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Bin ich in Deutschland geboren … hmm … dazu zwei Fragen: War die DDR für dich nicht Deutschland? Und was würde es an dem Gefühl der Entwurzelung ändern, wenn in einem Schweizer Formular DDR als Auswahlmöglichkeit vorhanden wäre? BRD steht dort ja offensichtlich auch nicht.

Nicht falsch verstehen: Beide Fragen sollen nicht dein Verlust-Erleben in Frage stellen oder schmälern.

bearbeitet von Leicanik
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vor 20 Minuten schrieb wollybolly:

Da die DDR nie anerkannt wurde von der BRD war es bis zum Schluss Deutschland. 

ähm ... nein. M.W. wurde die Deutsche Demokratische Republik von der Schweiz Anfang der 70er von der Schweiz anerkant. Auf dem "Einbürgerungsformular" hätte das ab dann - bis zum Beitritt - stehen müssen.

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Die DDR war immer ein Teil Deutschlands; das stand nie in Frage. Auch die DDR-Regierung hat das niemals bezweifelt. Die Annahme, nur die Bundesrepublik Deutschland sei Deutschland, finde ich ein bisschen kurios, und rechtlich ist sie jedenfalls durch nichts begründet. Die Bundesrepublik hatte einen Alleinvertretungsanspruch schon 1973 in dem mit der DDR geschlossenen Grundlagenvertrag aufgegeben. Damals wurden BRD und DDR als zwei gleichberechtigte deutsche Staaten Mitglieder der Vereinten Nationen.

Übrigens: Wer beispielsweise 1930 in Königsberg geboren ist, wäre ebenfalls in Deutschland geboren, obwohl die Stadt heute Kaliningrad heißt und russisch ist, und Königsberg/Kaliningrad niemals der BRD oder der DDR angehört hat.

bearbeitet von mjh
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Ich sehe es ganz einfach. Vor 1989 hat die BRD sich selbst als einen deutschen Staat angesehen, welcher nach dem Zerfall und kapitulation des dritten Reiches neu gegründet wurde. Auch die DDR bezeichnete sich benfalls als einen neuen deutschen Staat, wie man auch in der Hymne "Auferstanden aus Ruinen" solz darauf verwiesen hat. Es gab also zwei deutsche Staaten und darum finde ich es aus schweizerischer Sicht ganz vernünftig, dass sie "nur" eine Saatsangehörigkeit kennen, nämlich Deutsch.

Das man etwas spitzfingerisch versucht zu trennen, das eine war BRD, das andere DDR ist wohl typisch Deutsch und das belegt doch, dass die Staatsangehörigkeit korrekt bezeichnet wurde. Ich selbst bin nach damaliger Sichtweise in der BRD, also im Westen, geboren. Aber ich würde mich nie als BRD´ler bezeichen, wenn jemand fragen würde, in welchem Land ich geboren wurde. Für mich war das schon immer "nur" Deutschland und die Trennung zwischen DDR und BRD ist für mich eine rein politische Sache.

Aber es ist eben wuch wie @mjh mit dem Beispiel Königsberg aufgezeigt hat. Die Welt ist im Wandel und es gibt genügend weitere Beispiele. Das Elsass oder auch Helgoland haben öfters ihre Nationalität gewechselt. Oder was ist mit der UdSSR? Auch die Sowjetunion gibt es als solches nicht mehr und da geht es nicht "nur" um zwei Staaten, sondern hier sind es gleich 15 Staaten, die daraus hervor gegangen sind.  Es ist also eine Sache wo man sich zu Hause fühlt, es als Heimat ansieht und dann was auf dem Papier steht. Ändert ein Stück Papier etwas an deinen Gefühlen? Nein. Darum lass Papier Papier sein und sei einfach der Mensch mit der Heimat die du schon immer hattest, fertig. 😉

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vor 2 Stunden schrieb wollybolly:

Da die DDR nie anerkannt wurde von der BRD war es bis zum Schluss Deutschland. 

hier etwas zum Thema:

https://www.deutschlandfunk.de/grundlagenvertrag-paraphiert-brd-ddr-100.html

 

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Übrigens war die Staatsangehörigkeit schon in der alten Bundesrepublik eine deutsche Staatsangehörigkeit. Es gab keine Staatsangehörigkeit der Bundesrepublik Deutschland. Deshalb konnten DDR-Bürger auch problemlos einen deutschen/bundesrepublikanischen Reisepass bekommen und mit diesem weltweit reisen – sie mussten nur erst einmal in den Westen kommen, und sei es nur für einen Tag.

