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Meine Gedanken zur Fotografie (jekami)


hooky69

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Im kleinen Freundeskreis habe wir uns über Flickrnachrichten ausgetauscht.

Hier ein Auszug aus meinen Gedanken, welche die fehlende Aktivität meinerseits hier im Forum (wenn überhaupt bemerkt) ein wenig erklären soll.

 

"Moin Moin!
Ich hatte vor 2 Jahren schon mal einen Pro Account, hatte auch keine Vorteile erkennen können. Der einzige Vorteil ist jetzt, das man über 1000 Fotos einstellen kann. Ich habe dennoch darauf verzichtet und mehrere tausend Fotos gelöscht, damit das nicht von Flickr automatisch gemacht wird.

Flickr ist letztlich nur für die eigene Fotosammlung zu gebrauchen, welche man vielleicht im Freundeskreis zeigen möchte. Echtes Feedback sollte und kann man hier nicht erwarten.

Seit ich den Drucker habe, wird Flickr bzw. das Bildschirmfoto für mich immer uninteressanter. Meine Sicht auf das Foto-Equipment hat sich deutlich in die Richtung unwichtig verschoben. Klar möchte ich jetzt nicht mit einer Kompaktkamera losziehen, aber besser, schneller und schärfer ist für mich eher unwichtig geworden. Charakter und Handlichkeit steht im Vordergrund. Ich Fotografiere deutlich weniger, überlege vorher ob sich das Foto lohnt und ob ich es auch ausdrucken werde. Ist hier die Entscheidung bei NEIN, dann mache ich das Foto schon gar nicht mehr. Diese veränderte Sicht hat eigentlich schon nach dem Besuch der Paris-Foto bei mir Einzug gehalten, schon dort wurde mir klar, dass ein Foto erst vollendet ist, wenn es anfassbar, also auf irgendeine Weise ausgedruckt wird. Ein Bildschirmfoto ist für mich fast so unvollständig, wie wenn ich durch den Sucher schaue aber nicht abdrücke.

Das hat aber nicht nur einen positiven Effekt. Eine gewisse Schwermut hat sich mir über das Hobby Fotografieren gelegt. Durch die Erkenntnis, dass 98 Prozent meiner Fotos es für mich nicht wert sind ausgedruckt zu werden, ist die Euphorie des Fotografieren einfach stark eingeschlafen. Der Hintergrund ist die Erkenntnis des eigenen Unvermögen die Fotos zu schießen, welche ich eigentlich gerne machen möchte. Das Unvermögen begründet sich aus zwei Bestandteilen, zum einen wirkliches fehlendes Können sowie Ideen- und Kreativitätslosigkeit und zum anderen massive Zeitprobleme, also fehlende Zeit sich mit einem Thema wirklich zu beschäftigen.

Weitere Bestandteile sind eine für mich fast nicht mehr ablegbare Verbohrtheit in dem gesamten Thema Fotografie. Die Leichtigkeit meiner Anfänge, ohne Blick auf die Technik ist mir völlig abhanden gekommen. 

Das alles zuzugeben fällt nicht leicht und macht mich traurig und ich befürchte ein langfristigen Rückzug aus der Fotografie.

Zu diesem Thema habe ich immer wieder eine Sache, eine Erkenntnis vor Augen, auch diese Erkenntnis habe ich aus Paris mitgenommen bzw. wurde mir hinterher erst bewusst. Der Fotograf, welcher mich bei der Paris Foto am meisten angesprochen hat, erstellt seine Fotos alle mit dem iPhone (diese Tatsache habe ich erst nach meinem Besuch der Paris-Foto rausgefunden). Ich denke, die fehlende Verschwendung von Gedanken an die Technik, die Leichtigkeit der Handhabung, die allzeitige Bereitschaft (Handy in der Hosentasche) führt zu dieser einfachen und auf das Motiv konzentrierten Sichtweise. Mich macht das sehr nachdenklich.

Ab nächsten Monat erlaubt mir mein Handy-Vertragsanbieter ein neues Handy auszusuchen. Die Fortschritte der Handykameras in den letzten Jahren sind enorm. Ich denke die Kameraausrüstung bleibt demnächst sehr häufig zu Hause und ich werde mit dem Smartphone ein wenig rumspielen. Ob mich das persönlich befreit? Keine Ahnung, ich werde es schon rausfinden.

Bis bald, Heiko"

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vor 11 Stunden schrieb hooky69:

[...]  Der Hintergrund ist die Erkenntnis des eigenen Unvermögen die Fotos zu schießen, welche ich eigentlich gerne machen möchte. [...]

Ich glaube ja, dass der gesamte Kern Deiner für mich nur zu gut nachvollziehbaren Stimmung in diesem Satz liegt.

Ich fotografiere aktuell wenig, sehe mir dennoch noch recht viele Bilder an. Ab und an stolper ich dann über ein Foto, das mich packt, ich persönlich finde es gut. Ja, soetwas möchte ich auch mal produzieren. Warum denn? Bei der Beantwortung dieser Frage wird es meist dünn oder wieder sehr umsetzungszentriert. So einen Ort finden, so ein Licht sehen können, so eine Umsetzung hinbekommen, so eine Bildstimmung erzeugen. Es ist oftmals das "Können-Wollen", was zu dem "Will-ich-machen" geführt hat. Gründet sich das "Wollen" auf einer inneren Motivation, auf dem berühmten "Zeigen-Wollen", sich ausdrücken, etwas sagen wollen? Meist nicht.

Die Antwort auf das "Warum fotografiere ich?" ist für mich nicht leicht, weil der Hauptmotivator wechselt. Ich kann die Antwort nur mit Kontext geben, so wie er für mich als Hobbyfotograf relevant ist:

Da gibt es die für mich immer berechtigte Erinnerungsfotografie. Die Fotografie gegen das eigenen Vergessen. Qualität ist hier eigentlich Nebensache. Das Foto muss reichen, um Gedankenstütze zu sein. Das ist auch der Grund, warum Handyfotografie ausreicht. Diese Fotos zeigt man in der Familie nach zeitlichem Abstand selbst, um i.d.R. eine schöne Erinnerung, ein schönes Gefühl heraufzubeschwören.

