcheltief matschigen Pfad, der uns im weiteren Verlauf zu einem letzten Anstieg führte. Nach diesem sollten wir, nach einer weiteren Stunde Fußmarsch, die letzte Hütte auf dem Arctic Circle Trail erreichen. Unterdessen passierten wir einige wunderbare Zeltgelegenheiten, die wir allerdings links liegen ließen. Da wir am kommenden Tag grundsätzlich den Plan verfolgten, die restlichen 22,5 Kilometer, von der Hütte ausgehend, bis nach Sisimiut zu laufen, kam ein Stop vor der Hütte nicht in Frage. Während wir den letzten, ernstzunehmenden, Anstieg des Tages in Angriff nahmen, lief uns ein Wanderer entgegen. Dieser erfragte, ob wir auf unserem Weg möglicherweise eine geeignete Zeltstelle gefunden hätten. Wir beschrieben ihm kurz die von uns gefundenen Plätze und folgten weiter dem Aufstieg. Als wir die Hochebene erreichten und einen Blick zurück warfen, sahen wir besagten Wanderer an der beschriebenen Stelle sein Zelt errichten. Kurzzeitig keimte etwas Neid in uns auf, da ein Plätzchen direkt am Seeufer ziemlichen Luxus versprach. Vom kurzen Weg des Wasser holens, über den wundervollen Ausblick bis hin zur beruhigenden Geräuschkulisse.

 

#077

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Der Blick zurück auf den unbenannten See, an dem wir rasteten und an dem der Wanderer sein Zelt aufschlug. Der beschriebene Platz befand sich direkt auf der kleinen Landzunge, die ziemlich in der Bildmitte in den See hinein ragt. Dort morgens seinen Kaffee zu genießen, bedeutet in meinen Augen absoluter Luxus, völlige Entpannung und vollendeter Genuss! Auch dieser See und die entgangene Übernachtung lässt uns immer wieder darüber nachdenken, den Trail möglicherweise ein zweites Mal zu laufen. Sicher nicht in diesem Jahr (2019), aber wer weiß.

 

#078

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Der Blick in die andere Richtung auf den Fjord Kangerluarsuk Tulleq. Hier sahen wir die ersten Vorboten der Zivilisation, da am Ufer des Fjords eine Vielzahl von Häuschen auftauchten, die wohl von den Einwohnern Sisimiuts als Wochenendhäuser genutzt werden. Die rote Hütte direkt an der Spitze des Fjords dient übrigens unter anderem auch als Wandererunterkunft (hauptsächlich aber als Jagdhütte), allerdings taucht sie in Beschreibungen nur selten auf. Dafür liegt sie ein wenig zu weit abseits des markierten Weges und, viel interessanter, man müsste gute 150m absteigen und am nächsten Tag auch wieder erklimmen. Da unser Reiseführer aber eine weitere Hütte direkt am Trail versprach, ließen wir die andere Hütte rechts liegen. Kein sonderlicher kluger Entschluss, wie sich im Verlauf des Abends heraus stellen sollte. Dies lag in diesem Einzelfall allerdings mal nicht am Buch, sondern an den Menschen, die wir trafen. Ein Abstieg zur Fjordkante wäre rückblickend eine Wohltat gewesen, im Vergleich dessen, was uns an der empfohlenen Hütte erwartete.:)

Die letzten Kilometer bis zur Hütte zogen sich, anders als in unserem besagten Buch beschrieben, keineswegs sonderlich in die Länge. Ganz im Gegenteil, wir genossen das wesentlich einfachere Wandern auf der recht trockenen Hochebene. Da auch kaum Kriechweiden den Pfad säumten, kamen wir uns fast vor wie im Wandererhimmel. Kein Matsch, der die Schuhe festhält und auch kein Gestrüpp, dass nach den Wanderstöcken greift. Entsprechend kamen wir gut voran. Auf dem letzten Kilometer erkannten wir aber, was dieses Vergnügen für die Wasserversorgung an der Hütte bedeutete: recht weite Wege, um das kostbare Naß zum Zelt zu transportieren. Wir legten fest, dass sich mit diesem Problem unsere Zukunfts-Ichs auseinandersetzen sollten, für den Moment genossen wir das Wandern auf der Hochebene.

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Es bleibt einfach wunderschön...  !!!

Eines ist mir allerdings aufgefallen: im Himmel tauchen immer mal wieder so seltsame Flecken auf. Sensorreinigung???       ;-)))

Viele Grüße,

Fujifriend

P.S.: Hast Du diese großartige Landschaft in RAW oder in JPEG fotografiert?

Falls RAW, dürfte ich mich daran wagen?

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vor 35 Minuten schrieb Fujifriend:

Es bleibt einfach wunderschön...  !!!

Eines ist mir allerdings aufgefallen: im Himmel tauchen immer mal wieder so seltsame Flecken auf. Sensorreinigung???       ;-)))

Viele Grüße,

Fujifriend

P.S.: Hast Du diese großartige Landschaft in RAW oder in JPEG fotografiert?

Falls RAW, dürfte ich mich daran wagen?

Die seltsamen Flecken sind tatsächlich Fliegen... Klar, man hätte sie wegstempeln können, aber in diesem Falle fand ich es recht authentisch...=D Ja, habe die Bilder in RAW aufgenommen.

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vor 7 Stunden schrieb Nørdwinkel:

Vielen Dank Ernst. Ich kann diese Art zu reisen eigentlich nur weiter empfehlen, so man denn auf Komfort verzichten kann und will und sich auch mal ein wenig quälen kann.:) Euch dann viel Spaß im Schottland.

Na ja, letzten September den Berlin Marathon gelaufen, da sollte man sich auch durch schöne Gegenden quälen können. Und die Fuji x-T20 ist ja ein Leichtgewicht, da spar ich an Kräften.

Ob die Bilder und ein Bericht dann auch so toll werden, kann ich nicht garantieren. 

Gruss Ernst

bearbeitet von Gast
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Am 3.2.2019 um 20:00 schrieb Quernest:

Na ja, letzten September den Berlin Marathon gelaufen, da sollte man sich auch durch schöne Gegenden quälen können. Und die Fuji x-T20 ist ja ein Leichtgewicht, da spar ich an Kräften.

Ob die Bilder und ein Bericht dann auch so toll werden, kann ich nicht garantieren. 

Gruss Ernst

Danke für deine Antwort Ernst.:) Okay, wenn du einen Marathon durch hältst, sollte es wohl machbar sein, auch wenn die Belastung beim Wandern definitiv eine andere ist. Ich war mit der X-T1, dem 16/14 und dem 50/2 unterwegs. Für mich eine ideale leichte Ausrüstung. Lediglich ein kleines leichtes Tele hat mir noch gefehlt. Aber außer dem 50-200 gibts da aktuell nichts,w as mich reizen würde. Mal schauen, vllt. finde ich ja mal ein 200/4 Nikkor oder sowas in der Richtung.

