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Ich hab ein paar Dinge aus der DDR für euch, die ich mitnichten ausgeblendet habe. Ich war ein privilegiertes DDR Kind, mein Vater war nämlich Staatsbediensteter, er war bei der Feuerwehr (nicht immer, aber mit Verpflichtung bei der NVA für 3 Jahre nach der Ausbilung, hatte er schon einen super Lebenslauf in der DDR).
Wir waren so "wohlsituiert" dass wir zeitweise 2 Autos besessen haben (und sein caprigrün-metallic Polski FIAT war sein ganzer Stolz, bis ihm 1995 einer reingefahren ist. Dann hat er sich n BMW gekauft). Wir hatten auch aufgrund seines Jobs ein Telefon. Ja, das war ganz Besonderes. Ich weiß unsere Telefonnummer noch. Für 50 Pfennig kam man ins Freibad.
DDR war halt auch eine 135qm 5 Raum Wohnung für 75 Mark Miete. Leckerste Handwerksbrötchen für 5 Pfennig.

Natürlich hatte ich ne super Kindheit. Dank Staatsjob hatten wir nämlich immer tolle Ferienplätze. Solange er Uniform trug, durfte mein Vater im ganzen Land gratis ÖPNV nutzen.
Der eräwhnte Messegast - das war übrigens Gang und Gebe, hier in Leipzig, DER Messestadt der DDR. Es kamen stets soviele Gäste zu grossen Messen, dass die Hotels nicht ausreichten (es gab ja keine privat betriebenen), so dass Privatleute Gäste aufnehmen durften - aber natürlich auch nicht jeder. Wir hatten Glück, mein Vater hatte eine tadellose Reputation. Natürlich bekam ich dadurch als Kind schon Westsüßigkeiten zu essen, habe stolz die abgetragenen Wrangler und Diesel Jeans seiner Familie aufgetragen - ja auch in der Schule. Ich böses, böses Kind! Natürlich wurde über mich getuschelt. Natürlich gab es Kinder, die mich auf Geheiß ihrer Eltern gemieden haben, weil ich ja offenbar zu ner Verräterfamilie gehörte. Aber natürlich waren auch immer alle scheissfreundlich zueinander.

Als Kind war ich chronisch krank und daher nicht krippetauglich, es war selbstverständlich, dass meiner Mutter daraufhin eine Heimarbeit zugeteilt wurde, damit sie sich um mich kümmern konnte. Was das aber im Umkehrschluss hiess, will auch keiner wissen: tagsüber Mutter und Ehefrau (da gabs ja noch 2 Halbwüchsige Rotzbengel, ich war der Nachzügler), nachts Pinsel hergestellt und Klebstoff geschnüffelt. Nach der Wende schlagartig arbeitslos und dann noch auf "Drogenentzug". Selten eine Nacht wirklich viel geschlafen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf war auch da nur halbseiden, wenn auch deutlich besserer Ansatz mit der Selbstverständlichkeit der Heimarbeit. Dazu kam halt, dass mein Vater 24h arbeitete, 24h daheim war und davon natürlich auch erstmal einiges schlief, wenn er um 7 morgens heimkam. Mit der Wende kam die Verbesserung: 24h arbeiten, 48h frei. Aber ja - ich kann diese konservativen Hornochsen nicht verstehen, für mich war es immer normal, dass Mütter arbeiten gingen und nicht daheim am Herd vergammelten. Für uns Rotzplagen war ja gesorgt: Vereine, Pionierunternehmungen, Ferienspiele, Schul-AGs am Nachmittag, Schulhort....

Es war bei uns total normal, dass die Kiddies nachmittags mitm Handwagen durchs Viertel zogen und an fremden Türen bimmelten und nach Altpapier fragten. 5 Pfennig gabs fürs Kilo. Leere Einweckgläser brachten 5 pf das Stück. Und neben Altpapier gabs im Sommer immer was kaltes zu trinken und ab und an Kekse, n Brötchen, Obst oder mal ein Eis. Selbst hier in der Großstadt, sowas kennen die Leute heute nur noch vom Dorf.

Aber auch das war DDR: Sobald man reden konnte, wurde einem gesagt, man muss die Klappe halten "das darfste keinem erzählen!" denn - und das wussten wir genau - man wusste nicht, wem man trauen konnte. Und als Paps dann seine Stasiakte abholte, fiel er auch aus allen Wolken, wer uns und besonders ihn bespitzelt hatte. Und so manche dieser Leute profitierten auch davon, dass er aufs Dach gekraxelt war, die Antenne umgebaut hatte, damit wir Westfernsehen guggen konnten.
Wir waren uns der Absurdität unserer Wahlen auch völlig bewusst. Es gab ja Alternativen zur Wahl. Aber wehe, du hast auch nur mal drüber nachgedacht, NICHT die SED zu wählen. Alles optisch schön "heimlich", aber wehe du hast das Kreuz an der falschen Stelle gemacht, natürlich wusste man das sofort und ab da wurde es unbequem.
Es gab auch Nachbarn, die waren dermaßen rote Socken, da konnteste schon auf 10km gegen den Wind riechen, der will dich bespitzeln. Was man natürlich sofort entlarven konnte.
Es gab aber auch Menschen, die von dem System völlig überzeugt waren, sie kannten nichts anderes und waren am Boden zerstört und hilflos, als da plötzlich "sofort und unverzüglich..."

DDR war auch Manfred Krug oder Nina Hagen, die man nicht mehr haben wollte. Die waren zu systemkritisch.
Oder Pakete aus dem Westen, die ganz selbstverständlich geöffnet wurden und was denen nicht passte, oder jemand selbst haben wollte, fehlte dann eben im Paket.

DDR war auch, frisch verheiratet deine Wohnung mit einem anderen Paar teilen zu müssen. Erst wenn du Familie gegründet hast, stand dir ne eigene zu (im Falle meiner Eltern: als das zweite Kind unterwegs war, mussten die anderen dann ausziehen).
Auch der Intershop war DDR - mit "Spielgeld" wie mein Papa es immer nannte. Die sogenannten Forum Schecks. Die hatten wirklich eigentlich keinen Wert, bunt bedrucktes Papier. Aber nur damit (und mit westlichen Devisen) konnte man im Intershop westliche Waren erwerben. Der rote JVC Recorder meines Vaters existiert noch immer. Und meine "Metschies" (Matchbox Autos), die gibts auch noch irgendwo. Aber natürlich kaufte der treue DDR Bürger dort nicht ein, nie und nimmer nich. Blöd nur, dass mein Vater vergünstigt ans Spielgeld rankam durch seinen Job....ich hab den Geruch immer noch in der Nase, wie es dort roch. So roch für uns der Westen.
DDR war auch "Bückwaren". DDR war auch, dass der Staat dem Bauern das Kilo Kirschen für ne Mark abkaufte, um es dann im Dorfladen für 50 Pf das Kilo zu verkaufen. Nein, ich hab die Zahlen nicht verwechselt. Es gab vieles einfach nicht. Aber das haben wir dann auch nicht vermisst.

