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Exkurs Pferdefotografie (verschoben aus Fuji X-T2 beim Motocross - UPDATE!)


gerhard61

Empfohlene Beiträge

 

 

Für uns alles sehr gewöhnungsbedürftig.

Nun, das ist "Natur" immer. Die funktioniert naemlich nicht wie unser romantisches Heileweltverstaendnis davon, sondern oft rauh und brutal. Wir sehen nur immer die schoenen Seiten.

 

Das rechfertigt allerdings nicht, Tieren Leid zuzufuegen.

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Als ich ein kleines Kind war, gab es von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung Plakate

"Das Pferd muss bleiben!"

Damals waren die Pferde tatsächlich in Deutschland am verschwinden.

In der Landwirtschaft überflüssig geworden.

Als Transportmittel schon lange abgelöst.

Ein paar ganz reiche "Herrenreiter" hielten sich noch Reitpferde, für normale Menschen unerschwinglich.

Meine Ma ging mit mir damals mitunter zum Spring und Dressurderby oder zum Galopprennen.

Damals engagierte sich der Reiterverband intensiv, das Pferd als Sportkameraden zu etablieren.

Sonst hätten wir Pferde nur noch im Zoo bewundern können.

Zum Glück entdeckten die Deutschen dann ihre Pferdeliebe neu.

 

Reiten wurde bezahlbar.

 

Nicht zuletzt dank  solcher Pioniere wie Ursula Bruns, Herausgeberin der "Pony - Post" später "Freizeit im Sattel" Heute verschwunden.

Dadurch kam das sogenannte Freizeitreiten auf.

Man suchte gezielt neue Wege, weg von Zwangsmethoden und militärischem Drill. (Stichwort Tellington - Jones.)

Man entdeckte Pferderassen wie Robustpferde und Kleinpferde. Es gab erste Westernreiter.

Alles sollte leicht und pferdefreundlich sein.

 

Gleichzeitig boomte der Sport, Deutschland gewann Goldmedallien in Serie.

 

Das hatte viel Gutes:

Es entstand eine ganze Industrie um Pferde und Zubehör.

Jede Menge Arbeitsplätze wurden geschaffen.

Die Tiermedizin machte enorme Fortschritte.

Ein häufig unterschätzter Aspekt.

Wenn heute Pferde gerettet werden können, die früher zum Tode verurteilt waren, dann weil es finanziell machbar wurde,

Therapien aus der Humanmedizin für Pferde zu entwickeln, weil der Markt dafür vorhanden war..

Darmverlagerungen waren für Pferde früher der sichere Tod, heute schon RoutineOP mit hoher Heilungschance.

Von daher bewirkt sogar der zu recht in der Kritik stehende Reitsport indirekt Gutes.

 

Heute lebt die Mehrheit der Pferde nicht mehr in dunkler Boxenhaft.

Es hat sich durchgesetzt, ihnen Licht, Raum und Bewegung zu gönnen.

Es hat sich sehr viel zum  Guten verändert.

Weg vom "Sportgerät" zum Partner und Freund.

 

Und, da bin ich ein wenig stolz: dank gewisser Magazine, für die ich arbeiten darf.

Hat mich neulich doch gerade ein Bauer beschimpft:

"Euer Sch****Blatt macht mir die Kunden rebellisch! Die kaufen kein muffiges Heu mehr, weil ihr schreibt, dass das schädlich ist.

Und die verlangen Weidegang und Auslauf, ganzjährig...so ein Blödsinn!"

bearbeitet von rednosepit
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Vom Motocross zum Pferd...das ist schon erstaunlich verlaufen hier ;-)

 

Von mir auch vielen Dank für die Einblicke in die Turnierfotografie...man macht sich gar keine Vorstellung was da alles erwartet wird.

 

Die Tochter eines sehr engen Freundes reitet Turniere...und er beklagt sich immer er kriege keine Bilder hin die in der Familie akzeptiert werrden...mir wird jetzt klar warum.

