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Nur der Kopf/das Gesicht soll "erhellt" werden


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Hallo Rico,

habe das Thema hier eingestellt, weil weil ich von Deiner Erfahrung profitieren möchte und andere Forenten ebenfalls hier zu Wort kommen können. Nur das Gesicht meines "Opfers" Stefan soll heller dargestellt werden.

Als Werkzeug steht mir SILKYPIX Developer Studio Pro 10, Capture One 20.0.4 und Luminar 4.2 zur Verfügung. Vorliegende Bücher habe ich bisher wegen meines grauen Stars nicht lesen können - fotografieren war auch nicht :( - jetzt allerdings wäre ich auch für Stichworte zum stöbern dankbar.

Zusätzlich habe ich die Testversion von DxO PurRaw 2 gesaugt, die Du bereits besprochen hattest.

Die Ergebnisse sind unter

zu bewundern.

Die Original-Raf sind unter

zu finden.

Die Blenden wollte ich nicht aufziehen, da die Stimmung erhalten bleiben soll(te).

Die jpg werden nur am Computer angesehen.

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Punkt 1 ist die Wahl einer passenden natürlichen Beleuchtung. Auf so einem Volksfest gibt es ja Unmengen von Lichtquellen, da liegt es nahe, sein Motiv (in diesem Fall also den Freund) so zu positionieren, dass er von einer vorhandenen Lichtquelle passend beleuchtet wird. Hier ein Beispiel mit Kit-Zoom und F4:

Da braucht man dann weder einen echten noch einen virtuellen Blitz – letzterer ist auch eigentlich nur dafür gedacht, wenn es nicht anders geht, man also keine bessere Lichtsetzung finden kann.

Punkt 2 ist die korrekte Belichtung. Unter den 6 in der Dropbox verlinkten Bildbeispielen ist leider kein ideal belichtetes Bild, folglich ergeben sich zwangsläufig Qualitätseinbußen gegenüber einer optimal korrekten Belichtung auf die bildwichtigen Lichter. Ich habe deshalb die Aufnahme, die noch am ehesten korrekt belichtet wurde, herausgegriffen und mit Lightroom rasch bearbeitet. Das Ergebnis ist trotz der Defizite bei Beleuchtung und Belichtung meinem Eindruck nach ganz brauchbar:

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In darktable würde ich hier mit Masken arbeiten. Das hat nix mit Corona zu tun😁. Mittels Zeichenwerkzeugen wird ein Bereich  markiert (das Gesicht) und die Einstellungen eines Moduls (zB Belichtungskorrektur) wirken sich nur in diesem Bereich aus: https://docs.darktable.org/usermanual/3.6/de/darkroom/masking-and-blending/masks/drawn/.

Ich weiß, Darktable war nicht gefragt, aber die anderen kenne ich nicht so gut. Aber vielleicht gibt es ja hier ähnliche Möglichkeiten.

Rein fotografisch würde ich sagen, das ein Aufhellblitz eine ähnliche Wirkung hat. Durch die geringe Leistung wird nur der Vordergrund aufgehellt, weil der Blitz nicht bis zum Hintergrund reicht.

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Gehen wir mal mit diesem Bildbeispiel Schritt für Schritt vor:

Zum Einsatz kommt eine X100V mit 19mm-Weitwinkeladapter. Weitwinkel setzt man bewusst vor allem dann ein, um mit dem großen Bildwinkel entweder möglichst viel eines Motivs scharf abzubilden, oder um einen scharfen Motivteil in seinem Kontext (der dann oft unscharf dargestellt wird) zu zeigen. Letzteres nennt man auch "environmental portrait", man könnte dazu auch "Reportage-Porträt" sagen. Bei unserem Beispiel handelt es sich offenbar um Fall 2, also ein Porträt mit eingebunder Umgebung, die einen wichtigen Kontext liefert.