Und wer Bürger der DDR wurde, wurde qua Einbürgerung automatisch deutscher Staatsbürger nach dem Rechtsverständnis der Bundesrepublik Deutschland.

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Hallo Zusammen

Ich möchte mich recht herzlich bei euch bedanken. Ihr habt mir verschiedene Sichtweisen zu dem Thema gezeigt und ganz nebenbei bemerkt war es auch sehr interessant. 

Es ist bei mir sicher etwas von der emotionalen Seite, das ich mich der DDR so verbunden fühle, es ist für mich so, als wäre das alles erst gestern gewesen. Es ist sehr viel in einem kurzem Zeitraum passiert damals. Ich habe aber auch lustige Erinnerungen, wir waren zum ersten Mal "rüber" gefahren , mit dem Bus ,es war mein 13er Geburtstag und meine Eltern haben mir ein neues DDR Fahrad geschenkt (gab es für den halben Preis). Jedenfalls waren wir in Coburg in einem Norma Supermarkt, plötzlich kamen Horden von Ossis und haben den Laden innerhalb weniger Minuten leer gekauft . Die Sachen flogen kreuz und quer über die Regale. Es gab Tumulte weil sich einige die Sachen aus den Wagen der anderen holten.

Ich habe die alten Bundesländer nur wenig bereist , das ist sicher auch ein Grund dafür, das ich so wenig Bezug zu "Deutschland" habe. Ich sollte das nachholen, im Moment liegt mir die Welt zu Füßen. Meine Eltern sind einfache Leute, mit ihnen habe ich nicht viel gesehen,weder vor noch nach dem Fall der Mauer.  Ich habe diesbezüglich viel nachgeholt in den letzten Jahren, aber eben mehr in Südeuropa und Übersee.  

Der Sommer hat ja gerade erst begonnen.....

 

 

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Am 1.6.2023 um 21:32 schrieb canongoodbye:

Als ich 12 Jahre alt war wurde ich plötzlich entwurzelt und ich fühle mich bis heute heimatlos. Ich bin auch jetzt nicht in der Schweiz richtig angekommen und das jetzige Deutschland ist mir immer noch irgendwie fremd. Meine Heimat war die DDR.

Mach das Beste daraus: nicht nur eine Heimat und eine Wurzel, sondern mehrere. Selbst innerhalb der derzeit als Deutschland festgelegten Fläche (nicht so ernst nehmen, ich strebe nicht nach Expansion) kann man sich verwurzelt oder entwurzelt fühlen.

Ein Preuße in Bayern, der Rheinländer auf Baltrum lebend. Je nach Naturell lebt man das als 2x Heimat und Bereicherung oder als 2x keine Heimat.

Oder man wurde in einer Stadt geboren die zwar der Ort der Kindheit wurde und trotzdem nie so 100% Heimat war, weil man im Inneren ein Landmensch ist.

Innerlich immer auf der Suche nach Etwas schwer greifbaren, das nie erfüllt werden kann, irgendwie schade denn das Leben sollte genossen werden.

Ich denke man findet in friedlichen Ländern immer nette Menschen und schöne Orte  die Heimat sein können - wenn man es zu läßt.

 

bearbeitet von Maikäfer
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vor 2 Stunden schrieb EchoKilo:

@ing Das ist wieder so ein Ost-West Ding. Korinthen kannten wir nicht. Wir hatten ja nichts. ;)

Was ihr Besseres hattet, habt ihr kampflos aufgegeben: POS, Polikliniken, Kitas, Fristenregelung, strafrechtliche Gleichstellung Homosexueller etc.

Besteht ruhig darauf, in der DDR geboren zu sein. 

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Meine Eltern gibt es in der Zusammenstellung nicht mehr und ich bin auch nicht entwurzelt. Identität geht bei sich selbst, dann Familie und auch der Großgruppenidentität weiter.

