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Hi,

zur Zeit beschäftige ich mich mit dem Thema künstlerische Fotografie. Doch was ist das genau? 

Ich denke:

- Denken in Serien, nicht die einzelne Fotografie macht die Aussage

- Fotografien, in die man viel rein interpretieren kann, oder auch nicht...

Was meint Ihr?

Gruß Hans-Jürgen

 

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Das Ergebnis muss wohl vom Bild her gedacht werden, nicht von der Technik (Kamera oder Pinsel etwa), denn auch ein sorgfälig komponiertes Ergebnis muss nicht Kunst sein, wie eine Malerei misslingen kann. Es kann ein Ei an die Wand geworfen und fotografiert werden; bei einigen wird das Bild zur Kunst (besonders bei bereits anerkannten Künstler¡nnen), bei anderen nur ein Fleck. Und das muss im Bereich der Kunstbetrachtung entschieden werden, wie etwas in der Physik etc. nur von "der" wissenschaftlichen Physikgemeinschaft beurteilt/ anerkannt werden kann.

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Ich denke, es wäre gut, wenn gleich zu Anfang festgehalten wird, dass künstlerische Fotografie nichts mit der Abbildung der Realität oder dem Gestalten von ästhetischen Bildern zu tun hat. Ein Beispiel: Langzeitaufnahme in einem Kinosaal, währenddessen ein Film projiziert wird. Ergebnis: Kinosaal, der von dem reflektierten Licht der Leinwand erleuchtet wird, und eine rein weiße Leinwand.

Edited by Tagträumer
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Möglicherweise bin ich mit meiner Meinung auf dem Holzweg, aber ich glaube, ob etwas Kunst ist oder nicht, lässt sich nicht statisch am Bild selbst festmachen. Kunst entsteht nicht nur durch den Prozess des Produzierens selbst sondern erst im Zusammenspiel mit den Betrachtenden. Gelingt es einem Foto beim Betrachten etwas auszulösen, was über das "Gezeigte" hinausgeht, dann ist wohl die erste Hürde beim Erreichen von Kunst genommen. Es können noch so perfekte Bilder produziert werden, erreichen sie aber nicht das Herz der Betrachtenden, dann haben wir gute Fotos, aber eben keine Kunst. Dann kommt vielleicht neben vielem Weiteren ein Punkt dazu, der für mich im Bereich der Innovation liegt. Eröffnet das Bild neue Sichtweisen, verändert es gewohnte Blickwinkel, gibt es etwas zu entdecken, das über das Gewohnte hinausgeht, wäre das für mich hierbei ein weiterer wichtiger Punkt. Daher eröffnet sich, ob es etwas Kunst ist oder nicht, erst im Nachhinein, im Vergleich mit anderen Bildern und daher eben im Prozess einer individuellen und zutiefst subjektiven Betrachtung.

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Mir hat mal ein Kunsthistoriker grob zusammengefasst folgendes gesagt: "Kunst ist, was sich auf dem Kunstmarkt verkaufen lässt."

Wenn man das ein wenig sacken lässt und immer wieder Ergebnisse des mehr oder weniger kreativen Schaffens dagegen hält, dann merkt man, dass die Definition ganz interessant ist.
@LKH hat ja oben das Eierbeispiel genannt, das man wunderbar mit der Definition in Einklang bringen kann.

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Kunst?

Ich meine, der Begriff wird überstrapaziert. "Kunst" wird immer als etwas ganz besonders Niveauvolles angesehen. Eine Art Gütesiegel. Und Kunst darf alles, auch daneben sein.

Wer darf das beurteilen? Was macht das eine Bild zur Kunst und das andere nur zu einem Bild? Ich mag ein Banause sein, aber gerade bei Werken, die wahnsinnig hochgepriesen werden, sehe ich nur einen Klecks, oder einen Strich in der Landschaft, oder verwaschene, griese Unförmigkeit.  Ich kann dann den Sinn nicht erkennen. Das gilt aber auch für Literatur und Film. Wenn man möglichst gar nichts mehr versteht, um so größer ist dann die Kunst. Wenn ich auch irgendwo einen Klecks mache ist es hingegen keine Kunst. Wie gesagt, ich finde da überhaupt keinen Zugang. Aber ein Bild, auf dem zu erkennen ist, was dargestellt wird, das kann ich mitunter als gelungen erkennen. Ob es dann gleich Kunst ist? Wahrscheinlich nicht. Wenn ein Film nur gähnend inhaltslos und langweilig ist, wird er preisgekrönt. Musik, die keine erkennbare Melodie mehr hat, ist besonders große Kunst. Aber, vielleicht bin ich auch nur zu doof, um das zu verstehen.