Zum Bericht und den Bildern: Wenn du ein wenig fotografieren kannst, wird das auch auf so einer Reise klappen. Was die Geschichten angeht: Mit offenen Augen und Ohren durch die Gegend wandern und die vielen kleinen Momente wahrnehmen und genießen. Ich habe die Erfahrung gemacht, es sind besonders die kleinen Momente und Situationen, die man im Alltag häufig übersieht, die einen besonderen Erinnerungswert haben. So zum Beispiel unsere Mirtfahrgelegenheit. Eigentlich nur ein kurzer Moment, aber aufgrund der Skurrilität unvergesslich. Und so ging es uns häufiger. Ich muss aber auch sagen, dass mein Reisekumpel sehr viele kleine Geschichten am Rande wahrnahm, die mir sonst entgangen wären. Andersrum war es aber wohl genauso.:)

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#079

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Aus einiger Entfernung erblickten wir die Hütte und erkannten dabei auch recht schnell, dass bereits Wanderer vor uns eingetroffen waren. An der Hütte angekommen, kamen wir mit zwei von ihnen auch direkt ins Gespräch, wobei wir uns zunächst wunderten, wie die beiden es ohne Netz vor dem Gesicht aushielten. In der Unterhaltung erfuhren wir, dass sie aus Tschechien kommen und sich wohl 14 Tage Zeit für den Trail nehmen wollen, sie liefen in entgegengesetzter Richtung zu uns. Daraufhin baten wir direkt um Entschuldigung, da die beiden noch erstaunlich frisch aussahen, wovon bei uns nicht mal im Entferntesten die Rede sein konnte. Als wir ein wenig über Erfahrungen plauderten, nahm das Gespräch eine seltsame Wendung. Mein Kumpel erzählte ein wenig aus dem letzten Jahr von unserer Wanderung auf Island und schließlich kam auch die Frage auf, ob wir denn schon häufiger Grönland besucht hätten. Dies bejahte ich und erzählte kurz von meinen beiden Segeltouren, woraufhin mich Blicke voller Ehrfurcht trafen und sich die Tonlage der Frau auch schlagartig veränderte. Reichlich seltsam. Als die dritte Person der kleinen tschechischen Gruppe gruß- und wortlos hinzu trat, beendeten wir das Gespräch recht schnell, erhielten aber noch die Information, dass sie die Schlafplätze in der Hütte für sich beanspruchen würden, auch wenn eine Frage dieser Art gar nicht im Raume stand.

Wir bauten an einer geeigneten Stelle unser Zelt auf und warfen dennoch einen Blick ins Hütteninnere, auch auf der Suche nach möglicher zurückgelassener Nahrung, fanden aber leider nichts wirklich verwertbares, so dass wir am darauffolgenden Tag tatsächlich bis nach Sisimiut durchwandern würden. Missmutig ließen wir es uns ein wenig im Schatten der Hütte gut gehen und ruhten unsere Füße aus, als mich um Haaresbreite ein Schwall kochendes Wasser verfehlte. Die drei kochten wohl ihr Abendessen und entledigten sich, ohne Blick nach draußen, ihres kochenden Wassers Da mein Kumpel telefonierend vor selbiger stand, hätte man einen Blick wohl vielleicht doch erwarten können. So verfinsterte sich unsere Meinung über die Drei noch etwas mehr. Da dies aber möglicherweise auch mit unseren grummelnden Mägen in Verbindung stehen konnte, kochten wir uns zunächst unser Abendmahl. Dabei stellte sich die Entfernung zur nächsten Wasserquelle als kleine Herausforderung dar, der Weg zog sich recht ordentlich in die Länge. Nach vollendetem Essen stromerte ich noch ein wenig durch die Umgebung und warf völlig fasziniert Blicke auf den Fjord, einen ersten Boten der Zivilisation. Als ich in einem jener Momente Flötenmusik vernahm, dachte ich zunächst, das Wandern in der prallen Sonne forderte nun seinen Tribut an meinem Verstand. In jenem Moment vernahm ich die Stimme meines Kumpels aus dem Zelt, der mich ungläubig fragte, ob ich ebenfalls Flötenmusik hörte. Sein Tonfall machte sehr deutlich, dass er sich seines Verstandes ebenfalls nicht mehr gänzlich sicher war. Beruhigt erklärte ich ihm, die Töne ebenfalls zu vernehmen, woraufhin wir uns eines schallenden Gelächters nicht mehr erwehren konnten. Stell' dir vor, du sitzt mitten in Grönland, triffst eine 3er Gruppe merkwürdiger Menschen, die an einem Abend in der Wildnis eine Flöte erklingen lassen. An Absurdität ließ sich dieses Schauspiel (oder besser Hörspiel...:D:ugly:) wahrlich kaum noch überbieten. Grundsätzlich kann Musik in einer solchen Umgebung schwer eindrücklich sein (ich erinnere mich an Momente in Island, an denen Solstafir aus meinen Kopfhörern strömte und mich dies beim Anblick der Berge um Thorsmörk völlig gefangen nahm), aber eine alberne Flötenkinderliedmelodie? Das passte hinten und vorne nicht mehr zusammen. Damit stand unser Entschluss fest, die drei schafften es auf unserer Merkwürdigkeitenliste bis ganz nach oben (noch vor den Franzosen mit dem Trolley)!

Die oben gezeigte Aufnahme entstand ganz früh morgens, als das viele getrunkene Wasser nach einem Ausweg verlangte. Also schälte ich mich aus meinem Schlafsack, plünte mich an und wurde von diesem Farbenspiel am Himmel fast erschlagen. Der eigentliche Grund meines nächtlichen Aufstehens trat in den Hintergrund und ich kramte meine Kamera aus der Tasche. Das ganze Schauspiel wehrte dabei nicht länger als vielleicht zwei oder drei Minuten. Gern hätte ich diese Lichtstimmung über dem Fjord aufgenommen, aber bis ich in Waatschuhen an einem halbwegs passablen Punkt ankam, lösten sich die Wolken und damit auch das wundervolle Licht in Wohlgefallen auf.

 

Tag 10, Hütte am Fjord Kangerluarsuk Tulleq --> Sisimiut

 

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Recht früh am Morgen krabbelten wir aus unseren Schlafsäcken und stellten überrascht fest, dass die Tschechen bereits außer Sichtweite gewandert waren. So genossen wir die morgendliche Ruhe und ein letztes Trekkingfrühstück. Mit einiger Routine bauten wir unsere mobile Behausung ab und verstauten die übrigen Sachen in unseren Rucksäcken. Das ganze Schauspiel dauerte mittlerweile keine volle Stunde mehr. Wirklich erstaunlich, hatten wir zu Beginn der Tour noch fast zwei Stunden für den gleichen Prozess benötigt.

