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Corona nervt, der Winter ist lang und -weilig, die Wartezeit auf die neue X-H2 noch länger. Spekulieren ist auf Dauer öde und fruchtlos. Lasst uns die Zeit mit Geschichten aus unserem fotografischen Leben verkürzen. Abenteuerliche, heitere, oder lehrreiche Episoden können uns hier unterhalten. Ich freue mich auf eure Beiträge.

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Ich warte natürlich nicht auf Euch, sondern fange schon mal an.

Im November habe ich das harte Leben eines Hochzeitfotografen kennengelernt. Es war erst meine Dritte, naja, eigentlich gabs da noch eine im Schulalter, über die ich nicht reden möchte. Nur so viel: Meine Cousine ist mir deswegen heute noch böse. Fotos von Menschen, die sich gerade Essen in den Mund schieben kommen nicht an.

Also gut, die gelungenen Einsätze waren recht unproblematisch im Freundes- und Familienkreis verlaufen. Ich konnte als Teil des Geschehens agieren, ohne groß eingreifen zu müssen und bin auch noch als Gast auf meine Kosten gekommen. Die Brautleute waren auch zufrieden. Offenbar haben wir ein ähnliches Verständnis, dass die Eheschließung ein feierlicher zivilrechtlicher Verwaltungsakt mit anschließender Feier ist.

Freunde von uns wollten nach 20jähriger on-off Beziehung endlich heiraten und haben mich gebeten, Fotos zu machen. Ich freute mich für die Beiden und auf meine Aufgabe. Meine Idee war es, auf dem Standesamt mit der X100F auszukommen. Das kleine Besteck aus X-Pro2, 1,4/16, 1,4/35, 18-55'er wurde nur für alle Fälle eingepackt, ebenso der Godox V350. Stativ war diesmal mit dabei, ich wollte auch mal aufs Gruppenbild.

Der Standesamtstermin war um 9.30 Uhr, man traf sich um 9.00 Uhr. Der Tag hatte sich noch nicht entschlossen, ob er hell werden wollte. Dann muss ich die Sonne eben selber machen und packe den Blitz aus. Funktioniert auch tadellos. Aber die Hochzeitsgäste sind sehr zurückhaltend. Von den komplizierten Familienverhältnissen des Bräutigams wusste ich, aber die hatten so gar kein Talent sich zu präsentieren und machten den Eindruck, als wären sie am liebsten woanders. Meine Frau versuchte die Stimmung ein wenig auf zu heitern, scheiterte aber trotz ihres Talentes dazu. Die meisten Gäste waren nach der Trauung auch tatsächlich weg. Kann ja noch werden, denke ich, der Standesbeamte wird schon für gute Stimmung sorgen.

Nun muss man wissen, dass sich das Duisburger Standesamt in einer neomittelalterlichen Pseudoburg befindet. Ein fürchterlicher Bau, der den antidemokratischen Geist der wilhelminischen Ära ausstrahlt, in dem sich die Stadtverwaltung wie in einer Burg verschanzt. Dicke Wände, kleine Fenster, im Trauzimmer eine hohe mit schwarzem Holz verkleidete Decke, dunkel vertäfelte Wände. Dass die Beleuchtung auch noch ziemlich mies ist, wusste ich da noch nicht. Als lohnenswertes Bombenziel ist der Klotz der RAF durchgegangen... Die Impf- und Testnachweise werden von einem Herrn in Securitykampfuniform geprüft. Auch da könnte ein wenig mehr Stil sein. Die Voraussetzungen waren also nicht gerade ideal. Dass die X100F ein paarmal nicht ausgelöst hat, ignoriere ich einfach. Wahrscheinlich hat der Blitz nicht schnell genug nachgeladen.