Edited by rednosepit
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Beim Thema künstlerische Fotografie musste ich sofort an Luca Lorenz mit seiner für mich bemerkenswerten Art der Naturfotografie denken.

https://www.lucalorenz.de
https://www.instagram.com/luca_lorenz_wildlife/

Die Grenzen zwischen einfacher und künstlerischer Fotografie sind aber fließend. Jedenfalls bin ich auch immer wieder bestrebt, kleine Kunstwerke zu schaffen, auch wenn sie nicht mal ansatzweise mit denen von Luca Lorenz vergleichbar sind.

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vor einer Stunde schrieb Tagträumer:

So etwas interessiert nur den Artdirector einer Zeitschrift. Das ist für die Kunst völlig irrelevant.

Da würde ich tatsächlich dagegenhalten: Kunst braucht Rezeption, wie wir die Luft zum Atmen. Ohne Publikum verkümmert Kunst - dabei spielt der materielle, kommerzielle Gesichtspunkt natürlich schon eine gewisse Rolle. Aber war es nicht oft so, dass in der Malerei der Wert eines Gemäldes erst nach dem Tod des Kunstschaffenden erkannt und das Objekt gewürdigt und damit zur Kunst erhoben wurde. Anderes versank dagegen manchmal als hoffnungslos "überschätzt" in der Versenkung. Vielleicht müssen wir uns sogar von der Vorstellung einer absoluten, immerwährenden Kunst ein wenig lösen. Lasst uns einfach gute, interessante und inspirierende Fotos machen.

 

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vor 10 Stunden schrieb rednosepit:

keinen Zugang

Das ist verständlich – sofern ein Zugang nicht erarbeitet ist, vor allem eine Erneuerung der Entwicklung von Bildformen. So wie die Wandlung im Bewusstsein vor allem europäischer Kultur von der Erde als Scheibe zur Kugel. Oder, was gerade in Berlin gezeigt und gestern in 3sat lief, wenn Frans Hals überwiegend – statt der von der Akademiekunst vorgegebenen Würde – bei Portraits zur lächelnden bis lachenden Personen kommt. Die Grundfertigkeit des Malens (des Fotografierens) wird dabei unterstellt. Picasso blieb zwar bei der gegenständlich abbildenden Kunst, probierte dazu aber, die Rück- oder Seitenansichten zu integrieren. Aus solchen Vorstellungen der Darstellung der Welt entstand dann die vollständige Abstraktion, die auch nicht von einem Objekt, wie einem Baum, voranschritt, sondern gegenstandslose Kompositionen der Welt anbot, die sich in den Großstädten des 19. JH auch anboten. Ebenso kann, wie beim Maler Giorgio Morandi, normales Küchengeschirr gemalt werden, die dabei gemalten Flächen etwa von Flaschen nur noch als Kompositionselemente verstanden werden... Historisch änderte sich die Kunst wie das Kunstverständnis in viele Richtungen. Die unsinnigen Preise, auch schon in der Fotografie, sind ein Teil davon. Hier im Forum gibt es wahrscheinlich, wenn der Name einer der großen Fotograf¡nnen drunterstünde, auch hochpreisige Bilder der Kunst, wenn sie zugleich so etwas wie Zeitgeschichte abbilden. So etwas wie "Mönch am Meer" von Friedrich, der längere Zeit völlig "out" war, lässt sich motivisch vielleicht formal auch im Thread One Person finden, ohne aber die historischen Zusammenhänge für heute zu haben...

Edited by LKH
3sat anstelle von arte
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So etwas ist für mich künstlerische Fotografie. Ich verwende die gegebenen Mittel und (er)schaffe damit etwas Neues, löse Grenzen oder eingespielte, gewohnte Muster auf und öffne Raum für Interpretationen.

Edited by platti
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Ich erinnere mich an ein Zitat einer Kunsthistorikerin hier im Forum (von @Rico Pfirstinger gebracht ?), Kunst sei eine gesellschaftliche Konvention. Manche Leute spuckten auf ihre Leinwand und bezeichneten das als Kunst, andere behaupteten, Michelangelo habe keine Kunst gemacht, weil das ja alles nur Auftragsarbriten gewesen seien.

