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Street photography mit Tatsuo Suzuki und Fuji X


Empfohlene Beiträge

Mir wird hier viel zu viel in den gleichen Topf geschmissen.

Das eine ist, was das Wesen der Streetfotografie ausmacht. Darüber kann man trefflich streiten.

Das andere ist, wie dabei verfahren wird. Und auch darüber kann man durchaus geteilter Meinung sein.

Wo aber, übrigens auch rechtlich gesehen, eine Grauzone bzw. eine persönliche Grenze überschritten wird, Intimität bewusst verletzt wird, da ist die Fotografie leider fehl am Platz und auch die Diskussionen darüber.

Wie Suzuki da den Leuten teilweise die Kamera aus nächster Nähe ins Gesicht hält, hat mit Respekt und auch mit Kunst überhaupt nichts mehr zu tun.

Wenn man einigen hier glauben schenken darf, heiligt der Zweck wohl alle Mittel und es zählt nur das kompositorische Ergebnis, der Weg dahin ist irrelevant und das Kritisieren desselbigen wird mit den üblichen Forenfloskeln der Sorte "Blümchenknipser" oder "Porträtbabeschnapper" hämisch abgehalftert. Das finde ich offen gesagt etwas traurig und zeugt von wenig Diskursfähigkeit.

Und dass man wunderbare Streetfotografie betreiben kann, zeigen die zahllosen anderen Fotografen (Sean Tucker zum Beispiel, aber auch Yiannis Yiasaris oder Craig Whitehead sind mir da bisher nicht übel aufgestoßen), die das seltsamer Weise auch schaffen ohne den darauf abgebildeten Menschen ein ungutes Gefühl oder gar Angst zu vermitteln. Just my 2 cents

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Die Fotos von Tatsuo Suzuki finde ich einfach nur gut.
Die Art und Weise wie er dazu kommt widerstrebt mir.

Ich werde niemals annähernd gute Street Fotos machen können, das haben mir meine Eltern und mein Umfeld durch Ihre Erziehung verbaut 😉
Trotzdem freue ich mich auf die Veröffentlichung seines Buches und werde es mit Bewunderung anschauen.

Grüße

 

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vor 27 Minuten schrieb MOK:

Wo aber, übrigens auch rechtlich gesehen, eine Grauzone bzw. eine persönliche Grenze überschritten wird, Intimität bewusst verletzt wird, da ist die Fotografie leider fehl am Platz und auch die Diskussionen darüber.

Wie Suzuki da den Leuten teilweise die Kamera aus nächster Nähe ins Gesicht hält, hat mit Respekt und auch mit Kunst überhaupt nichts mehr zu tun.

Exakt darum geht es.

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vor 1 Stunde schrieb MOK:

Wie Suzuki da den Leuten teilweise die Kamera aus nächster Nähe ins Gesicht hält, hat mit Respekt und auch mit Kunst überhaupt nichts mehr zu tun.

Ich habe den Eindruck, es geht diesen Fotografen nur um "geile Bilder". Was immer sie darunter verstehen mögen. Jedenfalls scheint das "wahre, authentische Leben" nicht im Mittelpunkt des Interesses zu stehen. Die viel zitierten Vorbilder Cartier Bresson, Robert Doisneau oder Barbara Klemm pflegten eine humanistische Fotografie, die den Menschen ihre Würde lässt. Die brauch(t)en keine Sensationen. 

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vor 45 Minuten schrieb DeLuX:

Ich habe den Eindruck, es geht diesen Fotografen nur um "geile Bilder". Was immer sie darunter verstehen mögen. Jedenfalls scheint das "wahre, authentische Leben" nicht im Mittelpunkt des Interesses zu stehen. Die viel zitierten Vorbilder Cartier Bresson, Robert Doisneau oder Barbara Klemm pflegten eine humanistische Fotografie, die den Menschen ihre Würde lässt. Die brauch(t)en keine Sensationen. 

Genau das meine ich. Soweit ich das verstehe, geht es doch vor allem bei "Street" um Beobachten und um das Erkennen besonderer Konstellationen. Das hier hat eher was von antihumanistischem Vorschlaghammer. 

bearbeitet von MOK
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Werbung (verschwindet nach Registrierung)

vor 6 Minuten schrieb MOK:

Genau das meine ich. Soweit ich das verstehe, geht es doch vor allem bei "Street" um Beobachten und um das Erkennen besonderer Konstellationen. Das hier hat eher was von antihumanistischen Vorschlaghammer. 

