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Straßenfotografie heute - was macht den Unterschied?


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Immer wieder wird hier im Forum (aber auch anderswo), direkt oder indirekt, die Frage aufgeworfen, was ein gutes Streetfoto ausmacht bzw. was Streetfotografie überhaupt ist.

Da die Straßenfotografie zu meinen fotografischen Hauptinteressen zählt, beschäftigt mich diese Frage auch regelmäßig und nach einer längeren, kontroversen Diskussion - ausgelöst durch eines meiner Bilder - habe ich mich in den letzten Tagen erneut intensiv damit auseinandergesetzt.

 

Warum faszinieren uns die Bilder von HCB, Robert Doisneau, Walker Evans, Vivian Maier und der anderen legendären Street-Fotografen so und warum tun wir uns so schwer damit, selbst Fotografien mit einer solchen Kraft zu schaffen? Bilder, die uns berühren, fesseln, mitreißen. Was macht den Unterschied?

 

Seit Tagen treibt mich diese Frage um.

Ich studiere die Werke namhafter Straßenfotografen so intensiv wie schon lange nicht mehr, analysiere sie inhaltlich wie kompositorisch, auf der Suche nach einer Antwort.

 

Einerseits zeigen uns diese Bilder eine Welt, die wir aus eigenem Erleben ja überwiegend nicht kennen, was aber viel wichtiger ist und m.E. eben den Unterschied macht, sie zeigen uns ihre Welt so, wie sie ist.

Unverblümt und schonungslos, mit allem, was dazu gehört.

Das Unerfreuliche genauso wie das Schöne, die Sonnen- und die Schattenseiten des Lebens und genau das ist heute nicht mehr möglich.

 

An jeder Ecke steht ein Moralwächter, der uns ermahnt und belehrt, weil wir einen Menschen öffentlich in den Fokus rücken.

Insbesondere, wenn dieser Mensch einer Randgruppe angehört oder irgendwie auf dem Foto nicht so gut "aussieht".

 

Obdachlose, Bettler, Betrunkene oder Menschen, denen man ihre Armut u.ä. ansieht, dürfen wir heute nicht mehr zeigen.

Dabei glaube ich übrigens nicht, dass es den selbsternannten Beschützern um das (seelische) Wohl der jeweiligen Person geht, vielmehr habe ich den Eindruck, dass sie einfach die Realität nicht sehen wollen.

Sie fühlen sich gestört, wenn man sie mit der Nase auf Probleme stößt, die es in einer modernen Wohlstandsgesellschaft eigentlich gar nicht geben dürfte.

 

Ja, ich glaube, das ist der Unterschied. Viele fühlen sich durch derartige Bilder der Gegenwart gestört.

 

Und dann ist da diese paranoide Angst vor dem Fotografen, bei dem man ja nie weiß, was der mit den Fotos anstellt und man hat ja schließlich ein "Recht am eigenen Bild".

Man weiß zwar nicht wo das steht und noch weniger was da steht, aber das ist auch nicht wichtig: "der hat mich einfach nicht ungefragt zu fotografieren."

 

Fremde Kinder auf der Straße oder gar auf dem Spielplatz fotografieren? Das kann nur ein Pädophiler sein.

Dabei kann man spielende Kinder ja nur noch dort fotografieren, im, vor und hinter dem Haus dürfen sie es ja nicht mehr.

Kinderlärm stört ja auch.

 

Kinder, Alte, Behinderte, Obdachlose, alle unter "Artenschutz" gestellt und für Fotografen tabu.

 

Was am Ende bleibt, sind belanglose Bilder, mit Silhouetten von hinten fotografierter Personen, die nichts mehr über das Leben erzählen.

Nur die Jungen mit ihren Handys, am besten beim Seilfie-Knipsen, dürfen offenbar noch abgelichtet werden.

 

Der Bilder selbst ist man aber, der schieren Masse wegen, längst schon überdrüssig.

Mit dieser Realität will man ja (via Fotografie) auch nicht konfrontiert werden.