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Okay, da niemand darauf eingeht: Das in meinem ersten Post beschriebene Bild ist von Hiroshi Sugimoto und heißt ‚Imperial, Montreal, 1955‘. (Wer über künstlerische Fotografie redet, sollte wenigstens ein paar Dutzend Fotokünstler und deren Hauptwerke kennen, sonst macht das wenig Sinn. Und Hiroshi Sugimoto mit ‚Imperial, Montreal, 1955‘ gehört dazu.)

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Zitat Google - "Was ist Kunst" :

Schöpferisches Gestalten aus den verschiedensten Materialien oder mit den Mitteln der Sprache, der Töne in Auseinandersetzung mit Natur und Welt
"die bildende Kunst"
 
Und bei der Fotografie mit dem Material "Fotoapparat" und "Bildschirm/Fotoabzüge".
 
Finde das Zitat kurz und gut, meiner Meinung nach ist der Rest ist dann gesellschaftliche/ persönliche Wertung. 
 
Zu guter Letzt noch ein Zitat von unserem Kunstlehrer (weiss nicht ob der auch von ihm ist):
"Kunst kommt vom Können und nicht vom Wollen - sonst hieß es auch Wunst 😉"
 
Edit:
 
Passend.zu dem Zitat noch nachfolgender Wikipedia-Auszug: 
 
"Kunst ist ein deutsches Wort. Bereits im Althochdeutschen lautete es kunst (Plural kunsti), im Mittelhochdeutschen kunst (Pl. künste). Ursprünglich ist kunst ein Substantivabstraktum zum Verbum können mit der Bedeutung „das, was man beherrscht; Kenntnis, Wissen, Meisterschaft“.
 
Ich fasse das für mich so zusammen: Künstler beherrschen ihr Werkzeug und sind damit schöpferisch Tätig. 
Edited by - Geo -
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11 hours ago, aristides2 said:

Denken in Serien, nicht die einzelne Fotografie macht die Aussage

Das ist durchaus ein wichtiger Aspekt. Denn die Serie, das Fotobuch, die Ausstellung, können das meiner Meinung nach entscheidende Merkmal künstlerischer Fotografie zum Ausdruck bringen. Ein Anliegen, eine Botschaft, eine Idee, die transportiert, gezeigt werden sollen. Gleich ob formaler oder inhaltlicher Art.

Das unterscheidet in meinen Augen künstlerische von der Gebrauchsfotografie. Letztere bildet ab, dokumentiert, hält zeitlich fest. Aber ihr hinterliegt in der Entstehung kein darüber hinaus gehendes Anliegen. Wobei dieses Anliegen auch später erst, z.B. durch einen Kurator, dem Werk hinzugefügt werden kann. Ein einzelnes, typisches Kriegsfoto in einer Zeitung ist keine Kunst. Eine Ausstellung die viele solcher Fotos zusammenbringt, in einen Kontext setzt, kann Kunst sein.

Edit: wobei die Grenzen natürlich weich sind. Auch einzelne Fotos können schon Kunst sein, selbst einzelne Kriegsfotos. Andersrum können (Foto) Bücher mit besten (künstlerischen) Absichten null Aussage haben, nichts transportieren usw. 

Edited by null
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vor 13 Minuten schrieb - Geo -:

 

Zu guter Letzt noch ein Zitat von unserem Kunstlehrer (weiss nicht ob der auch von ihm ist):
"Kunst kommt vom Können und nicht vom Wollen - sonst hieß es auch Wunst 😉"

Lustig, aber falsch.

Eigentlich hat „Kunst“ mit „kennen“ zu tun.
Also: viel lernen, üben, Können erlangen und sich dann letztendlich vom Erlernten lösen und Eigenständiges schaffen.

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vor 29 Minuten schrieb platti:

Lustig, aber falsch.

Eigentlich hat „Kunst“ mit „kennen“ zu tun.
Also: viel lernen, üben, Können erlangen und sich dann letztendlich vom Erlernten lösen und Eigenständiges schaffen.