Und wenn daraus dennoch einmal gute Bilder resultieren, dann nur nach dem Zufallsprinzip. Also so oder so kein Grund, den Fotografen zu feiern.

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vor einer Stunde schrieb mjh:

Und wenn daraus dennoch einmal gute Bilder resultieren, dann nur nach dem Zufallsprinzip. Also so oder so kein Grund, den Fotografen zu feiern.

Sehe ich anders. Ich habe ein paar Dutzend Bilder von ihm angesehen, und dabei mehr als 2 oder 3, die durch überaus gute Komposition auffielen. Wie kannst du beurteilen, wie gut sein fotografisches Auge ist? Ich bin mir relativ sicher, dass er Konstellationen blitzschnell erfasst. Auch Cartier- Bresson brauchte die gute Gelegenheit, um seine Fotos zu machen, dann war er hellwach und war bereit. Der ist nicht rumgerannt und hat angestrengt danach gesucht. "the decisive moment" ist etwas, das zu dir kommt, dann bist du hoffentlich wach genug. Bekanntlich sagte er auch: "Die ersten 10.000 Fotos (Filmzeiten) sind deine schlechtesten". Wir kennen nur die besten 1000.

Ich sehe hier nur eine Art gutbürgerlicher Erregungskultur, die heute im Netz allgegenwärtig ist. Wenn ich im Auto in die Arbeit fahre, sehe ich deutlich mehr und v.a. gefährlichere Ellbogenmentalität (Handy am Steuer, bei Rot über die Ampel, zu schnell fahren, drängeln ohne Ende) als bei Suzuki, der sich halt einfach vor die Leute stellt, für 2-3s und dabei niemandem schadet. Jaja, ich weiß, der psychische Schock. Au weia.

Mal selbst im schlechtesten Fall (was hier vermuntlich keiner beurteilen kann) und rein hypothetisch angenommen, dass Suzuki kein besonders "netter" Zeitgenosse ist, was meinen die Empörten hier, auf wieviele aus der Menge herausragende Individuen (besonders erfolgreich oder begabt) und eben auch Künstler in Gegenwart und Vergangenheit das zutrifft? Auch die allergrößten, Komponisten, Maler, Musiker, Erfinder, Wissenschaftler, vermutlich alle Politiker aus der ersten Reihe usw. Da waren viele Egomanen dabei, die weit rücksichtsloser als Suzuki waren. "Nettigkeit" ist das eine, Talent und künstlerische Leistung das andere. Interessiert mich, ob Beethoven oder Schopenhauer nette Menschen waren? Nein! Ist Kevin Spacey ein weniger guter Schauspieler, weil er jeden gutaussehenden Mann am Set angemacht hat?  Nein! Das haben erfolgreiche Männer sein Jahrhunderten - meist bei Frauen - gemacht, meist galten sie als Teufelskerle. Würden wir die alle verbannen, würde die Kulturlandschaft  schnell ausgedörrt und leer sein. Bert Brecht weg, Picasso - weg! Von Schauspielern ganz zu schweigen. Und erst die Musiker! Dieser grauenhafte Lebenswandel!! Manche waren sogar untreu zu ihrer Freundin. Sowas ist für mich dann keine gute Musik mehr!

Ich bin mir relativ sicher, in einem mehr kreativ orientierten Forum (falls es sowas gibt) oder an einer Kunsthochschule würde man sowas ganz anders sehen. Bevor hier jemand seine Schlüsse zieht: Ich fotografiere nicht so wie Suzuki, habe auch schon ganz ordentliche "Street Fotos" gemacht, und dennoch finde ich das, was Suzuki macht, in Ordnung. Es ist seine Art. Und soweit ich das verstanden habe (3 Videos über ihn) wurde er auch noch nie verprügelt oder juristisch belangt.

bearbeitet von alba63
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Zumindest für eine Bochumer Kunsthochschule kann ich sagen, dass sie das deutlich anders sehen, als du.

Der Rest deiner Argumentation geht in die falsche Richtung. Nach deiner Meinung können sich Politiker, Schauspieler, Musiker, etc alles erlauben, weil sie gut sind. Abgrund!
Die Frage ist  ... wären sie schlechtere Künstler, wenn sie sich anständig benehmen/ benommen hätte? ... Ich denke Nein!

 

bearbeitet von Uwe Richter
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Cartier-Bresson würde sich wohl wundern, wofür er mittlerweile herhalten muss.

