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Dynamikeinstellungen bei RAW - wofür?


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Die zweistufige Arbeitsweise der DR-Funktion zeigt ja schon, dass wir zwei unterschiedliche Belichtungen bekommen: die der RAW-Datei (Stufe 1) und die des JPEGs aus der Kamera (Stufe 2). Die EXIFs beziehen sich per Definition stets auf Stufe 2, aber das ändert nichts an der anderen Belichtung der RAW-Datei (Stufe 1).

Wie man das praktisch nutzen kann, zeigt das weiter oben beschriebene High-key-Beispiel, und genau dieselbe Methode kann man als reiner RAW-Shooter natürlich auch anwenden, um Szenen mit viel Dynamikumfang praktisch zu meistern. 

bearbeitet von flysurfer
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Diese Methode kann man sogar bei Aufnahmen mit Blitzgeräten einsetzen, wo man ja eigentlich volle Kontrolle über die Lichtsetzung haben sollte, was in Wirklichkeit jedoch nicht immer zutrifft.

Dazu folgendes Beispiel mit der GFX, deren Basis-ISO bekanntlich 100 ist:

GFXA6262 by Rico Pfirstinger, auf Flickr

Der handwerklich nicht so versierte Fotograf würde hier mit ISO 100, f/2 und 1/1000s belichten und dann die Blitzleistung entsprechend anpassen. Das Ergebnis wäre ein ausgefressener Himmel über dem Wald im Hintergrund, mit dem typischen harten digitalen Lichterabriss (also ohne das Soft Clippling, wie wir es vom Analogfilm her kennen).

Als digitaler Fotograf nehmen wir deshalb ISO 100, f/2 und 1/4000s, womit der helle Himmel (und auch praktisch alle hellen Bereiche in den Haaren) ohne Tonwertabrisse eingefangen werden. Das Bild sieht dann aber – selbst mit Blitz – als JPEG so aus:

Und das ist jetzt bereits mit Blitz. Im Sucher sieht man diesen natürlich nicht, ergo ist das Gesicht dort dann nochmal deutlich dunkler. So will(!) man nicht fotografieren (sieht ja shaise aus), der AF (alles mit Gesichts- und Augenerkennung fotografiert) mag es auch nicht, der Weißabgleich ebenfalls nicht. Es macht auch keinen Spaß. Aber es ist die korrekte Belichtung für ein digitales Bild, zumal mit einer Mittelformatkamera wie der GFX, die man ja nicht zuletzt deshalb hat, um anspruchsvolle Szenen mit sehr hohem Dynamikumfang technisch sauber einzufangen.

Also stelle ich nun eine ISO-äquivalente RAW-Belichtung zu ISO 100, f/2, 1/4000s ein, und zwar ISO 400, DR400%, f/2, 1/4000s. Damit ändert sich bei meiner RAW-Datei absolut nichts, aber ich habe nun eine um 2 Blenden hellere Live-Ansicht (JPEG), mit der ich viel besser arbeiten kann. Und die Kamera ebenfalls, was Weißabgleich und Autofokus angeht. Sieht mit Blitz dann so aus:

Viel angenehmer, gerade wenn man in hellem Sonnenlicht arbeitet. Da sieht man jetzt wenigstens was im EVF, und die Kamera dankt es einem auch. 

Das RAW (das ja wegen der ISO-äquivalenten Einstellung weiterhin mit ISO 100, f/2, 1/4000s belichtet wurde) kann man dann nach Herzenslust im eingebauten Konverter oder extern bearbeiten. Intern mit ACROS etwa so:

Man beachte den feinen Tonwertübergang vom Waldrand zum Himmel, ohne Abrisse – so wie man es früher mit einer 6x9-Kamera und Portra 160 oder Acros Negativfilm gemacht hätte, jedoch mit einer anderen Vorgehensweise. 

bearbeitet von flysurfer
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vor 2 Stunden schrieb flysurfer:

Der handwerklich nicht so verzierte Fotograf

Das hast Du schön gesagt :)

Der Weißabgleich erfolgt über das Sucherbild? Das wäre natürlich ein Grund auch in RAW mit der DR-Einstellung zu arbeiten. Wenn man allerdings kontrastarme Motive hat, muss man sie wieder ausschalten (DR100), oder?