Bei der Gestaltung wäre ich hier einige Schritte näher ans Motiv gegangen, damit es mehr vom Bild einnimmt. Außerdem hätte ich Offenblende 2 statt Blende 3.2 genommen und den Bildausschnitt so gewählt, dass der Leerraum und das Gestänge/Geländer rechts nicht mit im Bild ist. Dazu hätte man auch noch 2 Schritte nach links gehen können, um den Winkel zu verbessern – schon wären diese störenden Elemente nicht mehr im Bildausschnitt. Außerdem wäre das Hauptmotiv dann nicht mehr bildmittig. Ich hätte die Person also etwas zu einem der Ränder verschoben. Blende 2 führt nebenbei auch zu mehr Licht, also niedrigeren ISOs, außerdem führen der verkürzte Abstand zum Hauptmotiv und die größere Blende zu mehr Freistellung, was bei solchen Lichtermotiven nicht nur hübsch aussieht, sondern ganz nebenbei die Aufnahmen auch datenschutzkonform macht, da man Personen im Hintergrund zwar noch als solche erkennen, jedoch nicht mehr identifizieren kann. Wenn möglich, hätte ich die zu porträtierende Person so platziert, dass ihr Gesicht und die Augen Licht abbekommen. Nachdem ich im unbeschnittenen Bild rechts einen hellen Scheinwerfer sehe, vermute ich, dass es ein solche vielleicht auch links am Fahrgeschäft montiert war. Hier hätte man die Person dann vielleicht so platzieren können, dass dieses von der Farbtemperatur her recht neutrale Flutlicht auch das Gesicht der Person trifft.

Für die Belichtung hätten die unter Gestaltung aufgeführten Änderungen ermöglicht, dass man mit Basis-ISO 160 anstatt ISO 400/DR100% hätte fotografieren können, zusammen mit Blende 2 und weiterhin einer Verschlusszeit von 1/125s. Denn Blende 2 ist 1,3 EV heller als Blende 3.2, und ISO 400  ist ebenfalls 1.3 EV heller als ISO 160. Somit hätte man das Ganze auch mit echtem Licht aufhellen können anstatt mit einem ISO-Push. Aber nehmen wir als Gedankenexperiment einfach mal an, dass eine andere Belichtung nicht möglich gewesen wäre, dann würde ich in diesem Fall trotzdem nicht ISO 400 nehmen, sondern eher ISO 500, also das Dual Conversion Gain Level der X100V, und das ohne Zeit und Blende zu ändern. Würden die Lichter dadurch ausfressen (was ich nicht glaube), könnte man dabei die Blende auf 3.6 schließen oder die Zeit auf 1/160s verkürzen. Nachdem Einstellen dieser Belichtung auf die bildwichtigen Lichter hätte ich ISO anschließend von 500 auf 2000 erhöht und DR parallel dazu von DR100% auf DR400%, natürlich ohne irgendwelche weiteren Änderungen bei Zeit oder Blende. Dadurch wäre dann auch das Sucherbild schön hell, das JPEG ebenfalls, und auch der Import in Lightroom oder Capture One. Solche ISO-äquivalenten Einstellungen sind das Rückgrat der spiegellosen Fotografie, und Fujifilm ist der einzige mir bekannte Hersteller, der diese Methode durch eine 2-stufige DR-Funktion in dieser Form praxistauglich simplifiziert.

Bei der Bearbeitung hat man dank korrekter Gestaltung und Belichtung leichtes Spiel, weil man a) mit Basis-ISO belichten konnte und b) etwas Licht auf Augen und Gesicht bekommen hat, sodass die Kontrastunterschiede gar nicht so groß sind. Aber auch in diesem konkreten Fall, bei dem es nicht so perfekt lief, sieht das Ergebnis in Sachen Rauschen und allgemeiner BQ noch ganz akzeptabel aus. Ich musste hier in Lightroom keinerlei Luminanz-Rauschunterdrückung einsetzen (Regler bleiben auf 0). Nachdem das Motiv durch die etwas ungünstige Platzierung arg im Dunkeln stand, kann man es isolieren und separat zusätzlich aufhellen. Das ist dann die Methode virtueller Blitz, die in einem Nachbar-Thread genauer beschrieben wurde. Lightroom macht es einem hier einfach, weil man das Motiv hier mit einem Klick automatisch über AI maskieren und dann isoliert nachbearbeiten kann. Es ginge natürlich aber auch "altmodisch" mit einem Pinsel, der etwas gezielt das Gesicht und die Jacke aufhellt, damit es so aussieht, als wäre dort mehr Licht eingefallen.

