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Schärfen mit Lightroom – Vorgehensweise


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Neulich habe ich dieses Thema hier entdeckt: 

Da es sich hierbei um ein eher ungewöhnliches Vorlage-RAW handelt, habe ich beschlossen, das RAW parallel zum obigen Thread auch mal in Lightroom zu bearbeiten.

Grundsätzlich gilt für meinen Workflow:

  • Das Schärfen findet zum Ende der RAW-Bearbeitung statt.
  • Der Einsatz fester Schärfungsvorgaben (Presets) ist per se nicht zielführend – jedes Bild muss individuell geschärft werden, und zwar nicht nur basierend auf der Vorlage, sondern auch basierend auf dem angestrebten Look und sowie die angestrebte Ausgabegröße und -form.

Auch in diesem konkreten Fall schaut man sich also zunächst das "Eingangssignal" an, beurteilt also die Schärfe der Aufnahme. Hierbei spielen Fokusgenauigkeit (inkl. Schärfentiefe), Bewegungsunschärfe, Verwacklungsunschärfe und nicht zuletzt die optische Schärfe/Unschärfe (Objektiv) eine Rolle, bei höheren ISO-Verstärkungen auch noch die "Sensorschärfe", sprich wie viele Motivdetails vom kombinierten Photonen- und Ausleserauschen überdeckt werden oder in Tonwertabrissen verschwinden, wozu auch Sensoreigenschaften wie Banding zählen.

Beim RAW von @Graufilter ist aufgrund der geringen Schärfentiefe wenig scharf. Dementsprechend wichtig ist es, dafür zu sorgen, dass unscharfe Bereiche nicht mitgeschärft werden, denn dies führt nur zu Artefakten. Desweiteren enthält die Aufnahme kaum feine Details, sondern eher grobe, kontrastreiche Konturen. Dementsprechend schärft man hier anders als zum Beispiel bei einem mit einem XF90mmF2 optimal fokussierten Frauenporträt.

Die zweite Komponente ist das "Ausgangssignal", sprich: welchen Look und welche Verwendung streben wir am Ende an? Hier habe ich mich nach einigem Herumprobieren auf eine Schwarzweißumwandlung festgelegt, um das im Bild bereits vorhandene Rauschen (ISO 1600) als Filmkorn zu verwenden. Da Rauschen (Korn) mehr in den dunklen Bereichen auftritt, füge künstliches Korn so hinzu, dass auch die helleren Stellen nahtlos abgedeckt werden.

Dem angestrebten Look entsprechend (das Ergebnis soll an eine analoge Schwarzaufnahme erinnern) werden Einstellungen wie Klarheit und Struktur angepasst. Um die Schärfung kümmern wir uns wie gesagt damm ganz zum Schluss. 

 

bearbeitet von Rico Pfirstinger
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Hier nun die am Ende des Prozesses verwendeten Schärfeeinstellungen und wie man zu ihnen gelangt:

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Der erste Schritt besteht immer darin, mit dem Maskierungsregler dafür zu sorgen, dass nu solche Bereich geschärft werden, die auch geschärft werden sollen. Bereits optisch unscharfe Bereiche wollen wir also ausschließen.

Der einfachste Weg ist hier, den MASKIEREN-Regler mit gedrückter Optionstaste (Alt) zu verschieben. Dabei zeigt Lightroom dann eine Schwarzweißmaske. Die hellen Bereiche werden hierbei geschärft, die dunkleren weniger und die schwarzen gar nicht. 

 

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Wie man sieht, habe ich hier mit 75 einen recht hohen Maskierungswert gewählt, um dafür zu sorgen, dass Lightroom auch wirklich nur die scharf fokussierten Schriftzüge und kontrastreichen Strukturen schärft, und nicht etwa das Bildrauschen. Auf diese Weise werden Artefakte weitgehend vermieden, gleichzeitig kann man die Schärferegler weiter aufdrehen.

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Nachdem das Bild wenig feine Details enthält und die angestrebte S/W-Bearbeitung eher auf einen grobstrukturierten Look abzielt, kann ich den DETAILS-Regler von 25 auf 15 zurücknehmen. Im Gegenzug ist es dann kein Problem, den BETRAG-Regler auf 40 zu belassen. 

