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… gut, dann greife ich aus meinem musikalischen Universum mal exemplarisch die Kenny Clarke-Francy Boland - Big Band (CBBB) heraus, eine der besten und gleichzeitig am wenigsten bekannten Big Bands des Jazz.

 

Sie wurde gemanagt von Gigi Campi, einem italienischstämmigen Kölner Produzenten, Organisationsgenie, Visionär und Gastronomen (damals Café Campi Hohe Straße), existierte etwa von den frühen sechziger Jahren bis 1973.

 

Die Musiker kamen im Wesentlichen nur zu den Produktionen nach Köln oder Fernseh- und Radioproduktionen in anderen europäischen Städten zusammen. Das Prinzip der Zusammensetzung scheint gewesen zu sein, „Americans in Europe“ (also amerikanische Musiker, die zur damaligen Zeit in Europa lebten, wie Clarke, Bailey, Shihab, Woode, Peck u.a.) mit den besten Leuten zusammenzubringen, die Europa zu bieten hatte.

 

Es gab relativ wenige Live-Auftritte, wie das spektakuläre Gastspiel in Ronnie Scott´s Club in London 1969. Ronnie Scott spielte selbst Tenorsaxofon in der CBBB. Von dem Konzert in der Salle Pleyel in Paris 1969 gibt es eine illegale französische Schallplattenaufnahme. Die CBBB nahm im Herbst 1969 an der „Battle of the Bands“ in Köln teil, bei der drei Big Bands in einem Konzert auftraten (Kurt Edelhagen, CBBB und Thad Jones-Mel Lewis).

 

Dank YT sind heute Filmaufnahmen dieses Konzerts zugänglich. Hier sind zwei YT-Links zur CBBB in diesem Konzert.

 

..

Schönes Feature der beiden Schlagzeuger Kenny Clarke und Kenny Clare:

 

..

Hörenswert ist natürlich auch die Thad Jones Mel Lewis Big Band in diesem Konzert (u.a. mit Joe Henderson Tenorsaxofon).

 

..

 

Ich konnte mir damals als Gymnasiast leider nicht die Bahnfahrt nach Köln und den Eintrittspreis im Sartory-Saal leisten. In einer Konzertbesprechung hieß es danach, die eigentliche Battle habe hinter der Bühne auf dem engen Herren-WC stattgefunden.

 

CBBB verdankt ihre Einzigartigkeit der Handschrift und Perfektion des belgischen Komponisten, Arrangeurs, Pianisten und Leiters Francy Boland. Ein hervorragendes Beispiel für seine Handschrift ist das Tutti des Saxofonsatzes in „Sax No End“ (ab 2:30)

 

 

Nicht zu unterschätzen für die Gesamtwirkung der CBBB sind zwei Schlagzeuger sowie die Führung des Saxophonsatzes durch den Engländer Derek Humble, der keinem Geringeren als Phil Woods ebenbürtig war.

 

Clarke, Boland, Humble, Shihab, Bailey, Woode und fast alle anderen Musiker sind mittlerweile verstorben. Boland lebte bis 2005 in Genf. Aus Gründen, die ich auch nicht durch Nachfragen bei informierten Bigband-Musikern rauskriegen konnte, hat Francy Boland es anscheinend nicht erlaubt, dass seine Musik später von anderen Bigbands gespielt werden durfte. Vielleicht gab es auch einen Dissens über Aufführungsrechte zwischen Boland und Campi. Daher gibt es nur wenige Aufnahmen seiner Stücke von anderen Bigbands, z.B. WDR- und HR-Big Band. CBBB gehört zum Besten, was Europa zum Jazz beigetragen hat.

 

Vinyl-LPs der CBBB auf Saba/MPS waren viele Jahre lang total vergriffen. Auch Re-Issues auf CD ließen sehr lange auf sich warten, kamen endlich 1993 und 1994 in zwei hervorragend kompilierten, limitierten (und sehr teuren) Kassetten heraus. Zwei von den Vinyl-Platten, die mir am besten gefallen, gab`s vor mehreren Jahren als CD mit dem Titel „Two Originals“. Diese CD wäre auch meine Hörempfehlung für Einsteiger, scheint aber vergriffen zu sein.

 

https://www.discogs.com/Clarke-Boland-Big-Band-Two-Originals-All-BluesSax-No-End/release/4512449

 

Gigi Campi hat anscheinend testamentarisch die Rechte einem italienischen Label vermacht. Deshalb sind viele CDs der CBBB nur dort zu bekommen.

 

http://www.ishtar.it/wp/record-label-rearward/

 

Besonders erwähnenswert an den Aufnahmen der CBBB ist auch die Aufnahmetechnik. Dafür zeichnete der damals junge Toningenieur Wolfgang Hirschmann (später Produzent der WDR-Big Band) verantwortlich, der die drei Satzgruppen und Rhythmus schon auf Vinyl ungewöhnlich transparent zum Vorschein brachte. Man kann eigentlich immer alle Einzelstimmen raushören.

Diskographie der CBBB

http://www.dougpayne.com/cbbbd.htm

 

Völlig unbekannt? Nein! Die meisten der älteren Semester hier haben noch den Jingle von „Der siebte Sinn“ im Ohr.

 

....

 

(Entschuldigung. Ist noch aus der vorfeministischen Zeit :D :D :D )

 

Das ist die CBBB! Da war Kenny Clarke noch einziger Schlagzeuger.

 

Soweit mal für den Augenblick mit an old man's music.

 

rdc

 

 

Also auf meinen Kommentar hast du ja eine Menge Infos rausgehauen (ich habe im Zitat jetzt nichts -bis auf die YT Links- gekürzt, wo hätte man da anfangen sollen?).

 

Ich gebe zu, die CBBB kannte ich nicht und bin auch nicht so der große Big Band Freund, aber du hast ja so begeistert geschrieben und das MPS Label war mir immerhin als Qualitätsmerkmal bekannt.

 

Da du dir schon mal so eine Mühe gemacht hast, habe ich mir über eBay günstig die remasterte CD "All Smiles" der CBBB ersteigert und muss sagen, ich bin begeistert.

Die Musik macht einfach Laune, die Spielfreude der Musiker trieft förmlich aus den Laut(!)sprechern.

 

Außerdem ist es mal wieder faszinierend zu hören, was einige Tontechniker damals (1968) drauf hatten, da könnten sich heute einige eine Scheibe von abschneiden (womit wir auch wieder den Kreis zur Fotografie geschlossen hätten ;) ).

 

Link zur Musik:

 

(aber am Computer macht das eigentlich keine Spaß)

 

@rediscover: Danke für den Tipp!

bearbeitet von AS-X
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