 

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Seit Tagen treibt mich diese Frage um.

Ich studiere die Werke namhafter Straßenfotografen so intensiv wie schon lange nicht mehr, analysiere sie inhaltlich wie kompositorisch, auf der Suche nach einer Antwort.

Ich glaube da liegt der Fehler.

In ständiger Analyse und später in den Versuchen, etwas "nach zu machen" oder ähnliches zu schaffen.

 

Wahrscheinlich hat keiner der bekannten Streetfotografen je irgendetwas an seinen oder anderen Werken analysiert.

Sie haben das Leben auf der Straße festgehalten. Eine lang andauernde Reportage sozusagen.

 

Von den aktuellen gibt es genau dazu viele Youtube-Videos.

Rausgehen, machen. Festhalten, was einem selbst wichtig erscheint. Nicht mehr. Nicht weniger.

 

"Uns" kommen doch viele Bilder nur so genial vor, weil sie in einer anderen Zeit und zumeist an anderen, fernen, fremden, Orten entstanden sind und ncht bei uns vor der Haustür.

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Warum faszinieren uns die Bilder von HCB, Robert Doisneau, Walker Evans, Vivian Maier und der anderen legendären Street-Fotografen so

Weil sie HEUTE einen Blick in längst vergangene Zeiten erlauben.

 

Deine restlichen Fragen könntest du dir beantworten, wenn du deine Rechtfertigungsposition zur Ausübung der fotografischen Tätigkeit deines Lieblinssujets verliessest.

Und glaube mir, heutzutage hätten alle deine o.g. Protagonisten ein Problem mit der Thematik der unendlichen Reichweite ihres Tuns.

 

Edit: Rechtschreibung

bearbeitet von Gast
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An jeder Ecke steht ein Moralwächter, der uns ermahnt und belehrt

Merke: Dies ist immer dann nötig, wenn eben die Ethik (die Grundlage der Moral) für irgendetwas (such dir was für dich aus) geopfert wird.

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Street existiert in der Form in der es manche hätten einfach nicht. Das ungestellte witzige Bild das eine Geschichte erzählt und spontan ohne Planung aufgenommen wird. Bestens in dramatischem S/W mit offener Blende und etwas körniger Bewegungsunschärfe. Vielleicht schafft es Fuji mal ein Street-Programm aufs Wählrad zu legen, mit eingerechnetem Blur und was ein Straßenbild sonst noch braucht (Korn, Witz, Betroffenheit, Freude, Vignette).

 

Früher war das alles besser, als Bresson sich eine Treppe gesucht hat....... wartete bis der Schatten richtig lag........ und hoffte das die richtige Person durch das "spontane" Bild ging.

 

Street heute ist das man einen Glatzkopf vor einem Wella-Plakat ablichtet oder einen kleinen Hund neben einer dicken Frau. Einen Bartträger neben einem Linksträger usw..

Street ist Voyeurismus und kann von jedem betrieben werden der uneitel genug ist nicht alles teilen zu müssen. Street bedeutet aber auch immer das Menschen auf dem Bild sind und das sieht jeder Betrachter anders, der eine verurteilt der andere freut sich über Einblicke.

 

Es gibt in den verschiedenen Foren nur einen Fotografen der mich durchgehend beeindruckt, nicht weil er so großartig Street kann, sonder weil er nur zeigt und durch seine Ausarbeitung der Bilder maskenhafte Personen in eine Umwelt stellt in der keiner Leben will. Aber wir Leben dort und ich finde die Bilder teilweise gruselig und faszinierend zugleich.

Street ist ein Sujet das besetzt ist von Meinungen und Vorurteilen und eine Diskussion darüber ist eigentlich so müßig wie auf Kritiken einzugehen die ein Foto betreffen das man toll findet. Da hilft der Teflonanzug, manchmal auch der Aluhut. :P

 

 

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Früher haben sich die Menschen oftmals gefreut, fotografiert zu werden.

Man hat sich in Pose gestellt und war stolz, ein schönes Bild von sich zu besitzen.

