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Alles Fälschung!


Harlem

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Nur für den Fall, dass der Thread im Streit ausartet: Vito hat angefangen, als er in einem Beitrag den Stein ins Wasser geworfen hat: "Die Spiegelung eines Bildes bei Naturfotos sei grenzwertig."

Ich finde, eine gute Gelegenheit, sich mal darüber auszutauschen, welche Bildverfremdung in der Fotografie noch "erlaubt" ist. Das Thema ist auch politisch, in der Wikipedia gibt es Transparenz-Richtlinien, in denen Fotografen augefordert werden, Bildmanipulationen offen zu legen. Es gibt sogar eine Plattform izitru.com (Is it true?), auf der man ein Echtheitszertifikat seines JPEG-Bildes erhalten kann - oder auch nicht.

Ich kann und will hier keine allgemeingültigen Regeln aufstellen, kann aber für mich ziemlich präzise sagen, was ich persönlich für vertretbar halte und was auch der Maßstab an Wirklichkeitstreue ist, den ich an eigene Fotos anlege.

Grundsätzlich habe ich ein Problem damit, dass ein Foto überhaupt die Wirklichkeit abbilden kann. Fotos sind Momentaufnahmen und zeigen immer nur einen klitzekleinen zweidimensionalen Ausschnitt unserer großen dreidimensionalen Welt. Mit dem vom Fotografen gewählten Moment und dem Ausschnitt fangen die Manipulationen schon an: wer ein Bild macht, hat ein Motiv, oder zumindest sollte er eines haben. "Warum zeige ich euch das? Was zeige ich euch nicht?" Wenn wir also über Transparenz reden, dann gehört die Motivation des Fotografen eigentlich an die allererste Stelle, insbesondere in der Reportage.

 

image-461417-breitwandaufmacher-vrfx.jpg

Nun kommen wir zu den "einfachen" Fälschungen, zu dessen Gattung das obige Bild gehört (Quelle: Spiegel Online). Hierzu zähle ich Änderungen von Helligkeit, Kontrast, Farbe, Gradation, Rauschen und Schärfe. Wer hier nach Wahrheit sucht, ist verloren! Hier fängt die Fälschung schon in der Kamera an. Ach ja, auch die Schwarz-Weiß-Wandlung gehört als besonders schwerer Fall zu den einfachen Fälschungen. Wie bei SW allein durch Farbemfindlichkeiten manipuliert wird, ist ein Skandal. Besonders ruchlose Fälschungen entstehen durch Abwedeln und Nachbelichten, schließlich werden damit Lichtverhältnisse suggeriert, die bei der Aufnahme nicht vorhanden waren.

Als nächster Grad auf der nach oben offenen Fälschungsskala kommt die Retusche. Der weggestempelte Müllbeutel, der gnädig überdeckte Mitesser, das digital ausgezupfte Nasenhaar oder der durch "DigiFloss" geputzte Zahnzwischenraum - alles nur gelogen, gefälscht und manipuliert. Das ist aber nichts neues, kaum ein Maler hätte in der Renaissance überlebt, wenn er die Herrschenden wirklichkeitsgetreu konterfeit hätte. Der Stempel kann auch helfen, mehr Rauch über Libanon zu suggerieren, wie das folgende Bild zeigt, das Reuters 2006 über den Äther schickte...

 

23280_1.jpg

Wenn die Nachrichten schon fälschen, wie sieht es denn mit der zweckfreien Kunst aus? wir nehmen mal Elmars Bild vom Baum im Irgendwo:

 

14160888562_b4f5b92014_c.jpg

 

Und jetzt ist es an der Zeit, die Spiegelung des Bildes einzuführen. Was wir sehen, ist eine Fälschung, denn so sieht es da garantiert nicht aus. Es gibt da todsicher Farbe und ob die Lichtverhältnisse da so waren, wie abgebildet, sei dahingestellt und mag auch Elmars Geheimnis bleiben.