Auch zum Ende hin, wenn dein großer Bruder montags in der Stadt war und man nicht wusste, ob er wiederkommt. Und trotzdem - bin ich auch stolz auf meine Stadt, denn sie war die treibende Kraft hinter der Revolution, der Ausgangspunkt und ja, wir haben das völlig gewaltfrei geschafft, eine Revolution auszulösen. Muss uns ja auch erstmal einer nachmachen. Wir wollten nur freie Wahlen und Reisefreiheit. Wir wollten jetzt nicht gleich unser Land in die Mülltonne kippen.

DDR war Überwachungsstaat. "Horch und Guck" war immer und überall. Darum können wir nur lachen, wenn sich jemand über Überwachsungskameras in Innenstädten und an Bahnhöfen aufgeilt "sind wir hier bei der Stasi oder was" - Junge, du hast ja keine Ahnung.
Mir gehts auch gepflegt am Arsch vorbei, wenn Unternehmen wie Payback wissen, was ich gerne kaufe. Schön für euch, backt euchn Keks. Ich krieg wenigstens was dafür, früher hat mich keiner dafür bezahlt, dass er mich "belauschen" durfte.

Für den Großteil der 17 Mio DDR Bürger war DDR aber einfach das Zuhause. Das Land in dem sie nunmal lebten und in dem sie sich eingerichtet hatten. Mit Dachzelt aufm Trabi und Datsche oder Kleingarten.
Das System war streckenweise sehr gut im Ansatz, es gab viel Brauchbares (Schule, Kita, Familienverträglichkeit, Sero etcpp). Es war aber auch ein Scheisssystem. Vor allem verlogen und heuchlerisch. Aber was hätten wir denn daran ändern können? Nichts, jedenfalls nicht mit Wahlen oder so. Wir haben das auch nicht vergessen. Aber wie auch nach einer zerbrochenen Beziehung oder am Ende einer Reise: wir erinnern uns an das, was schön und wichtig für uns persönlich war. Der Rest wird abgeheftet unter Erfahrungen und hervorgeholt, wenn er gebraucht wird.

Ich war übrigens knapp 9 als die Mauer fiel. Ich war ein Kind, aber ich hatte zwei deutlich ältere Brüder und ich war mitnichten aufn Kopp gefallen. ich wusste, was vor sich ging. (Gabs in der DDR nicht, aber heutzutage hätte ich in der Grundschule 1-2 Klassen übersprungen und hätte Hochbegabtenförderung erhalten. Ich konnte bei Einschulung bereits lange lesen. Damit will ich nicht angeben, nur deutlich machen, dass ich zwar jung an Jahren war, aber sehr genau schon damals wusste, was los war. Was mir viele eben auch gern absprechen wollen - du warstn Kind, du kannst nichts wissen.) Bei jemandem, der schon Teenager war und vielleicht die ersten Gedanken an die Zukunft hatte, kann das Ganze noch deutlich traumatischer sein, da kann ich den TO vollends verstehen, dass er noch mehr taumelt mit seiner Zugehörigkeit. Mein Bruder war alt genug, um im Feb 90 die Tasche zu packen und in den Westen zu gehen. Der andere folgte ihm 2 Jahre später. DAS war traumatisch für mich. Schwupps, war mein grosser Bruder fort. Und wie lange wir uns abends die Finger wund wählen mussten, bis der Ruf mal durchging. Kannste heute auch keinem mehr erzählen, die stecken dich inne Klappse, weilses nich glauben.

Und wer die DDR kacke findet: sie wurde von einem Wessi "gemacht" und regiert. Ätsch.😋

(Entschuldigt den Exkurs, aber ich glaube, der ein oder andere findet das durchaus interessant. Und ich hoffe, es platziert meinen Frust in besseren Kontext. Nur weil wir nicht pausenlos drüber reden, oder eben einfach lieber über die anderen Dinge, heisst das nicht, dass wir keine Ahnung haben oder iwas untern Teppich kehren.)

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@danysnet

 

Herzlichen Dank für die sehr eindrücklichen Erinnerungen, die du hier mit uns teilst. Das ein oder andere kannte ich schon, aber so wie du es hier im Kontext gebracht hast, empfinde ich es als spannend und bereichernd. Von daher bin ich heilfroh, dass hier der Thread noch offen gelassen wurde, denn es trägt auch zur Verständigung bei.

Ich reise gerne und in den letzten Jahren auch häufiger nach Sachsen. In Radeberg haben wir eine Unterkunft und von dort aus die Sächsische Schweiz und natürlich Dresden erkundigt. Die Gespräche und der Kontakt sind für mich immer schon interessant gewesen, gerade auch, weil ich als Steppke meine Erlebnisse in der damaligen Zone hatte.

1990 bin ich das 1. Mal nach der Maueröffnung zusammen mit meinem Vater nach Eisenach, Jena, Dresden und Rostock gefahren. Ich weiß noch, welche Gefühle mich damals beschlichen und ich es als unwirklich wahrgenommen habe, "einfach so" über die Grenze fahren zu können. Irgendwie war es eine Mischung von Ausland bis "verbotenem Territorium". Dann die Ost Cola aus dem HO in Dresden - ehrlich, ich weiß bis heute nicht, ob die gepanscht war, für mich war sie nicht trinkbar.

Ich bin heilfroh für die später gemachten Erlebnisse und Entdeckungen. Zuletzt letzten Herbst mit dem DDR Museum in Dresden, wo wir neben der Führung uns auch anschließend ausgetauscht haben. Anschließend haben wir bunt gemischte Gruppe uns über unsere Wahrnehmungen ausgetauscht und es entwickelte sich ein reger Austausch - so wie gerade auch hier.

Mir fallen auch gerade wieder die Gespräche in den 90ern mit Ex-DDRlern ein, die zwischenzeitlich bei Umzugsfirmen gebuckelt haben (als Kind des Ruhrgebiets würde ich eher malochen dazu sagen) und wo ich bei den Erzählungen spürte, was die mitgemacht haben in dem Spitzelsystem und wie das unweigerlich zur Verunsicherung beigetragen hat. Ich kann auch verstehen, das die Herausforderungen der Wendezeit bis heute nachwirken. Irgendwie war das wirklich ein Bruch in der Lebensführung und die Notwendigkeit, sich auf ein ganz anderes System einzustellen. Da war vieles mit der heißen Nadel gestrickt und mit den nunmehr erneuten Veränderungen kann ich auch verstehen, dass es dem einen oder Anderen einfach auch mal genug ist.

 

Aber ganz ehrlich, ich bin noch immer froh, dass die Mauer gefallen ist, ich viele schöne und interessante Momente und Menschen seitdem kennenlernen durfte und auch, dass wir uns hier gerade austauschen. Meinen Respekt hat jeder, der sich bei dieser Historie nicht aufgegeben hat und ich verstehe sehr gut, dass die positiven Momente und Dinge, die das Leben einmal schöner gemacht haben, natürlich nicht in Vergessenheit geraten sollen... Warum auch....

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@forensurferDas ist Vita Cola, die gibts heute noch. Da ist Zitrone drin und ja, seit ich bei der Spartakiade (Teil des Deutschen Turn und Sportfestes im Stadion der Hunderttausend - die letzte), an der ich 1987 als Einschulungskind teilnehmen "musste", Coca Cola zu saufen bekam, kann ich das auch nimmer trinken lol. Aber als Kind hab ich es trotzdem mit grossen Kulleraugen genommen, weil es war Cola, das war was für die Großen. Mein Bruder schwört bis heute auf Vita.

