Jump to content

Empfohlene Beiträge

Werbung (verschwindet nach Registrierung)

Heute kommt die erste Folge einer neuen Sendereihe auf PHOENIX. Es werden zeitgeschichtlich bedeutsame Fotos betrachtet und im Talkformat besprochen.

 

https://www.phoenix.de/sendungen/gespraeche/bilder-der-geschichte/gesten-der-maechtigen-a-1109595.html

 

 

Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Also, wenn ich mir anschaue, was Phoenix zum Einstieg in die Serie als zeitgeschichtlich relevant hält, hab ich schon wieder das Interesse verloren.

Mesut Özil mit Erdogan, Merkel mit Koni und zwei Verrückte, die sich die Hände schütteln - wirklich äußerst relevant.

Von den sechs Bildern in der Galerie erachte ich persönlich drei als relevant.
Die anderen sind nur wenig, wenn überhaupt, über dem Niveau des Boulevard.

Bei Phoenix hätte ich Bilder von Phan Thị Kim Phúc (The Terror of War) oder Nguyễn Văn Lém erwartet.
Diese sollen als Beispiel für die vielen, auch zeitgenössisch, relvanten Bilder stehen, über die man hätte sprechen können.

bearbeitet von MarcWo
Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

vor 29 Minuten schrieb MarcWo:

Von den sechs Bildern in der Galerie erachte ich persönlich drei als relevant.

Die anderen sind nur wenig, wenn überhaupt, über dem Niveau des Boulevard.

Der Boulevard ist es schließlich, der Zeitgeschichte an vorderster Front mitschreibt. Und Relevanz ist kein objektives Kriterium. Ich habe mir auch das Interview mit Alice Brauner angeschaut und so verstanden,  dass Phoenix in der Besprechung der Pressefotos vor allem auch bestimmte Mechanismen im Beziehungsgeflecht Medien - Betrachter - Bildproduzenten besprechen möchte. Die ästhetische Qualität der Bilder steht dabei eher im Hintergrund, und die Einschätzung, was am jeweiligen Beispiel als relevant erachtet wird, Ist dann Thema der jeweiligen Bildanalyse. Es geht hier ja nicht um Bilder, die für sich sprechen, sondern um das Sprechen über Bilder unter bestimmten Kriterien, die auch transparent gemacht werden. Ich finde das interessant, auch wenn ich im Einzelfall vielleicht nicht zustimmen mag. Gerade anderslautende Meinungen regen mich schließlich an, meine eigene zu überdenken und weiterzuentwickeln.

Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

vor 42 Minuten schrieb MarcWo:

Also, wenn ich mir anschaue, was Phoenix zum Einstieg in die Serie als zeitgeschichtlich relevant hält, hab ich schon wieder das Interesse verloren.
...

Das geht mir auch so. Ich bin ja großer Fan der Dokumentarfotografie und beschäftige mich daher viel mit den zeitgeschichtlichen Themen, die fotografisch dokumentiert wurden. Die Wucht und Bedeutung der Bilder aus der Vergangenheit (damit meine ich die 1930er bis 80er Jahre) ist aber meines Erachtens heute nicht mehr zu erreichen, da die tägliche Bilderflut einfach für eine Übersättigung sorgt. Hinzu kommt das Abstumpfen der Gesellschaft. Welche Empörung soll ein Bild hervorrufen, auf dem ein Kriegsverbrechen gezeigt wird, wenn schon Zehnjährige Videos von Hinrichtungen auf ihren Smartphones haben?

Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

vor 1 Minute schrieb jakob_ehrhardt:

Der Boulevard ist es schließlich, der Zeitgeschichte an vorderster Front mitschreibt.
...

Interessante Sichtweise... ich habe da eine andere.