 

Viele Grüße Michael

 

Eigentlich müsste sie ein einem Bereich reiten, wo entweder Daniel (mein Kollege hier im "Norden" ;)) oder ich aktiv sind...wenn sie denn in Deiner Nähe wohnen. Kannst uns gerne empfehlen. ;)

 

Und wenn ich mal auf einem Turnier bin, gebe ich ihm gerne ein paar Tipps. Er muss mich nur ansprechen.

 

VG Achim

bearbeitet von Achim_65
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Noch heikler ist das Thema Stürze.

Ich halte da drauf und ernte böse Blicke von Kollegen.

Ich habe auch einmal gelernt, dass man das nicht fotografieren soll.

Allerdings halte ich es für wichtig, es kann später vielleicht jemandem nützen.

Aber ich würde mir sehr gründlich überlegen, ob ich es veröffentlichen würde.

Eher nicht. Schon gar nicht, wenn es schwerwiegende Folgen gab.

In der Bild prangte mal ein Riesenfoto eines Todessturzes und daneben das Gesicht der Mutter in Großaufnahme.

Das fand ich ganz, ganz schlimm.

 

Berichterstattung? Ja, klar. Aber wie weit darf man gehen?

 

Ich habe auch bei der Pferdekrise in Andalusien sterbende und tote Pferde fotografiert.

Für CAVALLO. Aber die Bilder, die das ganz klar zeigten, wurden leider nicht veröffentlicht.

Das fand ich persönlich schade, weil es das ganze Ausmaß des  Leides der Pferde dort zeigte.

Aber die Chefredaktion entschied, dem Leser diese extremen Bilder nicht zumuten zu können.

 

http://www.springfeldtprofifoto.com/portfolio/

 

also unter den Bildern von der Rapa das Bestas kommen einige Bilder vom "Pferdefriedhof"

Ich habe lange überlegt, ob ich die dort online stelle.

Aber ich finde das wichtig....

 

Ich halte bei Stürzen auch nicht drauf, allerdings verurteile ich die Kollegen nicht, die es machen. Das kann sogar manchmal hilfreich sein, wenn man z.B. dem Sani den entscheidenden Hinweis geben kann, dass das Pferd auf dem Reiter gelandet ist oder er mit dem Rücken auf eine Stange geknallt ist usw.

Bei mir ist es leider schon Reflex, bei Stangenberührung oder Verweigerung nicht auszulösen. Leider sehe ich das meist schon vorher (also in der Entstehung) und nehme dann den Zeigefinger vom Auslöser...Automatismus mittlerweile.

 

Dabei hatte ich das auch schon, dass eine Reiterin unbedingt ein Foto von ihrem Crash haben wollte, weil sie so stolz war, dass sie eben nicht runtergefallen ist. Sie kam nach der Prüfung mit blutendem Gesicht (hat mir ihrem Mund den Pferdekopf geküsst bei der Aktion) und ich musste sie leider enttäuschen...so kann es dann auch gehen. Dem Pferd ist übrigens gar nichts passiert, sonst wäre sie auch nicht zu mir gekommen.

 

Und auch hier mal wieder 100% Zustimmung: Veröffentlich werden bei uns weder Stangenberührungen noch Stürze, das muss nicht sein.

 

Und noch mal Zustimmung: wir sind im Tierschutz aktiv und von daher hätte ich diese Fotos auch veröffentlichen wollen. Ich kriege die Krise wenn ich alleine schon höre, warum die Galgos ihren Namen haben, das ist einfach schrecklich. Und es kann nicht schaden, wenn wir auch mal damit konfrontiert werden und vielleicht kann man dann auch besser verstehen, warum man hier Hunde aus dem Ausland hat. Unsere Bretonin stammt aus der Tötung und konnte gerade noch befreit werden...und was nach der Jagd mit den Galgos passiert, kann man in Wikipedia leider auch nicht nachlesen...