Auch deine Geiselnahme von anderen Künstlern, lebend oder tot, liest sich gar nicht überzeugend. 

Du musst einfach damit leben, dass Suzuki nicht in dem Maße akzeptiert wird, das dir vorschwebt.

Und, dass dein fotografisches Auge gar nicht so allgemeintauglich gut ist, wie du offensichtlich meinst.

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Also wenn man z.B. die Szene mit dem Kuss anschaut, hat er einfach eine Höchstgeschwindigkeitsserie geschossen und sich dann den vermeintlich besten Schuss herausgesucht. Insofern verlässt er sich natürlich nicht allein auf sein fotografisches Auge, aber das ist ja legitim, warum soll man sich nicht der technischen Möglichkeit der Kamera bedienen.

Die Art und Weise, wie er die Bilder macht, ist in meinen(!) Augen völlig würde- und respektlos, ob man damit jemandem körperlich schadet, ist für mich nicht entscheidend.

Fujifilm hat sich von dem Mann getrennt, insofern scheint er dem Image der Marke eher geschadet als genutzt zu haben. Es ist vermutlich so ähnlich wie mit der provozierenden Benetton-Werbung, hoher Aufmerksamkeitsfaktor, aber (zu) wenig positive Wahrnehmung und das völlig zu Recht. Man kann Streetfotografie auch ganz anders betreiben, sie ist dann gesetzlich genauso illegal, geht aber völlig anders mit der Würde der Fotografierten um.

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vor 5 Minuten schrieb alba63:

Ich sehe hier nur eine Art gutbürgerlicher Erregungskultur, die heute im Netz allgegenwärtig ist. Wenn ich im Auto in die Arbeit fahre, sehe ich deutlich mehr und v.a. gefährlichere Ellbogenmentalität (Handy am Steuer, bei Rot über die Ampel, zu schnell fahren, drängeln ohne Ende) als bei Suzuki, der sich halt einfach vor die Leute stellt, für 2-3s und dabei niemandem schadet. Jaja, ich weiß, der psychische Schock. Au weia.

Mal selbst im schlechtesten Fall (was hier vermuntlich keiner beurteilen kann) und rein hypothetisch angenommen, dass Suzuki kein besonders "netter" Zeitgenosse ist, was meinen die Empörten hier, auf wieviele aus der Menge herausragende Individuen (besonders erfolgreich oder begabt) und eben auch Künstler in Gegenwart und Vergangenheit das zutrifft? Auch die allergrößten, Komponisten, Maler, Musiker, Erfinder, Wissenschaftler, vermutlich alle Politiker aus der ersten Reihe usw. Da waren viele Egomanen dabei, die weit rücksichtsloser als Suzuki waren. "Nettigkeit" ist das eine, Talent und künstlerische Leistung das andere. Interessiert mich, ob Beethoven oder Schopenhauer nette Menschen waren? Nein! Ist Kevin Spacey ein weniger guter Schauspieler, weil er jeden gutaussehenden Mann am Set angemacht hat?  Nein! Das haben erfolgreiche Männer sein Jahrhunderten - meist bei Frauen - gemacht, meist galten sie als Teufelskerle. Würden wir die alle verbannen, würde die Kulturlandschaft  schnell ausgedörrt und leer sein. Bert Brecht weg, Picasso - weg! Von Schauspielern ganz zu schweigen. Und erst die Musiker! Dieser grauenhafte Lebenswandel!! Manche waren sogar untreu zu ihrer Freundin. Sowas ist für mich dann keine gute Musik mehr!

Puh, also jetzt sträuben mir sich doch einige Haare mehr. Nur weil es in der Menschheitsgeschichte irgendwelche Egomanen gab (Hallo Herr Kinski!), die durchaus intellektuelle oder kulturelle Höchstleistungen vollbracht haben, entschuldigt das doch nicht pauschal ein Verhalten, das eben nicht mehr dem aktuellen Zeitgeist bzw. den zeitgenössischen Moralvorstellungen entspricht? 