Ja, als der Euro kam - stöhnten alle. Aber für uns wars schon die zweite Währungsreform in vergleichsweise kurzer Zeit. Einfach mal so reingeworfen jetzt, als eine Sachen von vielen - die Wende war für uns Ossis schon ein Kraftakt. Schätze manch einem ist das gar nicht klar, was da alles passiert ist und was das wirklich für ein normales bürgerliches Leben bedeutet hat. Denn im Westen blieb ja alles beim Alten.

Das DDR Museum in Berlin hat, wie ich finde, einen sehr guten Konsenz gefunden zwischen Aufklärung über den mistigen Teil auf der einen, und dem normalen Alltag auf der anderen Seite. Meine Empfehlung, wer sich näher damit befassen möchte.
Das Zeitgeschichtliche Forum in Leipzig hingegen wurde wohl von einem Wessi kuratiert - anders kann ich mir so manchen Text an den Ausstellungsstücken nicht erklären. Das ist schon auch ziemliches Miesgerede. Ausgerechnet in unserer Stadt, das ist schade.

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Weder waren im Osten alles Verlierer, noch im Westen alles Gewinner. 

Und für die Strumpfhose der Freundin brauchte man keinen Trabi, die konnte man auch in einem BMW als Keilriemenersatz nutzen. Für Nachbarschaftshilfe und Zusammenhalt braucht es auch keine Mangelwirtschaft und Denunziantentum. Das ist genauso wenig ein gutes Argument für die DDR, wie z.B. seinerzeit die ach so dolle Kameradschaft für den Wehrdienst. 

Ich kann nicht verstehen, dass man heute noch in dieser Ost-West-Schiene festhängen kann. 
 

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In allen Formularen, die ich kenne, wird zum einen der Geburtsort abgefragt und zum anderen die Staatsbürgerschaft. Mag aber sein, dass die Schweiz das anders handhabt. Mit Staatsbürgerschaft ist immer die aktuelle gemeint - und da ist es dann sogar egal, wenn der Geburtsort geteilte Nationalität aufzuweisen hatte - Stichwort Berlin.

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Mir ging es überhaupt nicht darum, Menschen, die in der DDR aufwuchsen bzw. lebten, in irgendeiner Form zu diskreditieren.
Vielmehr darum, dass man die ehemalige SED-Dikatur nicht versucht, schön zu reden.

Wozu führten die, auch nach DDR Maßstäben, viel zu niedrigen Mieten? Man möge sich an die Bausubstanzen um 1990 ganz vieler Häuser in allen Städten und Gemeinden erinnern.
Klar gab es Privilegierte, wie es @danysnet selbst schon darstellte. Aber es gab eben die Einbahnstraßendiktatur mit der Bespitzelung und Willkür gegenüber denjenigen, die das nicht wollten, etc. etc.

Das alles hat aber nichts damit zu tun, dass man, wenigstens zeitweise, in so einem Staat leben musste.
Ich habe keinerlei Vorbehalte gegenüber Menschen aus der ehemaligen DDR, unsere Nachbarn stammen aus Thüringen, sind bei uns heimisch geworden und wir mit ihnen gut befreundet. Das alles halte ich für normal. Wir haben Urlaub schon in fast allen Ost-Bundesländern gemacht (ausgen. Sachsen-Anhalt) und sind mit den Einheimischen immer sehr gut klar gekommen. Schließlich sind wir alle Bürger eines Staates.

Das politische System der ehemaligen DDR hat bewusst Wohnraum und Grundnahrungsmittel billig gehalten, dafür durfte man auf einen Trabi viele Jahre warten und die Waschmaschinen, die im Land produziert wurden, verkauften Quelle und Neckermann an Westdeutsche. Und ja, aktuell fehlt bei uns viel zu viel bezahlbarer Wohnraum, während sozial geförderter Wohnraum, der aus der Zeitbindung fällt, kaum Ersatz bekommt.

 

bearbeitet von PrimaFoto
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Am 4.6.2023 um 03:26 schrieb EmHa:

Ich kann nicht verstehen, dass man heute noch in dieser Ost-West-Schiene festhängen kann.

So geht es mir auch bei dem Thread. 
Und das nur wegen eines Formulars… 
Ich bin selber in der DDR groß geworden, zur Wende war ich 23. Die Kündigung folgte auf dem Fuße. 
Ich will die Zeit nicht missen, obwohl ich auch eine prall gefüllte Stasi-Akte habe, ich weine aber auch nichts nach (außer manch Wurst- und Backprodukt).

Damals gab es kurzzeitig einen Spruch im Osten: „Ihr könnt uns schlucken, aber ihr schluckt einen Igel.“ Als Kohl dann mit blühenden Landschaften und Westmark wedelte, hat der Igel schnell seine Stacheln abgeworfen. 

Der „Runde Tisch“ hatte Ideen für Transformationen, letztlich wurde es ein Ramschverkauf über die Treuhand. Vom Volkseigentum blieb nix fürs Volk  

Hätte ich daran was ändern können?
Nö, und darum blieb nur die Möglichkeit, die eigene Einstellung dazu zu ändern. 
Blick nach vorn und Attacke, die eigenen Ideale nicht aus den Augen verlieren und das beste draus machen. 

Heimat ist für mich, wo ich mich wohl fühle. Das kann auch morgen ganz woanders sein. Und für echte Freundschaften gibts keine geografischen Grenzen. Fühle ich mich entwurzelt, weil es den alten Staat nicht mehr gibt? Warum sollte ich, Veränderung ist der Lauf der Welt. 

bearbeitet von wurzelwaerk
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vor 7 Minuten schrieb wurzelwaerk:

So geht es mir auch bei dem Thread. 
Und das nur wegen eines Formulars… 
Ich bin selber in der DDR groß geworden, zur Wende war ich 23. Die Kündigung folgte auf dem Fuße. 
Ich will die Zeit nicht missen, obwohl ich auch eine prall gefüllte Stasi-Akte habe, ich weine aber auch nichts nach (außer manch Wurst- und Backprodukt).

Damals gab es kurzzeitig einen Spruch im Osten: „Ihr könnt uns schlucken, aber ihr schluckt einen Igel.“ Als Kohl dann mit blühenden Landschaften und Westmark wedelte, hat der Igel schnell seine Stacheln abgeworfen. 

Der „Runde Tisch“ hatte Ideen für Transformationen, letztlich wurde es ein Ramschverkauf über die Treuhand. Vom Volkseigentum blieb nix fürs Volk  

Hätte ich daran was ändern können?
Nö, und darum blieb nur die Möglichkeit, die eigene Einstellung dazu zu ändern. 
Blick nach vorn und Attacke, die eigenen Ideale nicht aus den Augen verlieren und das beste draus machen. 

Heimat ist für mich, wo ich mich wohl fühle. Das kann auch morgen ganz woanders sein. Und für echte Freundschaften gibts keine geografischen Grenzen. Fühle ich mich entwurzelt, weil es den alten Staat nicht mehr gibt? Warum sollte ich, Veränderung ist der Lauf der Welt. 

Es ist schön zu hören, dass du die Lebensveränderungen so gut verarbeitet hast. Ich kann aber TO durchaus verstehen, wenn er das nicht konnte und damit auch so stehen lassen.