 

Zum Thema schwarze Schafe: ich kann sie leider nur durch Nichtfotografieren strafen, denn die Agentur würde solche Fotos nie online stellen. Ich habe allerdings schon das ein oder andere Mal erlebt, dass die schlimmen Sachen zuhause am Stall passieren. Da wird dann mal das scharfe Gebiss ausgepackt, wenn das Pferd beim Dressurtraining nicht so läuft wie erwartet...Hallentüre zu und das was danach kommt will man dann auch besser gar nicht sehen. :(

Was ich damit sagen will: die schwarzen Schafe erkennt man leider nicht immer auf dem Turnier.

 

Aber, und das ist das Positive: sie werden immer seltener!!!!

 

Viele Grüße,

Achim

 

P.S.: habe hier auf mehr Beiträge von Dir geantwortet als im Quote angezeigt...

bearbeitet von Achim_65
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Mensch und Tier, das ist schon ein sehr spezielles Thema, weil der Mensch immer glaubt, er müsse alles besitzen.

Einzig zu seinem persönlichen Nutzen, wirtschaftlichen Interessen oder rein zu seinem Vergnügen.

 

Tiere aber als "Sportgerät" zu betrachten und zu missbrauchen, ist geradezu pervers.

 

Wieso hüpfen die Reiter denn nicht selbst über die Hindernisse?

Leichtathleten tun das schließlich auch.

 

Kein Tier springt freiwillig über mannshohe Mauern, Oxer oder Wassergräben, auch ein Pferd nicht.

Tiere drehen auch keine Pirouetten oder laufen im spanischen Schritt durch die Gegend.

 

Warum also muss man Pferde mit Gerte und Sporen dazu zwingen?

So elegant das im Parcours auch aussieht, es ist nicht tiergerecht und so überflüssig wie ein Kropf.

 

Nichts gegen Freizeitreiten, solange man den Pferden nichts artfremdes abverlangt, aber Pferdesport ist kein Sport.

Jedenfalls nicht für das Pferd.

 

Die Leistung der Fotografen soll diese Kritik allerdings nicht schmälern.

Wenn ich mir Anas Bilder anschaue, verstehe ich ihren fotografischen Ehrgeiz und habe großen Respekt.

 

Und was sie schreibt, zeigt mir, dass sie die Tiere wirklich mag und nicht um jeden Preis ein "geiles" Foto schießen will.

 

 

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Hallo Detlef,

 

Ana hat ja schon beschrieben, dass wir ohne den Reitsport Pferde jetzt wahrscheinlich im Zoo bewundern könnten, sie sonst aber keine Rolle mehr spielen würden.

 

Dabei kann ich Deinen Standpunkt aber durchaus verstehen und nachvollziehen, ich mag auch nur die Reiter/innen, die verantwortungsvoll mit ihren Tieren umgehen. Dabei kenne ich viele Springreiter, die weder Sporen noch Gerte bei den Prüfungen tragen, sie also auch nicht benutzen. Es geht auch ohne, auch wenn das leider noch zu wenige sind. Diese Reiter/innen sehen die Pferde auch nicht als Sportgerät, auch wenn es viel zu viele gibt, die das so sehen.

 

Deinen Gedanken jetzt (zugegebenermaßen) ein wenig überspitzt weitergesponnen:

- Brauchen wir Hunde? Die können weder selbst jagen noch leben sie in Rudeln bei den Menschen.

- Wie sieht es mit Katzen aus? Eigentlich auch unnötig.

- Brauchen wir Fahrräder oder Autos? Wir können auch laufen

- Brauchen wir Busse oder Bahn? Hmmmm. Nicht wenn wir zu Fuß gehen

- Brauchen wir die Fotografie? Gerade digital mit den kurzen Produktzyklen und damit jeder Menge Elektroschrott? Nicht zu vergessen die dazu benötigten Rechner.

- Brauchen wir generell Sport? Weißt Du, wieviel jugendliche Leichtathleten und Radsportler vollgestopft mit Doping unterwegs sind? Viel mehr als wie alle glauben wollen.