Der Trausaal ist dann tatsächlich schlecht ausgeleuchtet und hat so nichts von der Heiterkeit der Barock- oder Renaisancezimmer, die ich bisher kannte. Der Standesbeamte war Ende Zwanzig und offenbar noch nicht besonders routiniert. Die Anweisungen zum Coronaschutz werden im besten Bürokratendeutsch vorgetragen. Die Stimmung steigt dadurch auch nicht gerade. Zum Glück darf ich blitzen. Ich mache ein paar Fotos von der Gästeschar und dem Trausaal, und die blöde Kamera löst auf einmal gar nicht mehr aus. Jetzt werde ich hektisch. Schnell die X-Pro2 mit dem 1,4/16 und dem Godox aufgerödelt und auf Blitzbetrieb eingestellt. Der Einzug des Brautpaares geht fotografisch in Ordnung und dann kommt mir der Gedanke, Auto-ISO wäre doch eine gute Idee, um den Hintergrund heller zu bekommen. Also schnell umgestellt. Blöd nur, dass ich die Einstellung mit 1/500 sec und 12.800 ISO erwische und für den Rest des Tages beibehalte. Das merke ich erst beim Sichten der Bilder zu Hause. Naja, Rauschen kann auch heute ein Problem sein.

Wir waren dann noch im kleinen Kreis lecker Essen. Die lange verschollene Tochter des Bräutigams hat sich gemeldet und dadurch für das schönste Geschenk gesorgt. Und wir hatten noch viel Spaß mit einer Instax Kamera.

Um mit Walter Ulbricht zu fragen: Was lernt uns das? Verlasse dich niemals darauf, dass eine Hochzeitsgesellschaft fröhlich (oder eine Beerdigung friedlich) ist. Familien sind extrem komplizierte soziale Gebilde. Guck' dir vorher die Location an. Wähle und präpariere deine Ausrüstung entsprechend. Kontrolliere nach einer Änderung alle Einstellungen. Und schraub verdammt nochmal den Godox so fest wie möglich an.

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vor 1 Stunde schrieb ing:

Das merke ich erst beim Sichten der Bilder zu Hause.

Interessanter Bericht Joachim.
Ich habe mal bei einer Feier ähnliche Dinge erlebt.
Die Kurzfassung, es sollten sehr helle fröhliche Bilder werden und es war an dem Tag im Mai plötzlich regnerisch und saukalt (8. Grad).
Alle Locations waren komplett abgesoffen. Ich meine damit nicht Nass, nein komplett unter Wasser.
Also Bilder an einem Schloss gemacht wegen der dortigen Alllee, damit die Braut wenigstens etwas geschützt war und nicht im Regen stand, dabei hasste sie Bilder mit Schloss im Hintergrund. Beide hatten sich auch Posen vorgenommen, aber schon vor den ersten Bildern waren beide so verspannt, dass alle ausgedachten Ideen für die Tonne waren.
Zufrieden waren die Beiden trotz aller Desaster mit den Bildern.

Beide sind übrigens wieder geschieden, insofern sind die Bilder jetzt auch Latte :D … .
Und ich mache keine Hochzeitsbilder mehr.

bearbeitet von Mr.Darcy
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vor 33 Minuten schrieb ing:

@Mr.Darcy und @bilderfinder, da bin ich aber froh, dass ihr auf meiner Hochzeit nicht aufgetaucht seid!

Das ist scheinbar kein so seltenes Phänomen... war bei mir auch so. Braut und Bräutigam haben nach wenigen Jahren aufgegeben.... Dabei war die Mutter des Bräutigams der "größte Knaller".... wollte sich oartout nicht fotografieren lassen. Aber ich bin ehrlich: Nach der Hochzeitsfeier waren meine Frau und ich gleichermaßen der Meinung, dass sie nicht zusammen passen etc. - wir behielten leider recht.

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vor 10 Stunden schrieb ing:

@Mr.Darcy und @bilderfinder, da bin ich aber froh, dass ihr auf meiner Hochzeit nicht aufgetaucht seid!

sag doch sowas nicht, vielleicht wärst du ja mit den Bildern zufrieden gewesen. Zumindest eine Zeit lang .... :D 

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Da in das Wartezimmer ja gerade peinliche Hochzeitsgeschichten passen, ich hätte da auch eine.

Vor vielen Jahren habe ich mich dazu überreden lassen für den Bruder eines Freundes die Hochzeit zu fotografieren. Man wohnte weit entfernt so das ein persönlicher Kontakt mit Absprache entfiel (Riesenfehler). Kommunikation erfolgte mit Ausnahme eines Telefonats über den Freund, es sollte vor allem günstig sein, man hätte wenig Geld und Zeit.