 

Dann begann die Zeit der Street-Fotografie, und die großen Meister haben sich mit ihren 50er Brennweiten unter die Menschen gemischt...

Die wundervollen Ergebnisse wurden dann in namhaften Magazinen veröffentlicht und waren in Galerien zu bewundern.

 

Heute wird mit 300mm Brennweite abgelichtet, Schamgrenzen werden überschritten, die Ergebnisse werden millionenfach im Internet geteilt.

Ich glaube, viele Menschen sind einfach übersättigt von der Bilderflut und haben Angst davor, ein fotografisches "Opfer" zu werden!

Viele wissen um die Manipulationsmöglichkeiten heutzutage und möchten sich nicht der Lächerlichkeit preisgeben.

 

Gute Street-Fotografie kann wirklich vor unserer Haustür entstehen, vielleicht sollte man nur die Arbeitsweise der "alten Meister" übernehmen und bekommt auf diese Weise bessere Fotos.

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Warum faszinieren uns die Bilder von HCB, Robert Doisneau, Walker Evans, Vivian Maier und der anderen legendären Street-Fotografen so und warum tun wir uns so schwer damit, selbst Fotografien mit einer solchen Kraft zu schaffen? Bilder, die uns berühren, fesseln, mitreißen. Was macht den Unterschied?

 

...

 

Einerseits zeigen uns diese Bilder eine Welt, die wir aus eigenem Erleben ja überwiegend nicht kennen, was aber viel wichtiger ist und m.E. eben den Unterschied macht, sie zeigen uns ihre Welt so, wie sie ist.

Unverblümt und schonungslos, mit allem, was dazu gehört.

Das Unerfreuliche genauso wie das Schöne, die Sonnen- und die Schattenseiten des Lebens und genau das ist heute nicht mehr möglich.

Zunächst mal zeigen Bilder nie die Welt, wie sie ist, sondern wie der Fotograf sie sieht bzw. was der Fotograf zeigen/ausdrücken will. Und kontroversi war das Thema schon immer. Walker Evans z.B. wurde Hass gegenüber USA vorgeworfen, weil er eben nicht die damals üblichen Motive auf damals unübliche Weise abgebildet hat. Er hat übrigens über 20.000 Fotos für sein Projekt "The Americans" gemacht, von denen es dann knapp 70 ins Buch schafften. Man kann also sagen, er hatte Übung und hat am Ende wirklich nur die "Besten" ausgewählt.

 

Zu "damals" gibt es heute einige Unterschiede. Damals bedeutete jedes Foto Kosten in Form von Geld, Zeit und Arbeit. Man wählte seine Motive sorgfältiger aus, komponierte gewissenhafter und hatte ein Konzept.

Die Fotografen damals arbeiteten meistens örtlich und zeitlich begrenzt, das heißt sie schufen Zeitdokumente, die man unter einem Thema (nicht Streetfotografie, sondern z.B. das Elend in den USA zu einer bestimmten Zeit, oder der Glammer einer bestimmten Zeit in Hollywood, oder die Gethos New Yorks, usw.). Diese Fotografen sind nicht mehr oder weniger ziellos umhergefahren und haben sich Plätze gesucht, an denen es einfach ist Fremde zu fotografieren. Somit waren ihre Bilder nicht belanglos.

Heute erleben wir eine Flut aus völlig belanglosen, nichtssagenden, aus der Hüfte geknipsten Banalitäten, die bestenfalls optisch ansprechend sind.

 

Viele Bilder dieses Genres brauchen aber auch einfach Zeit und entfalten ihre Wirkung erst, wenn das Motiv vergangen ist.

 

An jeder Ecke steht ein Moralwächter, der uns ermahnt und belehrt, weil wir einen Menschen öffentlich in den Fokus rücken.

Insbesondere, wenn dieser Mensch einer Randgruppe angehört oder irgendwie auf dem Foto nicht so gut "aussieht".