Laut Tourbeschreibung, stand uns zunächst ein kleiner Anstieg direkt an der Hütte bevor, wobei wir direkt skeptisch wurden, da der Pfad und Trail, gut zuerkennen etwa 200m entfernt an der Hütte vorbei führte. Auch ein Schild fanden wir, dass uns die Richtung zum Arctic Circle Trail wies. Welche Gründe uns auch an dieser Stelle bewogen, unserem Reiseführer mehr Vertrauen zu schenken, als den wirklich unverkennbar offensichtlichen Hinweisen in der unmittelbaren Umgebung, erschließt sich mir rückblickend nicht. Nach Aussage unseres Buches, sollten wir uns an ein Steinmännchen halten, das auf einem Hügel oberhalb der Hütte gut zu erkennen sein sollte. In der Tat, dort gab es tatsächlich ein Steinmännchen. Also stiefelten wir auf dieses Männlein zu, um dann allerdings festzustellen, dass das Männlein nicht etwa einen Pfad markiert, sondern viel mehr einen herrlichen Blick über den Fjord. Grundsätzlich auch ganz schön, aber in unserem Falle nicht sonderlich zielführend. Ein Blick auf das GPS-Gerät schuf Gewissheit, wir hatten uns erneut von unserem Buch ins Bockshorn jagen lassen.:grumble::grumble::grumble: So kletterten und solperten wir einen ansehnlichen Abhang hinunter, kraxelten im Anschluss einen sanften Hügel hinauf und fanden uns schließlich kaum 500m von der Hütte entfernt, endlich wieder auf dem ACT ein. Der Zeitverlust betrug dabei etwa eine dreiviertel Stunde. Ganz große Klasse! Dabei standen für diesen Tag schlanke 22,5km an, inklusive eines heftigen Anstiegs nach den ersten zwei Kilometern. Da wir nicht mitten in der Nacht in Sisimiut ankommen wollten, sackte unsere Laune über die verschenkte Zeit und auch den halsbrecherischen Abstieg merklich in den Keller. Immerhin entschädigte uns der Pfad, der sich recht dicht an der Fjordkante entlang schlengelte mit wunderschönen Aussichten. Nach etwa anderhalb Kilometern erkannten wir hinter uns eine Gestalt auf dem Pfad. Es dauerte auch nicht allzu lang, bis sie uns einholte. Wir kamen mit dem Grönländer kurz ins Gespräch. Er hätte vor zwei Tagen im Kanucenter übernachtet (grob geschätzt beträgt die Entfernung etwa 85-90km...). Auf unsere erstaunten Blicke reagierte er mit der Aussage, dass er seit dem Kanucenter langsamer unterwegs sei, irgendwie habe er Schmerzen im Bein. Er hätte Sisimiut eigentlich bereits gestern erreichen wollen.:ugly::ugly::ugly: Sprachs und rannte den Anstieg von 400hm auf 1,5 km vor unseren Augen in einem atemberaubenden Tempo hinauf. Bei uns lief es nicht mal annähernd so rasch, dieser letzte Anstieg forderte mir zumindest, nochmal so einiges ab. Völlig erschlagen und körperlich ziemlich am Ende, erreichten wir die Kuppe etwa zur Mittagszeit. Wir hatten seit unserem Aufbruch an der Hütte zwar kaum Strecke bewältigt, das größte Hindernis lag nun aber hinter uns. Entsprechend gönnten wir uns eine ausgedehnte Pause. Dabei entstand auch obige Aufnahme, die erneut den Fjord zeigt. Die Hütte liegt hinter dem Bergrücken auf der rechten Seite, auf dem Hügel der in den Fjord hineinragt.

 

#081

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Unser Rastplätzen wählten wir dabei nicht sehr zufällig, sondern an dieser netten Hütte. Dies ist ein funktionstüchtiges Klohäusschen. Nicht mehr und auch nicht weniger.:lol: Weshalb diese Hütte dort steht, konnte mir bisher niemand beantworten. Mir kam sie jedoch sehr gelegen, zumal man in diesem Häuschen auch vor den lästigen Fliegen seine Ruhe hatte.:) Als wir unsere Pause beendeten, traf ein weiterer Wanderer, aus Sisimiut kommend, an unserem Plätzchen ein. Dieser wollte die Hütte nutzen, um sich ein kleines Päuschen im Schutze der Hütte zu gönnen. Sein Gesicht war Gold wert, als er erkannte, wozu die Hütte dient.:D:D:D Selten habe ich ein Klohäuschen in solch einer exponierten Lage gesehen. Diese Episode hob dann auch gleich wieder unsere am Boden liegende Stimmung.:)

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Hallo Nordwinkel,

ein schönes Abenteuer in einer tollen Landschaft habt Ihr da erlebt. Dazu noch fein bebildert und einladend geschrieben, hat mir bisher gut gefallen! Ich überlege noch immer, wie man auf die Idee kommt, einen Trolley mitzuschleppen, geschweige denn, was man darin wichtiges transportiert, inzwischen glaube ich ebenfalls an die Theorie mit der Mikrowelle, haha.

Grüße..

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Am 14.2.2019 um 14:01 schrieb GrahamHoyt:

Hallo Nordwinkel,

ein schönes Abenteuer in einer tollen Landschaft habt Ihr da erlebt. Dazu noch fein bebildert und einladend geschrieben, hat mir bisher gut gefallen! Ich überlege noch immer, wie man auf die Idee kommt, einen Trolley mitzuschleppen, geschweige denn, was man darin wichtiges transportiert, inzwischen glaube ich ebenfalls an die Theorie mit der Mikrowelle, haha.

Grüße..

Hehe, ja, es muss eine Mikrowelle gewesen sein. Oder eine luxuriös ausgestattete Campingküche. Anders kann ich mir den EInsatz eines Trolleys nicht erklä#ren. Vielleicht hatten sie aber auch einfach richtige Matratzen, Kissen und Decken zum Schlafen dabei. Wobei dies wiederum wohl schwierig wäre in einem Zelt unterzubringen. :) Freut mich übrigens, dass dir der Bericht gefällt.:)

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#082

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Der Pfad führte uns über eine Hochebene, in der wir einem Flusslauf folgten. Die Hochebene barg den kaum zu überschätzenden Vorteil, dass vorerst keine Kriechweiden mehr unseren Weg säumten und auch die Beschaffenheit des Pfades ein fast schon entspanntes Wandern zuließ. Lediglich ein paar Felsbrocken erforderten gelegentlich ein höheres Maß an Aufmerksamkeit. Nach etwa zwei Kilometern kamen wir an einem ersten direkten Zeichen der Zivilisation vorbei, sieht man von dem Klohäuschen einmal ab. Etwas abseits des Pfades konnte man die Hütte des Sisimiuter Schneemobilclubs erkennen. Entsprechend veränderte sich nun auch die Markierung des Trails, denn die Strecke nutzen die Einwohner Sisimiuts wohl auch für Schneemobilfahrten. Im weiteren Verlauf passierten wir einige malerische Seen, die uns zu der einen oder anderen kurzen Pause einluden und mit köstlichem Trinkwasser versorgten. So langsam realisierten wir nun auch, dass dies die letzten Kilometer auf dem Trail für uns sein würden. Wir hatten es also tatsächlich, trotz aller Widrigkeiten, beinahe geschafft.

 

#082a

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Mal ein kleines Selfie. :)

 

#083

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Dem Höhenprofil nach zu urteilen, erwartete uns noch ein etwas heftigerer Abstieg, bis wir schließlich einen relativ großen Bogen schlagen und direkt auf Sisimiut zulaufen würden. Da sich das Wetter an jenem Tag wieder von seiner eher prächtigen Seite zeigte, genossen wir vor dem Abstieg noch einmal ausgiebig die Aussicht auf das zu durchquerende Tal. Die Schönheit und die Erhabenheit dieses Anblicks nahm uns dabei völlig gefangen. Schon etwa fünfhundert Meter vor diesem Punkt, ließ sich erahnen, welch Anblick kurz vor dem Abstieg auf uns wartete. Als wir nun schließlich an diesen Punkt kamen, verschlug es uns vor Staunen schlicht die Sprache. Ganz in der Ferne lässt sich übrigens bereits das offene Meer sehen.

Im Bild lässt sich der Pfad und damit auch unser weiterer Weg ziemlich gut erkennen. Er würde uns rechts an dieser imposanten Bergkette entlang führen, so dass wir hinter der Hügelkuppe rechts im Bild, das erste Mal Sisimiut in den Blick bekommen müssten.

