Schärfentiefe Fujinon 50mm F2.0

[Stephan M.]

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Hallo zusammen!

Ich eröffne mal einen neuen Thread, da ich hier ein Phänomen ansprechen möchte, welches mir bislang bei vier für mich wichtigen Eisenbahnbildern entstand:

Zuvor möchte ich anmerken, dass ich mit meiner 50mm F2.0 absolut zufrieden bin, sei es bei der Portrait- oder Outdoor-Fotografie.

Letztere nimmt einen Großteil meiner Aktivitäten ein, speziell die Eisenbahnfotografie - fahrende Züge mit Landschaft- .

Die meisten Bilder werden absolut brilliant mit bester Schärfentiefe (F7.1 ; ISO 500 ; 1/800):

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oder hier (F2.2 ; ISO 1000 ; 1/800):

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Doch dann gibt es trotz ordnungsgemäßer Fokussierung solche Ergebnisse (F4.5 ; ISO 250 ; 1/550):

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Der Hintergrund wurde partiell nachgeschärft, dennoch erkennt man an den Bäumen im Hintergrund noch eine unattraktive Unschärfe.

Ebenso beim heutigen Bild (F4.5 ; ISO 320 ; 1/950):

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Ich habe das Bild bereits ganzheitlich vorsichtig nachgeschärft. Der Fokuspunkt lag vor dem Triebwagen auf dem Gleis.

Wie fotografiere ich?

Bei der Fotografie mit fahrenden Zügen verwende ich ausschließlich den AFS, also den statischen AF. Ebenso nutze ich den Einzelbild-AF.

Vor Ort wähle ich den Fokuspunkt, an dem der Zug eintreffen soll, fokussiere ihn mit dem AF (zweitkleinste Fokusgröße - grünes Viereck) an und korrigiere bei halb gedrücktem Auslöser nachher fein. Anschließend speichere ich den Fokus. Stets arbeite ich mit Stativ und Fernauslöser.

Auffallend ist, dass dieses Hintergrund-Unschärfe-Phänomen bislang bei den Blendenwerten F4.5, 5.0 und 5.6 auftrat.

 

Nun meine Vermutung:

Da es sich um eine Portrait-Festbrennweite handelt, vermute ich, dass bei einem gewählten Fokus an den Bildseiten (bei Berücksichtigung der Haupt-AF-Felder!) das Zusammenspiel von AF und interner Bildverrechnung dazu führt. Beim letzten hier gezeigten Bildern "denkt" meine XT-2, dass ich die Front der Lok, bzw. des Triebwagens portraitieren wollte, womit eine für mich ungewollte Hintergrundunschärfe (Bokeh) entsteht. Wie seht Ihr das?

Würde sich das 16-55mm F2.8 hier womöglich anders verhalten?

Ich nutze die 27mm F2.8 und die 50mm F2.0, da ich kompromisslos die allerbeste Bildqualität anstrebe. Ich weiß nicht, ob das 16-55mm F2.8 hier mithalten kann.

Ich sage schonmal Danke und verbleibe mit Besten Grüßen!

Stephan

bearbeitet 6. Januar 2020 von Stephan M.

[lichtschacht]

Mit "Portrait-Festbrennweite" und interner Bildverrechnung hat das nichts zu tun.

Beim 3 Bild ist es die heiße Abluft des Triebwagens und beim 4 hast du nicht genug abgeblendet und bist für die eingesetzte Blende zu dicht dran.

Google mal nach Schärfentiefe Rechner und dann kannst du das Sensorformat wählen und die Parameter einstellen (verwendetes Objektiv, Entfernung zum Motiv...).

Ich weiß ja nicht welche Kamera du benutzt, aber Fujikameras können dir die Ausdehnung der Schärfentiefe auch im Display anzeigen.