Unsere Lebenswege sind so unterschiedlich, da können wir uns letztlich nur bemühen, für die Menschen da zu sein, ihnen ohne Wertung zuzuhören und vielleicht so auch zu deren "Neuanfang" egal in welchem Alter beizutragen.

Das ist doch das, was das Leben für alle Menschen lebenswerter macht, oder?

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vor 3 Stunden schrieb forensurfer:

Es ist schön zu hören, dass du die Lebensveränderungen so gut verarbeitet hast. Ich kann aber TO durchaus verstehen, wenn er das nicht konnte und damit auch so stehen lassen.

Unsere Lebenswege sind so unterschiedlich, da können wir uns letztlich nur bemühen, für die Menschen da zu sein, ihnen ohne Wertung zuzuhören und vielleicht so auch zu deren "Neuanfang" egal in welchem Alter beizutragen.

Das ist doch das, was das Leben für alle Menschen lebenswerter macht, oder?

Ja, und insofern ist die Diskussion vom Ausgangspunkt, nämlich der Frage der Staatsbürgerschaft und der Bedeutung von „Deutschland“, schnell abgekommen.

Die Frage, was zu einem bestimmten geschichtlichen Zeitpunkt als Deutschland anzusehen ist, ist ja ein bisschen kompliziert und in der Praxis nur auf der juristischen Ebene zu beantworten. Die Aufgabe des Alleinvertretungsanspruchs durch beide deutsche Staaten hatte die Sache noch komplizierter gemacht, da es in der DDR eine DDR-Staatsbürgerschaft gab, die in der BRD faktisch anerkannt wurde, obwohl es nach bundesrepublikanischem Recht nur eine gesamtdeutsche Staatsbürgerschaft gab. Entsprechend garantierte das Grundgesetz Rechte aller Deutschen, worunter auch die Deutschen in der DDR verstanden wurden. Das führte, wie erwähnt, zu dem kuriosen Umstand, dass ein Ausländer, der in der DDR eingebürgert wurde und damit die Staatsbürgerschaft der DDR erwarb, nach bundesrepublikanischem Recht deshalb auch die gesamtdeutsche Staatsbürgerschaft hatte und folglich im Westen jederzeit einen deutschen Pass der BRD bekommen konnte.

Seit dem Verfassungsgerichtsurteil von 1973 – das CSU-regierte Bayern hatte gegen den Grundlagenvertrag mit der DDR geklagt und war damit gescheitert – haben alle Bundesregierungen die damals vom Gericht formulierte Position vertreten, dass die Bundesrepublik Deutschland nicht etwa der Rechtsnachfolger des Deutschen Reiches sei, sondern mit diesem als völkerrechtliches Subjekt identisch. Nur dessen Verfassung und auch die territoriale Ausdehnung, das tatsächliche Staatsgebiet, haben sich im Laufe der Geschichte verändert. Ich vergleiche das immer gerne mit der Wandlung der Raupe zum Schmetterling: Der Schmetterling ist nicht der Nachfolger der Raupe, sondern dasselbe Tier in einer anderen Gestalt. Genauso ist die Bundesrepublik Deutschland von heute völkerrechtlich dasselbe Land wie das Deutsche Reich, und sie umfasst auch dessen Gebiete, die 41 Jahre lang das Staatsgebiet der DDR waren (dagegen nicht die ehemals deutschen Ostgebiete, auf die zunächst die DDR und in den 70er Jahren auch die BRD ausdrücklich verzichtet hatten).

Wo sich jemand zuhause fühlt, ist naturgemäß eine andere, davon völlig unabhängige Frage.

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Am 4.6.2023 um 03:26 schrieb EmHa:

Ich kann nicht verstehen, dass man heute noch in dieser Ost-West-Schiene festhängen kann. 

Das frage ich mich mit Blick auf die Herkunft fast der meisten Universitätsdozenten oder Führungskräfte in hohen Ebenen leider nach wie vor. Die einen werden den anderen bevorzugt, 30 Jahre nach dem Ende der DDR. Ich bin gegen Quoten und dass aus dem deutlich kleineren Teil des Landes keine Hälfte von x kommen kann, versteht sich schon mathematisch von selbst. Aber wir sind eben weit weg von jedem als angemessen empfundenen Anteil von Gleichheit.

Wer in den Staatsdienst (Lehrer in Anstellung, Behördenmitarbeiter ...also ich rede noch nicht einmal von einer Verbeamtung) gehen will, durfte auch als 80er-Jahrgang (wir erinnern uns, zur Wende maximal 9 Jahre alt!) schriftlich erklären, dass man nicht bei der STASI war. Sind wir uns sicher, dass diese Formulare nicht mehr verwendet werden?

So lange die Entscheider dieses Landes in Ost und West teilen und herrschen, kann man es der Bevölkerung wohl kaum zum Vorwurf machen.

 

Frei davon können als erste wohl die sein, wo nur deren Großeltern in der DDR arbeitend tätig waren und zu ihrer Geburt schon Rentner waren. Alle davor haben eine Lebensgeschichte oder die direkte, miterlebte Lebensgeschichte ihrer Eltern, wenn jetzt über das Sparen von Strom & Wasser erzählt wird, sich mal wieder jemand "hartes Durchregieren" wünscht oder an jeder Ecke ein technischer Spitzel uns belauscht (Telefon, Glühbirnen, Kameras...) oder ehemals bejubelte Plattformen zum Meinungsaustausch das Werkzeug eines Egomanen werden, scheint mir häufiger nicht ganz verkehrt, sich an diese Vergangenheit zu erinnern.

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  • 2 weeks later...
Am 1.6.2023 um 19:51 schrieb canongoodbye:

 

Wie seht ihr das? Ist das kruemelkackerei von mir ? Was ist wenn man in einem Land gebohren wurde das nicht mehr existiert, z.B. Jugoslawien usw.

Ich bin in der SFRJ geboren, noch dazu in Serbien obwohl ich ethnisch Kroate bin, bin allerdings als dreijähriger mit meinen Eltern nach Österreich gekommen. Im Alter von 14 Jahren in Österreich eingebürgert worden, nachdem das vor dem Zerfall Jugoslawiens war hatte ich die YU Staatsangehörigkeit + Heimatschein in Kroatien.

Beim Formular für die behördliche Anmeldung des Wohnsitzes muss in Österreich beim Geburtsort im Ausland zum Ort auch der Staat angegeben werden, ich schreibe da YU hin, als ich geboren wurde war das eben die SFRJ (Socijalistička Federativna Republika Jugoslavija) und die heutigen Nachfolgestaaten waren nur Teilrepubliken.

 

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  • 4 weeks later...
Am 1.6.2023 um 19:51 schrieb canongoodbye:

Bin ich in Deutschland geboren wenn ich in der DDR geboren wurde?

Schwarz-Rot-Gold in der Flagge, eine ans Kafkaeske grenzende Bürokratie und eine dreistellige Anzahl an Brauereien: Die DDR war auf jeden Fall sehr deutsch. 😉

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Würde mich interessieren was die Angehörigen der Mauertoten oder Leute die man weggesperrt hat von diesem Thread halten würden.

Ich war mal um die Jahrtausendwende mit meiner asiatischen Frau an der Ostsee, Schlitzauge war noch das freundlichste Wort welches ich von Bierkasten schwingenden Deppen dort am Strand vernommen habe, es war auch zu nahe an Rostock.