- Was manche Firmen mit ihren Arbeitnehmern machen, ist ebenfalls pervers. Sollen wir deshalb aufhören zu arbeiten?

 

Ich hoffe, dass meine Schreibe jetzt nicht falsch rüberkommt. Was ich damit sagen will ist eher, dass man alles machen kann, wenn man es verantwortungsvoll macht. Man könnte natürlich jetzt den Reitsport verbieten, aber dann bleiben die vernünftigen Reiter/innen auf der Strecke und es gäbe keine Chance, den Reitsport noch weiter in die richtigen Bahnen zu lenken.

 

Ich habe in den letzten Jahren immer mehr "vernünftige" Reitsportler gesehen und ich muss zugeben, dass ich Spaß daran habe, auch diese Entwicklung mit meinen Fotos zu dokumentieren und zu erleben.

 

Wir leben in der Tat in einer seltsamen Welt und es wird wahrscheinlich nicht besser. Aber meine Tochter lernt viel von mir, wenn ich ihr erkläre, was manche Reiter/innen falsch machen bzw. wie sie ihren Pferden weh tun. Wenn sie dann wirklich irgendwann mal ein Pferd haben sollte (was ich nicht hoffe, weil das verdammt teuer ist ;)), dann wird sie anders mit den Tieren umgehen und dann haben wir die nächste Generation, die es den Pferden vielleicht ein wenig besser gehen lässt...aber mit Anprangern und Verbieten erreichen wir gar nichts.

 

Boah, eigentlich wollte ich jetzt gar nicht so viel schreiben und ich hoffe, dass es richtig bei Dir ankommt...ich fand das von Dir geschriebene einfach einen Tick zu pauschal und "nein" sagen ist halt immer einfacher als etwas zu tun...und es gibt noch so viele Dinge, die mindestens genauso schlimm wenn nicht gar schlimmer sind.

 

Viele Grüße,

Achim

 

Nachtrag: Anrede vergessen, sorry...

bearbeitet von Achim_65
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ich fand das von Dir geschriebene einfach einen Tick zu pauschal und "nein" sagen ist halt immer einfacher als etwas zu tun...und es gibt noch so viele Dinge, die mindestens genauso schlimm wenn nicht gar schlimmer sind.

 

Hallo Achim,

 

das klingt jetzt aber doch sehr nach Rechtfertigungsversuch.

Natürlich findet man immer Gründe, warum etwas vielleicht doch nicht so schlimm ist, wie die Gegner es darstellen.

 

Ich finde übrigens nicht, dass ich pauschaliert habe.

Im Gegenteil, m.E. waren meine Vorhaltungen sehr konkret.

 

Und, wenn mehr Menschen nein sagen würden, dann entstünde viel Leid erst gar nicht, das wir - der Gleichgültigkeit wegen - im Nachhinein, irgendwie wieder aus der Welt schaffen müssen.

Ich schaue mir z.B. keinen Reitsport im TV an, weil ich dieses Geschäft mit den leidenden Pferden nicht unterstützen möchte.

 

Schwimmen, Radfahren und Leichtathletik (Laufen, Sprint) kommen mir ebenfalls nicht auf den Schirm.

Verar...... kann ich mich selbst, dazu brauche ich keine Sportübertragung.

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Also, ganz ehrlich?

"Leidende Pferde" sehe ich im modernen Reitsport überhaupt nicht.

 

Ich meine damit jetzt den aktuellen Spring - Dressur und vor allem Vielseitigkeitssport.

Abscheulichkeiten wie Grand National und Pardubitzer Steeple Chase (das sind perverse Hürdenrennen) sind natürlich absolut untragbar.

 

Sicher gibt es sehr sehr viel Pferdeleid.

Ganz übel und unvergessen für mich in Andalusien, die ausgesetzten Pferde.

Dann die Touristenpferde, klapperdürr, zum Beispiel in Ägypten und Südamerika.