Immerhin die Hochzeitslocation war etwas näher dran, aber auch nicht um die Ecke. Nichts desto trotz bin ich am WE davor zur Kirche gefahren und habe mir die Location angeschaut, auch eine nette Grünanlage in unmittelbarer Nähe ausgemacht und Sonnenstände gecheckt.

Bei der Hochzeit in der recht dunklen Kirche (analoge Zeiten, High-ISO war keine Option) gab mein Metz Stabblitz nach ein-zwei Bildern plötzlich keinen Mucks mehr von sich. Verzweifelt versuchte ich von den Gästen einen Ersatzblitz zu leihen, was mir letztlich auch gelang, aber alles sehr suboptimal, die Trauung lief ja weiter (nächster Fehler, kein Backup für wichtiges Equipment in der Tasche).

Nach der Trauung sollte dann die Gruppenaufnahme vor der Kirche folgen, die Oma der Braut hatte aber andere Pläne. Sie wollte die erste beim Kuchenbuffet sein und war dann schon mal weg. Die Braut daraufhin: "Keine Fotos ohne Omi" (Merke: Klare Absprachen im Vorfeld helfen).

Es war ein heißer Augusttag und bis Omi zurückgebracht wurde, schwitzte und glänzte die Braut wie eine Speckschwarte. Das man unbedingt vor der Kirche in der prallen Sonne stehen wollte machte es nicht besser. Die Braut hatte kein Puder dabei und ich war auch nicht ausgerüstet (siehe oben, Absprachen).
Für die anschließenden Pärchenfotos hatte man dann wegen des Wartens auf Omilein auch so ungefähr 10 Minuten übrig. So gab es dann ein paar Belegbilder, auf die ich nun wirklich nicht stolz bin. Aber gelernt habe ich an diesem Tag so einiges....

 

Ach ja die Ehe? Keine Ahnung. Hab zumindest nichts von Scheidung gehört.

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das, was uns hier passiert ist, das passiert sicher auch Profis. Trotz aller Absprachen, Pläne etc. geht sicher etwas schief.
Der Unterschied vom Amateur zum Profi ist, dass der Profi trotz aller Unwägbarkeiten eine gewisse Qualität garantiert und abliefert.
Der Amateur möglicherweise auch, aber er hat halt weniger Routine und Übung und lässt sich deshalb aus der Ruhe bringen.

Ich habe damals gelernt, dass man als "offizieller Fotograf" einfach Ruhe ausstrahlen muss. Egal, was gerade für ein Desaster passiert, man muss so tun als ob das Ganze kein Problem wäre und man alles im Griff hätte.
Ich war nach der oben beschriebenen Hochzeit zwei Wochen krank und habe mir deshalb geschworen, dass nie mehr offiziell zu machen. Wenn ich eingeladen bin nehme ich immer eine Kamera mit, aber offiziell mache ich das nicht mehr. Maximal als Fotograf für "ja, ich knips ein bisschen rum und gebe euch die Bilder".

bearbeitet von Mr.Darcy
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vor 3 Stunden schrieb Mr.Darcy:

das, was uns hier passiert ist, das passiert sicher auch Profis. Trotz aller Absprachen, Pläne etc. geht sicher etwas schief.
Der Unterschied vom Amateur zum Profi ist, dass der Profi trotz aller Unwägbarkeiten eine gewisse Qualität garantiert und abliefert.

Jaein, in meinem Fall waren da schon ein paar Fallen die ich heute umschiffen würde, das ist ein Teil von dem was ich unter Professionalität verstehen würde.
Aber auch Profi ist ja nicht gleich Profi wie man weiß.  
Vor allem in Bezug auf Erfahrung und Routine spielt der Profi natürlich seine Stärken aus. D. h. nicht das dort alles glatt geht aber im besten Fall merkt es der Kunde nicht mal. 

