Wildtier-Fotografie Erfahrungsaustausch

swe · 12. November

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Wie bereits in einem anderen Thread erwähnt, finde ich es spannend, einen eigenen Thread zum Thema Erfahrungsaustausch in der Wildtier-Fotografie zu eröffnen.
Mir ist bewusst, dass die Zahl der Fotografinnen, die das Fujifilm-System in diesem Bereich nutzen, eher überschaubar ist. Deshalb habe ich diesen Thread bewusst in der Plauderecke eröffnet – hier sind alle Kamerasysteme und ihre Nutzerinnen herzlich willkommen.

Ich würde mich freuen, wenn wir hier unsere Erfahrungen rund um das Thema Wildtier-Fotografie zusammentragen könnten.

Zur Inspiration ein paar mögliche Themen:

• Kameraeinstellungen für bestimmte Situationen
• Erfahrungen mit bestimmten Tierarten – Verhalten verstehen und vorausahnen
• Tarnzelte, Tarnkleidung und Hides
• Fernauslösung und Kamerafallen
• Natürliche Tarnung
• Artenbestimmung
• Ethik in der Wildtier-Fotografie
• Bildbearbeitung
• Spannende Locations, Naturschutzgebiete und persönliche Erfahrungen
• Wildtier-Fotografie in Social Media und Wettbewerben

Worauf der Fokus hingegen nicht liegen sollte:

• Endlose Diskussionen über verschiedene Kamerasysteme
• Wiederkehrende Autofokus-Debatten oder Serienbildvergleiche
• Streitigkeiten und Rechthaberei

Ich wünsche mir, dass wir uns hier offen austauschen, Ideen teilen, voneinander lernen und vielleicht sogar mit neuen, unerwarteten und großartigen Bildern nach Hause kommen.

Ich freue mich auf euren Input!

12. November

Hallo swe,

schau mal hier Wildtier-Fotografie Erfahrungsaustausch . Dort wird jeder fündig!

swe · 12. November

Ich starte gleich mit einem Beitrag zu meinem Bild einer Blaumeise, das ich im Forum bereits geteilt habe.

Dabei möchte ich veranschaulichen, wie nah die Blaumeise tatsächlich war – und dass diese Nähe oft notwendig ist, um eine detaillierte Nahaufnahme zu erzielen.

Der Abstand zwischen Fotograf und Blaumeise betrug etwa 2 bis 2.5 Meter. Entstanden ist das Foto an meiner Winterfütterung. Obwohl ich eigens einen Ansitz vorbereitet hatte, bevorzugten die Blaumeisen den Busch direkt neben dem Gartenhäuschen bzw. Hide als Ansitz.

Da sich die Kamera häufig schwer tut, von fern auf nah zu fokussieren, habe ich den eigentlichen Ansitz vorfokussiert und den Fokus für den nahen Busch auf eine Speichertaste am Objektiv gelegt. So konnte ich mit einem Knopfdruck den Fokuspunkt schnell und präzise auf den Busch zurückholen.

Aufgenommen wurde das Bild mit einer Fujifilm X-H2 und dem XF 500mm f/5.6 in Kombination mit dem 1.4x Telekonverter – also umgerechnet rund 1000 mm Brennweite auf Kleinbild.

Die Einstellungen: 1/500 s | ISO 2000 | f/8.

Leider war die Schärfentiefe bereits sehr gering – den Schnabel hätte ich gerne ebenfalls noch komplett scharf abgebildet.

Zur Veranschaulichung lade ich das Bild sowohl unbearbeitet als auch bearbeitet hoch.

Bei der Bildbearbeitung in Lightroom arbeite ich sehr gerne mit Masken. Dabei versuche ich, dem Licht eine klare Richtung zu geben und Details – insbesondere die Augen – zu betonen. Durch gezieltes Aufhellen und Abdunkeln entsteht so ein möglichst plastischer Eindruck des Motivs.

Meine Winterfütterung stelle ich euch bei Gelegenheit gerne noch genauer vor.

Für alle, die sich für das Thema interessieren, hier eine Buchempfehlung:

„Vögel füttern – aber richtig“ von Peter Berthold.

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John Douglas · 12. November

Super, prima. Danke, sehr interessant.

Randyderzweite · 12. November

Als Nicht-Wildlifer aber als Natur- und Tierfreund erstmal: Gute Idee! 👍

Bezüglich der Blaumeise empfinde ich allerdings das Original besser, weil natürlicher.

swe · 12. November

@Randyderzweite danke für dein Feedback bezüglich der Blaumeise. Leider tendiere ich dazu manchmal eher zuviel zu bearbeiten, irgendwie komme ich in Lightroom immer in so einen Flow 😅 Manchmal hilft es das Bild nochmals am nächsten Tag mit „frischen“ Augen anzuschauen.