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vor 33 Minuten schrieb ing:

Der Weißabgleich erfolgt über das Sucherbild?

Logischerweise muss das so sein, denn die Kamera muss ja stets annehmen, dass das JPEG das von dir gewünschte Belichtungsergebnis ist, dementsprechend richtet der WA sich danach aus. Deshalb ändert sich der automatische WA auch oft mit der Belichtung, obwohl sich am Licht selbst gar nichts ändert. Aber es sind dann halt andere Bildteile im für den WA besonders relevanten Helligkeitsbereich, und ein smarter WA wird die mittelgrauen Bereich sicher stärker gewichten als die ganz dunklen und ganz hellen. 

bearbeitet von flysurfer
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Am 26.3.2019 um 23:13 schrieb Josep:

Generell denke ich, dass die gute jpg-Standard-Qualität oft eine Nachbearbeitung erübrigt, aber halt nur bei problemlosen Aufnahmen, bei denen eben zufällig alles passt - bloß: wie oft gibt's das?

Bei mir in etwa zu 95% der Aufnahmen ... allerdings passt da natürlich nicht zufällig alles :)

bearbeitet von Uwe Richter
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vor 19 Minuten schrieb Uwe Richter:

Dazu zwei Fragen, Rico:

1. Gehen die 400% nicht erst bei ISO800 oder ist das an der GFX anders?
2. Warum nicht die Vorschau im EVF abschalten und gleich mit hellerem Sucherbild arbeiten?

1. Bei der GFX ist Basis-ISO eben 100.

2. Kann man machen, dann ist das JPEG aber wieder dunkel, macht mehr Arbeit später beim Sortieren und der Fokuskontrolle. Diese  "nukleare Option" empfiehlt sich deshalb nur, wenn es sein muss.

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vor 6 Minuten schrieb flysurfer:

dann ist das JPEG aber wieder dunkel,

Nicht bei korrekter Blitzbelichtung. Nach deinem Beispiel würdest du ja auf den Hinteergrund belichten. Die Person wäre dunkel (mit manueler Vorschau auf an). Das fwertige jpg nach auslösen und blitzen aber korrekt.

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vor 4 Minuten schrieb Uwe Richter:

Nicht bei korrekter Blitzbelichtung. Nach deinem Beispiel würdest du ja auf den Hinteergrund belichten. Die Person wäre dunkel (mit manueler Vorschau auf an). Das fwertige jpg nach auslösen und blitzen aber korrekt.

Aber klar, es kommt dann genau das JPEG heraus, das oben dunkel abgebildet wurde.

Und die korrekte Blitzbelichtung kann ich hier ohnehin erst mit ISO 400 erkennen, denn das entspricht schließlich auch der endgültigen Anhebung des Motivs. ISO 100 hat nur der Himmel und ein Teil der beleuchteten Haare. Die nukleare Option kommt in diesem Beispiel deshalb nicht in Frage. 

bearbeitet von flysurfer
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vor 2 Stunden schrieb flysurfer:

Aber es sind dann halt andere Bildteile im für den WA besonders relevanten Helligkeitsbereich, und ein smarter WA wird die mittelgrauen Bereich sicher stärker gewichten als die ganz dunklen und ganz hellen. 

Wäre es für RAW eine Möglichkeit, den Weißabgleich in LR zu machen, nachdem man den Tonwertausgleich gemacht hat?

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Wenn du das mit ISO 100, f/2, 1/4000s wirklich so durchziehen möchtest, dass der Blitz dabei das Gesicht 2 EV heller ausleuchtet, bekommst du übrigens noch ganz andere Probleme: der Leistungsbedarf des Blitzgeräts steigt dann nämlich von 300 Ws auf 1200 Ws, was wiederum bedeutet, dass man 2 Blitzgeräte mit jeweils 600 Ws zusammenschalten und mit einem 1200 Ws Kopf bei voller Leistung blitzen muss, was entsprechend lange Nachlladezeiten mit sich bringt. 

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vor 10 Minuten schrieb flysurfer:

Sieht fast aus wie day-by-night.