Alles ist permanent in Bewegung und man darf auch noch spät einer Trennung nachtrauern, aber die Wurzel liegt bei einem selber und der Welt im ganzen. Systeme wären mir da zu unsicher und ich will ungerne in die Verlegenheit kommen um mich selber kämpfen zu müssen, weil sich das System ändert und ich die Änderung nicht mitmachen will.

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vor 58 Minuten schrieb ing:

Was ihr Besseres hattet, habt ihr kampflos aufgegeben: POS, Polikliniken, Kitas, Fristenregelung, strafrechtliche Gleichstellung Homosexueller etc.

Besteht ruhig darauf, in der DDR geboren zu sein. 

Ernsthaft ein Ostalgiker?
Wiegen die von dir genannten Vorteile die Nachteile auf?

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vor 3 Minuten schrieb PrimaFoto:

Ernsthaft ein Ostalgiker?
Wiegen die von dir genannten Vorteile die Nachteile auf?

Die müssen sich ja nicht aufwiegen - man hätte Positives auch einfach integrieren können, oder?

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@Randyderzweite Die Ostalgie, mit dem Bezug stolz auf die Herunkunft DDR zu sein, ist unerträglich. Man blendet dabei die Einparteiendiktatur einfach aus.

Die Polikliniken waren eine gute Sache, konnte man aber in unsere (damaliges) Gesundheitssystem nicht so einfach integrieren.

Kitas waren aus politischen Gründen gewollt, nicht zum Wohle der Eltern.

Das Strafrechtssystem der DDR war abhängig von der SED. Da gab es m.E. viel zu viele Nachteile zuungunsten der Bevölkerung. etc.

bearbeitet von PrimaFoto
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vor 17 Minuten schrieb PrimaFoto:

@Randyderzweite Die Ostalgie, mit dem Bezug stolz auf die Herunkunft DDR zu sein, ist unerträglich. Man blendet dabei die Einparteiendiktatur einfach aus.

Die Polikliniken waren eine gute Sache, konnte man aber in unsere (damaliges) Gesundheitssystem nicht so einfach integrieren.

Kitas waren aus politischen Gründen gewollt, nicht zum Wohle der Eltern.

Das Strafrechtssystem der DDR war abhängig von der SED. Da gab es m.E. viel zu viele Nachteile zuungunsten der Bevölkerung. etc.

@PrimaFoto, das will ich doch alles garnicht bestreiten. Ich bin im Ruhrgebiet geboren und habe Vorfahren aus Westfalen, Holland und Dänemark, meine Söhne leben in Schweden und Bayern, ich selbst in Niedersachsen. Von daher sind mir nationale Grenzen schonmal völlig unwichtig. Und ich bezog mich auch nicht auf die Ostalgie, sondern darauf, dass Richtiges nicht deshalb falsch wird, wenn es der Falsche sagt oder tut. Auch wenn z.B. die Beweggründe für Kitas andere waren, so bleiben die Vorteile dieser Einrichtungen doch bestehen.

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vor 48 Minuten schrieb PrimaFoto:

@Randyderzweite Die Ostalgie, mit dem Bezug stolz auf die Herunkunft DDR zu sein, ist unerträglich. Man blendet dabei die Einparteiendiktatur einfach aus.

Die Polikliniken waren eine gute Sache, konnte man aber in unsere (damaliges) Gesundheitssystem nicht so einfach integrieren.

Kitas waren aus politischen Gründen gewollt, nicht zum Wohle der Eltern.

Das Strafrechtssystem der DDR war abhängig von der SED. Da gab es m.E. viel zu viele Nachteile zuungunsten der Bevölkerung. etc.

Ich denke es geht dabei nicht darum etwas auszublenden, viel mehr darum sich seiner Wurzeln bewusst zu sein. Das gefühl der Heimat und die guten Erinnerungen an die Kindheit verschwindet nicht, nur weil man in einem toatlitären System aufgewachsen ist. Auch dort haben die Menschen versucht ein normales Leben zu führen und die einfachen Dinge, die wir als Kinder wahr genommen haben, sind nunmal ganz simpel ind einfach und diese Eindrück bleiben hängen. Das hat nichts mit der politischen Lage oder dem Rechtssystem zu tun weil man das als Kind noch gar nicht als solches wahrnimmt. Und wenn man in einem solchen System aufgewachsen ist, so darf man sich ruhig die schönen Momente erinnern, denn es war eben nicht alles Sch.... genauso wie im Westen nicht alles aus Gold war und jedem vor Glück und Wonne die Sonne aus dem A... geschienen hat. 😉