 

bearbeitet von Rico Pfirstinger
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vor 4 Stunden schrieb herbert-50:

In darktable würde ich hier mit Masken arbeiten. Das hat nix mit Corona zu tun😁. Mittels Zeichenwerkzeugen wird ein Bereich  markiert (das Gesicht) und die Einstellungen eines Moduls (zB Belichtungskorrektur) wirken sich nur in diesem Bereich aus: https://docs.darktable.org/usermanual/3.6/de/darkroom/masking-and-blending/masks/drawn/.

Ich weiß, Darktable war nicht gefragt, aber die anderen kenne ich nicht so gut. Aber vielleicht gibt es ja hier ähnliche Möglichkeiten.

Rein fotografisch würde ich sagen, das ein Aufhellblitz eine ähnliche Wirkung hat. Durch die geringe Leistung wird nur der Vordergrund aufgehellt, weil der Blitz nicht bis zum Hintergrund reicht.

Hallo Herbert,

auf ein Schreiben wie Deines hatte ich gehofft.

| Meine Bilder und Infos rund um die Fotografie: http://foto.zenz-home.de/

Und wenn dann noch Hilfeseiten mitgeliefert werden...

Besser geht es nicht.

 

Die vorhandene Bezahl-Software habe ich nur aufgelistet, um zu zeigen, daß ich bereit bin für Nicht-Abos Geld hinzublättern.

 

Danke

Holger

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vor 5 Stunden schrieb herbert-50:

Ich weiß, Darktable war nicht gefragt, aber die anderen kenne ich nicht so gut. Aber vielleicht gibt es ja hier ähnliche Möglichkeiten.

 

Im Endeffekt wählt man die Bearbeitungssoftware ohnehin nach den Kriterien aus, die einem persönlich wichtig sind. Wenn man also eine selektive Aufhellung braucht, bietet sich natürlich eine Software an, die selektives Bearbeiten ermöglicht, sei es über Ebenen oder simple Masken. Andere machen derlei auch gerne in Photoshop oder einem ähnlichen Programm – also erst nach der eigentlichen RAW-Entwicklung in einem mehrstufigen Workflow.

Für die Bildqualität von Bedeutung ist, dass man schon bei der Aufnahme solcher schwierigen kontrastreichen Motive möglichst viele Photonen sammelt. Und dazu gehört auch, das Motiv so zu gestalten, dass das möglichst gut funktioniert, etwa indem man gezielt vorhandene Lichtquellen nutzt. So macht man sich das Leben gerade mit einem kleinen Sensor deutlich leichter.

Grundsätzlich kommt bei sehr kontrastreichen Motiven auch HDR in Frage, in diesem Fall aber natürlich eher nicht. Bei Motiven, die sich nicht bewegen und bei denen man ein Stativ verwenden kann, ist das jedoch durchaus eine gute Option, um Qualitätseinbußen beim nachträglichen Aufhellen zu minimieren. Hier ein typisches Beispiel mit der X100F:

 

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vor 9 Stunden schrieb Rico Pfirstinger:

Punkt 1 ist die Wahl einer passenden natürlichen Beleuchtung. Auf so einem Volksfest gibt es ja Unmengen von Lichtquellen, da liegt es nahe, sein Motiv (in diesem Fall also den Freund) so zu positionieren, dass er von einer vorhandenen Lichtquelle passend beleuchtet wird.[...]

Punkt 2 ist die korrekte Belichtung. Unter den 6 in der Dropbox verlinkten Bildbeispielen ist leider kein ideal belichtetes Bild, folglich ergeben sich zwangsläufig Qualitätseinbußen gegenüber einer optimal korrekten Belichtung auf die bildwichtigen Lichter. Ich habe deshalb die Aufnahme, die noch am ehesten korrekt belichtet wurde, herausgegriffen und mit Lightroom rasch bearbeitet. Das Ergebnis ist trotz der Defizite bei Beleuchtung und Belichtung meinem Eindruck nach ganz brauchbar:

Du hast grundsätzlich Recht - kein wenn, kein aber.

Allerdings positioniert sich Stefan selbst - Stefan hatte ich die Links zum Forum gemailt; ich hoffe, er meldet sich an.

Dein Beschnitt unter "Punkt 2" ist mir sofort aufgefallen. Hier fehlte mir u.a. das Kreuzdingsbums; den Pin zum verstellen des Autofokuspunktes hatte ich, mittlerweile nervös geworden, verzweifelt gesucht...