 

#084

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Nahezu die gleiche Stelle, nur mit etwas mehr Weitwinkel. Die Wanderung durch die Hochebene zählt zu meinen Favoriten der Wanderung. Nicht nur, weil wir uns dem Ende der Tour näherten, sondern auch, weil es sich, wie beschrieben, fast schon mühelos wandern ließ. Sieht man von einem kleineren Gebiet eines Felssturzes mal ab, bei dem einige imposante Felsbrocken umgangen und überklettert werden wollten. Sollte ich eigentlich noch erwähnen, dass dieses Geröllfeld in unserem Reiseführer nicht auftauchte?:ugly:

Die markante Bergkette im Hintergrund findet man häufig auch auf Ansichten Sisimiuts. Der höchte Berg heißt Nasaasaaq, 784 Meter hoch. Diesen kann man wohl auch besteigen, es wird allerdings dringend dazu geraten, sich für diese Kletterei einen heimischen Guide zu organisieren. Unser großartiger Reiseführer weißt übrigens ausdrücklich auch darauf hin, dass bei einsetzendem Nebel, die erhoffte Aussicht über die Fjordlandschaft verwehrt werden könnte.:ugly::ugly::lol::lol: Darauf wären wir mit Sicherheit auch nicht von allein gekommen.

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#085

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Nach dem Abstieg ins Tal, der uns vor keine allzu großen Hürden mehr stellte, sieht man von zwei, drei matschigen Passagen ab, kamen wir an die letzte Flussquerung des Trails. Keine Ahnung, woher uns urplötzlich die Weisheit hinterrücks überfiel, aber nach etwa zwei Minuten des Absuchens einer geeigneteren Stelle, entschlossen wir uns diesmal, direkt die Watschuhe anzuziehen und den Fluss an der angeratenen Stelle zu queren. :lol: Ganz zum Ende holte uns die Wandererweisheit tatsächlich noch ein. Das Furten selbst stellte ebenfalls keine große Herausforderung dar. Das Gewässer strömte nicht sehr heftig in Richtung Meer, lediglich die Temperatur des Wassers sorgte im ersten Moment für weit aufgerissene Augen und etwas Schnappatmung.

 

#086

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Der Blick in die andere Richtung des Flusses. Das Tal, das wir durchwanderten wartete mit einem einzigen größeren Nachteil auf, dem Nachteil des relativ allumfassenden Windschutzes. Dies führte wiederum dazu, dass wir auch hier, unsere Mosquitonetze nicht abnehmen konnten. Glücklicherweise wehte aber ein laues Lüftchen direkt am Fluss, so dass wir nach dem erfolgreichen Furten, die Gunst der Stunde nutzten und eine längere Pause einschoben. Diese konnten wir ob des schwach wehenden Windes tatsächlich auch ohne Netz genießen, das Gesicht dem wehenden Lufthauch zugewandt. So genossen wir das wohlige Gefühl nach dem Queren eines Flusses, wenn das Blut rauschend in die Füße zurückkehrt und die Füße anfangen vor Wärme zu glühen.:) In jenem Moment fiel uns auch keine Erklärung mehr ein, weshalb wir bei den übrigen Furten jedes Mal solch einen enormen Aufwand betrieben, um möglichst eine Stelle zu finden, die das Wechseln der Schuhe obsolet werden ließ.

 

#087

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Nach etwa einer guten Dreiviertelstunde Pause wuchteten wir die Rucksäcke erneut auf unsere Schultern und nahmen die letzten neun Kilometer unter die Sohlen. Nach etwa einer halben Stunde tauchte auf der rechten Seite ein Skilift auf, einem weiteren, untrüglichen Zeichen, dass wir uns unserem Zielort stetig näherten. Etwa auf gleicher Höhe kam uns ein einheimischer Fahrradfahrer auf einem Mountainbike entgegen. Wir verließen nun endgültig die Wildnis des Arctic Circle Trails und näherten uns der Zivilissation. Etwas wehmütig nahm ich daher dieses Bild auf, einem Blick zurück.

An der Stelle, wo sich die Hügelkette links und rechts absteigend treffen, nahm ich übrigens die Bilder #083 und #084 auf. Dort führte uns der Weg in das Tal, welches wir bereits nahezu durchwandert hatten. Dabei stellte sich bei mir ein Wechselbad der Gefühle ein. Einerseits konnte ich es kaum Abwarten unter eine Dusche zu kommen und ein Essen einzunehmen, dass nicht ausschließlich auf kochendem Wasser basierte. Andererseits bedeutete das Ende des Trails auch, dass wir nun wieder in die Zivilisation gelangten und der Einfachheit des Trekkinglebens den Rücken kehrten. Letztlich überwog aber die Vorfreude und erstaunlicherweise zog unser Tempo auch noch ein wenig an. Wobei dies nicht mit dem sanften Gefälle zusammenhing, den der Trail auf den letzten Kilometern aufwies. Es hing wohl eher mit der Aussicht auf ein kühles Bier zusammen.:D

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  • 2 weeks later...

#088

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Die besagte letzte Biegung und möglicherweise auch das letzte Steinmännchen des Trails. Kann aber auch sein, dass mich im Punkt mit dem Steinmännchen meine Erinnerung trügt. Es ging nun stetig bergab in Richtung Sisimiut und unser Tempo erhöhte sich von ganz allein. Kurz nach diesem Steinmännchen wartete aber noch eine recht ansehnliche Feuchtwiese auf uns, deren Durchquerung sich als tückischer darstellte, als wir zuvor annahmen.

 

#089

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Fotografisch ist das Bild sicher kein Leckerbissen, dafür birgt es einen anderen Wert in sich. Denn ganz fern, am Horizont lassen sich die ersten Gebäude der Stadt erkennen. Wir bogen also im Prinzip um die letzte Ecke des Trails und hielten nun direkt auf Sisimiut zu, das Ziel einer heißen Dusche direkt vor Augen. Dabei folgten wir dem kleinen Flusslauf auf der rechten Seite.

 

#090

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Und hier ist sie nun, die letzte Aufnahme unserer Wanderung auf dem Arctic Circle Trail. Unmittelbar nach diesem steinigen Stück Weg, erreichten wir eine Schotterpiste, auf der uns ein grönländischer Schlittenhundwelpe zunächst etwas zögerlich, dann aber doch sehr herzlich begrüßte. Es fand sich am Ende des Trails auch ein Werbeplakat des Hotels Sisimiut, auf dem für eine sogenannte "Hikers offer" geworben wurde, drei Hotelübernachtungen zum Preis für zwei. Nach einem kurzen Studium unserer Karte, erkannten wir, dass uns unser Weg relativ direkt an besagtem Hotel entlang führte. Entsprechend trafen wir die Entscheidung uns nach dem Preis des Angebots zur erkundigen.

Am Hotel eingetroffen erhielten wir ein, für grönländische Verhältnisse erstaunlich günstiges Angebot von knapp 170€ für drei Nächte inklusive Frühstück. Dies ließen wir uns nicht entgehen. Demzufolge endete unsere Wanderung in zwei erstaunlich freundlichen und gut ausgestatteten Hotelzimmern in einem Drei-Sterne-Hotel. Nach dem Abwerfen unseres Gepäcks im Zimmer erfolgte ein kurzer Gang an die Rezeption um eine Cola und eine Tüte Chips zu einem völlig absurden Preis zu erstehen. Dennoch behaupte ich, dass dies die beste Cola und die besten Chips der Welt waren.