"Boulevard" ist nach meinem Verständnis z.B. der "Celebrity"-Zirkus, Sport-Berichterstattung etc., aber nicht das Befassen mit wirklichen Nachrichten. Das "Özil-Erdogan"-Bild fällt für mich auch in diese Kategorie. Aber Deine Aussage erscheint mir so, wie wenn ein Autohersteller sein neues Modell mit "Kult" bewirbt - das entscheidet nicht der Hersteller bei Markteinführung, sondern Kunden Jahre oder Jahrzehnte später. Ebenso braucht es m.E. eine gewisse Zeitspanne, um zu entscheiden, welches Bild zeitgeschichtlich relevant ist. Alles andere ist nur ein Stimmungsbild, das im besten Fall eine aktuelle Situation erläutert.

Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

vor 1 Stunde schrieb Mattes:

Aber Deine Aussage erscheint mir so, wie wenn ein Autohersteller sein neues Modell mit "Kult" bewirbt - das entscheidet nicht der Hersteller bei Markteinführung, sondern Kunden Jahre oder Jahrzehnte später. Ebenso braucht es m.E. eine gewisse Zeitspanne, um zu entscheiden, welches Bild zeitgeschichtlich relevant ist.

Ich finde, dass Deine Argumente meine Aussage eher bestätigen. Die Kunden der Medien entscheiden tagtäglich, welche Bilder sie kosumieren wollen (und ein paar davon lesen auch noch das, was als "News" mitverkauft wird). Ich habe ja nicht den Boulevard gepriesen, sondern lediglich seine realpolitische Stellung akzentuiert. Und bei der zunehmenden Emotionalisierung von Politik spielen Bilder in Massenmedien eine bedeutende Rolle - ich finde es gut, dass diese Rolle analysiert wird. Und um solche Analyse geht es Alice Brauner, wenn ich sie richtig verstanden habe, und nicht darum, diese Bilder als besonders toll zu featuren. Es ist halt nicht völlig ohne Bedeutung, ob ein Bild millionenfach gedruckt/gesendet wird ... egal, ob es einem persönlich gefällt. Dass in der zunehmenden Bilderflut nur wenig die Chance haben werden zu "überleben", stimmt zweifelsohne - ich halte das aber nicht für ein Argument, heute auf die Diskussion von Bildern von heute zu verzichten. Wir wissen heute nicht, was die Filter der zeitübergreifenden Bedeutung passieren wird.

Ob ein Bild dann irgendwann auf einer übergeordneten, scheinbar objektiveren Ebene als relevant eingeordnet wird, ist ein anderer Kaffee - und auch das ist fragwürdig genug. Ich denke da an die Bildikone von Robert Capa: der Soldat im spanischen Bürgerkrieg, der im Augenblick fotografiert wurde, als ihn die die feindliche Kugel trifft. Über Jahrzehnte galt das geradezu als Paradigma kriegsjournalistischer Berichterstattung ... bis sich die Verdachtsmomente verdichteten, dass Capa das Bild schlicht gestellt hatte. Ein Fake. Und auch das kann und muss man kontrovers diskutieren: Welche Wahrheit transportiert ein solches gefaketes Bild? Selbst unabhängig von den individuellen Motiven des Fotografierenden, der vielleicht nur seinen Marktwert steigern will. Wie ich die Serie von Alice Brauner auf Phoenix verstehe, geht es auch um die Diskussion solcher Kontexte, und das erscheint mir sowohl politisch als auch kunsttheoretisch bedeutsamer als die Huldigung irgendwelcher Ikonen.

Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Werbung (verschwindet nach Registrierung)

vor 6 Minuten schrieb jakob_ehrhardt:

Über Jahrzehnte galt das geradezu als Paradigma kriegsjournalistischer Berichterstattung ... bis sich die Verdachtsmomente verdichteten, dass Capa das Bild schlicht gestellt hatte. Ein Fake. Und auch das kann und muss man kontrovers diskutieren: Welche Wahrheit transportiert ein solches gefaketes Bild?