Randyderzweite · 12. November

vor 35 Minuten schrieb swe:

@Randyderzweite danke für dein Feedback bezüglich der Blaumeise. Leider tendiere ich dazu manchmal eher zuviel zu bearbeiten, irgendwie komme ich in Lightroom immer in so einen Flow 😅 Manchmal hilft es das Bild nochmals am nächsten Tag mit „frischen“ Augen anzuschauen.

Komisch, das passiert mir nie!

Isch schwör!!! 😉🤣

Mr.Darcy · 13. November

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vor 17 Stunden schrieb swe:

Erfahrungen mit bestimmten Tierarten – Verhalten verstehen und vorausahnen
• Tarnzelte, Tarnkleidung und Hides
• Fernauslösung und Kamerafallen
• Natürliche Tarnung
• Artenbestimmung
• Ethik in der Wildtier-Fotografie
• Bildbearbeitung
• Spannende Locations, Naturschutzgebiete und persönliche Erfahrungen

Vorweg - ein super spannendes Thema.

Zu diesen Punkten will ich mal Bezug nehmen, denn ich habe Anhand dieser Aufzählung nicht das Gefühl, so richtig dazu zugehören.
Oder anders ausgedrückt, meine Art der Tierfotografie ist halt eine komplett andere.

Ich nutze keine Hilfsmittel, keine Zelte etc.. Um richtig anzusitzen hätte ich auch absolut keine Geduld.
Auch Dinge wie Kamerafallen etc. kämen mir nie in den Sinn. Ich mag Fotografie in allen Aspekten, aber das wäre für mich (!) keine Fotografie. Das wäre rein zweckgebunden.
Ich nutze auch keine Tarnung. Die Tiere sollen mich sehen und ich lasse ihnen den Freiraum, mir aus dem Weg zu gehen. Deshalb gehe ich auch eher zu Locations, wo Menschen/Fotografen üblich sind. Die dort lebenden Tiere sind Menschen gewöhnt und vor allem stört man sie nicht unnötig in ihrem Habitat. In meinen Bildern sieht man sogar, dass ich den Tieren Platz lasse. Ich nutze selten den kompletten Zoom Bereich, der mir zur Verfügung steht, um den Tieren in meinen Bildern auch "Platz" zu lassen. Oder sie halt als Teil der Natur darzustellen. Dass kann man sehen wie man will. Das ist meine "Ethik" in der Tierfotografie.
Ich bin auch nicht sonderlich interessiert an der Natur und der Tierwelt. Damit meine ich, dass ich kein Experte bin. Ich bin Genießer. Ich liebe es, in der Natur zu sein, ohne das ich jeden Baum und jeden Vogel kenne. Und wenn ich mal was wissen will hilft das Internet oder die KI. Mir ist dabei bewusst, das man sich so viele Motive entgehen lässt, weil man die Tiere eben nicht perfekt kennt. Alle meine Bilder sind eben "zufällig" entstanden.

Ich würde niemals Fotografen verurteilen, die die oben genannten Techniken nutzen. Im Gegenteil gilt ihnen mein Respekt und sie werden mit absoluter Sicherheit bessere Resultate erzielen als ich. Aber es ist eben nicht meine Art.
Ich gehe los und fotografiere gern die Tiere, denen ich zufällig begegne. Dabei möchte ich natürlich Bilder machen, die gut sind. Aber durch die zufälligen Begegnungen ist es natürlich logisch, das oft keine Zeit bleibt, Bilder perfekt zu komponieren. Damit muss ich halt leben.

Anbei noch ein (obligatorisches) Bild, das ich mag. Ich mag es, wenn Bilder einen gewissen Humor haben. Dokumentarische Bilder oder technisch perfekte Bilder gucke ich mir lieber im Bio Buch an ;).