Genau das soll doch damit ausgedrückt werden ...😉

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vor 34 Minuten schrieb null:

Das ist durchaus ein wichtiger Aspekt. Denn die Serie, das Fotobuch, die Ausstellung, können das meiner Meinung nach entscheidende Merkmal künstlerischer Fotografie zum Ausdruck bringen. Ein Anliegen, eine Botschaft, eine Idee, die transportiert, gezeigt werden sollen. Gleich ob formaler oder inhaltlicher Art.

Das unterscheidet in meinen Augen künstlerische von der Gebrauchsfotografie. Letztere bildet ab, dokumentiert, hält zeitlich fest. Aber ihr hinterliegt in der Entstehung kein darüber hinaus gehendes Anliegen. Wobei dieses Anliegen auch später erst, z.B. durch einen Kurator, dem Werk hinzugefügt werden kann. Ein einzelnes, typisches Kriegsfoto in einer Zeitung ist keine Kunst. Eine Ausstellung die viele solcher Fotos zusammenbringt, in einen Kontext setzt, kann Kunst sein.

Edit: wobei die Grenzen natürlich weich sind. Auch einzelne Fotos können schon Kunst sein, selbst einzelne Kriegsfotos. Andersrum können (Foto) Bücher mit besten (künstlerischen) Absichten null Aussage haben, nichts transportieren usw. 

Hallo,

toll geschrieben...

Ein Guru der Fotobuch Erstellung hat mir erklärt, dass bei Amateuren das einzelne Bild im Vordergrund steht. Profis, oder die es sein wollen, denken in Serien.

Ich habe gemerkt, dass Serien eine insgesamt bessere Aussage haben.

Zur Zeit stelle ich meine Portfolio Seite um. Serien zu erstellen ist eine Kunst.

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30 minutes ago, aristides2 said:

Hallo,

toll geschrieben...

Ein Guru der Fotobuch Erstellung hat mir erklärt, dass bei Amateuren das einzelne Bild im Vordergrund steht. Profis, oder die es sein wollen, denken in Serien.

Ich habe gemerkt, dass Serien eine insgesamt bessere Aussage haben.

Zur Zeit stelle ich meine Portfolio Seite um. Serien zu erstellen ist eine Kunst.

Ein paar Anmerkungen: pass auf das du darüber nicht zu schwarz / weiß denkst. Die Grenzen sind, wie gesagt, fließend.

Eine Serie an sich, macht noch keine Kunst. Bzw entsteht die Aussage nicht „aus dem nichts“, nur dadurch das man eine Serie erstellt. Es sollte umgekehrt sein. Du solltest ein Anliegen haben, das es notwendig macht, zum Mittel der Serie zu greifen. Das muss auch gar nicht extrem bedeutungsschwer sein. Ein gemeinsamer Kontext kann schon ausreichend sein. Du kannst diesen sogar selbst herstellen, beim Erstellen deines Fotobuches.

von Alec Soth gibt es z.B. ein Buch Namens „a pound of pictures“, wo der Prozess des Auswählens, Anordnens, Druckens, in selbstreflexiver Weise zum Thema wird. Durch den Prozess werden einzelne Fotografien zusammengebracht, und dadurch zum Kunstwerk. Die nicht-beliebigbeit unterscheidet das Buch von einer reinen Ansammlung. 

Edited by null
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Ich versuche seit kurzem, in Serien zu denken.

Meine ältere Fotografien sind eher Einzelbilder 😉

Ich versuche was neues: Ich komme aus Ludwigshafen, hier ist es nicht einfach, schöne Motive zu finden.

Ich bin erst am Anfang!

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vor 6 Minuten schrieb null:

 

von Alec Soth gibt es z.B. ein Buch Namens „a pound of pictures“, wo der Prozess des Auswählens, Anordnens, Druckens, in selbstreflexiver Weise zum Thema wird. Durch den Prozess werden einzelne Fotografien zusammengebracht, und dadurch zum Kunstwerk. Die nicht-beliebigbeit unterscheidet das Buch von einer reinen Ansammlung. 

Danke...

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vor 4 Minuten schrieb aristides2:

Ich versuche seit kurzem, in Serien zu denken.

Meine ältere Fotografien sind eher Einzelbilder 😉

Ich versuche was neues: Ich komme aus Ludwigshafen, hier ist es nicht einfach, schöne Motive zu finden.

Ich bin erst am Anfang!

Mein Mitgefühl! Das nenne ich echte Herausforderung... hatte vor einigen Jahren mal das "Vergnügen" dort zu sein.

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