 

Obdachlose, Bettler, Betrunkene oder Menschen, denen man ihre Armut u.ä. ansieht, dürfen wir heute nicht mehr zeigen.

Dabei glaube ich übrigens nicht, dass es den selbsternannten Beschützern um das (seelische) Wohl der jeweiligen Person geht, vielmehr habe ich den Eindruck, dass sie einfach die Realität nicht sehen wollen.

Sie fühlen sich gestört, wenn man sie mit der Nase auf Probleme stößt, die es in einer modernen Wohlstandsgesellschaft eigentlich gar nicht geben dürfte.

Das stimmt so nicht ganz. Es ist durchaus erlaubt solche Motive zu fotografieren. Einerseits kann man einfach um Erlaubnis fragen, oder man macht es im Rahmen eines Kunstprojekts (Kunstfreiheit). Das bedeutet, dass man die Bilder für z.B. eine Buchveröffentlichung oder eine Kunstausstellung durchaus machen darf, auch wenn das noch eine gewisse Grauzone bedeutet. Die meisten, die sich Streetfotografen nennen, posten diese Bilder auf FB, Flickr oder anderen sozialen Medien. Das hat für mich wenig mit Kunstfreiheit zu tun. Will der Fotograf wirklich auf Misstände aufmerksam machen, oder geht es lediglich um den eigenen Nutzen in Form von Followern und Likes?

 

Und dann ist da diese paranoide Angst vor dem Fotografen, bei dem man ja nie weiß, was der mit den Fotos anstellt und man hat ja schließlich ein "Recht am eigenen Bild".

Man weiß zwar nicht wo das steht und noch weniger was da steht, aber das ist auch nicht wichtig: "der hat mich einfach nicht ungefragt zu fotografieren."

Tja, früher gab es nun mal nicht diese so weite und schnelle Verbreitung, wie heute. Fotografen hatten früher nur sehr wenige Möglichkeiten ihre Bilder einem Publikum zu zeigen. Meistens verstaubten die Bilder in heimischen Archiven. Heute ist das Bild in Sekunden von der Kamera auf dem Smartphone, kann dort auch einfsch manipuliert und einem weltweiten Publikum dauerhaft präsentiert werden.

 

Jedes mal, wenn sich jemand über das Recht am eigenen Bild beschwert, versuche ich denjenigen zu einem Test zu überreden. Schick mir doch einfach Bilder von dir und deiner Familie. Was ihr macht, ist egal, hauptsache man kann euch eindeutig erkennen und identifizieren. Dabei hast Du noch den Vorteil, dass Du die Bilder selbst aussuchen darfst. Auf der Straße fotografiert entscheidet der Fotograf, welches Bild von dir veröffentlich wird.

Ich habe diesen Test schon ein paar mal vorgeschlagen, bisher habe ich kein einziges Bild bekommen. Das zeigt mir jedes Mal, dass das die Kritik am Recht am eigenen Bild, wenn es von anderen eingefordert wird, als lästig empfunden wird. Ist man selbst betroffen, dann ist man froh um dieses Recht. Kein Wunder, gerade als Fotograf weiß man, wie einfach es ist Bilder zu missbrauchen und/oder zu manipulieren. Und das muss ja nicht mal der Fotograf machen. Ist das Bild mal im Netz, kann es jeder, der es aufruft, runterladen und für seine Zwecke nutzen. In zeiten von Fake News ein sehr beliebtes Mittel.

 

Fremde Kinder auf der Straße oder gar auf dem Spielplatz fotografieren? Das kann nur ein Pädophiler sein.

Auch hier schlage ich vor, Du machst Bilder von deinen eigenen Kindern, Neffen/Nichten oder Enkelkindern und stellst sie ins Netz. Wenn das, was Du schreibst, stimmt, wirst Du damit doch keine Probleme haben. Dann hast Du nicht das Problem, dass Du als Pädophiler angesehen wirst und hast deine gewünschten Kinderbilder.