[zzeroz]

allgemein: die kamera denkt hier überhaupt nicht und berechnet nichts individuell. hier schlägt einfach die physik zu. brennweite, blende und abstand zum objekt (fokuspunkt) definieren die maximale schärfentiefe. wenn du schon so nah dran sein willst bei der aufnahme, solltes du den fokuspunkt nicht vor das objekt setzen, sondern entweder direkt auf die frontfläche der lok, oder ein kleinwenig dahinter. letzteres hilft ggf. noch etwas mehr schärfentiefe zu erlangen. zwar liegt immer der größte bereich der schärfentiefe hinter dem fokuspunkt, ein teil liegt aber auch noch davor.

zum bild #4: 50mm brennweite bei blende 4,5 geben bei (grob geschätzem abstand zum fokuspunkt von 10 bis 15m) nicht mehr als gute 5 bis 6 meter schärfentiefe hinter dem fokuspunkt. dann wirds halt danach unscharf.

bearbeitet 6. Januar 2020 von zzeroz

[Manzoni]

Wie meine Vorredner bereits schrieben : reine Physik 

brennweite+Blende+distanz=schärfentiefe

 

gibt schöne apps zum Thema 

[Stephan M.]

Vielen Dank für Eure sachlichen Antworten, die mir auch weiterhalfen, in der kurzen Zeit!

In Konsequenz bedeutet dies für mich: Beim nächsten Motiv mit schwierigen Lichtverhältnissen, wo Blenden von 2.0 bis 5.6 gefragt sind und wo der Zug im Vordergrund erscheinen soll, werde ich den Fokuspunkt mittiger setzen, damit auch der Hintergrund scharf abgebildet wird.

Höheres ISO fürs Abblenden zu verwenden, kann wiederum kontraproduktiv sein. Dies gilt es mit dem Umgebungslicht zu vereinbaren.

Beste Grüße

Stephan

[schorschi2]

Hallo Stephan,

deine Angst vor höheren ISO-Werten solltest du mit Versuchen ablegen. Die Fuji 's sind da auch mit 3200 noch lange nicht am Ende.  Anna (rednosepit) lebt als Profi von ihren Pferdeshow Bildern, die in schlecht/ungünstig beleuchteten Reitsporthallen noch bei deutlich höheren ISO-Werten entstehen. Natürlich reden wir hierbei nicht über jpg bei solchen extremen Anforderungen.

Deine Annahme die Schärfeebene mittiger zu legen ist in meinen Augen ein neuer möglicher Fehlerpunkt, weil sich die Ausdehnung ~1/3 vor und 2/3 hinter den Fokuspunkt erstreckt. Die schon genannten Rechner zeigen dir das gut.

Und falls du AF+MF aktiviert hast wäre das eine weitere Fehlerquelle. Damit wird die Fokusprio ausgehebelt.

schorschi

bearbeitet 7. Januar 2020 von schorschi2
Schlaufon Verschlimmbesserung korrigiert

[Manzoni]

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An deinem zweiten bild F2.2 ; ISO 1000 ; 1/800):sieht man dochganz gut, dass das Problem die Offenblende ist......

grüsse

manfred

[Manzoni]

...probiere doch mal folgendes aus:

cam auf stativ, so wie du das sonst auch machst....fokus auf kühler deines stehenden pkws und relativ nah, so dass das auto gerade noch formatfüllend bis zum Kofferraum auf dem bild ist, dann ne blendenreihe beginnend mit f2 machen....je kleiner die blendenzahl, dest unschärfer das heck.

wiederhole dann den Versuch nochmals ca 2-3 Meter weiter vom Auto entfernt, die grösseren Blendenzahlen werden deutlich « unproblematischer » in bezug auf die Schärfe.

Manfref

[Anton von der Gathe]

OT: Die beschriebene Methode des Fokussierens ließe sich einfacher erreichen, durch Stellen der Kamera auf Manuellen Fokus und durch Drücken von AF-L die Kamera auf die Gleise vorfokussieren zu lassen? 

[mhensche]

vor 16 Stunden schrieb Stephan M.:

Beim letzten hier gezeigten Bildern "denkt" meine XT-2, dass ich die Front der Lok, bzw. des Triebwagens portraitieren wollte, womit eine für mich ungewollte Hintergrundunschärfe (Bokeh) entsteht. Wie seht Ihr das?