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Nun, ich habe viele Hochzeiten hinter mir - als Musiker 😉. Die meisten sind mir in sehr guter Erinnerung geblieben, nur einmal ging die Stimmung in den Keller, als ausgerechnet während der Hochzeitsfeier die Braut entführt wurde und zwei Stunden später erst wieder auftauchte, dummer Fehler.

Fotografisch habe ich auch ein paar Hochzeiten begleitet, das hat eigentlich auch immer Spaß gemacht. Die letzte war eine Trauung im Freien, bei fast 40 Grad in der Sonne. Aufgebaut waren mehrere kleine, rundum offene Zelte - allerdings mit grüner Dachbespannung. Ohne Blitz hätten die Leute ausgesehen wie nach einer Lebensmittelvergiftung... 😉

Haben die Ehen gehalten? Tatsächlich habe ich mir das schon manchmal überlegt und bei vielen Paaren, mit denen ich losen Kontakt gehalten habe, war's leider nicht so.

Grüße

Erhard

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Das Warten auf die X-H2 kann man aber auch mit ein paar lustigen Anekdoten verkürzen. Letzte Woche habe ich mit einem Fotokollegen telefoniert, der jetzt gerade seinen 4. Bohnensack bestellt hat. Er hat sich angewöhnt, mit seiner Olympus und angeflanschtem Riesenzoom von Tamron auf Fotopirsch in der Dämmerung zu gehen. Dazu legt er den Bohnensack auf's Autodach, knipst seine Bilder, packt die Kamera und die Teletüte ein - und lässt dann den Bohnensack auf dem Autodach liegen, nicht gut... ;-))

Grüße

Erhard

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Ich habe das vor Jahren noch sehr rege betrieben, weil ich es geliebt habe, obwohl es der totale Stress ist mich mittlerweile aus diesem Metier aber ein bisschen zurückgezogen.

Man muss es einfach lieben , sonst wird es Schrott oder EInheitsbrei. Ich könnte jedenfalls hier die Wartezeit bis zur X-H4 mit skurrilen, schönen, und abgefahrenen Erlebnissen füllen. Schlechte Bilder  habe ich nie gemacht,  außer vielleicht bei meiner eigenen, wo ich das Feld lieber hätte doch einen anderen  Fotografen überlassen sollen. Das war allerdings der große Anfang meiner Hochzeitsfotografie.  Als Mahnmal haben dann bei meiner Oma immer die Bilder der vergangenen Generationen nebeneinander gehangen, wo ich und meine Frau andersherum standen, als alle anderen. Mich hat das nie gestört nur es fiel halt sofort auf. Von uns beiden gab es dann fast nur Bilder, wenn sie ein Gast aufgenommen hatte und da kann ich nicht zustimmen, das die besonders originell oder gar gut waren. Das war mehr ein Ansporn für mich meinen Paaren etwas schöneres zu bieten, an das sie sich auch geschieden noch gerne erinnern.

Ich habe von manchen schon die zweiten Hochzeiten fotografiert nach den Scheidungen oder die ihrer Kinder oder Eltern und es war fast immer ein Erlebnis und habe auch zu vielen der Paare noch Kontakt, habe ihre Kinder fotografiert, die Schuleinführungen usw.

So einiges hat sich da in meinem Gedächtnis einen schönen Platz gesucht und ich bin glücklich darüber, dass je erlebt zu haben. Das nachhaltigste war eine große Hochzeit in Jerusalem mit über 400 Gästen aus der ganzen Welt, wo so viel abstruses passiert ist, dass  es schon ein paar Seiten füllen würde. Die habe ich mit einem französischen Fotografen zusammen fotografiert.  Im Kurztext war das so.... Zuerst fiel die Brautmutter, die sich tanzend durch die Straße bewegte in eine Art Gully, dann kam das Hochzeitsauto nicht und ich musste mit dem Franzosen und seinem Roller los um einzukaufen um dann unser erstes Hochzeits-Auto zu  verzieren, dass auch so aussah. Die Braut stand oben am Fenster und lachte sich kaputt. In der "Vor -Hochzeitsnacht" mussten wir sie auch  schon notversorgen, weil sie von Magenkrämpfen heimgesucht wurde und dann auch noch ihre Katze unter fürchterlichem Geschrei vier gesunde Junge zur Welt brachte. Wir wohnten in der Wohnung unter ihr und hatte quasi schon in der ganzen Nacht kein Auge zugemacht.