Da die heutigen Presse-Bilder allesamt digital erstellt werden, bleibt auch die Frage nach dem Original-Material meist offen.
Wenn Beispielsweise offizielle Pressefotos, die nachweislich "umgestaltet" worden sind (ich denke da an jenes, wo die Politiker beim Gang durch die Gänge nachträglich in der Reihenfolge vertauscht worden sind, weil es einem der Abgebildeten nicht gepasst hat), sind es genau solche Hintergrundinformationen, die aus einem "geschichtlich relevanten" Foto ein Bedeutendes machen. Auch die Verschwörungstheorien über das Foto von Fr. Merkel und dem Labrador von Putin mal in einem anderen Licht zu sehen, finde ich interessant - und auch notwendig.
Dass man dabei die dazu eingeladenen Gesprächspartner vielleicht noch besser hinterfragen sollte, steht noch auf einem anderen Blatt.
Jedenfalls regt mich dieses Format zum Nachdenken an, nicht alles so im Gedächtnis abzuspeichern, wie es durch die kurze Art der Berichterstattung in den Nachrichten-Medien fast vorgegeben wird.

Gruß

Christian

Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Sorry, vielleicht bin ich auf den Begriff "Boulevard" zu sehr angesprungen.

Keine Frage, den Bildern kann man heute weniger denn je trauen. Auch wenn die Manipulation von Fotos so alt ist wie das Medium selbst; heute können per Deep Fakes sogar Videobilder so verändert werden, dass der ursprüngliche Inhalt nicht mehr erkennbar ist. Noch sind diese Verfahren nicht perfekt und oft noch zu identifizieren, das kann wird aber in wenigen Jahren schon anders sein.

vor 40 Minuten schrieb jakob_ehrhardt:

...
Die Kunden der Medien entscheiden tagtäglich, welche Bilder sie kosumieren wollen (und ein paar davon lesen auch noch das, was als "News" mitverkauft wird)...

Ich würde da früher ansetzen: Die Medien entscheiden, was sie überhaupt zeigen. Auch das ist nicht neu. Das Foto vom "Napalm- Mädchen" Kim Phuc wollte die NY Times ursprünglich nicht zeigen. Nicht wegen des grausamen Inhalts, sondern wegen "full frontal nudity" der Abgebildeten. Bilder, die der Meinung des jeweiligen Redakteurs nicht entsprechen, werde gerne mal fallen gelassen - solange nicht der Druck anderer Medien das irgendwann offenbart.

vor 43 Minuten schrieb jakob_ehrhardt:

... ich halte das aber nicht für ein Argument, heute auf die Diskussion von Bildern von heute zu verzichten. ...

Auf keinen Fall - ich hoffe, mein erstes Posting kam nicht so 'rüber. Gerade heute ist diese Diskussion nötig.

vor 47 Minuten schrieb jakob_ehrhardt:

.. Welche Wahrheit transportiert ein solches gefaketes Bild?...

Die Frage stellt sich bei jedem Bild, da es "die Wahrheit" nicht gibt. Jeder Journalist, egal wie engagiert und unvoreingenommen er/sie ist, kann nicht überall gleichzeitig sein. Das bedingt schon eine gewisse Perspektive. Der Fotograf muß daneben noch Entscheidungen über den Bildwinkel treffen. Unvermeidlich, aber zwangsweise eine Veränderung der vorgefundenen Situation. Ob die dann repäsentativ für das Geschehen, kann er bis zu einem gewissen Punkt vielleicht erkennen. Ein Bildredakteur auf einem anderen Kontinent schon weniger. Und der "normale" Rezipient dieser Bilder meist gar nicht.

Link zum Beitrag
Auf anderen Seiten teilen

Erstelle ein Benutzerkonto oder melde dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Benutzerkonto erstellen

Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!

Neues Benutzerkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde dich hier an.

Jetzt anmelden
×
×
  • Neu erstellen...