 

Moin,

ich vermute, du denkst hier in die Richtung der modernen Smartphones, die sowas im Porträtmodus machen. Tatsächlich erwarte ich auch, dass so eine Funktion irgendwann mal in Einsteigerkameras wandern wird. Aber aktuell ist, so wie oben beschrieben, die kamerainterne Bildverarbeitung noch nicht zu solchen Leistungen imstande oder zumindest noch nicht programmiert. Es werden "lediglich" die jeweiligen Bildlooks (aka Filmsimulation) angewendet sowie ggfs. Objektivkorrekturen eingerechnet.

Der Rest wurde schon gesagt

[Peter Lienau]

Am 6.1.2020 um 16:03 schrieb Stephan M.:

…

Ebenso beim heutigen Bild (F4.5 ; ISO 320 ; 1/950):

 

Ich habe das Bild bereits ganzheitlich vorsichtig nachgeschärft. Der Fokuspunkt lag vor dem Triebwagen auf dem Gleis.

…

Hallo Stephan, ich habe mir auf das Handy eine App geholt, die mich an solchen Stellen unterstützen kann. Nehme ich jetzt mal an ich hätte mit meiner X-Pro2 und dem 50 mm F2WR dort gestanden und der Abstand zum Motiv beträgt ca. 10 m, dann sagt mir mein Handy zu dieser Aufnahmesituation mit den von Dir angegebenen Werten folgendes:

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Die Tiefenschärfe betrüge 8,2 m von den jedoch nur 5,6 m hinter dem Fokuspunkt liegen würden.

Ich kann auch die Ansicht bekräftigen, dass man keine sooo große Befürchtungen bei etwas höheren ISO Zahlen haben muss. Wenn es das Motiv erfordert, dann würde ich ohne Bedenken bis auf 3.200 rauf gehen.

VG
Peter.

[ing]

Den Ehrenkodex der Trainspotter kenne ich nicht. Falls er darin besteht, einen Zug von vorne bis hinten scharf zu bekommen, dann gibt es in der Praxis eine einfache Lösung: Blende zu, Belichtungszeit so kurz wie nötig und die ISO anpassen. Fokusieren kann man mit AF-C auf die Front. Solange genug Licht da ist, wird das Rauschen kein Problem sein.

Interessanter werden die Bilder für mich aber, wenn man mit offener Blende auf die Front fokusiert und der Rest des Zuges in die Unschärfe übergeht. Oder man fixiert einen interessanten Waggon oder ein Detail des Zuges. 

[Parallaxe]

vor 4 Stunden schrieb ing:

(...) Fokusieren kann man mit AF-C auf die Front. (...)

Ich würde das in dem Fall viel einfacher machen, nämlich mit der sogenannten "Fokusfalle". Das geht bei Zügen ja ganz prächtig, denn der Fahrweg ist vorgegeben, da springt nichts unerwartet von links nach rechts. Also ganz in Ruhe Fokusfalle einrichten, und vorher, wie du schon sagtest, Blende schließen (er will wohl alles von vorne bis hinten scharf haben), Belichtungszeit an die Geschwindigkeit anpassen und den Rest mit der ISO regeln.

Frank

bearbeitet 9. Januar 2020 von Parallaxe

[Stephan M.]

Hallo zusammen!

Nachdem ich eine Woche kein Internet hatte, kann ich mich nun für Eure weiteren, meist hilfreichen Antworten bedanken!

Drei Punkte führe ich nochmal aus:

- "Angst" vor hohen ISO-Werten: Ich kaufte mir u.a. die XT-2 wegen ihres ausgezeichneten Rauschverhaltens. Daher nutze ich in seltenen Fällen auch schon mal ISO 3200. Meist jedoch höre ich bei ISO 1600 auf, weil es die Umgebungslicht-Situation schlichtweg nicht erfordert. Beim zuletzt gezeigten Bild mit dem roten Triebwagen wählte ich aufgrund des schrägen Gegenlichtes nur ISO 320.