Zurück zum Auto... Da bekamen wir die Motorhaube nicht auf, um dieses "Kunstwerk von Gesteck festzuklemmen", sodass ich noch anrufen musste, um diesen Hebel zu finden.

Die Braut fuhr also ihr Hochzeitsauto selbst und zu ihrer eigenen Hochzeit. Das Gesteck schaffte die ersten zwei Kurven noch bravourös, dann lag es irgendwo auf der Straße. Das war auch der Tag, wo ich rücklings auf einem Roller saß, mit einem wahnsinnigen Franzosen an den Lenkseilen und der Kamera in der Hand, womit ich übrigens nichts brauchbares zustande brachte, weil ich mich so auf mein Leben konzentrieren musste. Sah am Ende aus wie schlechte Lomographie, aber der Braut gefiel es sehr, sodass sie sich eins davon im Nachhinein auch als Leinwand machen ließ und über ihr Bett hängte.

Die Hochzeit war auf einem Weinberg irgendwo im Nichts und  wurde streng bewacht von schwer bewaffneten Soldaten, wegen der wohl sehr wichtige Gäste . Das war auch ein sehr mulmiges Gefühl. Der Franzose kannte das, weil er sehr oft in solche Länder reiste, für sein Magazin.

Dann kam mal eine Phase, wo alles auch mal normale Fotografie war. Später fehlten in dem Stuhl, wo ich Platz nehmen sollte ein paar Schrauben, er klappte zusammen und ich rollte den Hang hinunter, die Kamera fiel in einen Scheinwerfer und ich in diese schönen Kakteen, die so feine Härchen haben, als ob man in Glasfasertapete geschlafen hätte und hatte eine Platzwunde. Als erstes war eine glaube russsiche Homöopathin vor Ort, die so eine Art Jeanstäschchen zückte und mir erst einmal zwei Kügelchen Arnika gegen den Schock reichte. Dann kam der Sanitäter, der mich mit den Worten "Be a man" empfing, mir danach einen Strahl braunes brennendes Etwas auf die Wunde kippte und mich dann grob verband.

Am Ende konnte ich weiter arbeiten und wir alle hatten noch schöne Tage , die Braut fand ihre Bilder toll und ihr Mann hat mich sogar nach Jahren noch einmal engagiert, um ein Fotobuch von seiner Frau zu machen.

Wie gesagt, war das nur ein kleiner Auszug aus dieser "Hocheitsreise", wo noch viel mehr passiert ist, aber dafür habe ich es  auch gemacht. Irgendwie ziehe ich das chaotische wohl ein bisschen an, aber den Bildern hat es noch nie geschadet und ich habe es immer gern getan. Das ist wohl auch das Wichtigste an der Hochzeitsfotografie.

Das unvorhersehbare, dass man improvisiert, reagiert  und Spaß dabei hat, sind für mich die wichtigsten Kriterien. Dann wird es auch in dem Bildern zu dem, was der Tag für dieses Paar bedeutet. Vielleicht habe ich dass auch so genossen, weil ich ja sonst oft "Auftragswerke" am Start habe. 

Ich kann es nur jedem Fotografen empfehlen und ich habe da so viel erlebt, dass es den Thread hier wohl sprengen würde. Es hat mich auch fotografisch immer weiter gebracht, ich habe sehr interessante Menschen kennengelernt, die heute Freunde sind, aber man muss es wollen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

bearbeitet von DRS
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Am 14.2.2022 um 11:46 schrieb Mr.Darcy:

Ich habe damals gelernt, dass man als "offizieller Fotograf" einfach Ruhe ausstrahlen muss.