Ich gehe nicht mehr dorthin, auch die Russen haben bei der Entnazifizierung geschlampt, da wurden wie bei uns noch genügend Bürokraten, die von braun auf rot umgefärbt wurden wieder eingesetzt.

Der Käse stinkt überall gleich und meist vom Kopf her.

bearbeitet von Protomelas
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vor 57 Minuten schrieb Protomelas:

Würde mich interessieren was die Angehörigen der Mauertoten oder Leute die man weggesperrt hat von diesem Thread halten würden.

Ich war mal um die Jahrtausendwende mit meiner asiatischen Frau an der Ostsee, Schlitzauge war noch das freundlichste Wort welches ich von Bierkasten schwingenden Deppen dort am Strand vernommen habe, es war auch zu nahe an Rostock.

Ich gehe nicht mehr dorthin, auch die Russen haben bei der Entnazifizierung geschlampt, da wurden wie bei uns noch gemügend Bürokraten, die von braun auf rot umgefärbt wurden wieder eingesetzt.

Der Käse stinkt überall gleich und meist vom Kopf her.

Zuerst, das Zitat ist schon mal falsch und ergibt auch so überhaupt keinen Sinn, das heißt nämlich: "Der Fisch stinkt vom Kopf her". (Welcher Käse hat bitte einen Kopf?) 🙄

Zweitens: So wie du die negative Einstellungen der Leute gegenüber deiner Frau kritisierst, (was wirklich nicht akzeptabel ist!) so verhälst du dich aber auch, denn dein Beitrag zeigt genau die selbe Art von Voreingenommenheit, die du jenen vorwirfst.

Drittens: Die Entnazifizierung hat weder in Ost noch in West "perfekt" geklappt. Das ist also kein reines "Ostproblem" und schon gar nicht eins der Russen. Das Problem, dass ehemalige Nazis in den Behörden wirder eingesetzt wurden, gab es genauso in West, wie in Ost. Warum? Weil alle Alleierten, (also nicht nur die Russen) nach kurzer Zeit feststellen mussten, dass es einfach nicht geügend unbelastete Leute gabe, die nicht in irgend einer Form mit dem NS-regime zu tun hatten. Aber was das aktuell noch mit dem Beitrag des TO zu tun hat, ist mir nicht verständlich, da diese personen inzwischen alle bereits verstorben sind, weil dies inzwischen über 70 Jahre zurück liegt?

Darum ist diese Aussage auch mehr als fragwürdig, weil du damit ein negatives Bild nur auf einen Teil der deutschen Bevölkerung wirfst, obwohl es alle betroffen hat. Somit ist das auch ein Beleg, dass du sehr voreingenommen gegen die Leute aus dem Osten bist und dann jenen vorwirfst, voreingenommen gegen deine Frau zu sein? Letzen Endes stellst du dich damit auf die gleiche Stufe wie sie. Das eine rechtfertigt also nicht automatisch das andere. Denk mal darüber nach, ob das wirklich alles so dem entspricht, was du da geschrieben hast? Sind das wirklich alles eigene Erfahrungen oder doch mehr Klischeebilder die du von anderen Seiten und Medien aufgenommen hast? Denn wenn ich das alles richtig verstanden habe, warst du also ein einziges Mal (am Starand, also im Urlaub?) für einige Tage "drüben" und hast dann also diese komplexe Erfahrunge gemacht, um ein Bild über den gessamten Osten und deren Bevölkerung zu haben? Das ist dann doch mehr als fragwürdig.

Das wäre also dann das Gleiche, wenn ich einmal in meinem Leben nach Österreich fahre, dort von ein paar Idioten angepöblet werde, und darum sind alle Österreicher scheiße, sowieso alles Nazis (FPÖ) und denen haben wir ja auch noch den Hitler zu verdanken. Dann kann ich den selben Text deines Beitrags benutzen, denn das wäre ja dann genau das selbe Schema und würde so auch 1zu 1 passen, oder nicht? 🙄

Keine Frage, dass deine Frau derart beleidigt wird, ist eine absolute Frechheit und kann man in keinster Weise akzeptieren. Aber das kann dir leider überall passieren, auch hier bei uns im Westen. Diese Art von rassismus, ist nicht auf den OSten beschränkt. Wenn man sowas ankreidet, dann bitte überall, nicht nur auf einige Bereiche beschränken, weil es gut in das eigene Weltbild passt. Rassismus und Beleidigungen sind generell ein NoGo, immer und überall und von jeder Seite!

Zum Schluss, was haben bitte die Toten an der Mauer und deren Angehörigen damit zu tun?

bearbeitet von Dare mo
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vor einer Stunde schrieb Dare mo:

Zuerst, das Zitat ist schon mal falsch und ergibt auch so überhaupt keinen Sinn, das heißt nämlich: "Der Fisch stinkt vom Kopf her". (Welcher Käse hat bitte einen Kopf?) 🙄

Zweitens: So wie du die negative Einstellungen der Leute gegenüber deiner Frau kritisierst, (was wirklich nicht akzeptabel ist!) so verhälst du dich aber auch, denn dein Beitrag zeigt genau die selbe Art von Voreingenommenheit, die du jenen vorwirfst.

Drittens: Die Entnazifizierung hat weder in Ost noch in West "perfekt" geklappt. Das ist also kein reines "Ostproblem" und schon gar nicht eins der Russen. Das Problem, dass ehemalige Nazis in den Behörden wirder eingesetzt wurden, gab es genauso in West, wie in Ost. Warum? Weil alle Alleierten, (also nicht nur die Russen) nach kurzer Zeit feststellen mussten, dass es einfach nicht geügend unbelastete Leute gabe, die nicht in irgend einer Form mit dem NS-regime zu tun hatten. Aber was das aktuell noch mit dem Beitrag des TO zu tun hat, ist mir nicht verständlich, da diese personen inzwischen alle bereits verstorben sind, weil dies inzwischen über 70 Jahre zurück liegt?

Darum ist diese Aussage auch mehr als fragwürdig, weil du damit ein negatives Bild nur auf einen Teil der deutschen Bevölkerung wirfst, obwohl es alle betroffen hat. Somit ist das auch ein Beleg, dass du sehr voreingenommen gegen die Leute aus dem Osten bist und dann jenen vorwirfst, voreingenommen gegen deine Frau zu sein? Letzen Endes stellst du dich damit auf die gleiche Stufe wie sie. Das eine rechtfertigt also nicht automatisch das andere. Denk mal darüber nach, ob das wirklich alles so dem entspricht, was du da geschrieben hast? Sind das wirklich alles eigene Erfahrungen oder doch mehr Klischeebilder die du von anderen Seiten und Medien aufgenommen hast? Denn wenn ich das alles richtig verstanden habe, warst du also ein einziges Mal (am Starand, also im Urlaub?) für einige Tage "drüben" und hast dann also diese komplexe Erfahrunge gemacht, um ein Bild über den gessamten Osten und deren Bevölkerung zu haben? Das ist dann doch mehr als fragwürdig.

Das wäre also dann das Gleiche, wenn ich einmal in meinem Leben nach Österreich fahre, dort von ein paar Idioten angepöblet werde, und darum sind alle Österreicher scheiße, sowieso alles Nazis (FPÖ) und denen haben wir ja auch noch den Hitler zu verdanken. Dann kann ich den selben Text deines Beitrags benutzen, denn das wäre ja dann genau das selbe Schema und würde so auch 1zu 1 passen, oder nicht? 🙄

 

Zum Schluss, was haben bitte die Toten an der Mauer und deren Angehörigen damit zu tun?