Ja, ungefähr so ... wenn auch aus der X100T nicht F

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vor 1 Minute schrieb ing:

Wäre es für RAW eine Möglichkeit, den Weißabgleich in LR zu machen, nachdem man den Tonwertausgleich gemacht hat?

Natürlich, das macht man eh. In diesem Fall habe ich sogar einen manuellen WA von 5300K schon in der Kamera eingestellt, um im JPEG wärmeres Blitzlicht zu sehen und der ganzen Szene einen weniger kalten Touch zu geben. Auto-WB der Kamera ist etwas kühler. 

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vor 13 Minuten schrieb Uwe Richter:

Wäre dann nicht die Blitzleistung falsch eingestellt?

sehe ich genauso. Mit dem Blitz beleuchte ich doch nur das Objekt oder Modell ordentlich und was im Hintergrund passiert regel ich über den ISO wert, habe meine Zeit und Blende vorher fest eingestellt . Zumindest mache ich das seit Jahren so und habe so den Hintergrund und den Vordergrund im Griff oder kann ihn nach meiner Präferenz gestalten.

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vor 4 Minuten schrieb Uwe Richter:

Ja, ungefähr so ... wenn auch aus der X100T nicht F

Ja genau, nur noch etwas extremer. 

Kann man auch mit der X100F so machen:

100F2879 by Rico Pfirstinger, auf Flickr

100F0517 by Rico Pfirstinger, auf Flickr

100F0542 by Rico Pfirstinger, auf Flickr

100F1648 by Rico Pfirstinger, auf Flickr

In allen diesen Fällen deshalb auch nur Basis-ISO 200.

Funktioniert halt nicht beim GFX-Beispiel, weil hier zwischen Feld und Himmel 2 EV fehlen, die kein Blitz ausgleichen kann.

bearbeitet von flysurfer
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Grundsätzlich kann, darf und soll man natürlich alles machen, was zum gewünschten Bild führt. Vor vielen Jahren haben wir hier zum Beispiel mit einem Blitz (Normalreflektor), einer weißen Wand und einem Model geknipst. Keep it simple. Mit ISO 1600 und ohne DR, das Ausfressen der Lichter wurde also bewusst in Kauf genommen. 

DSCF3895 by Rico Pfirstinger, auf Flickr

Bei der passenden Verwendung stört das dann auch nicht weiter, etwa wenn Schrift über den ausgefressenen Stellen liegt und man ohnehin mit entsprechenden Tonwertkurven dafür sorgt, dass das JPEG, das man dem Bildredakteur schickt, nie auf 100% Helligkeit kommt.

Amateur-Photographer-16-March-2019-cover-for-web by Rico Pfirstinger, auf Flickr 

Tatsächlich habe ich denen ein sehr matt und kontrastarm bearbeitetes JPEG des Motivs geschickt, das sie dann selbst passend kontrastreicher gemacht haben. Das ist für die Redaktion viel besser als eins, das schon gesättigt ist. 

bearbeitet von flysurfer
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Im eingebauten RAW-Konverter kann man gut simulieren, wie die Belichtung mit ISO 100, f/2 und 1/1000s ausgesehen hätte:

Die benötigte Blitzleistung wäre gleich geblieben, denn im HSS-Bereich verhalten sich Blitzgeräte belichtungstechnisch wie Dauerlicht. Das Ganze hätte zu weniger Rauschen geführt, dafür ausgefressene Lichter über den Bäumen, in den Haaren und auch minimal in einigen Blumen, wo es jedoch nicht weiter stört.

Das Ganze mit ISO 400 / DR400% und ansonsten identischen Einstellungen:

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vor 7 Stunden schrieb FxF.jad:

Noch bin ich nicht sicher, ob ich mich veräppelt fühlen soll.  

Solltest du nicht - auch ich mag keine Forumstrolle.

Meine Intention mit dpreview stellte sich erst im Verlauf eurer Beiträge ein, als ich merkte, dass die Thematik nicht on-the-fly abzuhandeln sein wird und ich einfach mal wissen wollte, wieviel Raum ihr dort gegeben wird (Absatz "Dynamic range").