Ich rege mich auch über Zeitgenossen auf, die morgens auf dem Weg zur Arbeit auf 10 km Wegstrecke 6 Kippen nebst Bäckertüte aus dem Fenster werfen und dabei fleißig whatsappenderweise Schlangenlinien fahren, aber die bekommen eben auch mal ihr Fett weg, wenn ich sie mal zufällig im Parkhaus noch erwische. Das hat nichts mit Erregungskultur zu tun, sondern mit Anstand, Moral, Respekt, Rücksichtnahme und Verantwortung (und meinerseits mit pädagogischer Ader). Nur weil einige Individuen ihren Individualismus ignorant auf Kosten anderer ausleben muss man das ja noch lange nicht gutheißen oder sich von diesen gesellschaftlich wünschenswerten Werten verabschieden. Mir darf das auch jemand sagen, wenn er sich durch mein Verhalten gestört fühlt ohne dass ich ihn als gutbürgerlichen Wüterich empfinde.

Kevin Spacey ist ein wunderbarer Schauspieler, aber ein Kotzbrocken vor dem Herrn, auch das darf man sagen. Luther war ein Antisemit, Edward Norton beleidigt gerne mal Garderobenangestellte, seine Komparsen und Stuntmen... das ist doch kein Argument?! Und wie du richtig schreibst, sie galten als Teufelskerle. Heute würden Sie berechtigterweise einen Shitstorm ernten. Und bei aller Liebe... den hätten sie verdient.

So wie du das darstellst klingt das, als ob man zugunsten von kultureller Leistung asoziales Verhalten ignorieren oder zumindest abwerten müsste... aber vielleicht verstehe ich dich da einfach falsch?

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vor einer Stunde schrieb MOK:

Kevin Spacey ist ein wunderbarer Schauspieler, aber ein Kotzbrocken vor dem Herrn, auch das darf man sagen.

Natürlich, scheint zu stimmen, auch seine Rollen sind bzw. leider: "waren" überwiegend arrogante Kerle, vielleicht nicht allzuweit weg von seiner Persönlichkeit als Mensch.  Es ist natürlich völlig legitim, ihn am Gesetz zu messen und ihn - falls zutreffend - für sexuelle Übergriffe angemessen zu belangen.  Muss man ihn deshalb zu einer "Unperson" machen und aus der öffentlichen Wahrnehmung tilgen, sämtliche Verträge sofort auflösen, Ausstrahlung von Filmen stoppen usw? Da geht es doch nur um die Angst vor finanziellem Schaden, ebenso wie jetzt bei Suzuki. Das ist verlogen.

Charakterliche Unsympathen gibt es vermutlich ebensoviele wie gute Menschen. Aber wie gesagt: ohne deren Leistungen  wäre unsere Welt bedeutend ärmer. Solange ein Künstler oder anderweitig bedeutsamer Mensch keine wirklich schlimmen Dinge tut, interessiert mich v.a. ihre Leistung. Ich sehe mich nicht als Zeigefinger hebenden Moralisten.

Aber in der öffentlichen Erregung, auch online,  über angeblich unethische Handlungen liegt - und das stört mich am meisten - meist eine ordentliche Portion Selbstgerechtigkeit nach dem Motto "wir sind hier die Guten". Würde man die Leben der Aufreger mal ordentlich durchleuchten - woran ich absolut kein Interesse habe - würde vermutlich so manches Unschöne zu Tage treten.

bearbeitet von alba63
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vor 27 Minuten schrieb platti:

was du doch für dich selbst auch reklamierst.

Zumindest wie du so schreibst.

Nein, das tue ich gar nicht,  aber es wäre mir bedeutend lieber, wenn Suzuki - und andere - nach fotografischen Kategorien beurteilt werden, nicht nach irgendeiner  Moral. Noch dazu von Leuten, die sich vermutlich zum größten Teil nicht mit dem Mann und seiner Sicht der Fotografie beschäftigt haben.

Sonst könnten sich demnächst auch in allen Museen, Konzertsälen und Kinos Gesprächskreise zusammenfinden, ob man die Werke dieser oder jener Künstler noch zeigen bzw. aufführen darf, oder nicht besser den Veranstalter zwingen sollte, das Programm zu ändern. In so einer Gesellschaft möchte ich lieber nicht leben.

Und natürlich gibt es Verhalten, angesichts dessen man besser nicht mehr über den "Künstler" reden sollte, wie jahrelange Misshandlung der eigenen Tochter.

bearbeitet von alba63
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Ob ein Künstler ein Verbrecher oder zumindest ein veritabler Unsympath ist, sollte für die Beurteilung seiner Kunst keine Rolle spielen. Caravaggio und Gesualdo waren Mörder, aber deren Gemälde beziehungsweise Musik bleiben dennoch großartig. Hier geht es um einen ganz anderen Fall, nämlich einen Künstler, der in der Ausübung seiner Kunst keine Skrupel kennt.