 

Und nun stellen wir uns die Spiegelung dieses Bildes vor. Ja, auch sie ist eine Fälschung. Aber, vielleicht ist das Bild bereits gespiegelt und der konvertierte Rechtshändler weigert sich, das Bild wieder in den Originalzustand zu versetzen? Egal, das ist wohl kaum bei einem Bild verwerflich, das erkennbarerweise keinen dokumentarischen Charakter hat? Ein Bild, dessen einzige Aussage darin besteht: "schau mal, ist das nicht schön?". Grenzwertig wäre es, wenn er es in einem Reiseprospekt von Heringsdorf drucken würde und Heerscharen von Urlaubern anschließend enttäuscht sind, weil der Baum in Wirklichkeit anders rum ist.

Fazit: Ich finde vor dem Hintergrund dieser Überlegungen, dass Bilder jenseits der Reportage beliebig verändert werden dürfen, solange sie im Einklang mit Motivation und Aussage des Bildes stehen.

 

Harald

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Sehr schön.

 

Da war es so öde, da gab es nicht mal Farbe. Die Version auf Flickr ist nachcoloriert.

 

Insofern, dass ich anzweifle, dass es d i e Wirklichkeit gibt, finde ich die Diskussion um die fotografische Wiedergabe des nicht existenten dennoch reizvoll.

 

Wieviel Ähnlichkeit zwischen dem Bild und dem Wahrgenommenen muss es geben, damit ersteres Zeichen von letzterem sein kann?

Selbst Wahrnehmung ist ja schon Lüge um es mal leicht überspitzt zu sagen. Viel zu abhängig vom Wahrnehmenden.

Jeder kreiert sich eine eigene Wirklichkeit. Es geht eigentlich nur noch darum, inwieweit man die Wirklichkeitskreation der anderen beeinflusst bzw beeinträchtigt.

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Es geht vor allem um Irreführung. Wenn Fotos so manipuliert werden, dass sie den Betrachter täuschen, wird es problematisch, und zwar vor allem dann, wenn mit den Fotos ein bestimmter Zweck verbunden ist, etwa Information. Dem Betrachter etwas vorzugaukeln, das nicht ist, obwohl dieser Wahrhaftigkeit erwartet, ist zweifelsohne fragwürdig.

 

Deshalb ist die Manipulation von Nachrichtenfotos, Prospektfotos oder Werbefotos durchaus problematisch. Seltsamerweise wird aber nur im redaktionell-nachrichtlichen Bereich durchgegriffen. Bei Werbung, aber etwa auch redaktionellen Modethemen gehört die Manipulation zum guten Ton, was ausgesprochen fragwürdig ist, da keineswegs alle Betrachter wissen, dass alles nur gelogen ist.

 

Ein Foto, das einfach nur als Foto ohne weiteren dokumentarischen, werblichen, informativen oder redaktionellen Zweck wirken soll, darf man aus meiner Sicht durchaus manipulieren. Das gehört zur Fotografie dazu. Allerdings teilen viele Wettbewerbe diese Auffassung nicht, was soweit nachvollziehbar ist, als es sich oft um Themen handelt, die die Realität zeigen sollen, etwa Naturfotografie oder Landschaftsfotografie.

 

Dabei sind die Kontrolleure beim WAS traditionell viel empfindlicher als beim WIE. Das liegt daran, dass das WIE schon immer irreal war, etwa durch die Schwarzweißfotografie und alle möglichen Farbfilme, die das Aufgenommene stets unterschiedlich wiedergeben. Das WAS jedoch, also was auf dem Bild zu sehen oder nicht zu sehen ist, sollte immer schon mit der Wirklichkeit übereinstimmen. Retuschen, die Elemente hinzufügen oder entfernen, werden deshalb kritischer gesehen als solche, die Farben oder Kontraste verändern.

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Das ist ja mal ein interessantes Thema. Ich kenne die Diskussion mit Elmar nicht, deshalb antworte ich hier nur auf deinen Beitrag.

Ich denke, es hilft zwischen journalistischer Fotografie (editorial) und dem ganzen Rest zu unterscheiden. Denn die Frage stellt sich nur im Bereich editorial. Ansonsten ist alles erlaubt, was gefällt,, sich verkauft... usw... Insoweit stimme ich dir zu.
 