Das frag dich mal, wenn man da nicht von selbst drauf kommt.

Aber egal, ich vergesse immer, ich bin ja gerade in einem Fotoforum.

bearbeitet von Protomelas
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@Dare mo, @Protomelas Frau wurde rassistisch beleidigt. In seinem Beitrag hat er niemanden rassistisch beleidigt. Offenbar war die Situation dermaßen unangenehm, dass er sich ihr nicht wieder aussetzen will. Das ist nicht zu kritisieren, sondern zur Kenntnis zu nehmen.

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vor 54 Minuten schrieb ing:

@Dare mo, @Protomelas Frau wurde rassistisch beleidigt. In seinem Beitrag hat er niemanden rassistisch beleidigt. Offenbar war die Situation dermaßen unangenehm, dass er sich ihr nicht wieder aussetzen will. Das ist nicht zu kritisieren, sondern zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bin nicht der Meinung, daß der Beitrag von @Protomelas unwidersprochen zur Kenntnis zu nehmen ist.

@Dare mo hat die Situation weder begrüßt noch beschwichtigt. Wenn aber kurzsichtige und in meinen Augen falsche Verallgemeinerungen und Schlüsse gezogen werden, dann sollte man dem widersprechen (können). 

"... zu nahe an Rostock" - heißt das "Je weiter weg von Rostock, um so besser werden Ausländer behandelt" ? Das Epizentrum der "Bierkasten schwingenden Deppen"? Ein Vorurteil wird durch das nächste ersetzt.

Und dann das Totschlagargument: "Der Russe war's!" ... fehlen mir die Worte, aber naja, ich nehme es zur Kenntnis.

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vor 1 Stunde schrieb EchoKilo:

Ich bin nicht der Meinung, daß der Beitrag von @Protomelas unwidersprochen zur Kenntnis zu nehmen ist.

@Dare mo hat die Situation weder begrüßt noch beschwichtigt. Wenn aber kurzsichtige und in meinen Augen falsche Verallgemeinerungen und Schlüsse gezogen werden, dann sollte man dem widersprechen (können). 

"... zu nahe an Rostock" - heißt das "Je weiter weg von Rostock, um so besser werden Ausländer behandelt" ? Das Epizentrum der "Bierkasten schwingenden Deppen"? Ein Vorurteil wird durch das nächste ersetzt.

Und dann das Totschlagargument: "Der Russe war's!" ... fehlen mir die Worte, aber naja, ich nehme es zur Kenntnis.

Der Russe war's, ja klar, du hast es halt nicht verstanden. Ich werd's mal einfacher formulieren. Ich gehe davon aus dass mindestens genau so viel wichtige adminastrive Posten von den Russen mit ehemaligen NSDAP Beamten besetzt wurden wie von den Westmächten unter Adenauer in Westdeutschland. Da waren z.B. noch viele bis in die siebziger im Amt. Es wurde nicht totgeschwiegen und die 68er Revolten machten das auch deutlich.

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Am 4.6.2023 um 01:01 schrieb danysnet:

Ich hab ein paar Dinge aus der DDR für euch, die ich mitnichten ausgeblendet habe. Ich war ein privilegiertes DDR Kind, mein Vater war nämlich Staatsbediensteter, er war bei der Feuerwehr (nicht immer, aber mit Verpflichtung bei der NVA für 3 Jahre nach der Ausbilung, hatte er schon einen super Lebenslauf in der DDR).
Wir waren so "wohlsituiert" dass wir zeitweise 2 Autos besessen haben (und sein caprigrün-metallic Polski FIAT war sein ganzer Stolz, bis ihm 1995 einer reingefahren ist. Dann hat er sich n BMW gekauft). Wir hatten auch aufgrund seines Jobs ein Telefon. Ja, das war ganz Besonderes. Ich weiß unsere Telefonnummer noch. Für 50 Pfennig kam man ins Freibad.
DDR war halt auch eine 135qm 5 Raum Wohnung für 75 Mark Miete. Leckerste Handwerksbrötchen für 5 Pfennig.

Natürlich hatte ich ne super Kindheit. Dank Staatsjob hatten wir nämlich immer tolle Ferienplätze. Solange er Uniform trug, durfte mein Vater im ganzen Land gratis ÖPNV nutzen.
Der eräwhnte Messegast - das war übrigens Gang und Gebe, hier in Leipzig, DER Messestadt der DDR. Es kamen stets soviele Gäste zu grossen Messen, dass die Hotels nicht ausreichten (es gab ja keine privat betriebenen), so dass Privatleute Gäste aufnehmen durften - aber natürlich auch nicht jeder. Wir hatten Glück, mein Vater hatte eine tadellose Reputation. Natürlich bekam ich dadurch als Kind schon Westsüßigkeiten zu essen, habe stolz die abgetragenen Wrangler und Diesel Jeans seiner Familie aufgetragen - ja auch in der Schule. Ich böses, böses Kind! Natürlich wurde über mich getuschelt. Natürlich gab es Kinder, die mich auf Geheiß ihrer Eltern gemieden haben, weil ich ja offenbar zu ner Verräterfamilie gehörte. Aber natürlich waren auch immer alle scheissfreundlich zueinander.

Als Kind war ich chronisch krank und daher nicht krippetauglich, es war selbstverständlich, dass meiner Mutter daraufhin eine Heimarbeit zugeteilt wurde, damit sie sich um mich kümmern konnte. Was das aber im Umkehrschluss hiess, will auch keiner wissen: tagsüber Mutter und Ehefrau (da gabs ja noch 2 Halbwüchsige Rotzbengel, ich war der Nachzügler), nachts Pinsel hergestellt und Klebstoff geschnüffelt. Nach der Wende schlagartig arbeitslos und dann noch auf "Drogenentzug". Selten eine Nacht wirklich viel geschlafen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf war auch da nur halbseiden, wenn auch deutlich besserer Ansatz mit der Selbstverständlichkeit der Heimarbeit. Dazu kam halt, dass mein Vater 24h arbeitete, 24h daheim war und davon natürlich auch erstmal einiges schlief, wenn er um 7 morgens heimkam. Mit der Wende kam die Verbesserung: 24h arbeiten, 48h frei. Aber ja - ich kann diese konservativen Hornochsen nicht verstehen, für mich war es immer normal, dass Mütter arbeiten gingen und nicht daheim am Herd vergammelten. Für uns Rotzplagen war ja gesorgt: Vereine, Pionierunternehmungen, Ferienspiele, Schul-AGs am Nachmittag, Schulhort....

Es war bei uns total normal, dass die Kiddies nachmittags mitm Handwagen durchs Viertel zogen und an fremden Türen bimmelten und nach Altpapier fragten. 5 Pfennig gabs fürs Kilo. Leere Einweckgläser brachten 5 pf das Stück. Und neben Altpapier gabs im Sommer immer was kaltes zu trinken und ab und an Kekse, n Brötchen, Obst oder mal ein Eis. Selbst hier in der Großstadt, sowas kennen die Leute heute nur noch vom Dorf.