DispBack hatte ich inzwischen eingesetzt; ich konnte meine Fehler, wenn schon nicht abstellen, so zumindest sehen.

Das Bild selbst hatte ich so oder ähnlich mit SILKYPIX/Fujifilm-Soft nur durch öffnen der Blende hinbekommen; es ist mir einfach zu hell und war der Grund für meine Anfrage. Auch bei mir überstrahlte die Leuchte aus dem Hintergrund einen Teil von Stefans Mütze.

Danke für Deine ausführliche Stellungnahme weiter unten, das ist mehr als ich zu hoffen gewagt hatte.

Hier melde ich mich noch, muß aber auch da über meinen Bildbetrachtungscomputer gehen - schreiben dauert...

 

Danke

Holger

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Ich habe hier zwar keine Frage gestellt, trotzdem ein Dankeschön für die ausführlichen Antworten an Rico.
Ich erinnere mich noch  gut an das Kirmes-Foto oder den Buddha in einer Höhle aus Workshops zur Belichtung, die hier im Forum vorgestellt wurden.
Es ist jedesmal eine Bereicherung.

 

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vor 15 Minuten schrieb Neuling_0216:

Allerdings positioniert sich Stefan selbst - Stefan hatte ich die Links zum Forum gemailt; ich hoffe, er meldet sich an.

 

Wenn man dem "Model" die Positionierung und Lichtsetzung überlässt (und nicht dem Fotografen), führt das naturgemäß häufig zu suboptimalen Ergebnissen. 😅

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Schauen wir uns vielleicht noch ein weiteres Beispiel mit nochmal deutlich weniger Licht an:

Mit ISO 1250 und trotzdem DR100% hat man hier einerseits eine sehr knappe Belichtung, andererseits lässt die ISO-Verstärkung besonders helle Lichter ausfressen. 

Hier die Belichtung, wie sie vom Sensor tatsächlich vor der Aufhellung/Verstärkung aufgezeichnet wurde, also nur verstärkt mit Basis-ISO 160 und ansonsten Werkseinstellungen:

Das ist schon eine ziemlich dunkle Angelegenheit, und trotz der allgemeinen Photonen-Armut kann man ganz gut sehen, dass die Farben bei vielen hellen Lichter ausgefressen sind. Das hätte man einfach vermeiden können, indem man zum Beispiel DR200% und ISO 1000 bei ansonsten gleicher Blende/Zeit eingestellt hätte. Dadurch wäre man immer noch in den Genuss des Dual Gain ISO-Levels gekommen, gleichzeitig hätte man 1,3 EV Dynamikumfang in den Lichtern gewonnen.

Hier nun eine schnelle Bearbeitung inkl. zusätzlicher Gesichtsaufhellung:

Naturgemäß bekommt man hier mehr Rauschen, sowohl durch das wenige Licht (also die Photonen) selbst, als auch durch die stärkere nachträgliche Verstärkung (ISO und Aufhellung). Trotzdem steht die Rauschunterdrückung weiterhin auf null, man kommt also ganz gut zurecht.

bearbeitet von Rico Pfirstinger
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Wie hätte ich das Bild gemacht?

  • Das Model kann man hier nicht anders platzieren, sonst ist die Bildidee weg. Aber ich wäre deutlich näher rangegangen und hätte mich so von links unten platziert, dass man den Pfosten rechts und den Mülleimer links nicht  mehr im Bild gehabt hätte, den Hintergrund mit den verschiedenen Farbtemperaturen aber sehr wohl. Weitwinkel macht's möglich.
  • Bei ISO wäre ich hier wohl auf das DCG-Level der Kamera von 500 bei DR100% gegangen und hätte dann mit einer passenden Blende auf die Bildwichtigen Lichter belichtet, also die farbigen Lichter im Hintergrund. Das wäre dann im Sucher wohl noch etwas zu dunkel gewesen, ergo anschließend eine ISO-äquivalente Einstellung von ISO 1000/DR200% oder auch ISO 2000/DR400% ohne Änderung von Blende/Zeit. Macht im RAW keinerlei Unterschied, hilft aber im Sucherbild, JPEG und auch beim Weißabgleich und Fokussieren.
  • Bei der Bearbeitung dann zunächst die übliche globale Aufhellung, anschließend wunschgemäß eine selektive Aufhellung der Person, insbesondere des Gesichts. Hier zu erst eine automatische Motivmaskierung via AI, dann Wegpinseln der zu viel maskierten Teile und schließlich ein Schnitt mit einem Verlaufsfilter, damit nur der obere Teil der Hauptperson von der selektive Aufhellung betroffen ist.