Fotografieren wegen des Prozesses. Nicht das Ergebnis, nicht die Aussage ist im Vordergrund, nein das Tun. Das reizt mich ab und an. In der Natur, um während eines Spaziergangs nach Motiven Ausschau zu halten. Wie Pilzesuchen. Die Sinne schärfen. Begeleitbeschäftigung. Dies kann mit der obigen Kategorie zusammenfallen. Ein Beispiel: Man führt eine besondere Wanderung durch und erhofft sich das ein oder andere Erinneungsmotiv, das man technisch ein wenig anspruchsvoller umsetzen will (hier gründen sich die ganzen Diskussionen um Zoom/Nichtzoom, kleines, aber dennoch stabiles Stativ, wenig Gepäck, drei Linsen zur Glückseligkeit, usw.). Wichtig ist, dass die Wanderung der Wanderung wegen gemacht wird, nicht für die Fotos.
Meine organisierte Fremdmenschenfotografie betreibe ich im Kern eigentlich auch nur noch wegen des Prozesses. Es geht um Kommunikation. Es geht darum, in der Kürze der Zeit jemanden ein wenig kennenzulernen. Ja, das macht mir Freude. Das Foto? Das hat hoffentlich einen Wert für den Fotografierten. Wert für mich? Erinnerungsfoto oder Dokumentation des eigenen Könnens oder Versagens. Beweisfotos, quasi. Bei der Menschenfotografie sind die Fotos wieder Köder für andere Leute, um sie dazu zu bewegen, sich vor meine Kamera zu stellen. Bewerbungsfotos quasi. Was sollte mich bewegen, so ein Foto an die Wand zu hängen?
Ja, und dann gibt es noch die Fotografie zur Übung seiner Technik oder das Ausloten des Equipments. Wie ist das Bokeh? Ist der AF-C schnell genug. Passt die Schärfe und die Auflösung. Kann ich manuell fokussieren? Hat ein Altglas einen Charme? Ja, in dieser Kategorie kann man sich viel beschäftigen, viel diskutieren, hier bewegt man sich oft auf rational bewertbaren Terrain. Die Fotos? Mei, Beweisfotos für sich oder andere. Natürlich kann der "Test" auch mit den oberen beiden Kategorien zusammenfallen. Dann verschwimmt die Motivation. Dann wird es weich um die Begründung für die Fotografie. Dann wird es plötzlich auch schwierig um die Bewertung der erzeugten Fotos.

Lustigerweise bin ich - wenn ich es mir genau überlege - noch nie losgezogen, um ein Foto zu machen, mit dem Ziel, dass dieses später als Dekoration an der Wand hängt. Seltsam, oder? Ist jemand von Euch schon mal mit diesem Ziel losgezogen?

Die Fotografie, die von vornhinein dazu geplant ist, etwas zum Ausdruck zu bringen, auf etwas hinzuweisen, ein "Statement" zu setzen, ist mir nach 4 Jahren bewusster Fotografie noch nicht gelungen. Hier gestehe ich mir mittleweile ein, dass ich wohl fotografisch nichts zu sagen habe.

Fazit: Ich finde es gar nicht schlimm, dass Dein persönliches Filtern zugenommen hat. Woher kommt dieses ungute Gefühl, fotografieren zu müssen? Keine Zeit ist natürlich schon eine berechtigte Begründung. Auf der anderen Seite: Wenn man etwas wirklich will, dann nimmt man sich die Zeit. Es ist also eher ein Abwägen, wieviel Zeit ich für ein Foto investieren will. Und da muss man aufpassen, dass man bei dem Quotienten nicht zu sehr auf die Zeit sieht. Es kann auch sein, dass das Wollen eigentlich nicht so groß ist, wie man anfangs dachte. Der Selbstbetrug schleicht sich hier gerne ein.

Ich persönlich glaube, dass man seine Motivationslage einfach, wie von mir oben für meine Fotografie getan, ein wenig kategorisieren sollte. Dann kann man auch ohne große Ansprüche an sich und das fotografische Ergebnis losziehen, um Fotos zu machen. Und, ganz wichtig: Es gibt einen Unterschied zwischen Foto machen und Fotos zeigen. Man kann auch nach einem Fotospaziergang einfach die Speicherkarte formatieren ohne zu übertragen. Schon spart man sich die Auswahl, aber fotografiert hat man trotzdem. Nur den Spaß sollte man dennoch nicht verlieren. Und da muss man für sich selbst herausfinden, welche Komponente im gesamten Zusammenspiel denn den Spaß erzeugt. Und sei es, dass es einen freut, wenn man einen Sack "Gefällt mir" im Freitagsbokehthread abräumen kann.

Probier doch mal: Frage immer: Warum mache ich das Foto? Und dann: Warum glaube ich, es ausdrucken oder zeigen zu wollen?

Ich mag z.B. sehr Deine dynamischen Hundefotos. Die sehe ich mir immer wieder gerne an, ohne dass es mir langweilig wird. Da paarst Du in meinen Augen relativ seltene Motivlage mit fotografischem Können. Da bin ich froh, dass Du sie gezeigt hast.


Herzlichen Gruß
Andreas

bearbeitet von Gast
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vor 48 Minuten schrieb blur:

[...]  Ich dazwischen mit meiner X100F konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen und hatte viel Freude am Fotografieren und habe auch prima Fotos mitgebracht. [...]

Während ich meine etwas lang gewordene Replik schrieb, ist blurs Beitrag reingekommen. Ich greife ihn auf, weil er m.M.n. wunderbar zu dem passt, was ich geschrieben habe.

Was ist denn die Motivationslage und das Ziel für dieses Foto gewesen?