Ich glaube, dass es am wichtigsten ist, kommunikativ zu sein. Ich strahle nie Ruhe aus, sondern bin da voll in meinem Element, nehme was kommt, improvisiere pausenlos, aber man muss trotzdem wissen, was man tut. Ich habe vorher meist mit den Paaren gesprochen, mir die Location angeschaut und die Lichtbedingungen. Dann kam alles anders als man dachte und es war auch gut. Das Gute daran ist, dass man mit so einem Hochzeitspaar im Schlepptau so eine Art fotografischen Freifahrtsschein hat, weil alle Passanten oder anderen Menschen so ziemlich alles mitmachen. ich habe meine Paare schon auf dem Markt einen Stand besetzen lassen, wo sie dann sehr gut für den eigentlichen Besitzer Obst verkauft haben, eine Kissenschlacht im dänischen Bettenlager injiziert, oder als das Schloss nach meiner Besichtigung quasi über Nacht zur Großbaustelle wurde, habe ich mit den Bauarbeitern gesprochen , damit sie mal kurz ihre handwerklichen Fähigkeiten testen konnten. Am Ende war das immer ein riesiger Spaß für mich und auch für die Paare und es kamen wirklich sehr selten die gleichen Bilder heraus, bis auf die Portraits, die sich die Oma ins Wohnzimmer hängt. Mit Ruhe und Gelassenheit hatte das zwar nichts zu tun, aber es war für alle ein Erlebnis, dass für sie und auch für mich Teil dieses besonderen Tages war.

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Eine Shortstory aus dem Bereich 'heitere Episoden':
Auf der 2018er Photokina kam ich gerade von einem Podest runter, wo ich meine Fuji an's neue XF200 angeflanscht und ein paar Fotos gemacht hatte.
Kaum unten und zurück in der Menge entlang am Fuji-Stand kommt wer auf mich zu und fragt allen Ernstes: 'Tschuldigung, sind Sie Peter Lindbergh?'
Da war ich sicher, er hatte noch nie ein Foto von mir gesehen. 🙃😁
 

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vor 11 Minuten schrieb EchoKilo:

Hieß der nicht Charles? :D

Auf der Photokina 2018 machte Peter schon mehr Sinn 😉

vor 46 Minuten schrieb X-FEILE:

Eine Shortstory aus dem Bereich 'heitere Episoden':
Auf der 2018er Photokina kam ich gerade von einem Podest runter, wo ich meine Fuji an's neue XF200 angeflanscht und ein paar Fotos gemacht hatte.
Kaum unten und zurück in der Menge entlang am Fuji-Stand kommt wer auf mich zu und fragt allen Ernstes: 'Tschuldigung, sind Sie Peter Lindbergh?'
Da war ich sicher, er hatte noch nie ein Foto von mir gesehen. 🙃😁
 

Fotos hin oder her, in Berühmtheit kannst du es vermutlich weder mit Charles noch mit Peter aufnehmen, aber immerhin lebst du noch.

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Es war einmal vor langer Zeit:

Ich habe mal für eine kleine Bier Marke mit meinem alten Chef Interieurfotos in einem Hotel Restaurant gemacht. Als wir das Setup für die Bar stehen hatten kam ein Hausgast im Jogger herunter, sah die große Kamera, überprüfte kurz wie die für ihn bekannten schwarzen Haare lagen und schmiss sich in Pose.

Ich habe ihn dann höflich gebeten aus dem Bild zu gehen, er störte da doch ein wenig. Hat er auch gleich getan, schaute nur etwas bedröppelt. Mir hat man dann erklärt, dass das ein gewisser Herr Black war den ich da hinauskomplimentiert habe. Er hatte uns für einen Moment lang für Paparazzi oder sowas ähnliches gehalten.

Jagger, Clapton oder Knopfler hätte ich natürlich erkannt, Schlager ist einfach nicht meine Musik.

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vor einer Stunde schrieb AS-X:

Mir hat man dann erklärt, dass das ein gewisser Herr Black war den ich da hinauskomplimentiert habe

Er hätte die Situation doch locker aus seinem Repertoire kommentieren können:

'Du bist nicht allein'...la la la...

oder 'Schön ist, es auf dem Bild zu sein'...                                                                     
[Duck' mich gerade weg.😉]

bearbeitet von X-FEILE
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vor 7 Stunden schrieb DRS:

Ich habe das vor Jahren noch sehr rege betrieben, weil ich es geliebt habe, obwohl es der totale Stress ist mich mittlerweile aus diesem Metier aber ein bisschen zurückgezogen.