Hallo, lieber Besucher! Als Forumsmitglied (kostet nix) würdest du hier ein Bild sehen…

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vor 33 Minuten schrieb Rico Pfirstinger:

[...]

Das ist schon eine ziemlich dunkle Angelegenheit, und trotz der allgemeinen Photonen-Armut kann man ganz gut sehen, dass die Farben bei vielen hellen Lichter ausgefressen sind. Das hätte man einfach vermeiden können, indem man zum Beispiel DR200% und ISO 1000 bei ansonsten gleicher Blende/Zeit eingestellt hätte. Dadurch wäre man immer noch in den Genuss des Dual Gain ISO-Levels gekommen, gleichzeitig hätte man 1,3 EV Dynamikumfang in den Lichtern gewonnen.

[...]

Hallo Rico,

auch ich sage als nur Konsumierender Danke für die Erläuterungen in diesem Thread. Ich habe es mit sehr großem Interesse gelesen.

Den obigen Absatz habe ich mehrfach gelesen und verstehe ihn aktuell nicht. Vielleicht ergeht es dem ein oder anderen auch so, weshalb ich nachfragen möchte.

  1. Sehe ich es richtig, das die Wahl von ISO1000 und DR200%, wie von Dir vorgeschlagen, gegenüber den gewählten Werten noch weniger belichten würde?
  2. Wenn ich bei 1 richtig liege, interpretiere ich Deine Aussage so, dass Dir die Vermeidung des Ausfressens der Lichter im Hintergrund so viel wert wäre, dass Du durch die knappere Belichtung mehr Rauschen in den Tiefen in Kauf nehmen würdest. Liege ich damit richtig?

Warum frage ich nach. Immer wieder, wenn es um das richtige Belichten geht, heißt es: "Auf die bildwichtigen Lichter belichten". Das Adjektiv "bildwichtig" eröffnet Spielraum für unterschiedliche Ansichten. Im obigen Bild ist es ja nicht so, dass die Lichter so ausgefressen sind, dass nur noch "reinweiße" Soße entsteht. Man kann trotz objektivierbarer Überbelichtung die verschiedenen Lichtfarben erkennen, was ja die Stimmung ausmacht. Könnte man also hier nicht pro marginaler Überbelichtung votieren, um ein wenig mehr Licht in den Schatten zu haben? (Ungeachtet der ganzen anderen angemerkten Verbesserungsvorschlägen).

Gruß
Andreas

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Hallo Rico,

danke für diese ausführliche Antwort.

 

Vorab:

Ich hasse die 23mm-Linsen (35mm Kleinbild), kommen nie zum Einsatz.

Naja, außer an einer Baustelle. Der Bürgersteig war sicherer als die befahrene Straße. Das 10-24 mußte auf 23mm eingestellt werden.

Das Paßfoto für die Krankenkasse meiner Mutter ging iwie auch mit dem 23er besser...

Die X100V habe ich folglich erst genutzt, als der Weitwinkeladapter vorlag.

Die 2te X-Pro 2 z.B. habe ich mir nicht gekauft, weil mir das 23er mit auf's Auge gedrückt werden sollte. (Ja, ich habe meine Macken)

vor 3 Stunden schrieb Rico Pfirstinger:

Gehen wir mal mit diesem Bildbeispiel Schritt für Schritt vor:

Zum Einsatz kommt eine X100V mit 19mm-Weitwinkeladapter. Weitwinkel setzt man bewusst vor allem dann ein, um mit dem großen Bildwinkel entweder möglichst viel eines Motivs scharf abzubilden, oder um einen scharfen Motivteil in seinem Kontext (der dann oft unscharf dargestellt wird) zu zeigen. Letzteres nennt man auch "environmental portrait", man könnte dazu auch "Reportage-Porträt" sagen. Bei unserem Beispiel handelt es sich offenbar um Fall 2, also ein Porträt mit eingebunder Umgebung, die einen wichtigen Kontext liefert.