Der Reitsport selbst brachte auch noch bis in die 1980er Jahre brutale Tierquälereien fertig.

Ich denke an Schockemöhle und die Barr - Affäre.

Nicole Uphoff und die Rollkur, wo Pferden der Kopf zwischen die Beine gezogen wird.

In den Niederlanden dann reloaded  durch Anky van Grunsven. Teils heute noch.

Das kann man nicht genug anprangern.

 

Als ich reiten lernte und in der Zeit, als ich sehr aktiv Turniere ritt, war der Umgang mit dem Pferd noch roh.

Ein Grund, warum ich dem Ganzen dann den Rücken kehrte.

Ich habe viele ekeleregende Brutalität beobachten müssen, als junge Reiterin.

Wir glaubten sogar, das  muss so sein. (ich möchte das jetzt hier nicht vertiefen).

 

In den vergangenen zehn Jahren hatte ich allerdings viele Weltmeister und Olympiasieger vor der Kamera.

Und ich war ehrlich total überrascht, wie stark meine Vorurteile revidiert werden mussten.

Ich lehnte den Sport ja ab....

Aber ich bin  dann derart eines Besseren belehrt worden.

Gerade in der Vielseitigkeit (früher Military) traf ich Weltmeister und Olympiasiegerinnen, wo man in jedem Moment spürte,

wie intensiv Bindung und Vertrauen zwischen Mensch und Pferd sind.

Die Pferde leben mit "Familienanschluss", die gesamte Familie der Reiterinnen machte mit, die Pferde hatten oberste Priorität.

Das Wohlergehen der Tiere geht denen, wirklich glaubhaft, über alles.

Da war keine Spur von Gewalt oder Einschüchterung!

Alles geht über positive Motivation, Abwechslung, Spaß, und immer wieder Vertrauen.

Und das war keine Show für uns Journalisten, das sehe ich den Pferden sofort an.

Ich war tief beeindruckt.

Ich bin überzeugt, mit Gewalt, Schmerz und Einschüchterung, sind überragende Leistungen nicht möglich.

Und, man sieht es den Pferden an.

Ich denke sogar, die "modernen" Sportpferde sind durch die Zuchtlinien derart motiviert, dass sie ohne intensive Beschäftigung verkümmern.

(Erinnert mich etwas an Hunde wie Boarder Collies, die wirklich sinnvolle Aufgaben brauchen)

 

Was natürlich kritikwürdig bleibt, ist das Verletzungsrisiko.

Zum Glück wird das durch durchdachtes Training minimiert, aber es ist nicht auszuschließen.

Das finde ich, ist nicht zu rechtfertigen.

Allerdings verunglücken auch Pferde beim normalen Weidegang.

 

Abschließend stelle ich fest, der Spitzensport ist nicht das Problem, da die Leute fachlich hoch qualifiziert sind.

Üble Bilder sehe ich eher im Breitensport.

Überehrgeizige Reiter, die nicht das entsprechende Können haben und sich dann am Pferd auslassen.

Die würde ich am liebsten aus dem Sattel zerren.

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Ich kann nicht viel zu Diskussion beitragen, habe aber mal eine Frage: Die beiden Bücher von Monty Roberts habe ich gelesen und war sehr gerührt von dem, was er geschrieben hat. Nachdem ich im Internet ein wenig recherchiert habe, wurde auch seine Methode teilweise an den Pranger gestellt. Wie ist denn eure Sicht auf seine Methode?

bearbeitet von riesi
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Das stimmt.

Monty Roberts stammt aus einer Reiterfamilie und sein Vater war extrem brutal.

Ich denke, Roberts hat sich deswegen mit der Natur des Pferdes beschäftigt.

Da ist er in USA nicht der einzige; Leute wie Bill Dorrance und sein Bruder Tom und andere,

begründeten die sogenannte Horsemanship Bewegung.

Heute ist das auch in Deutschland stark etabliert.

Die Idee ist, dem Pferd in dessen Sprache zu begegnen, sein natürliches Verhalten zu verstehen.