- Richtig wäre es gewesen, einen höheren Blendenwert ab F5.6 zu verwenden. Dies bestätigt sich durch die Schärfentiefe-App. Danke für die ansprechende Ausführung! Ich installierte die APP "dof" (depth of field). Ich hatte echt nicht geglaubt, dass man bei F4.5 eine doch so geringe Schärfentiefe im Verhältnis zu F6.4 ect. bekommt. Nun weiß ich es besser.

- AFS / AFC: Mit meiner damaligen Canon EOS 650d habe ich stets den Verfolgungs-AF benutzt. Bei meiner XT-2, die weitaus qualitativ höherwertigere Bilder anfertigt, merkte ich bei AFC, dass die Lokomotiv-Fronten eben nicht immer scharf abgebildet werden. Daher verwende ich den statischen AFS mit Einzelpunkt-AF, weil ich ja weiß, wo im Bild der Zug erscheinen soll. Mit der 27mm F2.8 hatte ich beim reinen AF-Betrieb einen Front-Fokus (natürlich bei ausgeschalteter Gesichtserkennung!)  und so schickte ich für lange 6 Wochen die Kamera samt FB ein. Gebracht hat es nichts, denn es war ein handwerklicher Fehler. Somit fokussiere ich mit dem AF den vorgewählten Punkt im Bild an, korrigiere dann mittels AF-Lupe und Fokus-Peaking bei halbdurchgedrücktem Auslöser manuell und speichere mittels AF-L. Funktioniert immer und äußerst zufriedenstellend.

Viele Grüße

Stephan

bearbeitet 16. Januar 2020 von Stephan M.

[Parallaxe]

@Stephan M.

In deinem Fall bietet sich auch an, mit dem Serienbild-Modus zu fotografieren und dann die beste Aufnahme auszuwählen. 

Frank

[Stephan M.]

Hallo Frank,

den Serienbild-Modus "High" nutze ich natürlich. Ohne ihm ist das Fotografieren mit bewegter Objekte nahezu Glücksache. 😉

VG Stephan

[ing]

Auch ne Lösung. Einfach ballern, irgendein Treffer wird sich schon finden.

Das mache ich selbst bei Motorsportaufnahmen selten. Ein gezielter „Schuss“ ist oft zielführender. 

[Parallaxe]

vor 41 Minuten schrieb ing:

Auch ne Lösung. Einfach ballern, irgendein Treffer wird sich schon finden. (...)

Du meintest mich damit wegen meines Vorschlags an den TO, in besagtem Fall die Serienbildfunktion zu nutzen? Falls ja: Darf ich erfahren, wieso du meinen Vorschlag so despektierlich kommentierst? Erkläre mir bitte, welchem Fotografen hier im Thread du "ballern" und zielloses fotografieren unterstellst.

[ing]

@Parallaxe, Dich hatte ich gar nicht gemeint, sorry, wenn‘s so rübergekommen ist.

@Stephan M., ich habe gelernt, dass die schnelle Serienschaltung ein paar Glücks- aber viele Unglückstreffer erzeugt, weil die Kontrolle durch den Fotografen teilweise verloren geht. Ich glaube, dass eine gezielte Auslösung bei etwas Übung zu besseren Ergebnissen führt, besonders dann, wenn die Bewegung vorherzusehen ist. 

 

[Stephan M.]

@ing:

Seit mittlerweile 10 Jahren fotografiere ich fahrende Züge und ich weiß sehr wohl, warum man da die Serienbildfunktion nutzt. Bei 8 Bilder/Sekunde sind es kleinste Stückchen, in denen sich der Zug weiterbewegt. Schau einfach auf meinen Flickr-Account, um zu sehen, was mir das "Herumballern" so brachte...

https://www.flickr.com/photos/158841349@N08/albums

Für mich ist das Ursprungsthema geklärt. Vielen Dank für alle Kommentare und Tipps. Ab jetzt kommen wir vom Thema ab. Eine Grundsatzdiskussion, wie man fahrende Objekte fotografiert, lehne ich bei diesem Thread ab.

Viele Grüße

Stephan

bearbeitet 16. Januar 2020 von Stephan M.

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