Wichtig ist hier aber vor allem der RADIUS-Regler, der den Schärfungsradius festlegt, also die Dicke der Schärfungskanten. Gerade weil wir hier keine feinsten Details im Bild haben bzw. brauchen, können wir den Radius von 1,0 auf 2,0 erhöhen. Tatsächlich ist das Schärfen mit dem Radius-Regler ein beliebter Trick, weil er im Gegensatz zum Betrag-Regler keine Artefakte erzeugt, aber auf seine Weise dennoch den Schärfungsbetrag erhöht. 

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Nachdem man die Aufnahme fertig geschärft hat, geht es weiter mit der Ausgabe. Ich bevorzuge wenn möglich 4-faches Oversampling, also eine Zielgröße von 50%, sprich 1/4 der ursprünglichen Pixelzahl. 

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Das Zielmedium ist der Bildschirm (Flickr, Forum), dementsprechend stelle ich die Ausgabeschärfe auf BILDSCHIRM. Da es sich um ein strukturiertes/grobes S/W-Bild handelt, bleibt die STÄRKE zudem bei STANDARD.

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Hier sollte man beachten, dass ein guter Teil der endgültigen Schärfe erst bei der soeben gezeigten Ausgabeschärfung erzielt wird. Dementsprechend sollte man das Bild im Konvertierungsmodul nicht übertrieben stark schärfen, sondern immer noch Luft für die Ausgabeschärfung lassen. Auf diese Weise bekommt man deutlich weniger Artefakte und behält mehr feine Details und vor allem weichere Detailkanten ohne Treppenstufen.

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Ich habe zum Selbsttraining alle Dateien und Screenshots in einem Dropbox-Order zusammengefasst: das RAF, das DNG mit "Details verbessern", die XMP-Datei mit allen vorgenommenen Einstellungen sowie das ausgegebene JPEG-Ergebnis und die drei hier gezeigten Screenshots.

Hier ist der Link: https://www.dropbox.com/sh/fo0e8ovsslpem4z/AABQeYxYVT9qSWgVpDgLqEfNa?dl=0

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Lieber Rico,

vielen Dank für Deine ausführliche Beschreibung Deines Vorgehens.

Ich freue mich, dass der erste Schritt auch darin besteht, mit dem Maskierungsregler festzulegen, was überhaupt eine Schärfung bekommen soll. Mit der Maske im Einsatz kann man m.M.n. zum Teil mit den anderen Reglern wirklich "wild" umgehen, ohne das Bild kaputt zu machen.

Wie man an dem RAW sieht, ist das offene 35er/1,4 bei hohen ISO-Zahlen abzüglich meiner Fehler kein (Mikro-)Kontrastwunder. Es gibt aber noch ein paar mehr Auslösungen aus der gleichen Perspektive, die nicht besser waren. Es war dunkel, saudunkel. Die Belichtung spiegelt das wider, was ich gesehen habe, so dass die Anhebung der Helligkeit (wie auch im Originalthread) zu einer "sauberen" Tonwertkurve führt, aber heller ausfällt, als vor Ort empfunden. Das kann man natürlich nicht wissen und lustigerweise hat der abgebildete Fotograf auf das Foto mit einem "Ist das nicht ein wenig zu dunkel" reagiert.

Jeder, der die geschilderte Vorgehensweise und die Informationen, die sich in Teilsätzen verbergen, auf sich wirken lässt, kann aus diesem Beitrag etwas lernen. Danke!

Herzlichen Gruß
Andreas

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vor 2 Minuten schrieb Graufilter:

Wie man an dem RAW sieht, ist das offene 35er/1,4 bei hohen ISO-Zahlen abzüglich meiner Fehler kein (Mikro-)Kontrastwunder.

Das ist ohnehin nicht wichtig, denn es geht ja um den Bildinhalt und nicht um die Schärfe einzelner Pixel. Früher mit einem S/W-Analogfilm hätte man sich darüber erst Recht keine Gedanken gemacht, sondern sich über die Abzüge gefreut, die mit ISO 1600 und einem anschließendem Push um 2/3 EV bei der Entwicklung noch deutlich grobkörniger geworden wären. 