 

Ich bin Vater und will nicht, dass mein Kind von Fremden fotografiert wird. Ich kenne die Leute und ihre Absichten nicht. Und selbst wenn ihre Absichten gut sind, ist das Bild ein mal im Netz, kann sich jeder bedienen und es für seine Zwecke nutzen. Ich mache zwar viele Bilder von meinem Kind, doch die landen nicht im Netz. Wenn mein Kind mal groß genug ist, darf es selbst entscheiden, welche Bilder es von sich zeigen möchte. Ich kann heute nicht absehen, wie die Welt in 15 oder 20 Jahren sein wird. Die Bilder von heute, können einen Nachteil in der Zukunft bedeuten. Nicht wenige Kinder werden wegen so etwas gemobbt.

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Hi,

 

das pralle Leben findet auch heute statt und kann selbstverständlich auch heute fotografiert werden.

Wenn man das tun will, stehen einem mehr Möglichkeiten offen als je.

Die beste Streetkamera ist ein Mobilphone – damit ist unbehelligtes Fotografieren sozusagen garantiert. Eine "altertümliche" Fujifilm geht aber auch sehr gut.

Der Unterschied zu früheren Zeiten ist vermutlich, dass sich viele bemüßigt fühlen, das entstandene Material sofort ins Internet zu kippen.

Warum eigentlich?

Ich habe früher sehr viel auf der Straße fotografiert, und es hat mir absolut gereicht, diese Bilder mit ein paar Freunden und meiner nächsten Umgebung zu teilen.

Ich habe für mich fotografiert, nicht für Follower.

Auch das geht heute wie zu allen Zeiten.

Schwierig war das Sujet schon immer. Fordert viel Einsatz, viel Zeit, viel Geduld, viel Leidenschaft.

Mir wäre das heute zu frustrierend.

Aber wenn es Deine Leidenschaft ist: machen!

So würde ich an die Sache herangehen.

 

VG

Christian 

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Das ungestellte witzige Bild das eine Geschichte erzählt und spontan ohne Planung aufgenommen wird.

 

Street ist Voyeurismus und kann von jedem betrieben werden der uneitel genug ist nicht alles teilen zu müssen.

 

Ersteres ist sehr, sehr selten und kann nicht erzwungen werden, ack.

 

Punkt 2 hat meine 100%ige Zustimmung.

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Die "Fotografen" haben sich verändert?

Bilder machen ist billig wie noch nie. Die Anzahl der Knipser ist riesig geworden. In der Masse betrachtet auch respektloser, gemeiner und vorallem in ihrem weitgehend atemberaubend beeindruckendem Selbstverständnis schlechter als je zuvor.

 

Dem ins Visier genommenen Protagonisten billigt man am liebsten noch vollständige Vogelfreiheit zu.

Trifft ein idiotischer Fotograf auf einen ebenso angemessen sensiblen Protagonisten, kommt es wiederkehrend zur Eskalation.

Kritik wird lapidar auf die Bank der Moralapostel geschoben, direkt neben die echt beschissene Rechtsprechung.

Beide mögen doch bitte schön den Schnabel halten.

 

Zu wenig verständiges Herzblut, zu viele Djangos. Der Preis sollte höher sein, es würde länger darüber nachgedacht werden,  glaube ich.

 

Ich habe aber auch keinen Zweifel daran, dass alles viel besser sein könnte. Wären wir nur alle besser.

 

Also kein Problem, dass nicht zum gegenwärtigen Zeitgeist gehört. "Me first!"

 

Natürlich alles etwas überzeichnet.

 

 

 

 

Gruß

 

kleinfriese

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Ich war am mittwoch in der HH-Innenstadt und habe dort ein Foto von einem Lustigen Fahrrad gemacht (mit 23 mm) ; also hatte ich auch Umgebung drauf.

( auch einige Menschen )

Als ich mir die Bilder abends am PC angesehen habe, war auf dem Fahrradfoto eine junge Frau zu sehen , die mit der Hand ihr Gesicht verdeckt hat .