Nach einer ausgiebigen Dusche, mit der reichlich erstaunlichen Feststellung ein gutes Stück an Körpergewicht verloren und unerwartet viele Muskeln in Beinen und Rücken aufgebaut zu haben, unternahmen wir noch den ersten Gang in die Metropole. Dort stießen wir kurz vor Ladenschluss auf ein Schnellrestaurant, in dem wir mit einem sogenannten Pølsermix unseren Heißhunger auf fettiges, labriges Fastfood zumindest für den ersten Moment stillten. Im Anschluss trieb es uns in die Hotelbar, da die Verkaufszeiten für Bier und andere alkoholische Getränke abgelaufen waren, und genossen dort drei wundervoll gekühlte Tuborg, bis wir gegen zehn nahezu am Ende unserer körperlichen Kräfte in den weichen Betten unseres Hotelzimmers in tiefem Schlummer versanken. Wirklich realisiert, dass wir fast 180km durch die grönländische Wildnis liefen, hatten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

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Tag 11 - 12, Zeit in Sisimiut

 

#91

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Den Sonntag begannen wir mit einem ausgedehnten und nahezu perfekten Frühstück im Hotel. Nach den Tagen der Trockennahrung, Müsli mit Milchpulver, Müsliriegel, Schokoriegel und wasserbasierter Trekkingnahrung, überkam uns kurzzeitig der Gedanke, gestorben und im Paradies erwacht zu sein. Ein riesiger Kübel mit gebratenem Speck, Rührei, gekochte Eier, frisches Obst, richtige Milch, Butter, Brot, feinster Käse und eine große Auswahl an Wurst erwartete uns. Nach dem dritten Teller Speck und Rührei meldete mein Magen "Wegen Überfüllung geschlossen", was mich aber nicht davon abhielt, noch drei Tassen Kaffee und drei Gläser Saft in das letzte bisschen Freiraum zu pressen.:) Es wäre nicht übertrieben, dies als das beste Frühstück meines Lebens zu bezeichnen.:lol:

Im Anschluss fassten wir den Entschluss, zunächst einmal unsere Wäsche in die hoteleigene Wäscherei zu geben, wobei sich uns aber recht schnell die Frage aufdrängte, wie wir uns nun in der Öffentlichkeit bewegen wollten. Die Lösung bestand aus einer langen Unterhose (ich hatte noch eine unbenutzte, quasi frische, dabei) und einer darüber gezogenen Regenhose. Dieser Aufzug brachte uns auf die Idee, in den hiesigen Geschäften nach einer billigen, alltagstauglicheren Hose zu suchen, ebenso wie nach frischen Socken. Denn obwohl Merino-Socken wirklich ausgesprochen bequem sind und gefühlt eine Ewigkeit brauchen, um Gerüche anzunehmen, fühlten sich die noch vorhandenen Socken ziemlich furchtbar an, besonders nach einer frischen Dusche. Auch entwickelte sich der Wunsch, nach bequemen Schuhwerk, welches nicht den Knöchel einzwengte und die Füße nicht weiter malträtierte. Den Wunsch nach Schuhwerk konnte ich allerdings nicht nachvollziehen, denn auch nach 9 Tagen und 180km, liefen sich meine Stiefel wunderbar, ohne Drücken, Schmerzen oder Scheuern. Da der Kalender aber einen Sonntag anzeigte, fiel die Auswahl an geöffneten Geschäften nicht sonderlich groß aus. Lediglich frische Socken fanden den Weg in den Einkaufskorb. Hosen und Schuhe scheiterten entweder an der geringen Auswahl oder schlicht am Preis. Aber bereits die frischen Socken erhöhten den Komfortfaktor nicht unerheblich. Den Rest des Tages brachten wir damit zu, uns Sisimiut anzusehen, ein wenig die Atmosphäre der Stadt aufzunehmen und sehr gebannt die Spiele der grönländischen Fußballmeisterschaft am Fernsehen zu verfolgen.

Da das Hotel Sisimiut mittlerweile über ein freies W-LAN verfügt, kam ich auch in den Genuss, mich ein wenig auf den neuesten Stand hinsichtlich der Nachrichtenlage in der Welt zu bringen. Nach den ersten Katastrophenmeldungen ließ ich dies aber auch recht schnell wieder bleiben. Lediglich in der ACT-Gruppe auf Facebook war ich ziemlich aktiv. Dort las ich dann auch von Berichten eines Charity-Hikes, der wohl zwei Tage vor uns 100km durch die grönländische WIldnis führte. Als Ausrichter tauchte WaterAid auf, der sage und schreibe 100 Menschen mobilisierte, ab der Eqalugaarniarfik-Hütte zu starten und bis Sisimiut zu laufen. Dies erklärte im Nachhinein den stark ausgetretenen Pfad, der an einigen Stellen einer Wasserrinne glich. Auch bekamen wir nun eine Erklärung für den Hubschrauberlärm am ersten Tag unserer Wanderung, da die Teilnehmer per Helicopter zur Hütte transportiert wurden. Die Verpflegung kam ebenfalls über den Luftweg zu den Hütten, inklusive der notwendigen Gaskartuschen. Die Berichte von Wanderern, die durch Zufall in dieses Großaufgebot der Logistik hineinrutschten, ließen mir zumindest die Haare zu Berge stehen. Allein die Tatsache, mit 100 Menschen einen Trail zu laufen, den man nicht auswählt, weil man an jeder Ecke interessante Menschen trifft, stelle ich mir auch heute noch ziemlich furchtbar vor. Auch empfinde ich die Idee, mit 100 Menschen durch nahezu unberührte Natur zu laufen, Transfer und Nahrung dabei einfliegen zu lassen, um auf das Grundrecht auf sauberes Trinkwasser hinzuweisen, als irgendwie schräg. Wie schon geschrieben, brachte uns dieser Hike zumindest Nachschub an passenden Gaskartuschen. Die Diskussion in besagter Gruppe nahm dabei immer mehr an Fahrt auf, in die sich auch Vertreter der grönländischen Regierung einschalteten. Es gab und gibt Überlegungen, den Verlauf des Trails zu ändern sowie eine Art Permit einzuführen, so dass durch die Einnahmen Maßnahmen zum Schutz der Region unternommen werden können. Alles in allem ein sehr dynamischer Prozess, der mir auch noch mal vor Augen führte, dass der ACT für Grönland, wie der Tourismus generell, mittlerweile eine wichtige Einnahmequelle darstellt. Gleichzeitig herrscht aber auch das Bewusstsein, dass die Natur nicht grenzenlos ausgebeutet werden kann, da dies unmittelbare Folgen für die Einwohner haben wird. Alles in allem eine hopchspannende Diskussion, die ich besonders im Vergleich zu Island wichtig und richtig finde. Denn Berichte, wie die Sperrung des Zugangs zu einem Wasserfall auf Island, möchte man in Grönland scheinbar unbedingt vermeiden. Tourismus ja, aber nicht in der Masse wie in Island.