Es ist also nicht so, als ob jemand wunderbare Musik machte, aber in seiner Freizeit Katzen quälte. Sondern eher so, dass er die Schreie der gequälten Katzen sampelt und daraus seine Musik macht. So etwas führt dann meist dazu, dass man auch die so entstandene Kunst nicht mehr unschuldig betrachten mag.

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Mein Eindruck ist, dass hier ein bisschen aneinander vorbei diskutiert wird.

Die eine Frage ist, ist das, was Tatsuo Suzuki macht, respektvoll und nett. (Letzteres ist bei mir nicht der kleine Bruder von Scheiße, sondern noch die alte Bedeutung im Sinne von freundlich und liebenswert). Ich habe den Eindruck, dass sich fast alle hier einig sind, dass er die Grenzen des Nettseins überschritten hat.

Die zweite Frage ist, was soll die Gesellschaft mit solchen Leuten machen? Wer legt fest, wie verfahren werden soll? Soll jeder, wenn er das Verhalten von anderen nicht nett findet, sie daraufhin ansprechen, zum Unterlassen auffordern und dabei mõglicherweise selbst die Grenzen des Nettseins überschreiten? Wann soll man einschreiten und wann nicht? Ich vermute, bei den richtigen darf/soll man. Das hat mir mal ernsthaft jemand bei einer Diskussion über Folter geantwortet. Nicht hier im Forum natürlich. Hier sind nette Leute.

Schon hier im Forum gibt es Leicafans, die gerne die überlegene Bildqualität, besonders des Objektivs, der Q2 herausstellen. Vermutlich haben sie sachlich Recht. Aber ist es nett, das in einem Fujiforum zu tun. Dann die Sony- oder Nikonfans, die nicht müde werden, uns über die Vorteile ihrer Systeme aufzuklären. Auch sie haben sachlich vermutlich Recht. Aber ist das nett, also liebenswert?

Sollten wir nicht Andreas, den Admin, bitten, sie auszusperren? Sollen sie doch woanders stänkern.

Oder brauchen wir nicht manchmal solche Provokateure? Helfen sie uns nicht, auch unsere eigene Position besser zu verstehen und einzuordnen, wo wir im Vergleich zu anderen stehen?

Wie ich schon früher zu diesem Thema geschrieben, sollte die Grenze durch den Gesetzgeber festgelegt werden. Innerhalb dessen darf jeder tun was er will, auch nicht nett sein. Jeder kann und soll in seinem Umfeld dafür sorgen, dass möglichst alle nett behandelt werden. Vielleicht der Chef, wenn der Untergebene mal wieder etwas nicht zufriedenstellend erledigt hat. Vielleicht der Kunde, wenn die Bedienung etwas vergessen oder verwechselt hat. Wir haben viele Mõglichkeiten Nettigkeit ins Leben unserer Mitmenschen zu bringen.

Um auch in diesem Fall Stellung zu beziehen. Mir gefallen die meisten der Bilder von T. Suzuki  nicht besonders. Dann schon eher die, die Sean Tucker ganz am Anfang seines Videos zeigt. Ich werde also vermutlich nicht nach Videos oder Bildern von T. Suzuki im Netz suchen. Ich toleriere aber, dass er durch Städte läuft und dabei jedesmal ein paar Leute verschreckt. Auch wenn es außer ihm noch zwanzig andere Streetfotografen gäbe, die durch, in meinem Fall, Hannover als nächste große Stadt laufen und mich gegebenenfalls aufschrecken. Da würde ich deren Recht auf persönliche Entfaltung höher einschätzen als meine paar Schrecksekunden.

Übrigens, es gibt sogar ernsthafte Rechtsphilosophen,  die eine 100% Überwachung und Ahndung aller Gesetze für eine Gesellschaft für gefährlich halten. Es bestehe die Gefahr, dass die Gesellschaft sich nicht mehr weiterentwickeln könne. Das habe ich aber auch noch nicht ganz verdaut☺️.

bearbeitet von Jürgen Heger
Rechtschreibung, Grammatik
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Leute, der Mann macht nur Fotos, ist kein Mörder, Tierquäler, Kinderschänder oder ähnliches... seine Bilder zeigen auch kein Misshandlungen, Folter usw... Er fotografiert nur die Straße und ja, er ist einmal einen Fußgänger im Weg gestanden der Fußgänger hat es überlebt wurde nicht verletzt, nichts.... 