Das Pferd soll sich freiwillig für das "Richtige", im Sinne von "vom Menschen gewollte", entscheiden dürfen.

 

Mein Horsemanship - Trainer hat mir das so erklärt:

Wenn du willst, dass dein Kind die blauen Socken anzieht und das Kind die nicht will,

dann kannst du dem Kind noch rote und grüne Socken hinlegen und ihm die Auswahl überlassen.

Die roten Socken sind aber total kratzig und die Grünen zu klein.

Die blauen Socken sind aber schön flauschig und bequem.

Das Kind wird sich "freiwillig" für die blauen Strümpfe entscheiden und sich über diese freie Entscheidung freuen.

Auf das Pferd bezogen, heißt das Prinzip ganz einfach:

"mache dem Pferd das Gewünschte angenehm und das Unerwünschte unbequem"

Das ist toll, funktioniert super - allerdings kann man sich leicht vorstellen,

dass die Versuchung dann groß werden kann, das "Unbequeme" extrem ungemütlich zu gestalten und

dann das Pferd noch einmal "höflich zu fragen".

Wie immer kommt es auch hier auf den Faktor Mensch an, ob es eine gute oder brutale Methode ist.

Bei Vorführungen von M.Roberts kritisiert man, dass bei genauer Betrachtung, die Pferdegesichter starken Stress verraten.

Vermutlich steht er mit steigendem Erfolg unter Zugzwang und so kann eine gute Sache auch entgleisen.

Seine Methode, das "Join - Up" ist inzwischen weltweit etabliert.

Interessant: auch der Film "Der Pferdeflüsterer" mit Robert Redford basiert auf den Ideen der Horsemanship - Bewegung.

Und auch dort werden gewaltsame Szenen kritisiert.

bearbeitet von rednosepit
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Das von Roberts propagierte Join-up ist halt psychische anstelle physischer Gewalt, insofern auch nicht unbedingt besser. Sieht aber für die Ahnungslosen an der Bande und vor dem Fernseher viel besser aus, weil angeblich "gewaltfrei".

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da das hier jetzt ohnehin absolut off-Topic ist:

 

Vorab, ich habe keine Ahunung von Pferden, trotzdem frage ich mich fiolgendes:

 

Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ein Pferd in der freien Natur freiwillig und aus Spaß an der Freude ohne Not und Zwang über eine Barriere oder einen Wassergraben springt. Hier wird zwar jetzt schon wiederholt dargestellt, wie schonend und pferdefreundlich und absolut tierlieb man ein Pferd dazubringt, aus purer Lust an der Freude darüber zu springen, aber wie das in der Realität tatsächlich geschieht wurde hier noch nicht genannt. Ganz ehrlich, an die grünen und blauen Socken glaube ich nicht. Oder wird das Pferd an das Hindernis geführt und liebevoll gefragt ob es denn nicht mal Lust hätte da mal drüber zu springen? Wiso verweigern Pferde in Springturnieren eigentlich immer wieder mal ein Hindernis, wenn das dem Pferd doch so viel Spaß macht ?

 

Nur meine Meinung, aber ich krieg die Krise wenn ich, egal in welcher Form, Tierdressuren sehe, egal ob im Zirkus, auf dem Hundeplatz oder eben auf einem Reitturnier

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Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ein Pferd in der freien Natur freiwillig und aus Spaß an der Freude ohne Not und Zwang über eine Barriere oder einen Wassergraben springt.

 

 

Viel schlimmer, wir haben hier ein Monsterpony, das gerne mal über den Zaun hüpft, und dafür vorher auf einen Hügel in der Koppel kletterte. Das Gras auf der anderen Seite ist eben immer grüner. Gibt halt auch bei Pferden schlauere und blödere...

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Wiso verweigern Pferde in Springturnieren eigentlich immer wieder mal ein Hindernis, wenn das dem Pferd doch so viel Spaß macht ?