Ich bin gespannt, welchen Weg der Entwicklung Grönland einschlagen wird, da zum einen nach wie vor der Wunsch und Wille besteht, sich gänzlich von Dänemark loszusagen, zum anderen aber bereits auch Fakten hinsichtlich eines Anstiegs des Tourismus geschaffen werden, wie etwa mit dem geplanten Ausbau der Flughäfen in Ilulissat und Nuuk.

Entschuldigt bitte den Exkurs, dennoch finde ich die Rahmenbedingungen des Trails im Zusammenhang mit einem Reisebericht wichtig zu erwähnen.:)

An jenem Sonntag passierte unsererseits nicht mehr sehr viel. Wir verfolgten gebannt die Fußballspiele und erkundigten uns im Hotel, welche Möglichkeiten der Aktivitäten es in Sisimiut gibt. Die Antwort fiel reichlich ernüchternd aus. Es gibt zwar eine Auswahl an Bootstouren, diese starten allerdings erst dann, wenn sich mindest fünf Personen gefunden haben. Entsprechend ließen wir uns für die kommenden zwei Tage auf die Liste jeglicher Bootstouren setzen, in der Hoffnung, noch andere Touristen würden es uns gleichtun. Für den folgenden Montag jedoch, sahen die Perspektiven recht düster aus. Den Abend beendeten wir mit der sogenannten "Meat-Lovers-Pizza" im an das Hotel angeschlossenen Restaurant.

Der folgende Morgen hielt erneut das bereits beschriebene, sehr reichhaltige Frühstück für uns bereit. Im Anschluss erkundeten wir Sisimiut erneut und sahen uns nun auch den ursprünglichen Ortskern etwas genauer an. Zusehen sind zwei Gebäude der Kolonialzeit, links, in rot, das Haus des Siedlungsvorstehers und rechts, in blau, die alte Kirche. Diese Gebäude stammen aus der Kolonialzeit Grönlands und markieren den Mittelpunkt der verlegten Siedlung, aus der im Laufe der Zeit schließlich die zweitgrößte Stadt Grönlands wurde, Sisimiut.

 

#092

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Ein Überblick über den "Stadtkern" Sisimiuts, aufgenommen von der auf einer Anhöhe stehenden neuen Kirche. Links im Bild die Hauptstraße, an der sich einige Supermärkte und kleinere Geschäfte finden lassen. Sie führt im unteren Bildrand zum Hafen, wo eine hervorragende Imbissbude steht, die sowohl von Einheimischen als auch von Touristen, die nicht von einem Kreuzfahrtschiff aus in die Stadt einfallen, hoch frequentiert wird. Der Bacon-Burger und auch der Kaffee sind dabei verhältnismäßig günstig und wahre Gaumenfreuden.:D

Folgt man der Hauptstraße weiter den Berg hinauf, erreicht man nach etwa einem Kilometer die Blocksiedlungen aus den 50er und 60er Jahren. Diese entstanden nach dem Beschluss der dänischen Regierung, dass die grönländische Bevölkerung möglichst in großen Städten leben soll, um so die Versorgung, insbesondere die medizinische, zu vereinfachen. Dabei kam es zu massenhaften Zwangsumsiedlungen der Inuit aus ihren kleinen Siedlungen in große Ballungszentren. Dies führte wiederum dazu, dass das Volk von Jägern und Sammlern, die seit weit über tausend Jahren nomadengleich durch die Natur zogen, von heute auf morgen ein sesshaftes Leben führen sollten. Die Auswirkungen waren fatal. Alkoholismus, Selbstaufgabe bis hin zum Suizid und Verelendung ließen Grönland, bzw. deren Bewohner zu trauriger Berühmtheit gelangen. Gewalt, sexueller Missbrauch und Misshandlungen gehörten fast schon zum Alltag und stellen auch noch heute ein großes Problemfeld dar. In den Blocksiedlungen, hinter denen übrigens auch unser Hotel stand, konnte man die Trost- und Hoffnungslosigkeit fast mit den Händen greifen. Sicher wäre es um des Berichtes Willen hilfreich gewesen, auch diese Seite Grönlands zu dokumentieren, ich brachte es aber schlicht nicht übers Herz, diese einstmals so stolzen Jäger, die sich nahezu perfekt an diese unwirtliche Umgebung anpassten, in ihrem Elend zu präsentieren.

 

#093

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Begibt man sich auf eine der Straßen rechts der Hauptstraße erwarten einen die typischen bunten Häuser der Arktis. All dies vor der imposanten Kulisse des Nasaasaaq, des hervorragenden Berges im Hintergrund. Diesen erwähnte ich bereits in einem früheren Teil des Berichtes. In diesem, dem westlichen Teil Sisimiuts wirkt das Stadtleben ungleich freundlicher, da die Gebäude modernerer Bauart sind und es auch eine Vielzahl an Eigenheimen gibt. Dabei konnten wir auch zusehen, wie der örtliche Fußballclub während seiner Teilnahme an der Fußballmeisterschaft einen neuen Kunstrasen erhielt. In diesem Teil sind auch größere Bildungseinrichtungen, wie etwa ein technisches Gymnasium und das Ausbildungszentrum für Bauhandwerker und Schiffszimmerleute, zu finden.

 

#094

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Da man für die Besichtigung Sisimiuta allerdings kaum länger als einen Tag benötigt, versuchten wir auf eigene Faust auch noch ein wenig des Umlandes zu erkunden. Ziel war ein Aussichtspunkt, den unser gelbes Buch als einfache kleine Tageswanderung angab. Ich brauche wohl kaum noch zu erwähnen, dass bis auf den Startpunkt im Prinzip keine versprochene Markierung oder gar ein Pfad sichtbar wurde. So krabbelten wir ein wenig durch die Felsenlandschaft, bis wir auf einen Hügel kamen, der uns diese Aussicht ermöglichte. Da sich außerhalb der Stadt aber wiederum die bekannten Fliegen ein Stelldichein gaben, verwarfen wir unsere Idee des Kaffees. Immerhin genossen wir die Aussicht, wenn auch wiedereinmal durch die Filterung der Mosquitonetze.

 

#095

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So richtig Motivation wollte sich beim Wandern auch nicht einstellen, irgendwie wirkte diese kleine Etappe doch wenig herausfordernd und es fehlte einfach ein richtiges Ziel. So drehten wir eine kleine Runde, passierten das Trinkwassereservoir Sisimiuts und kehrten recht früh wieder ins Hotel zurück. Dabei erhielten wir die freudige Auskunft, dass wohl am nächsten Tag eine Bootstour stattfinden würde. Den Abend ließen wir schließlich bei Bier und Fußball entspannt ausklingen.:)

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Tag 13 - 16, Zeit in Sisimiut, warten auf den Flug nach Ilulissat

 