Stefan fotografiert selbst, ist also nie auf einem seiner Fotos zu sehen. Er ist aber begeisterter Kirmesbesucher und möchte jetzt, für mich oft überraschend, vor dieser Kulisse  abgelichtet werden. Der Kulisse muß ausreichend Raum gegeben werden.

Werden wir heute ansprechen.

vor 3 Stunden schrieb Rico Pfirstinger:

Bei der Gestaltung wäre ich hier einige Schritte näher ans Motiv gegangen, damit es mehr vom Bild einnimmt. Außerdem hätte ich Offenblende 2 statt Blende 3.2 genommen und den Bildausschnitt so gewählt, dass der Leerraum und das Gestänge/Geländer rechts nicht mit im Bild ist. Dazu hätte man auch noch 2 Schritte nach links gehen können, um den Winkel zu verbessern – schon wären diese störenden Elemente nicht mehr im Bildausschnitt. Außerdem wäre das Hauptmotiv dann nicht mehr bildmittig. Ich hätte die Person also etwas zu einem der Ränder verschoben. Blende 2 führt nebenbei auch zu mehr Licht, also niedrigeren ISOs, außerdem führen der verkürzte Abstand zum Hauptmotiv und die größere Blende zu mehr Freistellung, was bei solchen Lichtermotiven nicht nur hübsch aussieht, sondern ganz nebenbei die Aufnahmen auch datenschutzkonform macht, da man Personen im Hintergrund zwar noch als solche erkennen, jedoch nicht mehr identifizieren kann. Wenn möglich, hätte ich die zu porträtierende Person so platziert, dass ihr Gesicht und die Augen Licht abbekommen. Nachdem ich im unbeschnittenen Bild rechts einen hellen Scheinwerfer sehe, vermute ich, dass es ein solche vielleicht auch links am Fahrgeschäft montiert war. Hier hätte man die Person dann vielleicht so platzieren können, dass dieses von der Farbtemperatur her recht neutrale Flutlicht auch das Gesicht der Person trifft.

Genau das war hier das Problem.

Auf der Kirmes starte ich grundsätzlich mit Offenblende und ISO 160|200 - je nach Kamera.

Ich erinnere mich daran, bei einem sehr hellen Objekt, kann im Riesenrad gewesen sein(?), die Blende geschlossen (und dann vergessen?) zu haben. Himmel, Abenddämmerung?

Die X100V hatte ich bewußt mitgenommen, um mich an sie zu gewöhnen :(

Wird heute besprochen.

Die Kamera ist dann allerdings eine T3 oder H1.

vor 4 Stunden schrieb Rico Pfirstinger:

Für die Belichtung hätten die unter Gestaltung aufgeführten Änderungen ermöglicht, dass man mit Basis-ISO 160 anstatt ISO 400/DR100% hätte fotografieren können, zusammen mit Blende 2 und weiterhin einer Verschlusszeit von 1/125s. Denn Blende 2 ist 1,3 EV heller als Blende 3.2, und ISO 400  ist ebenfalls 1.3 EV heller als ISO 160. Somit hätte man das Ganze auch mit echtem Licht aufhellen können anstatt mit einem ISO-Push. Aber nehmen wir als Gedankenexperiment einfach mal an, dass eine andere Belichtung nicht möglich gewesen wäre, dann würde ich in diesem Fall trotzdem nicht ISO 400 nehmen, sondern eher ISO 500, also das Dual Conversion Gain Level der X100V, und das ohne Zeit und Blende zu ändern. Würden die Lichter dadurch ausfressen (was ich nicht glaube), könnte man dabei die Blende auf 3.6 schließen oder die Zeit auf 1/160s verkürzen. Nachdem Einstellen dieser Belichtung auf die bildwichtigen Lichter hätte ich ISO anschließend von 500 auf 2000 erhöht und DR parallel dazu von DR100% auf DR400%, natürlich ohne irgendwelche weiteren Änderungen bei Zeit oder Blende. Dadurch wäre dann auch das Sucherbild schön hell, das JPEG ebenfalls, und auch der Import in Lightroom oder Capture One. Solche ISO-äquivalenten Einstellungen sind das Rückgrat der spiegellosen Fotografie, und Fujifilm ist der einzige mir bekannte Hersteller, der diese Methode durch eine 2-stufige DR-Funktion in dieser Form praxistauglich simplifiziert.