Ein noch nie gezeigtes Motiv der Welt zeigen? Wohl kaum.
Die beste Ausführung dieses Motivs zu produzieren, die je gezeigt wurde? Wohl auch nicht, obwohl man immer ehrgeizig sein sollte.
Dass blur die Aussichtsplattform um 6:00 Uhr aufgesucht hat, deutet schon darauf hin, dass er ein bestimmtes Motiv einfangen wollte. Dass er nicht mit dem Handy fotografiert hat, deutet darauf hin, dass es wohl qualitativ besser sein sollte. Aber vielleicht liegt ja die ganze Motivation darin, einmal im Leben zu dieser Zeit bei dieser Stimmung an diesem Ort zu sein und es zu erleben und für sich und zum Rumzeigen ein Erinnerungsfoto zu machen.

Blur wird beantworten können, ob er da hin ist, um das Foto zu machen oder um einfach dort gewesen zu sein mit all den Eindrücken (das Foto ist nur Erinnerungsstütze).

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Zitat

[...]  Der Hintergrund ist die Erkenntnis des eigenen Unvermögen die Fotos zu schießen, welche ich eigentlich gerne machen möchte. [...]

Das ist ein "Problem" welches ich bei mir oft wiederfinde. Ich möchte was "Besonderes" als Ergebnis mitbringen und werde dadurch wohl zu verkrampft. Deshalb mache ich aktuell eine Foto-Pause und schaue mir Bilder nur an.

Zitat

Dass blur die Aussichtsplattform um 6:00 Uhr aufgesucht hat, deutet schon darauf hin, dass er ein bestimmtes Motiv einfangen wollte.

Vor Weihnachten bin auch mal extra früh aufgestanden um den Sonnenaufgang in Verbindung mit dem Schnee zu fotografieren. Da bei uns keiner liegt, waren das einige Fahrkilometer.

Vor Ort hat es mir dann so gefallen, das ich mich erst gar nicht mit der Kamera beschäftigen wollte, um ja nichts zu verpassen und um die Eindrücke in mir wirken zu lassen.

Das passiert mir nämlich oft, dass ich vor lauter fotografieren die Schönheit des Motivs erst zuhause am Rechner wirklich warnehme und mich dann ärgere, die Stimmung nicht genossen zu haben. Mir fällt es da immer schwer, eine entsprechende Balance zu finden.

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Ich will mich hier gar nicht groß austoben, aber vielleicht mal einen kurzen Gedanken mit einspielen, warum ich eine Kamera in die Hand nehme und manchmal auch ein Foto mache. Manchmal? Ja, manchmal, weil manchmal laufe ich auch einfach mit der Kamera durch die Gegend und mache kein Foto und das ohne es als verschwendete Zeit zu empfinden. Natürlich sind alle bisher genannten Motivation richtig und auch bei mir gibt es diese immer wieder, aber es gibt noch einen ganz anderen Grund. 

Für mich ist die Fotografie ein Gefühl der Freiheit, es ist ein kleiner Ort an welchen ich mich zurück ziehe, wenn der ganze Stress einen mal wieder übermannt, ich eine Pause brauche, die nötige Ruhe suche, mich mal wieder fokussieren will. Der Blick durch den Sucher eröffnet eine eigene kleine Welt, in welcher ich bestimme was es zu sehen gibt. Ein Ort an welchem ich abschalten, mich besinnen und entspannen kann, um mich mit neuem Tatendrang wieder in den Alltag zu stürzen.

 

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vor 18 Minuten schrieb MiHu:

[...] Vor Weihnachten bin auch mal extra früh aufgestanden um den Sonnenaufgang in Verbindung mit dem Schnee zu fotografieren. Da bei uns keiner liegt, waren das einige Fahrkilometer. [...]

Siehst Du, das meinte ich. Hier ist der Ausgangspunkt "[...] zu fotografieren [...]". Ich will die Formulierung nicht überstrapazieren, daher weiß ich nicht genau, ob Du fotografieren wolltest oder ein schönes Foto vom Sonnenaufgang mit Schnee. Es mag sogar den ein oder anderen geben, der sagt, das sei doch das gleiche. Aber Auslöser war anscheinend nicht, den Sonnenaufgang mit Schnee zu erleben, was dich dann aber in den Bann gezogen hat. Somit haben wir vielleicht noch eine Kategorie: Ich fotografiere, um mir fotografische Ziele zu stecken, die dann dazu führen, dass ich etwas mache/erlebe, was ich auch ohne Fotografieren machen könnte, aber nicht tue.

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Hallo Heiko, hallo alle,

vielen Dank für Deinen ausführlichen und emotionalen Bericht.

Ich kann nachvollziehen, daß man im Laufe seines Photographielebens manchmal sein Tun hinterfragt, vor allem, wenn man scheinbar bessere Photos von anderen sieht, die offenbar mit weniger Mühe und weniger Equipment erstellt wurden. Klar wird es immer welche geben, die besser sind, aber die motivieren mich höchstens, ich lasse mich davon nicht in einen depressiven Strudel hineinsaugen.

Meine Motivation ist nicht, das perfekte Photo machen zu wollen und dafür das perfekte Equipment zu benötigen oder eine perfekte Situation ( Studio...) herbeizuführen. Das können andere besser.

Meine Motivation ist es, meine kleine XT20 zu schnappen und auf die Jagd zu gehen!

Es gibt so viel Überraschendes, Spannendes, Witziges, Einmaliges zu entdecken und das möchte ich anderen auch zeigen. Und da kommt mir so ein Forum gerade recht. Was nutzt es mir an meiner Wand zuhause? Da hängt nicht eines meiner Photos, sondern Kunst von anderen.

Gerade mit Fuji ist ob der Schnelligkeit und Qualität der kleinen XT20 meine Begeisterung für Photographie wieder neu entflammt. Mein Handy ist viel zu langsam, zu eingeschränkt in den Möglichkeiten, meine DSLR war einfach zu fett.