Man muss es einfach lieben , sonst wird es Schrott oder EInheitsbrei. Ich könnte jedenfalls hier die Wartezeit bis zur X-H4 mit skurrilen, schönen, und abgefahrenen Erlebnissen füllen. Schlechte Bilder  habe ich nie gemacht,  außer vielleicht bei meiner eigenen, wo ich das Feld lieber hätte doch einen anderen  Fotografen überlassen sollen. Das war allerdings der große Anfang meiner Hochzeitsfotografie.  Als Mahnmal haben dann bei meiner Oma immer die Bilder der vergangenen Generationen nebeneinander gehangen, wo ich und meine Frau andersherum standen, als alle anderen. Mich hat das nie gestört nur es fiel halt sofort auf. Von uns beiden gab es dann fast nur Bilder, wenn sie ein Gast aufgenommen hatte und da kann ich nicht zustimmen, das die besonders originell oder gar gut waren. Das war mehr ein Ansporn für mich meinen Paaren etwas schöneres zu bieten, an das sie sich auch geschieden noch gerne erinnern.

Ich habe von manchen schon die zweiten Hochzeiten fotografiert nach den Scheidungen oder die ihrer Kinder oder Eltern und es war fast immer ein Erlebnis und habe auch zu vielen der Paare noch Kontakt, habe ihre Kinder fotografiert, die Schuleinführungen usw.

So einiges hat sich da in meinem Gedächtnis einen schönen Platz gesucht und ich bin glücklich darüber, dass je erlebt zu haben. Das nachhaltigste war eine große Hochzeit in Jerusalem mit über 400 Gästen aus der ganzen Welt, wo so viel abstruses passiert ist, dass  es schon ein paar Seiten füllen würde. Die habe ich mit einem französischen Fotografen zusammen fotografiert.  Im Kurztext war das so.... Zuerst fiel die Brautmutter, die sich tanzend durch die Straße bewegte in eine Art Gully, dann kam das Hochzeitsauto nicht und ich musste mit dem Franzosen und seinem Roller los um einzukaufen um dann unser erstes Hochzeits-Auto zu  verzieren, dass auch so aussah. Die Braut stand oben am Fenster und lachte sich kaputt. In der "Vor -Hochzeitsnacht" mussten wir sie auch  schon notversorgen, weil sie von Magenkrämpfen heimgesucht wurde und dann auch noch ihre Katze unter fürchterlichem Geschrei vier gesunde Junge zur Welt brachte. Wir wohnten in der Wohnung unter ihr und hatte quasi schon in der ganzen Nacht kein Auge zugemacht.

Zurück zum Auto... Da bekamen wir die Motorhaube nicht auf, um dieses "Kunstwerk von Gesteck festzuklemmen", sodass ich noch anrufen musste, um diesen Hebel zu finden.

Die Braut fuhr also ihr Hochzeitsauto selbst und zu ihrer eigenen Hochzeit. Das Gesteck schaffte die ersten zwei Kurven noch bravourös, dann lag es irgendwo auf der Straße. Das war auch der Tag, wo ich rücklings auf einem Roller saß, mit einem wahnsinnigen Franzosen an den Lenkseilen und der Kamera in der Hand, womit ich übrigens nichts brauchbares zustande brachte, weil ich mich so auf mein Leben konzentrieren musste. Sah am Ende aus wie schlechte Lomographie, aber der Braut gefiel es sehr, sodass sie sich eins davon im Nachhinein auch als Leinwand machen ließ und über ihr Bett hängte.

Die Hochzeit war auf einem Weinberg irgendwo im Nichts und  wurde streng bewacht von schwer bewaffneten Soldaten, wegen der wohl sehr wichtige Gäste . Das war auch ein sehr mulmiges Gefühl. Der Franzose kannte das, weil er sehr oft in solche Länder reiste, für sein Magazin.

