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Rumpel - oder ein Leben auf der Straße


Jaja

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Hallo, Ihr Corona-Geschwächten, Realitäts-Gebeutelten,

ich dachte, ich nehm Euch mal ein bisschen mit auf die Straße. Hin zu den Menschen, die dort zuhause sind. 

Rumpel hier ist einer von ihnen. 

Als ich ihn 2010 kennenlernte war er 20 Jahre alt und schon 4 Jahre obdachlos. Wir hielten über die Jahre immer irgendwie Kontakt. Er lebte zuerst in Wiesbaden, dann ging er nach Bruchsal und zwischenzeitlich lebt er in Mainz. Er war der einzige obdachlose Mann den ich kenne, der immer konstant eine Freundin hatte. Nana, seine letzte Freundin hat ihn in der Silvesternacht verlassen.

Seitdem lebt er allein in seinem Zelt. 

Ihre Sachen hat sie nicht mitgenommen. 

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Nun gut, Rumpel ist jetzt seit einem dreiviertel Jahr in einem Methadon Projekt. Das bedeutet, er muss sich jeden Tag seine tägliche Dosis Ersatz-Heroin beim Arzt holen. Er möchte unbedingt davon weg, aber der Arzt sagt, er macht das erst, wenn er vom Alkohol weg ist.

Aber wie? Rumpel trinkt seit er auf der Straße ist.

Im Moment ist er bei einer Flasche Weinbrand jeden Tag. Den mischt er mit einem Eistee, Arizona White Blueberry. 

Und er quält sich. 

 

 

 

 

 

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Seit vorgestern weiß ich, dass er allein in seinem Zelt einen Alkoholentzug gestartet hat.

Was nicht ganz ungefährlich ist, es können 1000 Sachen schiefgehen.

Erst recht, wenn man keinen neben sich hat, der auf einen aufpasst und im Notfall der Rettungswagen gerufen werden kann.

Es ist eine gruselige Situation, die mir nicht geheuer ist. Ich denke, er macht es, um Nana zu beweisen, dass er es schaffen kann. 

Er vermisst sie sehr. 

Am Wochenende werde ich sie besuchen um herauszufinden, warum sie ihn allein gelassen hat.

 

Mitten im Winter. 

Allein im Zelt. 

Nach 7 Jahren. 

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vor 5 Minuten schrieb Thomas-S:

Starkes Bild! Trauriges Schicksal ....was in der Jugend wohl der Tag war, an dem es die schicksalhafte Wende nahm ....

Rumpel's Mutter litt an Fibromyalgie und hat jahrelang starke Medikamente missbraucht. Das ging los als er 9 war. Vor, glaube ich 4 Jahren hat sie sich dann "weggesprengt", wie er es ausdrückte. 

 

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Danke, ich werde versuchen vielleicht noch 1-2 Bilder zu zeigen, die ich aufgenommen habe, als die beiden noch zusammen waren. Die meisten Bilder sind allerdings nicht mit einer Fuji Kamera entstanden, deshalb habe ich bisher auch nichts gezeigt. Aber ein paar hab ich dann doch. 
Kleiner Hinweis: Ich merke gerade  immer wieder, wie wichtig Bilder doch sind. Das unterschätzt man nur allzu gerne. Ich bin immer wieder erstaunt, wie wichtig sie für Menschen sein können und wieviel sie ihnen bedeuten. Deshalb, macht Bilder.   
 

 

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vor 13 Stunden schrieb Jaja:

Er vermisst sie sehr. 

Am Wochenende werde ich sie besuchen um herauszufinden, warum sie ihn allein gelassen hat.

Du brauchst sicherlich keine Ratschläge. Geh einfach behutsam und respektvoll (machst Du ja sowieso) mit ihr um. Sie hat ein Recht auf ein eigenes Leben, auch wenn sie Rumpel gut tut..

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vor 8 Stunden schrieb Jaja:

Die meisten Bilder sind allerdings nicht mit einer Fuji Kamera entstanden, deshalb habe ich bisher auch nichts gezeigt. Aber ein paar hab ich dann doch

Ich denke, da es ja eine über einen längeren Zeitraum entstandene Serie ist, die du jetzt mit Fuji pflegst, kann niemand ernsthaft etwas dagegen haben, wenn hier auch „Fremdbilder“ gezeigt werden die zum Kontext gehören. 

Ansonsten schließe ich mich den Ausführungen von @Mattes gerne an. 

bearbeitet von AS-X
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Besten Dank für das Zeigen der Bilder und meinen Respekt, für die gelungene Umsetzung....