 

Würde mal davon ausgehen, dass normalerweise entweder die Absprungposition nicht passt oder irgendetwas irritiert. Man kennt schließlich die Wirkung der "Plastiktüte des Todes". Freiwillig ohne Reiter über Hindernisse hüpfen ist übrigens kein Problem. 

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Wir haben ja jetzt schon viel über Pferdesport und deren Fotografie gelernt. Was mir aber nicht klar ist, warum nur das vermeintlich Perfekte ins Bild gesetzt werden soll? In jedem Sport versucht man an die Grenzen zu gehen oder diese zu verschieben. Dass diese dabei überschritten werden oder das Fehler passieren, gehört doch zum Wesen des Sports dazu. Wir sehen Fotos von Fußballern, denen gerade die Hand Gottes 'reinpfuscht, Hochspringer die die Latte reißen oder Rennfahrer neben der Piste.

Was also ist so schlimm daran, ein Pferd beim Verweigern zu zeigen oder beim Reißen eines Hindernisses? Ein Reiter, der ein durchgehendes Pferd in den Griff bekommt, erbringt doch eine Leistung, für die er sich nicht schämen muss.

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Ok, das sind gleich mehrere schwierige Fragen...

 

Monty Roberts übt psychische Gewalt aus, was wesentlich schlimmer sein kann, als körperliche.

Wenn eine Mutter zu ihrem kleinen Kind sagt: "du bist ungezogen und deswegen hat Mama dich jetzt nicht mehr lieb!", kann das für ein Kind extrem grausam sein.

Ich denke, das kann sogar noch grausamer sein, als ein Klaps auf den Po (der natürlich auch nicht sein soll).

Liebesentzug und verstoßen werden, sind ein Todesurteil

Auch für das Herdentier Pferd.

Wenn es aus der Herde ausgestoßen wird, bedeutet das den sichern Tod und das weiß das Pferd auch genau.

Beim Join - Up arbeitet man genau mit dieser Urangst.

Man treibt das Pferd von sich fort, das versetzt das Pferd durchaus in Stress und das setzt man solange fort, bis das Pferd kaut und sich beleckt.

Das heißt: "ich bin noch klein und harmlos. bitte tu mir nichts!", dann wendet sich der Trainer leicht ab, dreht dem Pferd die Schulter zu und lädt es

ein, sich ihm anzuschließen. Das ist der berühmte Moment des "join - up". Das Pferd läuft dem Menschen dann hinterher und seine größte Sorge wäre,

erneut vertrieben zu werden.

 

@hbl55:

"Dressur" ist ein veralteter Begriff, der in der Pferdeausbildung nichts zu suchen hat und auch Dressurreiter lehnen den Begriff eigentlich ab.

Dressur hat also null mit dressieren zu tun, das ist ganz wichtig.

Alle Bewegungsfolgen, die das Pferd in der Dressurprüfung zeigt, zeigt das freie (Wild)pferd auch in der Herde. Teils beim Spiel, teils beim Imponiergehabe.

Ein klassischer Reitmeister predigte seinen Schülern, dem Pferd unter dem Reiter die Haltung zu ermöglichen, die es einnimmt, wenn es einem anderen Pferd

imponieren möchte. Also stolz, aufgerichtet, mit tänzelnden Bewegungen.

Man hat tatsächlich all diese Bewegungen, die Dressurreiter nennen sie "Lektionen", bei frei lebenden Pferden beobachtet.

In der Ausbildung durch den Menschen lernt das Pferd zunächst, unter dem Reitergewicht sein Gleichgewicht zu finden.

Es ist übrigens nicht zum Lastentragen gemacht.

Ein Pferd ausbilden bedeutet, es zu gymnastizieren, die richtigen Muskeln zu stärken, damit es den Menschen schadlos tragen kann.

Dann stellte man fest (das war schon der olle Grieche Xenophon, irgendwann vor Christus), dass Pferde länger gesund bleiben, wenn sie

Gymnastik machen. Dressur ist nämlich nichts anderes als Pferdegymnastik.