Ich habe aus Spaß aber auch mal zwei Urlaube nur mit Handy photographiert um die Grenzen und Möglichkeiten auszuloten. Auch das kann Spaß machen, ist aber auf Dauer nix für mich.

Gerade Deine Bilder, hooky, fand ich immer besonders gelungen und es wäre schade, wenn jetzt weniger von Dir kämen. Deshalb hoffe ich, Du bleibst dem Forum verbunden!

 

LG

Michael

bearbeitet von catweezle
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Ich kann das gut verstehen. Mir geht es auch so, dass ich von Bildern träume, diese aber nie so umgesetzt bekomme, wie ich sie mir vorstellte. Trotzdem ziehe ich für Bilder an der Wand extra los und habe auch einige Bilder an der Wand hängen. 

Ich spiele Fußball. Nun schon über 45 Jahre. Ich werde nicht im entferntesten an einen Ronaldo oder Messi herankommen. Ich werde niemals solch hervorragende Finten nutzen, die ich mir hundertmal im Traum vorgestellt habe. Mir werden wohl kaum so geniale Tricks einfallen, wie sie der ein oder andere Weltstar „erfunden“ hat. Ich werde nie Geld mit dem Fußball verdienen. Es wird niemals ein Reportage über meine Fußballer-Karriere gemacht werden. Und trotzdem kicke ich weiter. Weil es Spaß macht, weil ich in meinem Umfeld sehr wohl fußballerisch was draufhabe, weil ich mit Leuten kicke, die auf einem ähnlichem Niveau spielen und deshalb die Anstrengung und die Erfolgserlebnisse ähnlich sind, wie bei den echten Großen. Weil eben das Relationssystem ein anderes ist.

Du wirst mit deinen Hundebildern und auch mit den anderen Fotos ganz sicher ein Großer in deinem Umfeld sein. Reicht dir das nicht? Muss es Lindbergh, Rakete oder wer auch immer sein?

Ich bekomme meine Anerkennung, und das ist sicher ein gewichtiger Teil in meiner Knipserei, aus meinem Umfeld. Mir reicht das. Und wenn ich heute Fotos machen kann, die ich vor einigen Jahren nicht machen konnte, dann ist das für meine fotografische Befriedigung sehr förderlich. 

Ein bisschen weniger knipsen ist, für mich, nicht der richtige Weg. Vielmehr steigert man die Qualität seiner Bilder auch dadurch, dass man nur die richtig guten Fotos zeigt. Wenn Du nicht immer viele Bilder einer Serie zeigen würdest, sondern immer nur den Zehnpunkter, dann wärst Du vielleicht schon mittlerweile jemand, wegen dem andere ihr Hobby aufgeben würden, weil sie deine Qualität nicht erreichen. Glaube mir, auch die richtig Guten knipsen Scheiße. Sie zeigen es nur nicht. 

bearbeitet von EmHa
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Heiko, Du hast wahrscheinlich nur den Winter-Blues. Unter dem leide ich auch. Jeder Kreative hat solche Phasen, besonders bei Nieselregen im Januar. Die Reduktion auf ein auch noch so gutes Handy wird Dich nicht befriedigen, das weiß ich sicher. Reduktion wäre mein Vorschlag, vielleicht auch eine Abkehr vom handwerklichen Perfektionismus, den Du mit deinen stets ultrascharfen Bildern gepflegt hast. Wage einfach etwas mehr Unschärfe 😀

Eventuell könntest Du auch ein Abstecher zum Kleinbildfilm machen. Das ist anderes Fotografieren mit anderen Farben, Filmkorn und einer weniger brutalen Schärfe, an die wir uns im digitalen Zeitalter gewöhnt haben. Darüberhinaus wäre für mich ein kreatives Heilmittel die X100, aber die hattest Du ja schon und bist mit ihr nicht warm geworden...

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vor 2 Stunden schrieb hooky69:

Weitere Bestandteile sind eine für mich fast nicht mehr ablegbare Verbohrtheit in dem gesamten Thema Fotografie. Die Leichtigkeit meiner Anfänge, ohne Blick auf die Technik ist mir völlig abhanden gekommen. 

Das alles zuzugeben fällt nicht leicht und macht mich traurig und ich befürchte ein langfristigen Rückzug aus der Fotografie.

Man sollte sich nicht zu wichtig nehmen, dann verliert man auch nicht den Spass an seinem Hobby. 

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vor 19 Minuten schrieb EmHa:

Ich kann das gut verstehen. Mir geht es auch so, dass ich von Bildern träume, diese aber nie so umgesetzt bekomme, wie ich sie mir vorstellte. Trotzdem ziehe ich für Bilder an der Wand extra los und habe auch einige Bilder an der Wand hängen. 

Ich spiele Fußball. Nun schon über 45 Jahre. Ich werde nicht im entferntesten an einen Ronaldo oder Messi herankommen. Ich werde niemals solch hervorragende Finten nutzen, die ich mir hundertmal im Traum vorgestellt habe. Mir werden wohl kaum so geniale Tricks einfallen, wie sie der ein oder andere Weltstar „erfunden“ hat. Ich werde nie Geld mit dem Fußball verdienen. Es wird niemals ein Reportage über meine Fußballer-Karriere gemacht werden. Und trotzdem kicke ich weiter. Weil es Spaß macht, weil ich in meinem Umfeld sehr wohl fußballerisch was draufhabe, weil ich mit Leuten kicke, die auf einem ähnlichem Niveau spielen und deshalb die Anstrengung und die Erfolgserlebnisse ähnlich sind, wie bei den echten Großen. Weil eben das Relationssystem ein anderes ist.

Du wirst mit deinen Hundebildern und auch mit den anderen Fotos ganz sicher ein Großer in deinem Umfeld sein. Reicht dir das nicht? Muss es Lindbergh, Rakete oder wer auch immer sein?