Aber auch das war DDR: Sobald man reden konnte, wurde einem gesagt, man muss die Klappe halten "das darfste keinem erzählen!" denn - und das wussten wir genau - man wusste nicht, wem man trauen konnte. Und als Paps dann seine Stasiakte abholte, fiel er auch aus allen Wolken, wer uns und besonders ihn bespitzelt hatte. Und so manche dieser Leute profitierten auch davon, dass er aufs Dach gekraxelt war, die Antenne umgebaut hatte, damit wir Westfernsehen guggen konnten.
Wir waren uns der Absurdität unserer Wahlen auch völlig bewusst. Es gab ja Alternativen zur Wahl. Aber wehe, du hast auch nur mal drüber nachgedacht, NICHT die SED zu wählen. Alles optisch schön "heimlich", aber wehe du hast das Kreuz an der falschen Stelle gemacht, natürlich wusste man das sofort und ab da wurde es unbequem.
Es gab auch Nachbarn, die waren dermaßen rote Socken, da konnteste schon auf 10km gegen den Wind riechen, der will dich bespitzeln. Was man natürlich sofort entlarven konnte.
Es gab aber auch Menschen, die von dem System völlig überzeugt waren, sie kannten nichts anderes und waren am Boden zerstört und hilflos, als da plötzlich "sofort und unverzüglich..."

DDR war auch Manfred Krug oder Nina Hagen, die man nicht mehr haben wollte. Die waren zu systemkritisch.
Oder Pakete aus dem Westen, die ganz selbstverständlich geöffnet wurden und was denen nicht passte, oder jemand selbst haben wollte, fehlte dann eben im Paket.

DDR war auch, frisch verheiratet deine Wohnung mit einem anderen Paar teilen zu müssen. Erst wenn du Familie gegründet hast, stand dir ne eigene zu (im Falle meiner Eltern: als das zweite Kind unterwegs war, mussten die anderen dann ausziehen).
Auch der Intershop war DDR - mit "Spielgeld" wie mein Papa es immer nannte. Die sogenannten Forum Schecks. Die hatten wirklich eigentlich keinen Wert, bunt bedrucktes Papier. Aber nur damit (und mit westlichen Devisen) konnte man im Intershop westliche Waren erwerben. Der rote JVC Recorder meines Vaters existiert noch immer. Und meine "Metschies" (Matchbox Autos), die gibts auch noch irgendwo. Aber natürlich kaufte der treue DDR Bürger dort nicht ein, nie und nimmer nich. Blöd nur, dass mein Vater vergünstigt ans Spielgeld rankam durch seinen Job....ich hab den Geruch immer noch in der Nase, wie es dort roch. So roch für uns der Westen.
DDR war auch "Bückwaren". DDR war auch, dass der Staat dem Bauern das Kilo Kirschen für ne Mark abkaufte, um es dann im Dorfladen für 50 Pf das Kilo zu verkaufen. Nein, ich hab die Zahlen nicht verwechselt. Es gab vieles einfach nicht. Aber das haben wir dann auch nicht vermisst.

Auch zum Ende hin, wenn dein großer Bruder montags in der Stadt war und man nicht wusste, ob er wiederkommt. Und trotzdem - bin ich auch stolz auf meine Stadt, denn sie war die treibende Kraft hinter der Revolution, der Ausgangspunkt und ja, wir haben das völlig gewaltfrei geschafft, eine Revolution auszulösen. Muss uns ja auch erstmal einer nachmachen. Wir wollten nur freie Wahlen und Reisefreiheit. Wir wollten jetzt nicht gleich unser Land in die Mülltonne kippen.

DDR war Überwachungsstaat. "Horch und Guck" war immer und überall. Darum können wir nur lachen, wenn sich jemand über Überwachsungskameras in Innenstädten und an Bahnhöfen aufgeilt "sind wir hier bei der Stasi oder was" - Junge, du hast ja keine Ahnung.
Mir gehts auch gepflegt am Arsch vorbei, wenn Unternehmen wie Payback wissen, was ich gerne kaufe. Schön für euch, backt euchn Keks. Ich krieg wenigstens was dafür, früher hat mich keiner dafür bezahlt, dass er mich "belauschen" durfte.

Für den Großteil der 17 Mio DDR Bürger war DDR aber einfach das Zuhause. Das Land in dem sie nunmal lebten und in dem sie sich eingerichtet hatten. Mit Dachzelt aufm Trabi und Datsche oder Kleingarten.
Das System war streckenweise sehr gut im Ansatz, es gab viel Brauchbares (Schule, Kita, Familienverträglichkeit, Sero etcpp). Es war aber auch ein Scheisssystem. Vor allem verlogen und heuchlerisch. Aber was hätten wir denn daran ändern können? Nichts, jedenfalls nicht mit Wahlen oder so. Wir haben das auch nicht vergessen. Aber wie auch nach einer zerbrochenen Beziehung oder am Ende einer Reise: wir erinnern uns an das, was schön und wichtig für uns persönlich war. Der Rest wird abgeheftet unter Erfahrungen und hervorgeholt, wenn er gebraucht wird.

Ich war übrigens knapp 9 als die Mauer fiel. Ich war ein Kind, aber ich hatte zwei deutlich ältere Brüder und ich war mitnichten aufn Kopp gefallen. ich wusste, was vor sich ging. (Gabs in der DDR nicht, aber heutzutage hätte ich in der Grundschule 1-2 Klassen übersprungen und hätte Hochbegabtenförderung erhalten. Ich konnte bei Einschulung bereits lange lesen. Damit will ich nicht angeben, nur deutlich machen, dass ich zwar jung an Jahren war, aber sehr genau schon damals wusste, was los war. Was mir viele eben auch gern absprechen wollen - du warstn Kind, du kannst nichts wissen.) Bei jemandem, der schon Teenager war und vielleicht die ersten Gedanken an die Zukunft hatte, kann das Ganze noch deutlich traumatischer sein, da kann ich den TO vollends verstehen, dass er noch mehr taumelt mit seiner Zugehörigkeit. Mein Bruder war alt genug, um im Feb 90 die Tasche zu packen und in den Westen zu gehen. Der andere folgte ihm 2 Jahre später. DAS war traumatisch für mich. Schwupps, war mein grosser Bruder fort. Und wie lange wir uns abends die Finger wund wählen mussten, bis der Ruf mal durchging. Kannste heute auch keinem mehr erzählen, die stecken dich inne Klappse, weilses nich glauben.

Und wer die DDR kacke findet: sie wurde von einem Wessi "gemacht" und regiert. Ätsch.😋

(Entschuldigt den Exkurs, aber ich glaube, der ein oder andere findet das durchaus interessant. Und ich hoffe, es platziert meinen Frust in besseren Kontext. Nur weil wir nicht pausenlos drüber reden, oder eben einfach lieber über die anderen Dinge, heisst das nicht, dass wir keine Ahnung haben oder iwas untern Teppich 

Danke für deinen Beitrag. Das war mal offen und ehrlich.

Ich selbst bin West-Berliner Mauerkind der 60er. Mein Elternhaus stand 200 Meter von der Mauer am südlichen Stadtrand entfernt und dort hörte für mich als Kleinkind die Welt in diese Richtung auf. Wir wollten immer wissen wie es dahinter aussieht, aber die Ritzen waren zum Durchgucken zu schmal. Einreise zu der Zeit verboten ! Unheimlich war es auch.