Dann kam mal eine Phase, wo alles auch mal normale Fotografie war. Später fehlten in dem Stuhl, wo ich Platz nehmen sollte ein paar Schrauben, er klappte zusammen und ich rollte den Hang hinunter, die Kamera fiel in einen Scheinwerfer und ich in diese schönen Kakteen, die so feine Härchen haben, als ob man in Glasfasertapete geschlafen hätte und hatte eine Platzwunde. Als erstes war eine glaube russsiche Homöopathin vor Ort, die so eine Art Jeanstäschchen zückte und mir erst einmal zwei Kügelchen Arnika gegen den Schock reichte. Dann kam der Sanitäter, der mich mit den Worten "Be a man" empfing, mir danach einen Strahl braunes brennendes Etwas auf die Wunde kippte und mich dann grob verband.

Am Ende konnte ich weiter arbeiten und wir alle hatten noch schöne Tage , die Braut fand ihre Bilder toll und ihr Mann hat mich sogar nach Jahren noch einmal engagiert, um ein Fotobuch von seiner Frau zu machen.

Wie gesagt, war das nur ein kleiner Auszug aus dieser "Hocheitsreise", wo noch viel mehr passiert ist, aber dafür habe ich es  auch gemacht. Irgendwie ziehe ich das chaotische wohl ein bisschen an, aber den Bildern hat es noch nie geschadet und ich habe es immer gern getan. Das ist wohl auch das Wichtigste an der Hochzeitsfotografie.

Das unvorhersehbare, dass man improvisiert, reagiert  und Spaß dabei hat, sind für mich die wichtigsten Kriterien. Dann wird es auch in dem Bildern zu dem, was der Tag für dieses Paar bedeutet. Vielleicht habe ich dass auch so genossen, weil ich ja sonst oft "Auftragswerke" am Start habe. 

Ich kann es nur jedem Fotografen empfehlen und ich habe da so viel erlebt, dass es den Thread hier wohl sprengen würde. Es hat mich auch fotografisch immer weiter gebracht, ich habe sehr interessante Menschen kennengelernt, die heute Freunde sind, aber man muss es wollen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Ich mach' mal weiter.

 

Wie ich mal einen Auftrag vermasselt habe

Es muss im Alter von 16 oder 17 Jahren gewesen sein. Ich hielt mich damals viel im Jugendtreff einer katholischen Gemeinde in Düsseldorf auf. Da gab's gute Karnevals- und andere Feten, keine Eltern aber dafür Mädchen. Die SeniorInnen wollten einen Ausflug in den Duisburger Hafen unternehmen und ich wurde gebeten zu fotografieren. Die Fujica ST701 mit dem 1,8/55mm und vier Filme wurden eingepackt. Das Schiff fuhr den Rhein flussabwärts, die Stimmung der alten Leute stieg mit dem Bierkonsum und ich knipste wie verrückt. Auf der Hafenrundfahrt erreichte die Stimmung den Höhepunkt und es wurden Zweifel geäußert, ob ich überhaupt einen Film in der Kamera hätte. "Haha, na klar ist da ein Film drin." Ein schöner Ausflug wars. Die alten Leutchen hatten ihren Spaß gehabt, und ich konnte mich wie ein richtiger Fotograf fühlen. Zu Hause spulte ich die ersten beiden Filme in die Entwicklungsdose, kippte, schüttete und wässerte. Dann der Schock: Die Filme waren alle mehrfach belichtet. Da war nichts mehr zu retten. Was war passiert? Ich hatte die Filme nicht komplett in die Patrone zurück gespult, um sie zum Entwickeln nicht knacken zu müssen. Statt dessen habe ich immer den Anschnitt abgerissen. Naja fast immer... Danach habe ich mich nicht mehr so oft in der Gemeinde blicken lassen.

 

 

bearbeitet von ing
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  • 4 months later...

Hallo zusammen,

ich hatte die X-H2s heute schon einmal in der Hand.

Wohl etwas früher als erwartet, aber der freundliche Händler hat schon eine erste Lieferung bekommen 😆

Kurzes Fazit: Riesiger, scharfer Sucher / sehr flotter AF

Da ich aber eher der X-Pro Nutzer bin heißt es warten auf die X-Pro4. Dann gerne mit IBIS, 5,69Mio Billdpunkte Sucher und 40 MP

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