Danke für diesen Tip.

Damit muß ich mich in Ruhe auseinandersetzen. Ggf. noch eine Nachfrage starten.

vor 4 Stunden schrieb Rico Pfirstinger:

Bei der Bearbeitung hat man dank korrekter Gestaltung und Belichtung leichtes Spiel, weil man a) mit Basis-ISO belichten konnte und b) etwas Licht auf Augen und Gesicht bekommen hat, sodass die Kontrastunterschiede gar nicht so groß sind. Aber auch in diesem konkreten Fall, bei dem es nicht so perfekt lief, sieht das Ergebnis in Sachen Rauschen und allgemeiner BQ noch ganz akzeptabel aus. Ich musste hier in Lightroom keinerlei Luminanz-Rauschunterdrückung einsetzen (Regler bleiben auf 0). Nachdem das Motiv durch die etwas ungünstige Platzierung arg im Dunkeln stand, kann man es isolieren und separat zusätzlich aufhellen. Das ist dann die Methode virtueller Blitz, die in einem Nachbar-Thread genauer beschrieben wurde. Lightroom macht es einem hier einfach, weil man das Motiv hier mit einem Klick automatisch über AI maskieren und dann isoliert nachbearbeiten kann. Es ginge natürlich aber auch "altmodisch" mit einem Pinsel, der etwas gezielt das Gesicht und die Jacke aufhellt, damit es so aussieht, als wäre dort mehr Licht eingefallen.

Mir wird nur der Pinsel bleiben...

Den virtuellen Blitz hatte ich beim ersten lesen wg. Adobe nur überflogen.

Beim 2ten lesen hat mir Dein Flickr-Album: https://www.flickr.com/gp/ricopfirstinger/73H2v6 viel an Erläuterung gebracht.

Danke nochmals an @braaamer.

 

Danke und viele Grüße

Holger

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vor 5 Minuten schrieb McA:

Sehe ich es richtig, das die Wahl von ISO1000 und DR200%, wie von Dir vorgeschlagen, gegenüber den gewählten Werten noch weniger belichten würde?

Natürlich, ISO1000/DR200% entspricht ja ISO500/DR100%, das ist 1,3 EV weniger Verstärkung als das, was im Bild tatsächlich gewählt wurde. Da waren es ISO1250/ISO100%. Das ist aber eigentlich nicht weniger "Belichtung", sondern weniger "Verstärkung" in der RAW-Datei, und genau das will man ja haben, um Lichter vor dem Ausfressen zu schützen.

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vor 7 Minuten schrieb McA:

Wenn ich bei 1 richtig liege, interpretiere ich Deine Aussage so, dass Dir die Vermeidung des Ausfressens der Lichter im Hintergrund so viel wert wäre, dass Du durch die knappere Belichtung mehr Rauschen in den Tiefen in Kauf nehmen würdest. Liege ich damit richtig?

Die Belichtung (Zeit/Blende) bleibt ja gleich, man verliert also absolut nichts beim Rauschen in Tiefen. Man gewinnt einfach 1,3 EV Lichterdynamikumfang mit ISO500/DR100% anstatt ISO1250/DR100%. Der Sensor ist ja ab ISO 500/DR100% wirklich ISOlos, ab diesem Level macht es im Prinzip also keinen Unterschied mehr, wann und wie das Signal verstärkt wird.

(Wenn man dennoch Unterschiede sieht, dann liegt das am RAW-Konverter, der die Verstärkung schlechter macht als die Kamera. Das kann man aber der Kamera nicht anlasten, sondern muss vielmehr sehen, wie man das Problem im RAW-Konverter umgehen kann. Für Lightroom gibt es da auch verschiedene Möglichkeiten. Im aktuellen Beispiel ist das aber nicht relevant, weil das an sich nur bei älteren Kameras, extremer Verstärkung und evtl. noch dem Einsatz des elektronischen Verschlusses relevant sein könnte.)