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vor 23 Minuten schrieb Rico Pfirstinger:

Das ist ohnehin nicht wichtig,[...]

Rico, hast Du denn ein vergleichsweises Vorgehen mit Capture One? Mir fehlt die Möglichkeit, in der S/W-Ansicht von Lightroom die Maskierung auszuregeln.

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Wenn man hier etwas hätte optimieren können, dann die ISO / DR-Einstellungen:

1/125 s und Blende 1.4 hätte ich hier zusammen mit ISO 800 (Dual Gain Level der X-T2) manuell als Belichtung fix eingestellt (anstatt Zeitautomatik). Weil es dann im EVF zu dunkel ausgesehen hätte, wäre ich zu ISO-äquivalenten Einstellungen gewechselt, also entweder ISO 1600 und DR200% bzw. ISO 3200 und DR400%, was ja beides zu 100% identisch mit ISO 800 und DR100% ist, solange man Blende und Zeit nicht ändert.

Auf diese Weise wäre noch mehr von der Zeichnung der Lampen in der rechten oberen Bildecke erhalten geblieben und wir hätten bei der Bearbeitung weniger mit dem "hard clippling" der verwendeten ISO 1600 / DR100% Einstellung zu kämpfen und stattdessen mehr analogfilmisches "soft clipping".

bearbeitet von Rico Pfirstinger
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Hier in den "unbearbeiteten" LR-Standardeinstellungen kann man das harte/unschöne digitale Clippling gut sehen:

 

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Besonders deutlich wird es, wenn man die Belichtung testweise um 3 EV herunterregelt:

 

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Eine Blende mehr Lichterdynamik wäre hier sicher hilfreich gewesen und hätte auch nichts gekostet. Aber man kann trotzdem mit Tricks ein "soft clipping" simulieren, indem man die Gradationskurve bei den Lichtern passend kappt und digitales Korn einfügt.

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vor 8 Minuten schrieb Graufilter:

Rico, hast Du denn ein vergleichsweises Vorgehen mit Capture One? Mir fehlt die Möglichkeit, in der S/W-Ansicht von Lightroom die Maskierung auszuregeln.

Das fehlt mir dort leider auch. Ansonsten ist das Vorgehen im Prinzip bei allen Programmen gleich, wobei sich die einzelnen Regler und Algos natürlich etwas unterscheiden können.

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vor 2 Stunden schrieb Graufilter:

Rico, hast Du denn ein vergleichsweises Vorgehen mit Capture One?

Ich habe es mal in C1 mit Acros entwickelt und durfte dann die Schärfung auf Null (0) zurückstellen, weil das Demosaicing dort zu aggressiv ist. Auch auf die Ausgabeschärfung habe ich dann beim Skalieren ganz verzichtet.

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vor 5 Stunden schrieb Rico Pfirstinger:

[...]  durfte dann die Schärfung auf Null (0) zurückstellen, weil das Demosaicing dort zu aggressiv ist. [...]

Nochmal Danke. Daraus ist wohl meine "Not" und Anfrage entstanden. Ich sehe in der 1-zu-1-Ansicht in C1 viel "hartes" Gegrissel, das bei keinem Reglergeschubse irgendwie besser wird.

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vor 1 Stunde schrieb Graufilter:

Nochmal Danke. Daraus ist wohl meine "Not" und Anfrage entstanden. Ich sehe in der 1-zu-1-Ansicht in C1 viel "hartes" Gegrissel, das bei keinem Reglergeschubse irgendwie besser wird.

Das liegt am anderen Demosaicing von C1 sowie der immer aggressiveren Schärfung. Diese stetige Zunahme der Basisschärfungs-Aggressivität habe ich bei C1 über verschiedene Versionen über mehrere Jahre dokumentiert, und diese umfassende Dokumentation der Entwicklung verschiedener Konverter ist auch ein Teil meines RAW-Workshops.

Es ist eine leicht zu beweisende Tatsache, dass C1 bei der Qualität des Demosaicing keineswegs führend ist – auch wenn ständig das Gegenteil behauptet wird. Das hat längst religiös-fundamentalistische Züge angenommen.

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