Ich denke, "beratungsresistente Knipser", wie im Threadverlauf bisweilen angeklungen, dürften hier nicht zu finden sein und alle Beiträge sind es wert, sich damit auseinanderzusetzen.
@Rico, Kodak-Retinette 1a-Nutzer hattens sogar noch besser, weil sie damals noch vor der Belichtungseinstellung nachzudenken hatten - auch wenn du heute Audi-Multitronic fährst, werden dir 4-Gang-Schaltkenntnisse nicht schaden 😉

Meine Grundeinstellung lautet gleichwohl, dass nicht alles, was technisch machbar ist und in den Markt geworfen wird, für meine Bedürfnisse nützlich und sinnvoll sein muss.

Dass man als Nicht-Nutzer von Amazons Dash-Button oder WhatsApp von Zwölfjährigen bemitleidet wird - ja mei, diese epochalen Tiefschläge muss man halt wegstecken. Und wenn ich mit schlichtem Gemüt für meine Bedürfnisse entscheiden sollte, dass mir ISO 200 zu konservieren angenehmer ist, als zugunsten der "zeitgemäß digitalen" X100F-Dynamik-Einstellungsmöglichkeiten (deren Ergebnisse ich auf meinem CG279X nur mit viel gutem Willen erkenne) dann ISO 800 einzufangen - das solltet ihr wegstecken.

So, entschieden ist noch nichts, es bleibt spannend.

Grüße
Josep

 

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  • 3 months later...
Am 28.3.2019 um 08:18 schrieb flysurfer:

Was die DR-Funktion macht und wie sie arbeitet, wird auch im X100F-Buch beschrieben:

Und wird das Ganze natürlich auch gleich passend mit dem Lama des Todes (RIP) illustriert:

Spätestens hier erkennt man, dass die Belichtung der RAW-Datei und die Belichtung des JPEGs aus der Kamera zwei unterschiedliche Dinge sind – und die EXIF-Einträge beziehen sich ausschließlich auf das JPEG aus der Kamera (was ebenfalls im Buch steht). Ein RAW kann also ISO 200 haben, das zu diesem RAW gehörende JPEG aus der Kamera kann je nach Einstellung ISO 100, ISO 200, ISO 400 oder ISO 800  haben.

Genau genommen ist es nicht ISO L 100, ISO 200, ISO 400 (DR200%) und ISO 800 (DR400%) – aber so steht es halt in den EXIFs –, sondern korrekt wären die Einträge ISO 100-200, ISO 200, ISO 400-200 und ISO 800-200, wobei sich der untere Wert der Von-Bis-Bandbreite jeweils auf die Schatten und Mitteltöne und der obere auf die Lichter bezieht. Damit ist dann auch klar, wieso bei ISO L 100 die Lichter ausfressen (die werden ja mit ISO 200 eine Blende mehr verstärkt als der Rest) und wieso sie bei ISO 400-200 (DR200%) und ISO 800-200 (DR400%) gerettet werden (dort werden sie 1 oder 2 Blenden weniger verstärkt als der Rest). Und wenn man das mal weiß, kann man die DR-Funktion kreativ und handwerklich für deutlich mehr einsetzen als nur zur Lichterrettung bei den JPEGs. RAW-Shooter verwenden sie deshalb gern dafür, um die Live-View-Anzeige (= das JPEG aus der Kamera) von der RAW-Belichtung zu entkoppeln.

 

Toll beschrieben!

 

Ich bin noch nicht sicher, ob ich wieder eine Fuji (X100F) kaufe, ABER:

 

Kann man DR *schnell und einfach* immer umstellen?

 

SIEHT man den Unterschied auch im Histogramm?

 

Oder sieht man das nur - wie in den Beispielbildern - am Vorschaubild im elektronischen Sucher?

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Das angezeigte Histogramm beruht immer auf dem erzeugten JPG (und dessen Einstellungen) und dieses wird auch für das Vorschaubild im Sucher verwendet. (Histogramm kommt nicht aus den RAW Daten). Also sieht man den Unterschied auch im Histogramm.
Dauerhafte Einschaltung von DR bedeutet, immer mit höherer ISO zu arbeiten, daher auch die Gefahr von erhöhtem Rauschen.

Also DR besser nur Einschalten, wenn es Sinn macht und notwendig ist.

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