Ich bekomme meine Anerkennung, und das ist sicher ein gewichtiger Teil in meiner Knipserei, aus meinem Umfeld. Mir reicht das. Und wenn ich heute Fotos machen kann, die ich vor einigen Jahren nicht machen konnte, dann ist das für meine fotografische Befriedigung sehr förderlich. 

Ein bisschen weniger knipsen ist, für mich, nicht der richtige Weg. Vielmehr steigert man die Qualität seiner Bilder auch dadurch, dass man nur die richtig guten Fotos zeigt. Wenn Du nicht immer viele Bilder einer Serie zeigen würdest, sondern immer nur den Zehnpunkter, dann wärst Du vielleicht schon mittlerweile jemand, wegen dem andere ihr Hobby aufgeben würden, weil sie deine Qualität nicht erreichen. Glaube mir, auch die richtig Guten knipsen Scheiße. Sie zeigen es nur nicht. 

Lesenswert - bemerkenswert - lebenswert.

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Volle Zustimmung zum Beitrag von @EmHa.

Den meisten Hobbyisten wird es nie vergönnt sein, auf das gleiche Niveau zu kommen wie jemand, der zu den besten seines Fachs gehört, trotzdem pflegen sie ihr Hobby (weiter), einfach, weil es Spaß macht, ob das Fußball, Musik oder Fotografie ist. Wenn ein Hobby keinen Spaß (mehr) macht, sollte man es meiner Meinung nach ruhen lassen und/oder sich ein anderes suchen.

Bei der Fotografie könnte ein Ausweg ja auch zum Beispiel darin bestehen, sich an anderen Themengebieten zu versuchen. Sich aber auschließlich an wettbewerbsträchtigen Bildern zu versuchen, kann m.M.n. schnell in Frustration umschlagen. Ein Landschaftsfotograf, der jahrelang zum selben Ort fährt, um das perfekte Licht zu haben, der Wildlife-Fotograf, der stunden- oder tagelang im Tarnzelt verbringt, um ein bestimmtes Foto einzufahren; dafür haben die meisten von uns doch gar nicht die Zeit.

Ich gehe seit einigen Jahren in der Lost-Places-Fotografie auf, weil mich verlassene Orte einfach faszinieren. Ein Besuch ohne Kamera würde mir im Gegensatz zu anderen persönlich aber weder in den Sinn kommen noch Spaß machen, obwohl die Atmosphäre oft einzigartig ist. Mein Bestreben besteht darin, in den Objekten möglichst interessante Motive zu finden und auf kreative Weise festzuhalten. Ein Teil der Bilder hat aber natürlich auch "nur" dokumentarischen Charakter. Die entstandenen Fotos zeige ich im Bekanntenkreis, erstelle ab und zu Kalender und bin seit einigen Monaten bei Instagram. Ja, eine Ausstellung würde mich auch mal reizen, aber mir fehlen derzeit noch Gelegenheit und Muße dafür. Das Hobby ist ja allein schon wegen der notwendigen Zeit für Recherche und Fahrten mit hohem Aufwand verbunden.

Fakt ist, dass ich beim Fotografieren in Lost Places die Zeit vergesse und vollkommen fokussiert auf das Hobby bin. Natürlich kommt auch noch ein gehörig Maß an Nervenkitzel dazu. Zu Hause hadere ich dann natürlich auch oft mit meinen Ergebnissen und denke, was ich hätte anders oder besser machen können oder dass ich zur falschen Tageszeit oder beim "falschen Wetter" vor Ort war. Dies lässt sich aber nun einmal weder immer planen noch lassen sich solche Motive beliebig wiederholen. Ein gewisses Maß an Nicht-Perfektion gehört automatisch dazu, egal wie gut man als Fotograf selbst ist. Entscheidend für mich ist, dass mir die Bilder gefallen, wobei sich dieser Maßstab über die Jahre natürlich auch verschiebt. Likes oder positive Kommentare freuen mich natürlich auch immer.

Ich kann mir im Moment kein schöneres Hobby als Fotografie vorstellen, sei es die von Lost Places oder die im Urlaub oder einfach die mit der Familie.

Der Kamera überdrüssig bin ich derzeit wirklich äußerst selten.

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Hallo Heiko,

welche Fotos möchtest Du denn machen? Und warum?

Und zu den 98 Prozent der Fotos, "die es nicht wert sind, ausgedruckt zu werden", ein vielleicht tröstlicher Gedanke: Das ist bei allen Fotografen so. Auch bei den allergrößten.

Wer hat das gesagt? "3 gute Bilder pro Jahr sind eine gute Ausbeute." ? Oder so ähnlich.

Ich spüre in Deinen Worten einen gewissen Druck, unter dem Du Dich vielleicht fühlst.

In seiner reinsten Form ist jedes Handeln ein Spiel. Neugierig sein, staunen, sich wundern, die Welt mit offenen Sinnen wahrnehmen – und vielleicht ab und zu ein Bild machen, das das ausdrückt....

Entspannen.... 🙂

VG

Christian

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vor 9 Minuten schrieb MEPE:

Volle Zustimmung zum Beitrag von @EmHa.

Den meisten Hobbyisten wird es nie vergönnt sein, auf das gleiche Niveau zu kommen wie jemand, der zu den besten seines Fachs gehört, trotzdem pflegen sie ihr Hobby (weiter), einfach, weil es Spaß macht, ob das Fußball, Musik oder Fotografie ist. Wenn ein Hobby keinen Spaß (mehr) macht, sollte man es meiner Meinung nach ruhen lassen und/oder sich ein anderes suchen.

Bei der Fotografie könnte ein Ausweg ja auch zum Beispiel darin bestehen, sich an anderen Themengebieten zu versuchen. Sich aber auschließlich an wettbewerbsträchtigen Bildern zu versuchen, kann m.M.n. schnell in Frustration umschlagen. Ein Landschaftsfotograf, der jahrelang zum selben Ort fährt, um das perfekte Licht zu haben, der Wildlife-Fotograf, der stunden- oder tagelang im Tarnzelt verbringt, um ein bestimmtes Foto einzufahren; dafür haben die meisten von uns doch gar nicht die Zeit.