#96

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Am Dienstag erhielten wir die Information, dass die Bootstour definitiv stattfinden wird, ein sogenannter "fishing trip". Da weder mein Kumpel, noch ich, wirkliche Fans des Angelsports sind, hielt sich zunächst unsere Freude noch ein wenig in Grenzen. Man versicherte uns aber, dass das Fischen auf traditionelle grönländische Art erfolgen soll und immerhin zwei Stunden Bootsfahrt auf dem Wasser eingeplant waren. Es bestünde auch eine gute Chance Wale zu beobachten, auch wenn dies der Name der Tour nicht vermuten lässt. So stieg schließlich die Vorfreude doch recht ordentlich, allerdings sahen wir uns gezwungen einen weiteren Tag in Sisimiut zu verbringen, dass wir mittlerweile aber weitestgehend kannten. Entsprechend schlenderten wir die bereits bekannten Straßen entlang, ärgerten uns über die Fliegen, bestaunten erneut das Verlegen eines neuen Kunstrasens auf dem örtlichen Sportplatz und genossen Kaffee und Burger im Imbiss am Hafen. Im Anschluss zog es uns wieder in die Hotellobby, zur Fußballübertragung. Pünktlich zur vereinbarten Zeit hielt ein klappriger Van vor dem Hotel und chauffierte uns zum Hafen, rückblickend irgendwie auch unsinnig, die Strecke beträgt großzügig geschätzt vielleicht einen Kilometer. Hier hieß uns unser Guide ein wenig zu warten, bis der Kapitän das Boot soweit klar machte, dass wir los schippern konnten. Das Wetter zeigte sich mal wieder von seiner besten Seite, so dass wir zu Beginn der Fahrt die Sonne vorn auf dem Deck genossen. Dieser Spaß wehrte allerdings nur kurz, da unser Kapitän mit der Ausfahrt aus dem Hafengebiet den Gashebel ordentlich nach vorn drückte und wir uns nach der ersten Dusche in das geschütztere Heck begaben.

 

#97

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Auf der schnellen Fahrt in einen Fjord südlich der Stadt, erhielten wir die Möglichkeit, Sisimiut im Lichte der tiefstehenden Sonne zu bestaunen. Die vielen farbenfrohen Häuser an der Küste begeistern mich immer wieder aufs Neue.

Vor der Hügelkette im linken Bildteil befindet sich übrigens der Flughafen Sisimiuts. Viel mehr als zwei Baracken und eine Start- und Landebahn gibt es dort allerdings nicht zu sehen. Da die Piste aber im Prinzip in den Fels gesprengt wurde, ist der Start und auch die Landung wohl nicht ganz ohne. So bald etwas Nebel aufzieht, was in Sisimiut recht häufig passieren kann, werden Flüge verschoben. Doch dazu an späterer Stelle mehr...:ugly:

 

#98

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Auf unserem Weg in die Fischgründe passierten wir eine verlassene Siedlung namens Assaqutaq. Die Bewohner verließen halb freiwillig, halb unter Druck in den 50er und 60er Jahren ihre Heimat und siedelten sich im nahe gelegenen Sisimiut an. Die Probleme und Herausforderungen für diese große Umsiedlungswelle erklärte ich ja bereits. Heute stehen dort nur noch einige wenige Häuser und es gibt geführte Touren von Sisimiut aus zur Siedlung. Dieser Ausflug hätte mich ebenfalls stark interessiert, aber leider gab es keine großartige Resonanz, so dass der Ausflug nicht statt fand.

Wenig später stoppte der Kapitän erstmals den Motor und unterwies uns in die traditionelle Fischerei der Inuit. Es wird eine starke Angelleine über Bord geworfen, an der sich eine Vielzahl von Haken befinden. An einem Ende befindet sich eine Art Köder, der durch ruckartiges Ziehen an der Leine in Bewegung gehalten werden soll, so dass die Fische ein Beutetier wittern und sich dann an den Haken festbeißen. Könner dieses Handwerks lassen die Leine kurz vor dem Grund herum baumeln und erzielen reiche Fangerfolge. Unser Glück hielt sich hingegen stark zurück. Nach mehrmailgen, erfolglosen Versuchen, wechselte der Kapitän auf Geheiß des Guides noch einmal die Position und tatsächlich, diesmal dauerte es keine 20 Sekunden und es ruckte etwas Lebendiges an meiner Schnur. Mit Hilfe holten wir die Schnur zurück an Bord. In der Tat, ein sehr kleiner Fisch mir unbekannter Art hing am Haken. Getreu dem isländischen Motto aus unserer Reise 2017 warfen wir den Fisch zurück, da er zum Essen einfach zu klein war. Lediglich eine einzige Touristin wartete mit einem Fang auf, der sich als groß genug für eine Bratpfanne erwies. Nach dieser kleinen Einführung in die Angelkunde begaben wir uns auf den Rückweg und kamen nach etwa zweieinhalb Stunden gut durchgefroren in unserem Hotel an.

Dieser Abend war gleichzeitig der letzte gemeinsame Abend, da mein Kumpel am darauffolgenden Mittwoch zurück nach Deutschland flog. Ich genoß das Glück, noch einen weiteren Tag in Sisimiut zubringen zu dürfen, bis ich am Donnerstag nach Ilulissat fliegen würde; zumindest sah mein Plan so aus.

Den Abend wollten wir eigentlich bei einem gemütlichen Pils in der Hotelbar ausklingen lassen, stellten dann aber fest, dass wir zu spät zurückkehrten. Die Bar schloss und wir sahen uns gezwungen, das Abschiedsbier auf einen anderen Tag, zuhause, zu legen.

 

#099

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Das Frühstück nahmen wir noch gemeinsam ein, bis am Vormittag ein Taxi meinen Kumpel zum Flughafen brachte. Nun war ich auf mich allein gestellt und begann den Tag zunächst mit einem Ausflug zum Hafen. Bereits auf dem Weg dorthin sah ich eine Vielzahl an Personen in auffällig gefärbten Outdoorjacken, die den Schluss nahe legten, dass wohl ein weiteres Kreuzfahrtschiff im Hafen angelegt hatte. In der Tat, ein Schiff der Hurtigruten. An den Tagen zuvor liefen ebenfalls diverse Kreuzfahrtschiffe Sisimiut an, so dass zwischen 10 und 14 Uhr am Museum wahrlich Hochbetrieb herrschte. Ich gönnte mir erneut einen Kaffee an besagtem Imbiss und schaute mir das bunte Treiben ganz in Ruhe an. Anschließend verbrachte ich noch ein wenig Zeit auf einem kleinen Spaziergang durch die Stadt um schließlich, auch weil sich das Wetter stetig verschlechterte, wieder in der Lobby beim Fußball zu landen. Das Abendbrot ließ ich ausfallen, schickte mich stattdessen an, nun ebenfalls meine Sachen zusammen zu packen. Enrsprechend früh zog ich mich auch auf mein Zimmer zurück, und schlief voller Vorfreude auf Ilulissat ein.