(logisch, ohne Reiter brauchten Pferde das alles nicht...)

Die Signale, die der Reiter anwendet, nennt man in der Fachsprache "Hilfen", die werden vom Sattel aus durch Gewichtsverlagerung, Schenkel und Zügel gegeben,

wobei der Zügel am wenigsten verwendet werden sollte. (bei schlechten Reitern ist das leider nicht so)

Für das Pferd ist es dann ganz logische Körpersprache, auf die Gewichtsverlagerungen, anlegen der Beine und Weisungen  mit dem Zügel zu reagieren und dann 

eben auch seitwärts, vorwärts oder rückwärts zu gehen, bis hin zu schwierigsten Bewegungsfolgen wie etwa Pirouetten.

"Dressur" wäre etwas ganz anderes, nämlich eine Form des Abrichtens. Das ist in Reiterkreisen verpöhnt und wird abwertend "Pudeldressur" genannt.

Die Ausbildung des Springpferdes verläuft übrigens genau so.

Sie besteht überwiegend aus gymnastizierender "Dressur" arbeit. Das ist ganz wichtig und wird von allen Springreitern so gemacht.

Das Springen selbst, macht Pferden bis zu einem gewissen Grad wohl Freude.

Kritisch sehe ich  aber tatsächlich die Überforderung.

Zum Glück hat sich da sehr vieles getan, man weiß heute mehr oder besinnt sich auf alte Werte, die auch die Gesundheit der Pferde als oberstes Gut sahen.

Also, Rüberprügeln funktioniert nicht, ein Pferd wiegt gut 600 kg und wenn es nicht will, hilft Brutalität nicht wirklich weiter.

Ich denke, die guten Reiter setzen tatsächlich auf positive Motivation.

Von daher sehe ich mir Reitsportveranstaltungen auf höherem Niveau sehr gerne an.

Es gibt natürlich Bereiche, die ich abscheulich finde, aber die finden anderswo statt und ohne größere Medienpräsenz.

bearbeitet von rednosepit
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Sie besteht überwiegend aus gymnastizierender "Dressur" arbeit. Das ist ganz wichtig und wird von allen Springreitern so gemacht.

Das Springen selbst, macht Pferden bis zu einem gewissen Grad wohl Freude.

 

Sehr schön ausgedrückt, aber wie sieht diese denn in der Praxis aus? Darauf hast du immer noch nicht geantwortet. Hört sich zumindest sehr tierlieb an, man kann alles in beschönigende Worte packen,

 

"Bis zu einem gewissen Grad...."   der wohl bei Springreitturnieren dann wohl doch überschriiten wird, oder ?

 

(Der Ausdruck Dressur war wohl falsch von mir gewählt, aber ich denke Du weißt was ich damit meine)

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@ing:

das ist eine sehr gute Frage!

Ich glaube, die Mehrheit möchte harmonische Bilder von Pferd und Mensch.

Ich finde dramatische Momente auch spannend, aber wenn man so ein Bild veröffentlicht,

erntet man, je nach Kreis der Betrachter, böse Kritik.

Im Rennsport oder beim Polo geht das noch eher, Dressurreiter würden Amok laufen.

 

Es kommt immer sehr auf die Mentalität des Publikums an.

 

Interessant: ich habe sehr  viel in Spanien die Doma Vaquera fotografiert, die Arbeitsreitweise der Rinderhirten.

Auch die großen Championate.

Bilder, die Spanier dort absolut großartig finden  und die dort mega gefragt sind, werden in Deutschland verissen.

Das habe ich ganz oft erlebt.

Das ist eine Frage der Wahrnehmung.

Die Spanier lieben diesen "Chispa", diese sprühenden Funken des Temperaments, das Stoppen in einer Staubwolke 

aus vollem Tempo, die Beherrschung des Pferdes im Grenzbereich.

Das selbe Foto in Deutschland kommt gar nicht gut an.

Da möchte man nur Harmonie und sanfte Action.

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