Ich hatte selber vor Jahren einen kurzen Blickkontakt zu einem Obdachlosen im Wiesbadener Hbf und habe leider nicht schnell genug reagiert, ihn anzusprechen... der Blickkontakt geht mir noch heute nach und ich habe mir vorgenommen, beim nächsten Mal schneller zu reagieren.

Es ist so wichtig, sie und ggf. ihr Schicksal wahrzunehmen, denn sie sind Teil unserer Gemeinschaft und jeder, dem es besser geht, darf es nicht als selbstverständlich ansehen, dazu kann zu viel passieren!

 

Ich bin jedenfalls schon gespannt, wie deine Reportage des Lebens weitergehen wird!

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vor 4 Stunden schrieb AS-X:

Ich denke, da es ja eine über einen längeren Zeitraum entstandene Serie ist, die du jetzt mit Fuji pflegst, kann niemand ernsthaft etwas dagegen haben, wenn hier auch „Fremdbilder“ gezeigt werden die zum Kontext gehören. 

Ansonsten schließe ich mich den Ausführungen von @Matthesgerne an. 

Ich dank Dir! Wer Lust hat, kann sich die olle originale Website ansehen, die ich damals für die Leute gebastelt habe. Ist so im Nachhinein aber alles ziemlich chaotisch und, wie ich finde unübersichtlich für Aussenstehende. Sie ist eigentlich auch nur noch online, weil sie ganz wichtig zu sein scheint, um immer mal wieder Kontakt zu halten oder in "Erinnerungen zu schwelgen". Was Neues kommt dort bestimmt nicht mehr dazu. Aber ich würde, wenn es nützlich ist, evtl. schon ganz gerne mal ein altes Bild in Zusammenhang stellen mit dem was mal war... Macht dann auch alles mehr Sinn für Euch. 

 

PS: Mattes ohne "h" 😉

bearbeitet von Jaja
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Danke JaJa , vielleicht haben Deine Bilder in einigen Forumsmitgliedern den Mut geweckt, mal was Ähnliches zu machen. Mit solchen respektvollen Fotos geben wir den Menschen ein Gesicht und möglicherweise die Kraft ihr Leben in stabilere Bahnen zu lenken. Es sind die auch fast Verlorenen die wir damit Menschenwürde zurückgeben.

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vor 4 Stunden schrieb forensurfer:

Besten Dank für das Zeigen der Bilder und meinen Respekt, für die gelungene Umsetzung....

Ich hatte selber vor Jahren einen kurzen Blickkontakt zu einem Obdachlosen im Wiesbadener Hbf und habe leider nicht schnell genug reagiert, ihn anzusprechen... der Blickkontakt geht mir noch heute nach und ich habe mir vorgenommen, beim nächsten Mal schneller zu reagieren.

Es ist so wichtig, sie und ggf. ihr Schicksal wahrzunehmen, denn sie sind Teil unserer Gemeinschaft und jeder, dem es besser geht, darf es nicht als selbstverständlich ansehen, dazu kann zu viel passieren!

 

Ich bin jedenfalls schon gespannt, wie deine Reportage des Lebens weitergehen wird!

Hey, man muss da realistisch bleiben. Viele der Menschen die ich kenne leben nicht in unserer "Gemeinschaft". Und falls doch, dann wirklich nur am äussersten Rand, also ganz weit aussen. Ich habe viele kennengelernt, die das Leben auf der Straße einfach kaputt gemacht hat. Oder die vorher schon psychisch stark angegriffen waren. Da geht es nicht um Geld oder, wie viele denken um Nahrung. Wenn es überhaupt um irgendetwas geht, dann ist das eine Routine, ein Gleichgewicht, eine innere Stabilität. Das Problem ist ja, dauerhafte Verlässlichkeit, die auch von aussen auf sie einwirkt. Aber auf der Straße ist halt alles andauernd anders. Dass zum Beispiel ein Rumpel zu mir sagt, dass er mir vertraut, ist schon eine ungewöhnliche Sache. Aber die konnte auch nur entstehen, weil ich einfach kontinuierlich irgendwie ne Rolle gespielt hab. Und das ist halt das Problem in unserer Gesellschaft: Immer alles schnell schnell und dann kommt das Vögelchen und Tschüss. 

 

 

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Ich denke auch das es „gefährlich“ ist jetzt mal zu sagen: Ich nehme mir meine Kamera und mache mal einen auf Sozialreportage.  
Das würde den Menschen nicht gerecht und wird wohl auch nicht so funktionieren. 
 