Im Bereich editorial ist es allerdings ein Thema. So wie wir durch Worte lügen, können wir auch durch Bilder lügen. Statistiken zufolge lügen wir etwa 1.000 mal am Tag. Ich liege sicher über dem Schnitt. Das war zu analogen Zeiten nicht anders als heute. Nur bedurfte es mehr Geschick, Trotzki aus dem Foto von dem jungen Stalin auszuradieren. Später wurde das denn life nachgeholt. Die digitale Technik erlaubt dies schon automatisch.

 

Einige Magazine behaupten, "Detektive" zu beschäftigen, um das "Seepferdchenbalett" von einer authentischen Unterwasseraufnahme zu unterscheiden. Andere übernehmen einfach per copy and paste von den Agenturen. Wie auch immer.

 

Das erste von dir verlinkte Foto ist - soweit ich richtig informiert bin (und ich lüge viel) - ein Beispiel von einer Demo, die für die Fotografen veranstaltet wurde. Um dem Motiv mehr Drama - tote Kinder reichen anscheinend nicht mehr - zu verleihen, wurde ein Blitz von links vorn eingesetzt. Sieh mal auf den Augenreflex des Mannes mit dem offenen Mund. Und die "Leichen" wurden dann mit einem hochfrontalen Blitz aufgehellt. Da war gar keine Bildbearbeitung im Spiel, das wurde so arrangiert. So wie wir auch im Studio arbeiten. Es gab mal einen Blog von einem "Kollegenschwein". Der oder die ist ein, zwei Schritte zurück und hat mit etwas größerem Winkel ein Foto von der Szene publiziert, die wir ein, zwei Tage vorher in den Nachrichten als Drama präsentiert bekamen. Das Ganze sah denn eher nach Workshop aus. Leider kann ich die Seite nicht mehr finden. Aber als Fazit bleibt für mich: Gezeigt werden die Fotos, die zur Nachricht passen. Egal wie sie entstanden sind. Eine Frage der journalistischen Ethik, keine Frage der Fotografie als Medium.

 

Wenn ich nicht durch das Medium, den Begleittext oder sonst wie den Eindruck erwecke, authentisch zu sein, ist für mich jede Manipulation erlaubt.

Ob es gefällt oder überhaupt gefallen soll, ist eine andere Frage.

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Über den Einsatz von Blitzen bei Paul Hansens Foto wurde damals spekuliert, aber dafür spricht im Grunde nichts. Die Aufnahme des Trauerzugs ist im Prinzip authentisch, wurde aber für den Wettbewerb noch einmal heftig bearbeitet, um die Kontraste und die Farbwiedergabe zu verbessern. An der Bildkomposition änderte das natürlich nichts und an der abgebildeten Realität auch nicht; die fotografierte Szene hatte sich damals in dieser Gasse von Gaza Stadt so präsentiert. Der Vergleich der ursprünglich (das heißt am Tag darauf) in Dagens Nyheter veröffentlichten Version des Bildes mit dem Monate später entstandenen Wettbewerbsbeitrag ist da ganz aufschlussreich. Paul Hansens Bildbearbeitung wäre in diesem Jahr wohl nicht mehr akzeptiert worden, denn World Press Photo hat die Teilnahmebedingungen seitdem verschärft, aber man kann sich durchaus darüber streiten, wo man die Grenze ziehen will.

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Soweit ich glesen habe, liegt hier eine Pseudo-HDR-bearbeitung vor, also quasi eine ISO-Belichtungsreihe, deren Ergebnisse man mit HDR-Technik übereinanderlegt und verschmilzt. Das habe ich auch bei einem Beispiel in meinem ersten Buch so gemacht, allerdings nicht mit Photoshop, sondern mit Photomatix. Das Ergebnis ist inhaltlich authentisch, da alle verwendeten Schichten zum gleichen Zeitpunkt aufgenommen wurden. Formal ist es freilich manipuliert, so wie jede andere Aufnahme auch, nur etwas heftiger als dies in typischen JPEG-Engines passiert. Aber heutzutage hat ja jedes iPhone einen HDR-Modus, sogar einen echten, also mit zwei hintereinander geschossenen Aufnahmen. So gesehen wäre eigentlich jede mit dem iPhone gemachte dokumentarische Aufnahme unzulässig, wenn der HDR-Modus aktiv war.