Im Sucher hatte ich sie gar nicht registriert . Ich hatte die kleine X-T10 dabei ; also wirklich klein .

Es ist mir in der Stadt schon öfter aufgefallen , das Personen , wenn sie mich beim fotografieren sehen, den Kopf wegdrehen oder mit der Hand das Gesicht abdecken.

Mich schränkt das sehr ein , immer diese Schere im Kopf zu haben !

Mir ist es völlig wurscht , ob ich bei irgenwelchen Touristen mit auf dem Bild bin .

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@uwe

Es geht (mir) nicht darum, etwas nachahmen zu wollen.

Ich wünsche mir nur, man ginge mit aktuellen Streetfotos und ihren Autoren genauso tolerant um, wie mit den (Vor-)Bildern der Vergangenheit.

Und selbstverständlich haben sich auch die Fotografen damals Bilder ihrer Zeitgenossen angeschaut und davon inspirieren und/oder beeinflussen lassen.

Wie bei allen Kunstformen.

 

@chironer

Mein Lieblingssujiet ist es zwar nicht, aber ich mag es sehr, weil mich der Mensch interessiert und das Leben das ihn umgibt.

Die Verbreitungsgeschwindigkeit und die Reichweite unserer modernen Medien sind hier sicher ein Teil des "Problems", das unsere Vorgänger in der Form natürlich nicht kannten.

Ob sie sich aber deshalb anders entschieden hätten ist fraglich, denn schließlich wollten sie ja, dass ihre Bilder veröffentlicht werden.

 

Zur ethischen Auseinandersetzung muss ich leider sagen, dass mir Doppelmoral viel häufiger begegnet als ein echtes Interesse an Aufrichtigkeit und Respekt gegenüber Dritten.

 

@GambaJo

Dass Bilder immer subjektiv sind steht ja außer Frage, es geht um den Inhalt.

Walker Evans und Robert Frank hast du zwar jetzt versehentlich durcheinanander gebracht, aber kontrovers war das Thema schon immer, da hast du recht.

Auch die Fotografen vor uns hatten es oft nicht leicht mit ihren Bildern, auch das ist bekannt und HCB wird ja u.a. zitiert mit den Worten "anvisieren, abdrücken, abhauen".

 

Vieles von dem, was du schreibst ist richtig.

HCB & Co. haben keine "Street-Fotografie" im heutigen Sinne betrieben, sie haben Reportagen zu gesellschaftlichen oder politischen Themen ihrer Zeit gemacht.

Das Genre ist mehr oder weniger aus ihrer schnappschussartigen Bildsprache heraus entstanden, im Grunde ist es ja Dokumentarfotografie.

 

Bei den Kindern geht es ja gerade nicht um die eigenen sondern explizit um fremde Kinder, in einer alltäglichen oder besonderen Szenerie/Situation, die man festhalten will.


Zum einen, weil es kaum noch spielende Kinder auf der Straße gibt und zum andern, weil sofort jemand intervenieren würde.

 

Welcher Nachteil sollte einem der Kinder aus der Veröffentlichung dieser Fotos erwachsen? Auf welcher Grundlage sollte es gemobbt werden?

Da sind sie dann wieder, die diffusen Ängste und das Misstrauen gegenüber Allem und Jedem.

 

@christian ahrens

Klar kann man nur für sich fotografieren und damit moralischen wie juristischen Problemen aus dem Wege gehen.

Aber, welchen Sinn macht es, einen Roman zu schreiben den niemand lesen soll oder einen Film zu drehen, der nicht in die Kinos kommen soll?

 

Wenn ich glaube, der Welt etwas mitteilen zu müssen, dann muss ich es doch öffentlich machen.

 

Mitteilen bedeutet ja mit anderen teilen und hier kommen wir zu den viel gescholtenen, sozialen Netzwerken. Dort tut man genau das.

 

Ich bin mir relativ sicher: Wenn die Fotografengenerationen vor uns diese Möglichkeiten der Verbreitung ihrer Bilder gehabt hätten, sie hätten sie ebenso genutzt, wie wir.