PS: @Mattes und @Matthes, sorry für die Verwechslung mittels Autovervollständigung (auch gefährlich 😉).

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2018 im März:

Schon wieder so lange her... 

Ich versuche auch immer noch einigermassen Kontakt zu halten mit dem ein oder anderen Elternteil. Wenn es sich halt ergibt. In diesem Fall war es Nana's Mutter, Andrea, die verzweifelt auf der Suche nach ihrem Töchterchen war. Diese hatte an Nana gerichtete "nette amtliche Briefchen" bekommen und so hätte es sich halt angeboten, dass Nana diese doch mal bekommen sollte. Ausserdem gab es auch sonst die ein oder andere Sache zu bereden. Kurzum: Ich machte mich auf die Suche. Was nicht immer ganz einfach ist. Die Zelte stehen oftmals woanders, kein Mensch weiß irgendwas und dann kann es auch immer gut einmal sein, dass ich selbst dann wieder die Priorität hinten an stellen muss.

Nana und Rumpel sind noch nicht allzu lang im Besitz eines Smartphones. Das hat sich über die Jahre jetzt Gott sei Dank geändert. 

So fand ich heraus, dass die Beiden in einer leerstehenden Wohnung untergekommen waren. Ganz legal, ein Abbruchgebäude. 

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Mein Lieblingsspruch. Sehr passend ihn ausgerechnet dort zu finden.

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Den Gegenstand - ein Anhänger - , den sie in der Hand hält, hatte ihre Mutter mir für sie geschickt mitsamt den ganzen Briefen. 

Am Telefon ist auch ihre Mutter. 

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Nana ist mit einer der ersten, die ich kennengelernt habe. Damals war sie wie Rumpel gerade einmal 20 Jahre alt. 

Sie ist die Einzige, die ich kenne, die wirklich aus freien Stücken entschieden hat, auf der Straße leben zu wollen. 

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vor 10 Stunden schrieb Jaja:

Danke, ich werde versuchen vielleicht noch 1-2 Bilder zu zeigen, die ich aufgenommen habe, als die beiden noch zusammen waren. Die meisten Bilder sind allerdings nicht mit einer 

 

Oh, habe ich von 1-2 Bilder geredet? 🤔😳🤣

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Eine fantastische Serie, die mich wieder einmal in der Einschätzung bestärkt, dass Dokumentarfotografie die Königsdisziplin ist. 

Nichts gegen die drei B („Brüste, Berge, Blümchen“), aber Bilder wie die oben gezeigten haben eine wirkliche Bedeutung und beweisen, dass man nicht in ein Kriegsgebiet ziehen muss, um wichtige Reportagethemen zu finden.

Dafür noch einmal mein ausdrücklicher Dank.

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vor 18 Stunden schrieb Jaja:

Hey, man muss da realistisch bleiben. Viele der Menschen die ich kenne leben nicht in unserer "Gemeinschaft". Und falls doch, dann wirklich nur am äussersten Rand, also ganz weit aussen.

Da hast du zwar recht. Aber unsere Gesellschaft produziert sie, indem sie Menschen in manchen Lebenslagen nicht auffangen kann. Und deswegen müssen zumindest wir das so sehen, dass sie dazugehören. 

bearbeitet von Tricia
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Ich hoffe, es ist okay für euch, wenn ich die folgenden Bilder in Farbe lasse.

Es ist dem Anlass angemessen und irgendwie produziert auf meinem Rechner irgendwas Programmfehler in einigen Schwaz-Weiß-Bildern. 

Keine Ahnung, was da gerade schiefläuft. 

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Andrea

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Um den Hals kann man Bivo's Halsband samt Hundemarke erkennen. Er gehörte ursprünglich ihrem Ex-Freund, Sebo, der 2013 an einer Überdosis Heroin verstarb. 

(Ich glaube, Bivo heisst auf Polnisch Bier)

SEBO

und

NANA & SEBO - EINE LIEBE AUF DER STRASSE

 

 

 

 

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vor 4 Stunden schrieb Tricia:

Da hast du zwar recht. Aber unsere Gesellschaft produziert sie, indem sie Menschen in manchen Lebenslagen nicht auffangen kann. Und deswegen müssen zumindest wir das so sehen, dass sie dazugehören. 

Da hast Du vollkommen recht. Irgendwo auf meiner Website habe ich einen Satz zitiert, der hier als Antwort reichen sollte: 

"Nun, wir alle fürchten böse Menschen.

Aber das Böse hat viele Gesichter und eins davon ist für mich das fürchterlichste;

und das ist die Gleichgültigkeit mancher Menschen".

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