Hier ging es dem TO ganz sicher nicht das System der DDR zu loben oder zu verklären. Es geht hier um ganz persönliche Eindrücke und Erfahrungen aus der Kindheit, wie sie jeder von uns hat, egal auf welcher Seite des damaligen eisernen Vorhangs man gelebt hat. Diese Eindrücke verbinden wir eben mit der Heimat weil wir hier unsere ersten Erfahrungen gesammelt haben und auch unsere ersten und engsten Bezugspersonen herstammen. Wenn er also gute Erinnerungen an die DDR hat, dann sollte man sie ihm auch lassen, solange es um die eigenen persönlichen Erfahrungen aus der Kindheit geht. Solange es nichts mit Politik zu tun hat oder man versucht Tatsachen schön zu färben oder sogar zu leugnen, ist in meinen Augen nichts verwerfliches daran. Warum sollte man jemanden seine ersten und tiefsten Erinnerungen verweigern, nur weil er in ein System hin geboren wurde, zudem er gar nichts kann? Haben wir wirklich das Recht, allen ehemaligen DDR-Büger ihre guten Erinnerungen an ihr Leben abzustreiten und ihnen dafür ein schlechtes Gewissen aufzubürden? Sind ihere persönlichen Erinnerungen bis 1989 also auszulösen und als "Sondermüll" zu deklarien, für den man sich schämen muss?

Als gebürtiger Bayer traue es mir nicht zu, über Bürger der DDR ein Urteil zu fällen. Sie haben genauso ein Leben geführt wie ich es tat. Zumal der TO, wie geschildert, noch Kind bzw. ein angehender Jugendlicher war. Er ist in das System hineingeboren worden und hat es nicht mehr als Erwachsener erlebt. Das ist sicherlich kein Vergleich als wenn jemand der schon 30 oder 40 Jahre alt war, als die Wende kam. Aber selbst jene haben doch ein Recht darauf, sich an die positiven Erlebnisse zu erinnern. Denn es zeigt eben auch, dass es durchaus auch sehr viele menschliche Momente in einem Unrechtsstaat gegeben hat und das sollte man ruhig zeigen und nicht verstecken. Das ist meine Meinung dazu.

bearbeitet von Dare mo
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vor 4 Stunden schrieb PrimaFoto:

@Randyderzweite Die Ostalgie, mit dem Bezug stolz auf die Herunkunft DDR zu sein, ist unerträglich. Man blendet dabei die Einparteiendiktatur einfach aus.

 

Das. Genau das sorgt dafür, dass wir uns den Rest unseres Lebens fehl am Platze fühlen. Jeder beschränkt unsere Kindheitserinnerungen und unseren ALLTAG, den wir hatten und vermissen, auf die totale Verklärung eines schiefgelaufenen Politikexperiments, denn nichts anderes hat Erich da gemacht. Wir sind vielleicht Ossis, aber wie sind nicht dumm, nicht blöd und schon gar nicht blind und taub. (Wobei ich zugeben muss, dass eine gewisse Horder Blauwähler diesen Eindruck grandios vermittelt. Aber bitte nicht vergessen, dass die mitnichten "das Volk" sind und schon gar nicht 17Mio DDR Bürger repräsentieren.)

Aber wehe man seufzt mal nachdenklich, weil man das 10-Pfennig-Stieleis vermisst und prompt wird man als dummes DDR Kind abgestempelt, der keine Ahnung hat, was in der Politik passiert ist. Und genau das macht so unendlich müde und tieftraurig. Alles und jeder macht uns unsere Herkunft, unseren Alltag, unsere Kindheit madig. Und nicht wenige behandeln uns bis heute als Menschen zweiter Klasse. Dabei sind DDR Sportler für Deutschland zu Olympia gefahren. Unsere Rettungssanitäter wurden nach der Wende mit Kusshand abgeworben, weil sie besser ausgebildet waren. Unsere POS Abschlüsse sind mehr wert, als ein heutiger Realschulabschluss.