Ich gehe seit einigen Jahren in der Lost-Places-Fotografie auf, weil mich verlassene Orte einfach faszinieren. Ein Besuch ohne Kamera würde mir im Gegensatz zu anderen persönlich aber weder in den Sinn kommen noch Spaß machen, obwohl die Atmosphäre oft einzigartig ist. Mein Bestreben besteht darin, in den Objekten möglichst interessante Motive zu finden und auf kreative Weise festzuhalten. Ein Teil der Bilder hat aber natürlich auch "nur" dokumentarischen Charakter. Die entstandenen Fotos zeige ich im Bekanntenkreis, erstelle ab und zu Kalender und bin seit einigen Monaten bei Instagram. Ja, eine Ausstellung würde mich auch mal reizen, aber mir fehlen derzeit noch Gelegenheit und Muße dafür. Das Hobby ist ja allein schon wegen der notwendigen Zeit für Recherche und Fahrten mit hohem Aufwand verbunden.

Fakt ist, dass ich beim Fotografieren in Lost Places die Zeit vergesse und vollkommen fokussiert auf das Hobby bin. Natürlich kommt auch noch ein gehörig Maß an Nervenkitzel dazu. Zu Hause hadere ich dann natürlich auch oft mit meinen Ergebnissen und denke, was ich hätte anders oder besser machen können oder dass ich zur falschen Tageszeit oder beim "falschen Wetter" vor Ort war. Dies lässt sich aber nun einmal weder immer planen noch lassen sich solche Motive beliebig wiederholen. Ein gewisses Maß an Nicht-Perfektion gehört automatisch dazu, egal wie gut man als Fotograf selbst ist. Entscheidend für mich ist, dass mir die Bilder gefallen, wobei sich dieser Maßstab über die Jahre natürlich auch verschiebt. Likes oder positive Kommentare freuen mich natürlich auch immer.

Ich kann mir im Moment kein schöneres Hobby als Fotografie vorstellen, sei es die von Lost Places oder die im Urlaub oder einfach die mit der Familie.

Der Kamera überdrüssig bin ich derzeit wirklich äußerst selten.

Ja, so einfach ist das...Deine Zeilen bringen es auf den Punkt...ich erkenne mich wieder. DANKE !

Gruß und allen einen schönen Tag

Hans-Gerd

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Bei mir ist es über den Winter, den Umzug, der vielen Arbeit und der Weihnachtsfeiertage auch  wenig geworden mit der Fotografie.

letzten Freitag sagte Yvonne zu mir: „komm es schneit gerade. Laufen wir ne Runde zum Neckar, vielleicht kann man was fotografieren.“ ok sagte ich. Das ist ja nun der Vorteil wieder in der Stadt zu wohnen, dass man einfach zu Fuß raus kann.   

In den nächsten Minuten wechselte das Wetter auf stürmisch, kalt und ungemütlich.

Dennoch kam dieses eine Bild raus:

Hallo, lieber Besucher! Als Forumsmitglied (kostet nix) würdest du hier ein Bild sehen…

Einfach hier registrieren – Wir freuen uns immer über neue Mitglieder!

Eins was sicher in meine Alltime-Favourites eingeht.

Das Schönere an dem Abend war dann aber die Einkehr in ein nettes italienisches Bistro mit vielen Bruscetta-Variationen und gutem Wein, und so einem richtig schönen Wochenabschluss.

Mit dem Gedanke wieder so eine Afterwork-Tradition einzuführen, auf die man sich jeden Freitag freuen kann und die einen Schlussstrich unter die Arbeitswoche zieht. Alles schön zu Fuß ohne Berufsverkehr, Parkplatzsuche, Alkoholverbot. Schön.

bearbeitet von Crischi74
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vor 24 Minuten schrieb christian ahrens:

Entspannen.... 🙂
 

Ein wahrlich guter Einwand........Heiko, nimm dir das zu Herzen. Du musst wieder lernen, die Fotografie als dein Freund, Enstpannung und sorglose
Stunden, Minuten für dich wiederzuentdecken.

Wenn man sich unter Druck setzt, geht meistens der Schuss nach hinten los. Auch ich versuche oft, mir keinen Druck aufzulasten, wenn ich mal
ne gewisse Zeit ohne Kamera unterwegs war. Ich schließe mich auch der Meinung von UliP,  dem mittlerweile vorhandenen Perfektionismus und
den dadurch entstehenden Druck zu verabschieden.

Ich selbst versuche das, indem ich z.B. maximal ein bis drei Hochzeiten/Jahr fotografiere. Mehr muss ich Gott sei Dank nicht........ 😉

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vor 15 Minuten schrieb pilfi:

Ein wahrlich guter Einwand........Heiko, nimm dir das zu Herzen. Du musst wieder lernen, die Fotografie als dein Freund, Enstpannung und sorglose
Stunden, Minuten für dich wiederzuentdecken.

Wenn man sich unter Druck setzt, geht meistens der Schuss nach hinten los. Auch ich versuche oft, mir keinen Druck aufzulasten, wenn ich mal
ne gewisse Zeit ohne Kamera unterwegs war. Ich schließe mich auch der Meinung von UliP,  dem mittlerweile vorhandenen Perfektionismus und
den dadurch entstehenden Druck zu verabschieden.

Ich selbst versuche das, indem ich z.B. maximal ein bis drei Hochzeiten/Jahr fotografiere. Mehr muss ich Gott sei Dank nicht........ 😉

Warum muss man sich bei einem Hobby unter Druck setzen, weil man den eigenen Anspruch immer höher schraubt? Ich bin Berufsknipser, fotografiere also ausgesprochen viel, und die meisten meiner Bilder sind Scheiße, oder sagen wir mal, sie genügen nicht meinen eigenen Qualitätsansprüchen. Nur etwa 10-20% aller für einen Auftrag entstandenen Bilder gehen bei mir durch. Soll ich mich deswegen verrückt machen oder von Selbstzweifeln quälen lassen? Nö. Wenn ich privat mit der Knipse unterwegs bin, nehme ich mir sogar die Freiheit mal alle Bilder von der Karte zu löschen, wenn ich sie langweilig, banal und damit verzichtbar finde.

