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Schnappschußfotografie und Banalität


Soleil

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...

Für mich stellen sich da mehrere Fragen:

 

Wann ist ein Bild banal?

Warum wird Banalität negativ bewertet?

Warum ist ein Schnappschuss eine Banalität?

Wann ist ein Schnappschuss ein Schnappschuss ?

...

 

Hallo Elke.

 

Um mal wieder auf das Ausgangsbild zu kommen (das mir übrigens sehr gefällt): Deine Fragen wird wohl niemand "allgemeingültig" beantworten können. Mich spricht das Bild an, weil der Gesichtsausdruck und die Ausstrahlung der Frau mich faszinieren. Auch die Herauslösung aus der Szene durch die geringe Tiefenschärfe entspricht sehr meine Seh- und Fotografierweise. Mehr Tiefenschärfe hätte für mich hier keinerlei positiven Effekt, da die Umgebung der Person keinen Bezug zu ihr hat, sondern nur abgelenkt hätte.

 

Viele berühmte Fotos, gerade aus dem Street-Genre, zeigen oftmals keine aussergewöhnliche Situation, wenn man allgemeine Maßstäbe anlegt. Aber genau das vermittelt eben (wenn auch oftmals erst viel später) einen guten Eindruck davon, wie das Leben zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort aussah. Ich finde es wichtig, gerade auch diese Momente festzuhalten. Sonst kommt in 50 Jahren jemand noch auf die Idee, das frühe 21. Jahrhundert hätte nur aus Paris Hilton, Dieter Bohlen und Angela Merkel bestanden - eine gruselige Vorstellung.

 

Was man nun "banal" findet, liegt ja sehr im Auge des Betrachters. Ich kann mit den meisten Kinder- und Haustierfotos hier nichts anfangen, weil mir der Bezug zum Motiv fehlt. Die Verwandten, Angehörigen und/oder Tierhalter sehen das natürlich (und richtigerweise) komplett anders. Während ich ein Bild eines Kleinkinds mit Marmelade-verschmiertem Mund eher abstossend finde, hat es für die Eltern eine ganz andere Bedeutung. Für mich ist es (bestenfalls) banal, für sie vielleicht das Bild des Jahres.

 

Ich fotografiere seit drei Jahrzehnten und habe gelernt, die Meinung andere nur sehr bedingt als Maßstab gelten zu lassen. Natürlich freue ich mich, wenn jemand meine Sichtweise teilt oder zumindest nachvollziehen kann. Ich lese auch gerne Kritik der anderen, wenn sie begründet und fundiert ist. Ein "gefällt mir" ist zwar nett, hilft mir aber genau wenig weiter wie ein "gefällt mir nicht". Eine ehrliche und konstruktive Kritik kostet allerdings Zeit und Mühe, und ich habe volles Verständnis für jeden, der das bei dutzenden Bildern pro Tag nicht aufbringen kann oder will. Umso mehr freut es mich, wenn es jemand dennoch tut.

 

"Banal" ist negativ besetzt. Um das zu vermeiden, würde ich eher von "alltäglich" sprechen, auch wenn die Begriffe nah beieinander liegen. "Schnappschuss" ist für mich ebenso ein eher negativ konnotierter Begriff, da ich hier keine fotografische Absicht, sondern puren Zufall unterstelle. Letztlich ist das aber nur meine Definition, und die Grenze zu anderen, nicht geplanten Bildern (siehe: Street) ist fliessend. Und auch Zufallsergebnisse können beeindruckend gut sein, ebenso wie geplante Aufnahmen belanglos sein können.

 

Letztlich muß Dir das Bild gefallen, niemandem sonst, solange Du keinen Kunden zufriedenstellen musst. Und solange es Pro- und Contra-Aussagen gibt, ist das Bild den Betrachtern zumindest nicht egal. Damit ist schon eine Menge erreicht.

 

Viele Grüße

Matthias

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Und solange es Pro- und Contra-Aussagen gibt, ist das Bild den Betrachtern zumindest nicht egal. Damit ist schon eine Menge erreicht.

 

Das ist für mich das Entscheidende.

Ein Werk muss nicht schön sein und es muss erst recht nicht jedem gefallen.

Wenn ein solches Werk aber zu einer persönlichen Auseinandersetzung mit Form, Inhalt, Ethik und/oder anderen Fragen führt, dann ist das der unumstößlich Beweis dafür, dass es (das Werk) von Bedeutung ist.

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Hallo Elke.

 

Um mal wieder auf das Ausgangsbild zu kommen (das mir übrigens sehr gefällt): Deine Fragen wird wohl niemand "allgemeingültig" beantworten können. Mich spricht das Bild an, weil der Gesichtsausdruck und die Ausstrahlung der Frau mich faszinieren. Auch die Herauslösung aus der Szene durch die geringe Tiefenschärfe entspricht sehr meine Seh- und Fotografierweise. Mehr Tiefenschärfe hätte für mich hier keinerlei positiven Effekt, da die Umgebung der Person keinen Bezug zu ihr hat, sondern nur abgelenkt hätte.