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vor 12 Minuten schrieb McA:

Warum frage ich nach. Immer wieder, wenn es um das richtige Belichten geht, heißt es: "Auf die bildwichtigen Lichter belichten". Das Adjektiv "bildwichtig" eröffnet Spielraum für unterschiedliche Ansichten. Im obigen Bild ist es ja nicht so, dass die Lichter so ausgefressen sind, dass nur noch "reinweiße" Soße entsteht. Man kann trotz objektivierbarer Überbelichtung die verschiedenen Lichtfarben erkennen, was ja die Stimmung ausmacht. Könnte man also hier nicht pro marginaler Überbelichtung votieren, um ein wenig mehr Licht in den Schatten zu haben? (Ungeachtet der ganzen anderen angemerkten Verbesserungsvorschlägen).

Was einem wichtig ist und wie wichtig es einem ist, ist eine rein subjektive Entscheidung. Deshalb kann man dafür auch keine Kamera-Automatik programmieren. Belichten ist und bleibt somit eine Aufgabe des Fotografen. In Zukunft wird es freilich trotzdem immer mehr Automatiken geben, die solche Entscheidungen mit Hilfe von AI treffen werden. Bei Smartphones ist das aktuell wohl bereits zumindest teilweise so.

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vor 1 Minute schrieb Rico Pfirstinger:

[...]  Der Sensor ist ja ab ISO 500/DR100% wirklich ISOlos, ab diesem Level macht es im Prinzip also keinen Unterschied mehr, wann und wie das Signal verstärkt wird. [...]

Danke, deine erste Antwort hat mir schon durch die Formulierung "weniger Verstärkung" die Augen geöffnet.

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vor 11 Minuten schrieb Neuling_0216:

Ich erinnere mich daran, bei einem sehr hellen Objekt, kann im Riesenrad gewesen sein(?), die Blende geschlossen (und dann vergessen?) zu haben. Himmel, Abenddämmerung?

Wieso ausgerechnet f/3.2 zum Einsatz kam, hat sich mir in der Tat nicht erschlossen. Die Kamera ist bei Blende 2 ja wunderbar scharf mit dem neuen Objektiv, daran ändert auch der WCL nichts, zumal der Hintergrund ja auch bei 3.2 nicht mehr scharf ist. Es geht also sowieso nur um die Person in der Mitte.

bearbeitet von Rico Pfirstinger
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vor 5 Minuten schrieb Rico Pfirstinger:

[...] (Wenn man dennoch Unterschiede sieht, dann liegt das am RAW-Konverter, der die Verstärkung schlechter macht als die Kamera. [...]

Mir war so, als ob ich irgendwo mal eine Diskussion genau über diesen Punkt gelesen habe. Dort wurde angezweifelt, ob die ISO-Losigkeit wirklich zutrifft.

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vor 13 Minuten schrieb Neuling_0216:

Mir wird nur der Pinsel bleiben...

Vor der AI-Maskierung war das auch bei mir eine häufige Wahl der selektiven Bearbeitung, zusammen mit Radialverläufen – die bieten weichere Übergänge als ein Pinsel.

Jetzt kombiniere ich in LR die AI-Maskierung mit Pinsel und Verläufen (Schneiden/Subtrahieren). Das ist schon eine feine Sache, wie ich finde.

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vor 1 Minute schrieb McA:

Mir war so, als ob ich irgendwo mal eine Diskussion genau über diesen Punkt gelesen habe. Dort wurde angezweifelt, ob die ISO-Losigkeit wirklich zutrifft.

Deshalb schreibe ich seit Jahren nicht nur über ISOlose Sensoren oder Kameras, sondern auch über ISOlose RAW-Konverter. Die sind kein unparteiisches Glied des Workflows, sondern haben evtl. durchaus eine Menge Einfluss auf die Qualität des verstärkten Bildergebnisses. Dementsprechend zweifelhaft ist es, wenn etwa DPREVIEW alle Vergleiche in Sachen ISO-Invarianz und Dynamikumfang mit in Lightroom erzeugten JPEGs macht. Da lernt man höchstens, wie gut/schlecht LR die RAWs der jeweils getesteten/verglichenen Kameras um 4 oder 5 EV verstärkt. Aber dafür kann DPR natürlich auch nichts, und weil DPR die RAW-Dateien allesamt zum Download bereitstellt, kann und muss man diese Tests dann einfach selbst reproduzieren – im eigenen Konverter mit den eigenen Einstellungen. Da kommt dann eventuell eine andere Rangfolge heraus. Die ist aber natürlich viel relevanter.

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