Nur weil der Staat, in dem ich dummerweise auf die Welt gekommen bin, auch Scheisse gebaut hat, darf ich mich nicht an die tollen Sachen erinnern, nein? Darf mich nicht freuen, wie ein Schnitzel, wenn ich einen Grießbrei finde, der genauso schmeckt, wie der aus der DDR? Darf nicht in Erinnerungen schwelgen, wenn ich Dinge sehe, mit denen ich aufgewachsen bin? Die meisten vergessen sehr gern mal, dass im Westen fast alles noch vorhanden ist, was sie in ihrer Kindheit hatten. Viele unserer Dinge sind einfach verschwunden nach der Wende. Darf ich dem nicht nachtrauern, wenn ich bisher absolut kein Eis gefunden habe, was so einfach aber toll war, wie das damals für 10 Pfennig? Und auch der Meinung bin, dass es hier nur noch einen Bäcker gibt, der die Brötchen genau wie damals backt und ich das voll plöt finde, dass es nicht mehr davon gibt?

Ganz offenbar nicht. "Hab dich nicht so, die DDR war scheisse!"  "Scheiss Ostalgiker und Blindfische" "Ihr seid doch alle dumm" "Scheiss Wendekinder!"
"Hör mit dem Mist auf, die hast ja keine Ahnung"
Doch, wir haben ganz genau Ahnung, wir haben schon damals unser Leben mit einer gehörigen Portion Zynismus, Sarkasmus und Ironie gelebt (einen Ossi erkennt man daran, dass er bei einer Warteschlange grundsätzlich fragt, obs dort Bananen gibt. Weil das einfach genau so war. Und diesen Galgenhumor hatten wir damals schon und wir haben ihn behalten. Kann aber ein Wessi selten verstehen). Wir wissen ganz genau, was vor sich gegangen ist und wir vergessen das auch nicht. Das hat mich aber im Alltag zuhause nicht interessiert. Dort war ich Kind, hatte Eltern (mein Vater ist übrigens in Deutschland geboren, weil er älter war, als die DDR) und Geschwister und Grosseltern (die ebenfalls nur durch Zufall Wohnort zu DDR Bürgern wurden), mit denen ich tolle Sachen erlebt habe. Ich habe all diese Scheisse ja nicht gemacht, das waren nicht die DDR Bürger. Die haben immer nur versucht, das Beste aus dem zu machen, was sie hatten und was sie konnten.

Ich bin stolz auf Dinge, die es hier in der DDR gab. Dort kannte man seine Nachbarn. Dort hat man sich gegenseitig geholfen, dort hat man Dinge für die Ewigkeit gebaut und alles repariert und mal ehrlich - wenn euch unterwegs der Keilriemen reisst, an diesen modernen Elektronikkarren, da is nix mit Strumpfhose aus, reingebastelt, weitergefahren. Sorry, aber ich find das eine sehr coole Erinnerung! Seltsamerweise waren wir trotzdem glücklich, jedes Jahr Urlaub an der Ostsee oder im Harz zu machen. Oder mal zum Balaton zu fahren. Und wenn ihr alle die DDR so scheisse findet und was sie hervorgebracht hat, dann schmeisst bitte sofort eure Zeiss Gläser in den Glascontainer.  Und wehe, einer von euch schaut sich nochmal mit seinen Kindern unser Sandmännchen an.

Polikliniken, heissen jetz Praxiskliniken und gibts wieder. Das Konzept der heutigen Unikliniken ist jetzt auch nicht soviel anders. Sero? Eingestampft und dann doch wieder in Form von Dosenpfand und Papierankaufsstellen neu erfunden.