Schaut doch bitte mal in den Street Thread, was da für Fotos gezeigt werden sind diese Fotos "ethisch korrekter"?  Da ist es plötzlich cool z.B. mit einer X-Pro 2 und einen 23mm auf der Straße Portraits zu fotografieren ohne das die Leute, das merken. Natürlich, dass war ja der Forumspezi, da vergibt man Däumchen, Smilies und geilt sich auf, wie toll doch so ne Fuji ist, so unauffällig, retro, es hat keiner etwas bemerkt usw... 

Ich kann die Art der Fotografie von Suzuki zu 100% nachvollziehen, sobald man eine FB mit 18mm oder 23mm an der Kamera hat muss man an die Leute zugehen, anders bekommt man solche Bilder nicht hin und darin liegt die Schwierigkeit und Kunst.

Hier philosophieren sehr viele Leute, die einfach keine Ahnung haben. Diese Art von Fotografie ist sehr anspruchsvoll, es reicht nicht nur draufhalten und fertig. Man muss beobachten, sehen daran scheitern schon die Meisten, danach muss du in einem bestimmten Punkt die Person vor der Linse haben, Licht, Hintergrund usw.... und Jetzt muss man abdrücken.. man schaut freundlich mit einem Lächeln und löst  aus einer sehr geringen Entfernung aus ohne zu wissen, wie die andere Person reagiert. 

 

 

 

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vor 11 Stunden schrieb snooopy:

Leute, der Mann macht nur Fotos, ist kein Mörder, Tierquäler, Kinderschänder oder ähnliches... seine Bilder zeigen auch kein Misshandlungen, Folter usw... Er fotografiert nur die Straße und ja, er ist einmal einen Fußgänger im Weg gestanden der Fußgänger hat es überlebt wurde nicht verletzt, nichts.... 

Wie schon oben geschrieben, geht es einigen mehr darum, ob man die Grenzen der Höflichkeit überschreiten darf oder nicht. Hier geht es nur ganz nebenbei um Fotografie.

Zitat

Schaut doch bitte mal in den Street Thread, was da für Fotos gezeigt werden sind diese Fotos "ethisch korrekter"?  Da ist es plötzlich cool z.B. mit einer X-Pro 2 und einen 23mm auf der Straße Portraits zu fotografieren ohne das die Leute, das merken. Natürlich, dass war ja der Forumspezi, da vergibt man Däumchen, Smilies und geilt sich auf, wie toll doch so ne Fuji ist, so unauffällig, retro, es hat keiner etwas bemerkt usw... 

Ich halte Deine Formulierung zwar für etwas provokant, stimme Dir aber zu, dass es ehrlicher ist, dem Fotografierten offen zu zeigen, dass er fotografiert wurde, auch wenn es ihn erschreckt, als heimlich Aufnahmen zu machen, mit Tele oder aus der Hüfte heraus. Spätestens wenn man die Bilder veröffentlicht, ist es in beiden Fällen häufig nicht mehr nett. In manchen Ländern aber trotzdem legal.

Zitat

Ich kann die Art der Fotografie von Suzuki zu 100% nachvollziehen, sobald man eine FB mit 18mm oder 23mm an der Kamera hat muss man an die Leute zugehen, anders bekommt man solche Bilder nicht hin und darin liegt die Schwierigkeit und Kunst.

Hier philosophieren sehr viele Leute, die einfach keine Ahnung haben. Diese Art von Fotografie ist sehr anspruchsvoll, es reicht nicht nur draufhalten und fertig. 

Ich hoffe, Du willst damit nicht sagen, dass weil etwas schwierig ist, ist es eher zulässig, als wenn es einfach ist. Und weiter gedacht, manche Menschen dürfen mehr als andere, weil sie besonders kunstfertig sind. Mir zumindest gefällt eine Gesellschaft, in der alle gleich behandelt werden besser. Womit ich nicht behaupten will, dass das in Deutschland vollständig der Fall ist, oder dass sich das überhaupt erreichen läßt.

Zitat

Man muss beobachten, sehen daran scheitern schon die Meisten, danach muss du in einem bestimmten Punkt die Person vor der Linse haben, Licht, Hintergrund usw.... und Jetzt muss man abdrücken.. man schaut freundlich mit einem Lächeln und löst  aus einer sehr geringen Entfernung aus ohne zu wissen, wie die andere Person reagiert. 