Immer wieder Nachts Schüsse und Leuchtraketen, kläffende Grenzhunde...hats Einer geschafft oder nicht ? Einmal ist ein Kind im Westen in ein Gewässer gefallen, das zu Ost Berlin gehörte. Es ist ertrunken, Niemand hat sich getraut hinter her zu springen: Grenzverletzung...könnte mit Schüssen enden. Ein Kind wie ich, das hatte mich damals sehr mit genommen.

Aber wir hatten im Familien Bulgarien Urlaub in den 70ern erstmals Ost-Freundschaft geschlossen. Ostverwandschaft hatten wir nicht. Zu dem Zeitpunkt durften die Wessis dann schon in den Osten fahren. Ziemlicher Aufwand, beklemmend das Prozedere der Einreise. Aber dann schöne und lustige Besuchstage. Politik wurde weitgehend ausgeklammert, Sicherheitsmaßnahmen von beiden Seiten.

Wir hatten damals kein Auto, unsere Ostfreundschaft aber einen Wartburg. DAS war für uns Kinder ein Erlebniss. In einem Alter indem man noch einfach was toll findet, ohne diese ständige Vergleicherei: was darf man gut finden ? Ohne den Vergleich besser (wie auch immer das definiert wird) / schlechter,  älter/ moderner. Das Eis hat uns nicht geschmeckt...schmeckt mir aber auch Heute nicht überall auf der Welt.

Vieles war anders als bei uns, vieles aber auch nicht.

Wir erlebten von Anfang an einerseits dieses beklemmende System (Grenzkontrollen inkl. auch schon mal Verhör, auf der Strasse im Osten Klappe halten) andererseits Menschen die daraus das beste machen und auch Spaß am Leben hatten. Warum sollten sie auch nicht ? 

Schon klar das die DDR und auch Länder wie Bulgarien nur so funktioniert haben, weil genügend Teile der Bevölkerung das aktiv mit getragen haben, in verdeckten Staatsdiensten. Schlimm ! Aber ich hüte mich davor das pauschal zu bewerten. Ich weiss nicht, wann ich in so einem System einknicken würde. Meinen Kindern zu liebe, für deren Zukunft. Wer damals Täter oder Opfer war, das liegt nicht an mir zu urteilen.

Als ich Erwachsen war hatte ich in West Berlin einige ehemals Ostkollegen, die als Republikflüchtlinge entweder Glück hatten oder nach sehr leidvoller Zeit im Knast doch noch rüber kamen.

Dann der Wiederstand und der Mauerfall.

War eine Irre Zeit. Wir als Wessis haben danach endlich Berliner Umland und die Ost-Ostsee entdeckt. Ich musste nicht mehr durch die Mauerritze blinzeln.

Seit über 20 Jahren lebe ich in Bayern und wir machen seitdem fast jedes Jahr Urlaub in Brandenburg oder am Meer in Mecklenburg-Vorpommern.

Was ich schade finde:

Das das Ost-West Thema von beiden Seiten oft nur in S/W gelebt wird. Am schlimmste von Denen, die nie ihren Teil Deutschlands verlassen haben.

Daß viele ehemals DDR Bürger nicht stolz auf ihren Wiederstand sind, der ja auch die Entscheidung zur Demokratie war - was dann ja eigentlich zu verteidigen gilt. Bisl mehr Selbstbewußtsein aus eigener Kraft währe gut. Auch auf das Geleistete in der Vergangenheit.

Genauso schade ist:

Das viele ehemals West Bürger nicht sehen, das so Einiges aus dem Osten sehr sinnvoll war. Weniger Wegwerf Gesellschaft (Im Ostberliner Kaufhaus gab es 1989 Ersatz Henkel für Kochtöpfe !) Die Müllberge sind seit der Wende gigantisch gewachsen. Das die älteren im Osten fast Alles reparieren können - Neid. Das es auch gute Ost Produkte gab.Die wurden zum Leidwesen der Ostbürger jedoch oft nur für den Export gegen Devisen produziert - also für den Verkauf an den Klassenfeind, anstatt an die eigenen Bürger.

Die Umweltverschmutzung war damals in den Industrie Regionen im Osten sehr viel übler, aber die Strände an der Ost-Ostsee waren weitgehend unverbaut. Im Westen stanken die Autos weniger, dafür wurde hemmungslos jeder Feldweg asphaltiert.

Und so kann man eine ganz lange Liste führen....Darum geht S/W denke nicht.

Ich hoffe aber, das jeder Mensch egal ob Ost oder West seine politische Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft kritisch und ehrlich betrachtet und es sich nicht zu bequem macht.

Ich hoffe das jeder Mensch egal ob Ost oder West sich unbefangen an die guten Tage seiner Kindheit, die Zeit mit Familie und Freunden und das Lieblingseis erinnert.

Das der Palast der Republik  abgerissen wurde,  empfand ich als Wessi, als übelst unsensibel. Das hat in den Menschen, die dort Auszeit vom Regime hatten, auch was eingerissen.

Was mich aber mächtig ärgert: das mir als Wessi auf Ost Urlaub auch immer noch gerne unterstellt wird, das mir Alles zuflog ohne harte Arbeit. Immer oben auf der Sahne. Auch das Einige es immer noch leben, das alle Wessis besser Wisser sind. Nur weil man mal unbedarft sagt, das man Irgendwas im Osten blöd findet - das nervt. Ich finde auch so Einiges in Bayern blöd.

Im übrigen ist Friesland nicht das Schwabenland, der Sachse hat einen anderen Humor als der Uckermärker und ein Allgäuer Bauer hat mit einem Bauern als Mecklenburg Vorpommern wahrscheinlich mehr gemeinsame Themen als mit einem Bewohner aus Berlin, Dresden oder Hamburg. Will sagen: Es gibt nicht nur Ost-West, es gibt auch Süd und Nord, Stadt und Land.

Aber an einem Punkt ist bei mir Schluss:

Wenn egal Wer oder Wo in unserem Land, die Demokratie mit Füßen tritt.

Die Generation, an die so langsam die Verantwortung übergeht, die muss sich ein Stück weit von der Herkunft der Eltern lösen. Sie haben jetzt ein gemeinsames Deutschland, dessen Probleme sie nur gemeinsam lösen können. Und ein Land, in dem sie  trotz der Probleme prima und mit viel Spaß leben können.

Das war jetzt viel, aber war mir wichtig.

Einen schönen Tag Euch

 

 

 

 

bearbeitet von Maikäfer
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vor 4 Stunden schrieb Protomelas:

Ich werd's mal einfacher formulieren. Ich gehe davon aus dass mindestens genau so viel wichtige adminastrive Posten von den Russen mit ehemaligen NSDAP Beamten besetzt wurden wie von den Westmächten unter Adenauer in Westdeutschland. Da waren z.B. noch viele bis in die siebziger im Amt. Es wurde nicht totgeschwiegen und die 68er Revolten machten das auch deutlich.

Einfache Formulierungen sind oft hilfreich, einfache Schlußfolgerungen ohne genügend Fakten zu berücksichtigen jedoch nicht.


http://ausstellung.geschichte-innenministerien.de/themen/entnazifizierung/vi-entnazifizierung-in-ost-und-west/

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