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bearbeitet 13. November von Mr.Darcy

swe · 13. November

@Mr.Darcy Vielen Dank für deinen interessanten Beitrag. Ich kann deine Gedanken sehr gut nachvollziehen.
Genau das war meine Idee, dass unterschiedliche Herangehensweisen hier zu Wort kommen dürfen.
Ich bin ebenfalls überwiegend an Orten unterwegs, an denen sowieso Menschen sind. Auch wenn ich in Tarnkleidung, damit meine ich Jacke und Hose in „waldfarben“ an einem Weg ansitze, denke ich, dass ich die Tiere weniger störe als all die Jogger, Radfahrer, Hunde etc. welche ebenfalls durch den Wald laufen. Aber in einem ruhigen Moment habe ich leicht getarnt vielleicht die Chance, dass das Tier ein wenig länger bleibt. Fotografiere ich zum Beispiel einen Eisvogel auf dem Ansitz, dann warte ich solange bis dieser wieder weg ist, bevor ich mich bewege und meine Tarnung aufgebe. Oder zum Beispiel bei Fuchsbauten bin ich sehr vorsichtig und verzichte auch gerne auf ein Bild, wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich die Tiere störe würde.
Ich habe für mich (!) entschieden, dass ich nicht stundenlange Autofahrten auf mich nehme oder mit dem Flugzeug in ferne Länder reise, nur um bestimmte Tiere abzulichten. Gerade weil mir die Natur und der Schutz dieser sehr am Herzen liegt. Trotzdem verurteile ich absolut niemand der das macht.
Danke nochmals für deine spannende Sichtweise und tolles Bild 😃👍🏻

bearbeitet 13. November von swe

DRS · 14. November

Ich wohne ja mitten in der Natur und diese Art von Vögeln, wie viele Meisenarten, Rotkelchen, Gimpel, Kernbeißer, Zeisige, Amseln, Eichelhäher, Finken haben bei mir eigentlich wenig Scheu. Wenn ich ich jetzt mal eine Stunde in die Nähe der Futterstelle setzen würde, kämen die Meisen bis auf einem Meter ran, setzen sich sogar bei mir auf die Mütze etc. Man bräuchte also relativ wenig Brennweite, um sie gut fotografieren zu können. Das 50-140 oder ein 90er reichen da schon aus. Dazu setzen sie sich auf alles, was bei mir so herumhängt oder steht. Selbst auf einem Laptop saßen schon die Rotkelchen, wenn ich auf der Terrasse arbeite.

Ich baue ihnen dann meist im Herbst so eine schöne Futterstelle mit Tannenzweigen, alten Seilen etc., sodass es sich auch lohnt Fotos zu machen, nichts im HG stört und man sich eben das Foto im Vorfeld schon mal vorbaut. Man könnte sich jetzt gut und warm bekleidet einfach mal mitten rein setzen und ne Stunde warten, aber das ist eben dann auch sehr kalt. Unsere Fichte vor dem Schlafzimmer dekorieren wir weihnachtlich mit lauter Futter, Nüssen, Äpfeln, halben Kokosnüssen, die wir aufgehoben haben usw.. Sieht dann auch wie ein Weihnachtsbaum aus, nur die Vögel haben eben auch was davon und ihre Beobachter. Ein Eichhörnchen reicht allerdings um zumindest die Nüsse alle in einer Stunde da zu eliminieren.

Ich habe es im Winter/ Frühjahr mal versucht die Kamera einfach in die Nähe zu stellen und mit der App auszulösen, wenn sich was dorthin setzt, wo ich es haben wollte. Erstens hat das den Vorteil, dass man kurze Zeiten, lichtstarke Brennweite und niedrige ISO hat. Nachteilig ist, dass man nicht sieht, was man aufnimmt. Man muss sich natürlich auf die Vogelerkennung verlassen. beste Erfahrungen habe ich da mit dem 90er gemacht. Blende 2,8 und 400-800 ISO. Das steigert ungemein die Möglichkeiten im Vergleich zum Tele, welches ja bei 8 anfängt. Das Livebild hängt halt oft zu hinterher, um es sinnreich nutzen zu können. Außerdem funktioniert es bei mir schon sehr weit, also 50-60m habe ich es probiert. Man hört zwar die Kamera nicht mehr, aber es geht. Auf alle Fälle kann man so schöne natürliche oder auch lustige Bilder machen, ohne im Gebüsch zu sitzen bei Minusgraden. Man kann die Kamera immer mal umstellen. Das könnte ich mir auch in der freien Natur gut vorstellen, wenn man weiß, wo sie sind. Am Ende ist es aber auch bei mir freie Natur rundherum. Wenn ich im Wintergarten sitze und die Tür auf habe kann ich da gut auslösen und habe dann auch noch eine Kamera mit den 150-600 auf dem Tisch liegen, wenn mal was außergewöhnliches passiert. Wie gesagt sind diese Bilder alle auf 2 Quadratmetern bei mir vor dem Haus aufgenommen. Alle mit der H2/h2, die ferngesteuerten mit dem 90er, auch ein paar mit dem 15-600. Die Meise auf der Hand mit dem 33er.