Handwerkliches Können ist in den meisten Arten der Fotografie nicht von Nachteil.

bearbeitet von Jürgen Heger
Grammatik
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Keiner sagt, dass er körperlich jemanden verletzt hat. Es sagt auch keiner, dass er gegen ein Gesetz verstoßen hat. Ich würde auch den Begriff Nettigkeit nicht dafür verwenden, sondern dies an einem moralischen Standpunkt aus bewerten.
Hier oder in dem anderen Forum wurden Bilder, die von Obdachlosen gemacht wurden, als "streetunwürdig", moralisch bedenklich bewertet oder führten sogar zu Diskussionen, die gelöscht werden mussten. In diese Kategorie fällt bei mir die Art und Weise der provozierenden Fotografie. Die Opfer sind in der Regel zu überrascht, nicht in der Position, um sich dagegen zu wehren.
In dem Video gibt es eine Szene: Suzuki fotografiert eine Person und der Vlogger übersetzt die Reaktion "Keine Fotos" . Suzuki: "Oh, hat er das gesagt? Ich bin nur ein dummer Tourist"
Ihm ist das Befinden anderer in dem Augenblick wohl ziemlich egal.
 

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vor 7 Minuten schrieb grillec:

.....
Ihm ist das Befinden anderer in dem Augenblick wohl ziemlich egal.
 

Genau das würde ich als "nicht nett" bezeichnen. Darüber dass er Grenzen des Nettseins, des Anstands oder der Höflichkeit verletzt hat, sind sich die allermeisten hier einig.

Welche Konsequenz soll jetzt Deiner Meinung daraus gezogen werden?

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vor 18 Minuten schrieb snooopy:

Leute, der Mann macht nur Fotos, ist kein Mörder, Tierquäler, Kinderschänder oder ähnliches... seine Bilder zeigen auch kein Misshandlungen, Folter usw... Er fotografiert nur die Straße und ja, er ist einmal einen Fußgänger im Weg gestanden der Fußgänger hat es überlebt wurde nicht verletzt, nichts.... 

Ja, der individuelle Schaden der Fotografierten ist überschaubar.
Ich selber jedenfalls habe dabei immer ein mulmiges Gefühl, wenn ich fremde Personen auf der Straße fotografiere.
Selbst im Bekanntenkreis löst das nicht selten eine Abwehrreaktion (Hand vor die Kameralinse etc.) aus, wenn die Kamera auf sie gerichtet wird.
Deren Fotos landen aber auch nicht im Forum oder auf anderen öffentlichen Plattformen (hoffe ich zumindest).
Deshalb ist für mich diese Art der "Streetfotografie" eher grenzwertig.
Das ist vielleicht situativ etwas anderes, wenn ich bei einem Karnevalsumzug meine Kamera direkt vor die Gesichter der Jecken halte - da besteht dann vielleicht Bützchen-Gefahr 😜.
Mal sehen, wie ich das dieses Jahr so hin bekomme.
Manche wollen ja extra fotografiert werden - vielleicht sehe ich nach "Pressefotograf" aus. Jedenfalls kommt häufiger die Frage nach der Zeitung, für die ich arbeite ☺️.
Jedenfalls möchte ich keinen dabei erschrecken und die Art von Suzuki ist auch nicht die meine.

Trotzdem halte ich solche Vergleiche mit Leuten wie Kevin Spacey in diesem Zusammenhang eher für deplatziert.
Ungeachtet ihrer sonstigen Leistungen als Schauspieler, Regisseur, Politiker oder sonst was, sind das unangenehme Zeitgenossen, denen man in Ausübung ihrer "Neigungen" lieber nicht begegnen möchte. Da häufig bei derartigen "Persönlichkeiten" in deren direktem und indirektem Umfeld auch mal weggeschaut wird, ist es ja noch unbegreiflicher, dass das später angeprangerte Verhalten nicht früher aufgedeckt wurde.
Vielleicht lag und liegt es daran, dass man die Leistungen in ihrem "öffentichen" Metier weitaus höher einschätzt, oder sich ansonsten der gerade in Produktion befindliche Film mehr (finanzielle) Vorteile bringt, wenn er doch fertig wird - und diese "Leistung" auch nur im Gesamtpaket bekam.
Andererseits galt Klaus Kinski ja in der Filmbranche generell als sehr speziell und schwierig, aber einige wenige Regisseure haben das in Kauf genommen, weil sie sein "Spiel vor der Kamera" so einzigartig fanden, dass sie darauf nicht verzichten wollten.
Ich denke, dass man so öffentlich bewunderte Personen durchaus auch in einem anderen Licht sehen oder gar darstellen darf (solange es der Wahrheit entspricht!!!).
Dann darf aber jeder selber entscheiden, ob er sich noch einen Film von Alfred Hitchcock (wie Marnie oder die Vögel) anschauen möchte, wenn man die Geschichte darüber kennt (https://www.welt.de/vermischtes/article159190122/Es-war-sexuell-es-war-pervers-und-es-war-haesslich.html) - oder gar all die Filme, die Harvey Weinstein produziert hat.