Dieses permanente DDR Bashing, nur weil wir uns an unser stinknormales Leben erinnern und uns dieser Erinnerungen und Dinge erfreuen oder einfach drauf hinweisen, "haben wir schon immer so gemacht" wenn einer mit ner vermeintlich neuen Idee um die Ecke kommt, IST UNERTRÄGLICH. Und kommt immer von Leuten, die nicht dabei waren, aber meinen, alles besser zu wissen, weil sie mal was in der Schule gehört haben. Vielleicht wollen wir nicht mehr drüber reden, weil wir das ein früheres Leben lang dauernd getan haben? Vielleicht sind wir ja doch auch froh, dass Dinge sich ändern können? Aber ganz ehrlich: man hätte die DDR nicht per se abschaffen und einstampfen und alles einfach auffressen und schlucken müssen. Ein paar Dinge ändern, reformieren, die Parteien und Politik verändern, hätte doch gereicht. Nein, statt dessen kam der Westen, hat plattgetrampelt, niedergewalzt, aufgekauft und zugemacht und eine komplette Nation ohne Arbeit, ohne Existenz und ohne Zukunft. Na ganz toll. Von heut auf morgen das Leben, wie es war, verschwunden, samt aller Pläne und Träume. Einfach von der Erdoberfläche gekratzt. Man hat gar nicht mal geguggt, was ist denn hier nützlich und gut durchdacht, was können wir denn übernehmen. Aber dass der Westen was von der DDR lernen könnte, oh Gott, wo kämen wir denn da hin! Wir müssen ja schliesslich diesen Staat löschen und all die Menschen erretten, sie werden uns ewig als ihre Helden und Retter feiern! Und machen dann sicher mit beim DDR Bashing, weil sie alle sooooo glücklich sind, dass wir sie da raus geholt haben. Sorry - nö.
Nicht wir haben das Gute aufgegeben. Der Westen wollte nichts von dem hören, denn schliesslich wurde der Staat "gestürzt" und damit interessiert doch keinen mehr, was er gutes hatte. Es wurde immer nur das negative rausgekehrt und das musste weg. Uns wurde das heutige System übergestülpt. Bei Schulen, bei Recht & Gesetz etcpp. Was hätten denn bitte die stinknormalen Bürger dagegen tun können? Bei Helmut anrufen und sagen "du hör mal, unser Altstoffsammelsystem ist doch eigentlich was gutes, wir recyclen sehr viel, schaut euch das doch mal an"? Woher sollten wir denn zb. das Schulsystem kennen, und wissen, dass unsere POS besser war? Nicht vergessen: wir durften vom Westen nichts wissen offiziell. Und was wir wussten, wussten wir auch nur ausm heimlichen Fernsehen oder von "Messegästen" (unserer kam witzigerweise aus der Schweiz und er kam meine ganze Kindheit durch, jedes Jahr.). Und auf die Art lernt man keine Unterschied im Schul- oder Rechtssystem.

Und wenn einem das eigene Leben, das man ja nunmal gelebt hat, ständig madig gemacht und in Abrede gestellt wird - dann braucht sich doch auch keiner mehr zu wundern, dass wir unter uns bleiben und dann gar nicht mehr drüber reden, woher wir kommen oder einfach tunlichst die Fresse halten, wenn wir irgendwas aus der DDR mehr mögen, als das westliche Pendant.

In diesem Sinne, herzlichen Dank an @Dare mo mir sind leider nur wenige Wessis in den letzten 33 Jahren übern Weg gelaufen, die sich so reflektiert verhalten bei dem Thema. Früher oder später, selbst bei Leuten, wo ich dachte, es sind Freunde, kamen dann irgendwann die selben blöden Sprüche und Vorurteile.

Nein, ich will die Mauer nicht zurück. Ich habe mich damit arrangiert, wie das damals abgelaufen ist. Ich lebe in Deutschland, aber ich bin und bleibe DDR Kind und kauf mir halt lieber Pfeffi Bonbons, statt Mentos. Und auch Bambina schmeckt mir besser als Kinderriegel. Und auf mein Brot kommt Nudossi und kein Nutella. Das hat aber was damit zu tun, weil ich das seit Geburt an kenne und liebe. Nicht damit, dass die Sachen und ich aus der DDR stammen. Purer Zufall.

Sorry for the rant. Aber was raus muss, muss raus.

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@PrimaFoto und @danysnet,

nur um hier mal Mißverständnissen vorzubeugen, da Ihr meinen Namen in Verbindung mit Ostalgie zitiert habt:

Ich möcht betonen, dass ich weder Ostalgiker bin, noch dass ich irgendwelche Untaten des SED-Regimes ausblende! Ich habe lediglich darauf hingewiesen, dass es - wenn auch wenige - Dinge in der DDR gegeben hat, die man sich von der westlichen Seite her ruhig mal hätte ansehen können, dazu gehören m.M.n. zum Beispiel die Kitas oder des Thema Frauen am Arbeitsplatz.

Edit: Das darf man in diesem Zusammenhang auch gerne als Wertschätzung meinerseits der "Ossis" betrachten.

bearbeitet von Randyderzweite
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