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Nein. Für mich geht es um die Frage, ob es ein Bild von einem Trauerzug ist oder ob es ein Bild von einer arrangierten Szene ist. Diese Frage können die Augenzeugen beantworten. Die Augenzeugen haben allerdings auch Interessen. Insofern helfen Quellen nur bedingt. Also letzlich eine Frage des Glaubens. Leider. Denn im Namen des Glaubens starben immer schon viel zu viele Menschen viel zu früh.

 

Ich bin da ganz bei mjh "die fotografierte Szene hatte sich damals in dieser Gasse von Gaza Stadt so präsentiert".

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Soweit ich glesen habe, liegt hier eine Pseudo-HDR-bearbeitung vor, also quasi eine ISO-Belichtungsreihe, deren Ergebnisse man mit HDR-Technik übereinanderlegt und verschmilzt. Das habe ich auch bei einem Beispiel in meinem ersten Buch so gemacht, allerdings nicht mit Photoshop, sondern mit Photomatix. Das Ergebnis ist inhaltlich authentisch, da alle verwendeten Schichten zum gleichen Zeitpunkt aufgenommen wurden. Formal ist es freilich manipuliert, so wie jede andere Aufnahme auch, nur etwas heftiger als dies in typischen JPEG-Engines passiert. Aber heutzutage hat ja jedes iPhone einen HDR-Modus, sogar einen echten, also mit zwei hintereinander geschossenen Aufnahmen. So gesehen wäre eigentlich jede mit dem iPhone gemachte dokumentarische Aufnahme unzulässig, wenn der HDR-Modus aktiv war.

Kontrastanhebung, HDR, Weißabgleich, wo fangen wir an, wo hören wir auf?

Das menschliche Auge manipuliert ja auch. Es hat einen automatischen Weißabgleich und ein um ein Vielfaches größeren Kontrastumfang als ein Sensor oder Film. Hier muss man schon unterscheiden, zwischen Bearbeitung und Fälschung.

Schwarzweissfotografie und die dort verwendeten Filter ordne ich ebenso der Bearbeitung zu.

Im Original sieht man z.B. Wolken am Himmel, auf dem Foto (ohne Filter) hellgraue Soße.

 

Fälschung ist meiner Meinung nach Veränderung.

Bearbeitung ist notwendig und hilft der originalen Situation möglichst nahe zu kommen.

 

...übrigens ist dann die Leica M Monochrom eine Manipulationskamera!

 

 

Mit freundlichen Grüßen.....

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Wird nicht schon durch die Wahl der Kamera, zB hinsichtlich des Formates, des Filmes bzw Sensors, des Objektives, zB hinsichtlich Brennweite, Schärfeleistung, Farbwiedergabe, der Belichtungszeit, der Blende, der Schärfeebene, der gewählten Perspektive bzw deren Beeinflussung, immer schon eine gestaltete Wiedergabe der Wirklichkeit bewirkt?

ME ist die Grenze zur Manipulation da, wo unausgesprochen und nicht offengelegt dem Betrachter vermittelt werden soll, daß genau die gewählte Darstellung ein getreues Abbild der Wirklichkeit sei.

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Gast chironer

 

... Hierzu zähle ich Änderungen von Helligkeit, Kontrast, Farbe, Gradation, Rauschen und Schärfe...

 

Mich würde mal interessieren, was dich zu dieser harten Einschränkung führt.

 

Nehmen wir mal an, das was der Mensch sieht, ist der Masstab für das was eine Abbildung zeigen soll. Das Foto als Moment einer Szene, o.k.

Nun ist doch aber die Technik noch immer nicht in der Lage, oder hab ich was verpasst, die Wirklichkeit in ihrem Umfang an Farbtiefe und Helligkeitsstufen abzubilden.

Sind denn dann die o.g. Verfahren prinzipiell nicht lediglich eine Methode sich der Realität anzunähern?

 

Jetzt kommt natürlich die Unterscheidung, wie sah es natürlich aus, was hat der Bildbearbeiter daraus gemacht.