vor 6 Stunden schrieb alba63:

Ist Kevin Spacey ein weniger guter Schauspieler, weil er jeden gutaussehenden Mann am Set angemacht hat?  Nein!

Aber man hätte ihn vorher in die Schranken weisen sollen!
Und wenn nicht so viele an den Filmen von Hichcock und Weinstein finanziell profitiert hätten, wären sie auch nicht so "erfolgreich" geworden.
 

vor 5 Stunden schrieb MOK:

Kevin Spacey ist ein wunderbarer Schauspieler, aber ein Kotzbrocken vor dem Herrn, auch das darf man sagen. Luther war ein Antisemit, Edward Norton beleidigt gerne mal Garderobenangestellte, seine Komparsen und Stuntmen... das ist doch kein Argument?! Und wie du richtig schreibst, sie galten als Teufelskerle. Heute würden Sie berechtigterweise einen Shitstorm ernten. Und bei aller Liebe... den hätten sie verdient.

Leider ist die Liste endlos lang und die Menscheit lebt mit solchen Persönlichkeiten leider auch zu lange.
Legenden oder "Teufelskerle" von ihrem Sockel zu stoßen ist für die Schubser meist nicht leicht.
Aber das scheint auch in vielen von uns zu stecken.
Wenn man mal Schauspieler fragt, welche Rolle sie gerne mal spielen möchten, dann kommt nicht selten: "So einen richtig fiesen Bösewicht!"

vor 3 Stunden schrieb alba63:

[...] aber es wäre mir bedeutend lieber, wenn Suzuki - und andere - nach fotografischen Kategorien beurteilt werden, nicht nach irgendeiner  Moral. Noch dazu von Leuten, die sich vermutlich zum größten Teil nicht mit dem Mann und seiner Sicht der Fotografie beschäftigt haben.

Wenn mir die Art, wie seine Fotos entstanden sind nicht zusagt, oder ich sie sogar ablehne, dann sollte es mir auch zugstanden werden, meine Meinung dazu zu äußern - ohne dass ich seine Intention oder Sichtweise als "schaffender Künstler" bewerten oder anerkennnen muß!
 

 

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vor 6 Stunden schrieb Jürgen Heger:

Welche Konsequenz soll jetzt Deiner Meinung daraus gezogen werden?

Man sollte ihn nicht unbedingt auf ein Podest stellen und nach dem Motto ,der Zweck heiligt die Mittel' verteidigen oder gar nacheifern.
Jedem sollte frei stehen, seine Fotos zu mögen, keine Frage, aber es sollte auch klar sein, dass die Wechselwirkung aus der Reaktion auf das Video von Fujifilm (welches eventuell auch nur eine einseitige Sichtweise wiedergegeben hat) und seiner Art zu Fotografieren eben zu der aktuellen Konsequenz (Fallenlassen durch Fuji) geführt hat.
Er oder andere Fotografen in der Art werden ihre Vorgehensweise dadurch nicht grundsätzlich ändern - dazu sind sie zu sehr Nerds und man kann nicht bei jedem Streetfotografen oder Paparazzi voraussetzen, eine Grundlage an Empathie bei ihrer Arbeit zu entwickeln - aber eventuell werden sie darüber reflektieren.
 

Edit: das Verhalten von Fujifilm in diesem Fall ist natürlich auch nicht sauber - erst wird ein Werbefilm mit einem Fotografen gemacht und anschließend wird er wegen der öffentlichen Reaktion von ihrer Liste gestrichen.
Weiß eigentlich jemand, wie die Reaktionen in Japan auf das entfernte Video waren? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Fujifilm so schnell gehandelt hätte, wenn die Kritiken alleine aus Europa oder Amerika gekommen wären.

bearbeitet von grillec
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