Der Künstler lebt vom Publikum.

 

Das "Life Magazine", in dem die meisten einschlägigen Fotografien damals abgedruckt wurden, hatte sich übrigens auf die Fahne geschrieben: „Das Leben sehen, die Welt sehen, Augenzeuge großer Ereignisse sein, die Gesichter der Armen und das Gehabe der Stolzen erblicken – Maschinen, Armeen, Menschenmassen, Schatten im Dschungel und auf der Mondoberfläche; die Werke des Menschen sehen, seine Gemälde, Bauwerke; Dinge wahrnehmen, die Tausende von Kilometern entfernt sind, hinter Mauern, in Innenräumen, an die heranzukommen gefährlich ist; Frauen, die Männer lieben, und Scharen von Kindern; sehen und am Sehen Freude haben; sehen und staunen; sehen und belehrt werden.“

 

Und, ist es wirklich ein Unterschied, ob ein Bild von 250.000 Lesern einer Illustrierten betrachtet wird oder von 250.000 Internetnutzern?

 

All das sind aber - wenn ich chironers Maßstab zugrunde lege - nur Rechtfertigungsversuche für mein eigenes Handeln.

Das war aber nicht die Frage. Insofern Thema verfehlt, chironer. ;-)

 

Noch einmal, worin besteht der wesentliche Unterschied?

 

Sind es tatsächlich (nur) Ort und Zeit, spielt es wirklich eine Rolle, ob das dokumentierte Ereignis in Deutschland, in den USA oder in Bangladesh stattgefunden hat bzw. festgehalten wurde?

 

 

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Ich bin mir relativ sicher: Wenn die Fotografengenerationen vor uns diese Möglichkeiten der Verbreitung ihrer Bilder gehabt hätten, sie hätten sie ebenso genutzt, wie wir.
Der Künstler lebt vom Publikum.
 
... „Das Leben sehen, die Welt sehen, Augenzeuge großer Ereignisse sein, die Gesichter der Armen und das Gehabe der Stolzen erblicken – Maschinen, Armeen, Menschenmassen, Schatten im Dschungel und auf der Mondoberfläche; die Werke des Menschen sehen, seine Gemälde, Bauwerke; Dinge wahrnehmen, die Tausende von Kilometern entfernt sind, hinter Mauern, in Innenräumen, an die heranzukommen gefährlich ist; Frauen, die Männer lieben, und Scharen von Kindern; sehen und am Sehen Freude haben; sehen und staunen; sehen und belehrt werden.“
 
Und, ist es wirklich ein Unterschied, ob ein Bild von 250.000 Lesern einer Illustrierten betrachtet wird oder von 250.000 Internetnutzern?
(...)
Noch einmal, worin besteht der wesentliche Unterschied?
 

 

 

Ein wesentlicher Unterschied zur analogen non-Internet-Ära ist der, dass früher solche Bilder nur ausgewählt erschienen – d.h. ein Buch- oder Zeitschriften/Zeitungsverleger / Redakteur musste der Meinung sein, dass diese Fotos eine Relevanz haben, um ein bestimmtes Thema zu illustrieren, ein Buch zu machen usw.

 

Diese Filterfunktion gibt es im Internet-Zeitalter nur noch unausgeprägt. Ich finde schon, dass es ein Unterschied ist, ob von Ernst Haas im Econ Verlag ein Buch "In Deutschland" publiziert wurde (mit Street-Fotos aus dem Alltagsleben des Nachkriegsdeutschlands) oder ob Hunderte selbsternannter Streetfotografen ihr Material auf flickr zeigen.

 

Klar: juristisch ist es das selbe, aber es hatte (damals) eine andere qualitative und (heute) eine andere quantitative Relevanz. Daher betrachten wir das Thema heute sensibler.

 

Und zum Thema "Künster lebt vom Publikum". Das galt für Cartier Bresson definitiv, aber von 1000 "Likes" kann man sich noch nichtmal ein Brötchen kaufen.