Der Morgen begann recht routiniert mit einem ordentlichen Frühstück und dem pünktlich wartenden Taxi, das mich zum Flughafen transferieren sollte. An selbigem Angekommen artete bereits eine recht ansehnliche Zahl Menschen auf die Ankunft des ersten Flugzeuges. Doch zur angeschlagenen Zeit tat sich auffallend wenig. Die folgende Ansage per Lautsprecher erklang leider nur auf Dänisch, so dass mich eine nette Reisende über den Inhalt aufklärte. Aufgrund schlechten Wetters verschöben sich die Flüge des Vormittages um vermutlich zwei bis drei Stunden. Da sich am und im Flughafen nichts befindet, womit man sich die Zeit vertreiben könnte, nutzte ich die Zeit um ein wenig zu düsen und ziellos vor mich hin zu sinnieren. Nach etwa zwei Stunden gab es erneut eine Ansage, wieder nur auf Dänisch. Miene freundliche Übersetzerin teilte mir mit, dass sich die Flüge wohl um eine weitere Stunde verzögern. Ich suchte nun ein wneig hektisch die AirGreenland-Dame auf, da ich mir Sorgen um das Erreichen meines Anschlussfluges machte. Diese beruhigte mich und versprach mir, die Info an ihre Kollegen weiterzugeben, so dass ich meinen Anschluss auf jeden Fall bekommen würde (zur Info: Es gibt keine Direktflüge von Sisimiut nach Ilulissat, man fliegt zurück nach Kangerlussuaq und von dort weiter). Etwas beruhigt begab ich mich wieder auf meinen Platz und wartete erneut stillschweigend vor mich hin. Schließlich sorgte eine dritte Lautsprecheransage für hektische Betriebsamkeit unter den anderen, wartetenden Passagieren, welche sich zu einer Schlange vor der AirGreenland-Dame formierten. Diesmal erhielt ich die übersetzte Information, dass die Vormittagsflüge ersatzlos gestrichen werden. Die Passagiere werden auf die Flüge am Nachmittag umgebucht. Airgreenland spendiert auf eigene Kosten ein Mittagessen im Seemannsheim in Sisimiut. Der Transfer rollte bereits an, als ich den Schalter erreichte. Dabei teilte mir die Dame mit, dass ich an jenem Tag nicht mehr fliegen würde, da die Flugreisenden mit internationalen Anschlüssen (also von Kangerlussuaq nach Kopenhagen) Vorrang hätten. Dafür stünde ich nun auf der Liste für den darauffolgenden Tag. Zur Übernachtung stellte sie mir einen Gutschein aus, ebenfalls für das Seemannsheim. Ein Taxi brachte mich alsbald auch wieder zurück in die Stadt, wobei sich der Taxifahrer über den Unsinn der Fluggesellschaft ausließ. Hintergrund für die ständigen Flugausfälle und Verspätungen sei wohl, dass die Flieger nachts in Nuuk in einem Depot stehen. Von dort aus fliegen sie dann morgens in alle Richtungen aus um abends wieder nach Nuuk zurückzukehren. Da das Wetter in Nuuk aber generell ziemlich miserabel sei, fallen immer wieder Flüge aus. An den Kosten würde dann wohl der Stadt beteiligt, da er Anteilseigner der Fluglinie sei. Alles in allem wohl eine schreiende Ungerechtigkeit, und das nur, weil die Polititik aufgrund des Hauptstadtstatus in Nuuk sitze. Ich war ziemlich erstaunt, wie mein Taxifahrer mir in 10 Minuten Autofahrt sämtliche Gründe für die ständigen Flugausfälle erklärte. Großartig geärgert habe ich mich über den ausgefallenen Flug nicht, da ich irgendwie auch schon damit rechnete, dass auf der Reise etwas schief gehen würde. Leider handelte es sich dabei nicht um den Rückflug.

Im Seemannsheim angekommen unterwies mich der Rezeptionist in die Gepflogenheiten, sprich Essenszeiten und die Ausstattung des Zimmers. Dabei erfuhr ich dann auch, dass ich das große Glück hatte, dass ich im Flügel untergebracht werde, der über einen kostenlosen WiFi-Zugang verfügt. Da es im Anschluss auch noch begann leicht aber stetig zu regnen, verbrachte ich den restlichen Tag in meinem Zimmer mit grönländischem Fußball.

 

#100

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Bereits am Vorabend las ich an den Monitoren des Seemannsheimes, dass die morgigen Flüge mit Verspätungen aufwarteten. Etwas angefressen erhob ich mich am Morgen und checkte direkt die Flugzeiten erneut. Die Verspätungen erhielten über Nacht einen weiteren Zuschlag, so dass mein eigentlich geplanter Flug etwa eine Stunde später abfliegen sollte. Ich ließ mir also beim Frühstück reichlich Zeit und klärte im Anschluss mit dem Rezeptionisten den Transfer zum Flughafen. Im Anschluss ließ ich mir erneut recht viel Zeit beim Packen, bis ich mich zur vereinbarten Zeit nach unten begab. Dort empfing mich die junge Dame, die mich zum Flughafen fahren sollte mit der Ankündigung, dass sich mein Flug weiter verspätete. Grundsätzlich solle ich heute aber fliegen. Ich schlenderte also zurück in mein Zimmer und verbrachte wieder ein wenig Zeit mit der grönländischen Fußballliga. Zur vereinbarten Zeit begab ich mich erneut mit meinen Sachen in die Lobby und wurde dort mit den Worten empfangen, dass es keine weiteren Verspätungen zu geben scheint und man mich nun zum Flughafen transferieren würde. Dort angekommen empfing mich die AirGreenland-Dame vom Vortag und versicherte mir zunächst, dass ich heute auf jeden Fall nach Ilulissat kommen würde. Dies hob meine Stimmung dann doch wieder ein gutes Stück. Und tatsächlich, eine Woge der Freude brandete in mir auf, als ich Motorenlärm vernahm und eine Maschine auf der Landebahn aufsetzte. Der Flug nach Kangerlussuaq verlief recht unspektakulär, sieht man einmal von der Tatsache ab, dass wir für die Strecke, die wir in neun Tagen erwanderten lediglich 25 Minuten mit dem Flieger brauchten. In Kangerlussuaq kam ich noch mal ordentlich in Bewegung, da ich nicht sah, dass ich direkt übers Rollfeld zum Flieger nach Ilulissat laufen sollte. Ich nahm den Umweg übers Terminal und bestieg als Vorletzter die Maschine. Vor mir allerdings tummelte sich ein großes Gefolge um eine einzelne Person, ein recht bekannter Dokumentarfilmer, dessen Name ich aber bereits schon wieder vergessen habe. Lediglich seine schlechten Manieren bei der Gepäckausgabe blieben mir bleibend in Erinnerung.

Nach einem ruhigen Flug von etwa 45 Minuten erreichten wir schließlich Ilulissat. Der Anflug selbst ist dabei schon ziemlich spektakulär, da man direkt über den Eisfjord fliegt. Ein tolles Gefühl. Am Flughafen angekommen rempelte zunächst besagter Dokumentarfilmer alles und jeden aus dem Weg, der seinem Gepäck zu nahe kam, was mir schon ein wenig die Stimmung verhagelte. Keine Ahnung, warum man sich so aufführen muss. Eile und Zeitnot sind in Grönland nun wirklich völlig fehl am Platz, wie ich ja bereits auf dieser Reise wieder feststellen konnte. Als ich endlich meinen Rucksack in Händen hielt, trat ich vor das Flughafengebäude und stellte fest, dass der Flughafen ja doch ziemlich weit außerhalb liegt und nicht, wie in Europa, eine stattliche Anzahl an Taxen auf mögliche Fahrgäste wartete. So dauerte es eine Weile ehe ich begriff, dass ich mich wohl aktiv um einen Transfer kümmern müsste. Dies gelang mir schließlich durch ein bereits bestelltes Taxi, dass kurzerhand einen Kollegen zum Flughafen beorderte. Eigentlich nicht der offizielle Weg, aber am praktikabelsten.:)

Nach einer kurzen Autofahrt und der Frage, weshalb ich meinen Urlaub in Grönland verbringe, wo es in Europa doch so wunderbar warm sei, erreichten wir schließlich meine Unterkunft. Dort stellte ich meine Sachen in die Ecke, studierte die Karte, schnappte meine Kamera und begab mich direkt auf den Weg zum Eisfjord.:) Endlich angekommen.

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