Der Mord als schöne Kunst betrachtet

[mjh]

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Letzten Mittwoch habe ich die braven DOCMA-Leser schockiert: https://www.docma.info/blog/der-mord-als-schoene-kunst-betrachtet. Böse Politik mal wieder (obwohl es mir eigentlich gar nicht um Politik ging), und dann kenne ich auch noch so schräges Zeugs wie Thomas de Quinceys „On Murder Considered as one of the Fine Arts“ (1827). Aber das eigentliche Thema ist die Wirkung von Bildern, auf Mörder und andere.

[Harlem]

Das Töten seiner Mitmenschen war schon immer eine legitimierte Option zum Schutze und zur Durchsetzung eigener Interessen. Tragisch, aber wahr. Unsere westliche Gesellschaft wahrt dabei den Schein der Zivilisation, indem sie das Töten elegant delegiert und ansonsten wohlfeile Entrüstung zeigt, wenn es mal zu blutig und grausam dabei zugeht. Das Töten als ästhetisierte Kunstform (da sind wir wieder bei Kiddo) passt da perfekt ins Bild, weil die Kunst uns erlaubt, das Töten in einer gesellschaftlich akzeptierten Form zu genießen.

 

Nun sind die Soldiers of Fortune auch nur Menschen. Auch sie suchen nach Anerkennung für ihr blutiges Handwerk und wollen es so zelebrieren, dass es ihre Zielgruppe beeindruckt. Was also liegt näher, dabei auf eine bereits bekannte Symbolik zurückzugreifen und sich im Repertoire von Tarrantino & Co. zu bedienen?

 

Ich weiß, eine zynische Meinung. Damit keine Mißverständnisse aufkommen: Ich heiße das nicht gut und ich leide auch als Vater und Großvater an dieser Tragödie, aber der Blick auf unsere Welt macht mich nicht optimistisch, dass wir uns zum Besseren entwickeln.

 

Edit: Rechtschreibung

[Rica]

Das Bild von dem Attentäter hat mich auch beeindruckt.

Ein im Anzug stehender Polizist, der einen eine Kunstausstellung eröffnenden Botschafter niederschießt.

Das ist nicht mehr das Bild des seltsamen kleinen Bombenlegers, sondern eventuell schon ein Vorbild für manche.

Die Tarantino Optik ist dabei aber wohl eher den Umständen geschuldet,

denn wie hätte er es sonst unbemerkt an seine Schußposition geschafft.

 

SuperShortStoryTelling, schöne Idee. Jetzt muss ich mir erstmal Nopar International anschauen,

um die passende Bildgeschichte zu finden, falls ich mitmachen und gewinnen will :-)

[Rica]

Nochmal zu dem Bild des Attentäters. Das war ja eine Kamikazeaktion. Anstatt wegzurennen, wie der Berliner LKW-Kaputte, inszenierte er sich.

Was würde es denn bedeuten, wenn es ein ikonografisches Bild wird. Das sich Teile der Gesellschaft, die gut "integriert" sind und konservativ, gewalttätig abwenden?

Ich hoffe es wird kein ikonografisches Bild. Reichsbürger, die um sich schießen, haben wir ja schon.

Deswegen finde ich es aber auch gut gewählt und treffend betrachtet.

Hat der Fotograf nun eine tragische Rolle, wenn er sein Bild verkauft und damit einen Märtyrer schafft?

Da ich nicht in seiner Position war ist es schwer darüber zu urteilen, aber der Typ der John Lennon erschoß, wurde ja auch aus dem Diskurs ausgeschlossen.

Die Bilder der Familie vom Berlin Attentäter berühren mich zumindest mehr als die vom Täter selbst.

Da ist es einfach nur der Verlust eines Sohnes. Ein Bild der trauernden Angehörigen.

Mit diesen Bildern vor Augen, sind die Worte der Kanzlerin, wir wären ja jetzt erleichtert da die Bedrohung ausgeschaltet ist, zynisch. Zu einer abgeschlossen Bildgeschichte, würde für mich auch das Bild des erschossenen Attentäters von Ankara gehören. Verfügbar sind sie ja bestimmt.

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