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Ich freue mich auf jeden Tag, den ich mit meiner Kamera unterwegs bin. Dabei bin ich mir bewußt, dass ich nur für mich fotografiere und nicht für andere Mitbewohner dieser Erde.

Aber ich freue mich auch, wenn es manchmal Mitstreiter gibt, die mir ein Lob für meine Bemühungen erteilen. "Und sei es, dass es einen freut, wenn man einen Sack "Gefällt mir" im Freitagsbokehthread abräumen kann."(Graufilter)  

Im übrigen teile ich Ulis Meinung, dass eine gelegentliche Abkehr von handwerklichem Können liebgewordenen Sehgewohnheiten verändern und damit den fotografischen Blick erweitern kann. Aber das erfordert Mut! (.... weil die Gefahr groß ist, manches mal auch "Scheiße" zu knipsen.)     

Gustav

bearbeitet von stmst2011
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Vielen Dank für Eure zahlreichen und vor allem ausführlichen Gedanken zum Thema.


Es fällt etwas schwer auf alles Geschriebene genau einzugehen, hier würde ich dann wohl einen stundenlangen Aufsatz schreiben müssen.
Ich versuche mal aus der Erinnerung auf einige Worte einzugehen bzw. zu beschreiben warum ich fotografiere und welche Motivation dahintersteckt. Ob mir schon das gelingt kann ich wohl erst erahnen, wenn ich den Wirrwarr in meinem Kopf niedergeschrieben habe.


Die leichteste Übung ist die Fotografie für die Erinnerung. Diese Fotos müssen für mich nicht einmal perfekt sein, wenn sie es sind, ist es natürlich schöner oder umgekehrt ist es natürlich enttäuschend, wenn man das Gesehene nicht fotografisch festhalten kann – was natürlich mehrere Gründe haben kann.


Erinnerungsfotos haben für mich aber eher einen geringen Stellenwert, will sagen, das gesehene habe ich ja auch im Kopf, sofern ich es nicht vergesse. Mir ist es auch schon häufig passiert, dass ich Situationen einfach nur genossen habe und gar nicht das Bedürfnis hatte dieses als Foto festzuhalten. Das erlebte reicht. Dies kennt sicherlich jeder.


Ein weiterer Grund für mich zu Fotografieren ist eine Technikverliebtheit. Diese wurde mir von meinem Stiefvater sozusagen „anerzogen“ aber nicht widerwillig. Also das Fotografieren allein, weil das auseinandersetzen mit der Technik auch Spaß bereiten kann. Hier ist also der Grundstein für mein Interesse an der Fotografie gesetzt worden. Mein Stiefvater schenkte mir in jungen Jahren, ich war so 12 oder 13 Jahre alt eine Voigtländer mit nur einem Objektiv. Ich weiß beim besten Willen nicht mehr was es genau war. Ich fotografierte zuerst nur so vor mich hin, einfach um die Technik, Belichtung etc. kennenzulernen. Dann kam sozusagen mein erster fotografischer „Auftrag“. An diesen Erinnere ich mich noch ganz genau. Eine Klassenfahrt nach London. Da ich der einzige in der Klasse mit einem brauchbaren Fotoapparat war, habe ich unsere Klassenfahrt fotografisch dokumentiert. Diese Fotos schafften es dann auch in die Schülerzeitung als Bildmaterial für eine Reportage. Natürlich war ich stolz wie Oskar. 


Dieses Erlebnis war schon sehr prägend, auch in Bezug auf das was ich am liebsten machen würde. Nämlich Reportagen und zwar großartige (für mich, nicht zu verwechseln mit berühmt). Vielleicht hört sich das jetzt etwas anmaßend an, aber ich war schon immer sehr ehrgeizig, bei allen Hobbies, die ich in den letzten Jahren und Jahrzehnten getätigt habe. Ich habe in der Jugend recht erfolgreich Fußball gespielt, habe diesen Sport aber aus persönlichen Gründen aufgegeben. Später bin ich Motocross gefahren, im Hobbylager ohne Profiambitionen. Doch auch hier war ich sehr ehrgeizig und wollte bei Hobbyläufen unbedingt gewinnen oder zumindest mit vorne dabei sein. Anerkennung ist halt schon eine schöne Sache, zumindest für mich. Warum erzähle ich das? Nun, es gehört zu mir, ist ein fester Bestandsteil meiner Persönlichkeit. Ich stehe gerne auf dem Treppchen und mag es nicht, wenn mir etwas misslingt.


Nach vielen vielen Jahren ohne Fotoapparat (ich klammere jetzt mal die Kompaktknipsen im Automodus aus), bin ich erst sehr spät wieder in die Fotografie eingestiegen. Die erste digitale Kamera, mit der ich versucht habe ernsthaft zu fotografieren, war eine Pentax K…irgendwas. Dieses war vor ca. 6 Jahren. Ich musste sogar wieder die Zusammenhänge von Blende, Zeit und ISO lernen. Was aber direkt wieder da war, war der Wunsch nach Reportage. Wenn ich Fotos gezeigt habe, dann waren das immer mehrere, ich wollte immer das Ganze zeigen. Ein einzelnes Foto kann für mich nur selten eine Geschichte erzählen oder eine Situation widergeben. Das können meiner Meinung nur sehr wenige Fotos, die berühmtesten kennen wir alle. Letztlich ist es aber mein persönlicher Wunsch Bildergeschichten zu zeigen und zwar solche die auch einer Ausstellung gerecht werden würden. Ein hohes Ziel, vielleicht unerreichbar für mich und genau das ist das was mich zermürbt. 