Daraus folgt für mich, die Dosis macht das Gift, oder?

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my 5 cent:

Wir haben vor langer Zeit mal den Realismus der holländischen Landschaftsmalerei im 17. Jahrhundert untersucht und haben die Darstellung der Wolken mit Meteorologen besprochen. Dabei hat sich herausgestellt, dass unser Bild keine realistische Darstellung von bestimmten Wolken wiedergab, aber nur dadurch ein identifizierbare Wiedergabe einer dort häufigen Wetterlage ermöglicht wurde. Die Stimmung / Darstellung war real, das Detail nicht. (Stimmung ist nicht ganz treffend, da es dem damaligen Betrachter natürlich mehr auf die Wetterlage ankam, als die "Stimmung")

 

Ausgangspunkt war u.a. die Wahrnehmung oder im englischen Perception und die (Natur-)Philosophie seit dem 17. Jahrhundert, die erkannt hat, dass der Mensch mehr "wahrnimmt", als er "sieht" und sich gefragt hat, wie das denn zusammengehe...

Gerhard Roth (ein Philosoph und Neurologe) beschäftigt sich auch schon länger mit Wahrnehmung und Erkenntnis und kommt zu dem Ergebnis, dass nur 15 % von dem was wir Erkennen auf reiner Wahrnehmung (also Lichtwellen treffen auf Rezeptoren) beruht.

 

Heutzutage wird dann bald jedes Foto manipuliert. Siehe 500px zum Beispiel. Dort herrscht so ein Einheitsbrei an überzogener Farbwiedergabe und Dynamik, HDR-Feeling, Überschärfung vor, dass man daraus vermutlich schon einen bestimmten Look der 2010´er Jahre wird bestimmen können, wie es eben den der 70´er und sofort gab.

Dahinter steckt natürlich auch ein gewaltiges wirtschaftliches Interesse der Photo und Bildbearbeitungsindustrie. Die würden ja kaum mehr etwas absetzen, wenn das Bild als bescheidene Abbildung dient, die der Wahrnehmung des einzelnen offen ist.

Das ist durchaus unschön, nicht nur weil es langweilig wird, sondern die Künstlichkeit unsere Wahrnehmung entfremdet. Wenn man die Bilder schon derart auf- und überzieht, ist kein Raum mehr für Wahrnehmung. Es entsteht eine Verengung der Wahrnehmung und Festlegung auf Typen, wie die gnadenlose Eichung unserer Mädels auf pink gegenwärtig, einer hübschen Farbe, die früher (als rosa) Jungs vorbhalten war.

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Allein die Aufnahme eines Bildes ist schon ein subjektiver und (wenn auch unbeabsichtigt) manipulativer Akt des Fotografen. Die Aussage, die persönliche Empfindung eines Motivs unterstützt der Fotograf durch Schärfe/Unschärfe, durch die Wahl der Brennweite, die Belichtungszeit, die Inszenierung, etc.

 

Als zweite Komponente sehe ich den technischen Fortschritt an. Die Digitalisierung beschleunigt sich und beeinflusst damit die jeweiligen Fotografie-Richtungen. Und das macht aus meiner Sicht auch vor der Reportagefotografie nicht halt. Angefangen von den gebleichten Zähnen und strahlenden Augen der Yellow Press Promis bis hin zur politischen Berichterstattung. Vor fünf Jahren haben sich noch viele über die „Manipulationen“ des bekannten Guttenberg Helikopter Bildes von ddp (http://www.wlz-fz.de/Welt/Politik/Deutschland-Welt/Guttenbergs-Hubschrauber-Gruppe-von-Aufstaendischen-beschossen) aufgeregt, jetzt ist dieser HDR-D&B Look in jedem Smartphone integriert.

 

Als persönliches Fazit glaube ich, dass der dokumentarische Wert des einzelnen Bildes in Zukunft weiter abnehmen wird. Das ist schade, aber meiner Meinung nach nicht zu verhindern.

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Mich würde mal interessieren, was dich zu dieser harten Einschränkung führt.

 

Nehmen wir mal an, das was der Mensch sieht, ist der Masstab für das was eine Abbildung zeigen soll. Das Foto als Moment einer Szene, o.k.