 

Viele berühmte Fotos, gerade aus dem Street-Genre, zeigen oftmals keine aussergewöhnliche Situation, wenn man allgemeine Maßstäbe anlegt. Aber genau das vermittelt eben (wenn auch oftmals erst viel später) einen guten Eindruck davon, wie das Leben zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort aussah. Ich finde es wichtig, gerade auch diese Momente festzuhalten. Sonst kommt in 50 Jahren jemand noch auf die Idee, das frühe 21. Jahrhundert hätte nur aus Paris Hilton, Dieter Bohlen und Angela Merkel bestanden - eine gruselige Vorstellung.

 

Was man nun "banal" findet, liegt ja sehr im Auge des Betrachters. Ich kann mit den meisten Kinder- und Haustierfotos hier nichts anfangen, weil mir der Bezug zum Motiv fehlt. Die Verwandten, Angehörigen und/oder Tierhalter sehen das natürlich (und richtigerweise) komplett anders. Während ich ein Bild eines Kleinkinds mit Marmelade-verschmiertem Mund eher abstossend finde, hat es für die Eltern eine ganz andere Bedeutung. Für mich ist es (bestenfalls) banal, für sie vielleicht das Bild des Jahres.

 

Ich fotografiere seit drei Jahrzehnten und habe gelernt, die Meinung andere nur sehr bedingt als Maßstab gelten zu lassen. Natürlich freue ich mich, wenn jemand meine Sichtweise teilt oder zumindest nachvollziehen kann. Ich lese auch gerne Kritik der anderen, wenn sie begründet und fundiert ist. Ein "gefällt mir" ist zwar nett, hilft mir aber genau wenig weiter wie ein "gefällt mir nicht". Eine ehrliche und konstruktive Kritik kostet allerdings Zeit und Mühe, und ich habe volles Verständnis für jeden, der das bei dutzenden Bildern pro Tag nicht aufbringen kann oder will. Umso mehr freut es mich, wenn es jemand dennoch tut.

 

"Banal" ist negativ besetzt. Um das zu vermeiden, würde ich eher von "alltäglich" sprechen, auch wenn die Begriffe nah beieinander liegen. "Schnappschuss" ist für mich ebenso ein eher negativ konnotierter Begriff, da ich hier keine fotografische Absicht, sondern puren Zufall unterstelle. Letztlich ist das aber nur meine Definition, und die Grenze zu anderen, nicht geplanten Bildern (siehe: Street) ist fliessend. Und auch Zufallsergebnisse können beeindruckend gut sein, ebenso wie geplante Aufnahmen belanglos sein können.

 

Letztlich muß Dir das Bild gefallen, niemandem sonst, solange Du keinen Kunden zufriedenstellen musst. Und solange es Pro- und Contra-Aussagen gibt, ist das Bild den Betrachtern zumindest nicht egal. Damit ist schon eine Menge erreicht.

 

Viele Grüße

Matthias

 

Ohne das: "Paris Hilton, Dieter Bohlen und Angela Merkel bestanden - eine gruselige Vorstellung" gefällt mir Dein Text.

Ich werde mich jetzt hüten, persönliich zu werden, aber gleich platzt mir der Kragen, weil Du Angela Merkel in einen Topf mit Paris Hilton und Dieter Bohlen wirfst.

Mein Beitrag ist zwar wieder am Thema vorbei, aber ich kann nicht anders, bei sowas schnurrt mir einfach der Arsch.

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Ohne das: "Paris Hilton, Dieter Bohlen und Angela Merkel bestanden - eine gruselige Vorstellung" gefällt mir Dein Text.

Ich werde mich jetzt hüten, persönliich zu werden, aber gleich platzt mir der Kragen, weil Du Angela Merkel in einen Topf mit Paris Hilton und Dieter Bohlen wirfst.

Mein Beitrag ist zwar wieder am Thema vorbei, aber ich kann nicht anders, bei sowas schnurrt mir einfach der Arsch.

 

Na ich denke (hoffe?) es ging ihm einzig und allein um die Häufigkeit der Fotos. ;-)

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Hi,

 

natürlich ging es mir nur darum, dass ohne die Bilder, die "jedermann/frau" vom Alltag macht, nur noch die offiziellen, für die Presse bestimmten Bilder der visuelle Gedächtnis bestimmen.

 

Das ergäbe ein Zerrbild der Realität.

 

Grüße

Matthias

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aber gleich platzt mir der Kragen, weil Du Angela Merkel in einen Topf mit Paris Hilton und Dieter Bohlen wirfst.

Mein Beitrag ist zwar wieder am Thema vorbei, aber ich kann nicht anders, bei sowas schnurrt mir einfach der Arsch.

 

Natürlich gehören die nicht in einen Topf. Die Hilton sieht (nach landläufiger Meinung) besser aus als Merkel und Bohlen, und und beide (Hilton und Bohlen) dürften mehr Geld haben als Frau Merkel.

 

Ansonsten versuchs mal mit nem Rollkragenpullover (statt des Kragens. Für den Hintern fällt mir gerade nichts ein.)

 

Gruß

Klaus

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