Ich habe einige Themen im Kopf, drei ganz Konkrete die mir persönlich am Herzen liegen, welche ich gerne angehen würde, Themen, die natürlich mich selbst interessieren und die auch für andere vielleicht interessant sein könnten. Aber ich schaffe es einfach nicht, mich darauf zu konzentrieren und einen Anfang zu finden…..


Jetzt kann man natürlich sagen oder fragen warum ich zum Beispiel die ganzen Hundefotos mache, die Antwort ist ganz einfach. Meine Frau liebt und lebt Hunde, der ganze Freundeskreis besteht aus Menschen, die sich mit Hunden beschäftigen, in etwas so wie wir hier in diesem Forum uns mit der Fotografie beschäftigen. Ich habe mich sozusagen in die Hundewelt hineingeheiratet und bin fast der einzige in dieser Gruppe, der einen Fotoapparat halbwegs zu bedienen weiß. 


Die Fotos von Melaten, also Friedhöfen sind allein meinem Beruf geschuldet, sind meist mehr Fingerübungen. Den ganzen Rest kann man fast als Erinnerungsfotos zusammenfassen.
Ich will jetzt nicht sagen, dass diese Fotos alle für die Tonne sind, aber halt keinen großen Stellenwert für mich haben. Bei all den zehntausende Fotos ist es mir halt nur noch nicht gelungen, das zu machen was ich eigentlich gerne machen würde und das Schlimme daran ist, dass ich weiß, dass ich mir selbst dabei im Wege stehe. Und bevor ich mit der Heulerei aufhöre möchte ich noch kurz erwähnen, dass zu allem Übel meine Jugendreportage zuletzt bei einem Wasserrohrbruch zu einem Matschhaufen verklumpt ist.

Schnief! Rotz abgewischt!


Vielleicht brauche wirklich mal nur etwas Abstand, was nicht heißen soll oder missverstanden werden soll mit einem Austritt aus diesem Forum. Es wird wohl nur etwas weniger werden. Der Austausch hier ist mir schon sehr wichtig und nehme die Antworten oder Anregungen hier sehr ernst oder besser gesagt an. Mir hilft so ein Austausch sehr.

Ich komme jetzt mal zum Schluss. Ob ich nun auf Eure Antworten genug eingegangen bin? Ich kann es nicht sagen. Zuviel schwirrt mir gerade im Kopf herum.
Ich würde es sehr begrüßen, wenn sich weiterhin der ein oder andere zu diesem Thema äußert – gar nicht so sehr zu meinen Gedanken, sondern eher zu den eigenen Gedanken:
„Warum fotografiere ich“ „meine Gedanken zur Fotografie“ daher habe ich auch bewusst den Titel als jekami bezeichnet.

Nochmals vielen Dank für Eure Worte!

Lg. Heiko 
 

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vor 13 Minuten schrieb hooky69:

Ich komme jetzt mal zum Schluss. Ob ich nun auf Eure Antworten genug eingegangen bin? Ich kann es nicht sagen. Zuviel schwirrt mir gerade im Kopf herum.
Ich würde es sehr begrüßen, wenn sich weiterhin der ein oder andere zu diesem Thema äußert – gar nicht so sehr zu meinen Gedanken, sondern eher zu den eigenen Gedanken:
„Warum fotografiere ich“ „meine Gedanken zur Fotografie“ daher habe ich auch bewusst den Titel als jekami bezeichnet.

Nochmals vielen Dank für Eure Worte!

Lg. Heiko 
 

Das 85er, was hier auf Reise war, ist gerade auf meiner alten Canon und ich mache damit Portraits. Bald ist der Film voll.

Wenn ich durch den Sucher schaue und die Situation paßt, dann freu ich mich so über ein Lächeln, dass der Apparat schon egal ist.

Warum fotografiere ich?

Ich will meinen alten Kamerafreund mitnehmen und ihn teilhaben lassen bei meinen Erlebnissen. Der kann aufzeichnen, wofür ich viele Worte bräuchte und manchmal keine habe.

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Heiko, erinnerst Du Dich noch an die alte Pentax-Zeit, das ehemalige Autohaus in Bonn und den anschließenden Friedhofsbesuch ?? Ich fand das spannend: Ein neuer Ort, neue Menschen, eine neue Herausforderung, ganz neue Eindrücke usw.

Und wenn Du erwähnst, in eine Hundefamilie eingeheiratet zu haben, in der niemand etwas mit Fotografie zu tun hat, dann liegt darin vielleicht auch die Lösung. Falls Du die entsprechende Freizeit hast, hilft es vielleicht, andere Menschen mit deinen Interessen zu finden, um eine fotografische Aufgabe zu erfüllen. Ein Fotowalk ist jetzt nur ein Beispiel, aber Du wohnst in einer großen Stadt, da sollte es doch Möglichkeiten geben ?!

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Ich bin in einer Facebookgruppe „sei di Malcesine se....“ .

Einerseits mögen die mich als Gast jedes Jahr.  Darüber hinaus konnte ich aber mit meinen Bildern die besondere Liebe zu diesem Ort vermitteln und dadurch gehört man dann auch näher dazu, wird vorort erkannt und angesprochen. 

Insofern ist die Fotografie auch Kommunikation über die Sprache hinaus, mit der es gelingt, Gefühle zu teilen und zu vermitteln. Und man wird vom Gast zum Freund.

Allgemein für mich als Alltagsfotograf sind lokale Benutzerguppen in den sozialen Netzwerken (Facebook, Instagram) Plattformen für meine Bilder. 

Dort sind Leute die sich für das Leben in ihrer Stadt interessieren. Schnell wird aus einem Bild ein Gespräch und manchmal schafft man es hieraus auch in die Printmedien.  Solche Gruppen gibt es überall, oft mit Titeln wie „meinStuttgart“ oder „Stuttgartblick“ oder ähnlich, recht aktiv mit Wochenthemen und Wettbewerben. Und wenn nicht, fängt man selbst an und macht sowas.

bearbeitet von Crischi74
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