Nun ist doch aber die Technik noch immer nicht in der Lage, oder hab ich was verpasst, die Wirklichkeit in ihrem Umfang an Farbtiefe und Helligkeitsstufen abzubilden.

Sind denn dann die o.g. Verfahren prinzipiell nicht lediglich eine Methode sich der Realität anzunähern?

 

Jetzt kommt natürlich die Unterscheidung, wie sah es natürlich aus, was hat der Bildbearbeiter daraus gemacht.

Daraus folgt für mich, die Dosis macht das Gift, oder?

 

zu 1) Das soll nur eine Aufzählung sein, keine Einschränkung. Wenn dir andere wichtige Parameter einfallen, zähle sie einfach dazu.

 

zu 2) Was die Fähigkeiten der menschlichen Wahrnehmung angeht, glaube ich nicht mehr, dass das menschliche Sehsystem in allen Disziplinen überlegen ist, ganz im Gegenteil. Im Dunkeln z.B. sieht meine Kamera "besser" als ich.

 

Zum Fazit: Richtig, die Dosis macht das Gift. Wir leben aber in Zeiten kategorischer Diskussionen. Nicht die Dosis, sondern die Meßfähigkeit von Substanzen bestimmt inzwischen unser "Wohlbefinden".

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Gast chironer

Ein "Parameter" wäre, nach Mode und Zeitgeschmack aufhübschen, wie bei dem von dir verlinkten Bild oben des Begräbnisses...

Das geht gar nicht.

 

Den DR bearbeiten um eben die kameratypische Beschränkung aufzuheben, in maßen, ja.

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Es stellt sich meiner Meinung nach einfach die Frage , habe ich ein Bild in einem bestimmten Moment oder Augenblick fotografiert, das annähernd das wiedergibt das ich empfunden habe und dokumentieren möchte, ohne Fakes und Bildretuschen die etwas zeigen das im Moment der Aufnahme nicht existiert hat. Auch extrem farbliche Nachbearbeitungen würde ich nicht mehr als ehrliche Fotografie empfinden. Ich bewundere die grossen Fotografen, die nicht etwas in aufwendigster Retusche totkorrigieren sondern einfach ein gutes Bild machen. Das grösste Problem wird in Zukunft sein reale Aufnahmen von Fakes zu unterscheiden ( ausser man lässt alles über eine Software laufen). Hat es einen Sinn sich mit Bildern zu schmücken die am Rechner entstanden sind, dann stellt sich die Fotografie in Frage?

msche

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Wenn schon Helligkeit, Kontrast oder Farbe als kritisch gesehen werden, hat das Problem ja schon viel früher begonnen, da es ja zu Beginn der Fotografie nur s/w oder sogar sepia gab. Danach kamen Farbfilme mit verschiedenen Ausprägungen (Kodachrome vs Agfa vs Ilford etc.), Kameras mit verschiedenen Belichtungsverfahren, lange vs. kurze Belichtungszeit. Blicklenkung durch mehr oder weniger Tiefenschärfe etc.

 

Fazit für mich ist, dass es DAS echte Bild nicht gibt, weil 100 Fotografen bei gleicher Situation nicht nur unterschiedliche Bilder sondern auch unterschiedliche Aussagen erreichen können, ganz ohne zu manipulieren, quasi ooc.

 

Aktive Manipulation sehe ich bei Weglassen oder Hinzufügen von Bildelementen mittels EBV, aber auch hier kann ich natürlich schon beim Fotografieren den Bildausschnitt passend zur gewollten Aussage wählen, zoomen oder schwenken, alles ooc und doch vielleicht die Bildaussage verfälschend?

 

Solange es sich nicht um Dokumentationen handelt, sehe ich für mich kein Problem, mir gehts in erster Linie um schöne Bilder und die Darstellung der Situation, wie ich sie empfunden habe.

 

Ich habe Euch ein Bild angehängt, das ich 2010 in Äthiopien aufgenommen habe. Es zeigt einen Rebellen, der entführte Kinder aus einem Bergdorf bewacht.

 

Oder doch nicht?

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