 

Ich fotografiere auch "in der Straße" (gelegentlich, wenn ich gerade etwas sehe und die X100 dabei ist). Aber ich zeige es höchstens in ganz kleinen Kreisen. Damit bin ich "aus dem Schneider", und es ist definitiv befriedigender als irgendwelche "Likes", die sowieso nichts zu bedeuten haben.

 

VG

Christian

bearbeitet von christian ahrens
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Ein wesentlicher Unterschied zur analogen non-Internet-Ära ist der, dass früher solche Bilder nur ausgewählt erschienen – d.h. ein Buch- oder Zeitschriften/Zeitungsverleger / Redakteur musste der Meinung sein, dass diese Fotos eine Relevanz haben, um ein bestimmtes Thema zu illustrieren, ein Buch zu machen usw.

 

Diese Filterfunktion gibt es im Internet-Zeitalter nur noch unausgeprägt. Ich finde schon, dass es ein Unterschied ist, ob von Ernst Haas im Econ Verlag ein Buch "In Deutschland" publiziert wurde (mit Street-Fotos aus dem Alltagsleben des Nachkriegsdeutschlands) oder ob Hunderte selbsternannter Streetfotografen ihr Material auf flickr zeigen.

 

Klar: juristisch ist es das selbe, aber es hatte (damals) eine andere qualitative und (heute) eine andere quantitative Relevanz. Daher betrachten wir das Thema heute sensibler.

 

Und zum Thema "Künster lebt vom Publikum". Das galt für Cartier Bresson definitiv, aber von 1000 "Likes" kann man sich noch nichtmal ein Brötchen kaufen.

 

Ich fotografiere auch "in der Straße" (gelegentlich, wenn ich gerade etwas sehe und die X100 dabei ist). Aber ich zeige es höchstens in ganz kleinen Kreisen. Damit bin ich "aus dem Schneider", und es ist definitiv befriedigender als irgendwelche "Likes", die sowieso nichts zu bedeuten haben.

 

VG

Christian

 

Da stimme ich dir zu, der Filter fehlt häufig. Andererseits bedeutet eine solche Auswahl ja nicht zwangsläufig, dass die besten Bilder die Öffentlichkeit erreichen.

Der Leser hätte andere vielleicht viel interessanter gefunden.

 

Die Masse der Bilder ist zweifellos eher schädlich als nützlich und dass man sich für 1000 Likes nichts kaufen kann ist auch klar.

Brötchen allein machen aber auch nicht satt. Es gibt ja die Redewendung: "Applaus ist das Brot des Künstlers" und da denke ich ist schon etwas dran.

Die Anerkennung dessen, was man geschaffen hat, ist manchen sogar wichtiger, als regelmäßige Mahlzeiten.

 

Dass viele "Street-Shooter" das willkürliche Abschießen irgendwelcher Personen, gerne mit Straßenfotografie verwechseln, da sind wir uns einig.

Was mich stört ist dieser Generalverdacht, unter den dieses Genre heute gerne gestellt wird, sobald es sich nicht um die bekannten Ikonen der Fotogeschichte handelt.

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Dass viele "Street-Shooter" das willkürliche Abschießen irgendwelcher Personen, gerne mit Straßenfotografie verwechseln, da sind wir uns einig.

Was mich stört ist dieser Generalverdacht, unter den dieses Genre heute gerne gestellt wird, sobald es sich nicht um die bekannten Ikonen der Fotogeschichte handelt.

 

Das wird man nicht ändern können. Einfach ignorieren, Strategien entwickeln und seine Kunst verantwortungsvoll handhaben – das wäre jetzt mein Rat. Dafür gibt es heute genauso die Möglichkeit wie früher.

 

VG

Christian

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Ein Thread, wo jmd. der Gründe für das Recht am eigenen Bild anführen möchte, gleich im Eingangspost vorsorglich verunglimpft und im weiteren Verlauf der Doppelmoral bezichtigt wird. Da lasse ich das doch lieber.

 
Das finde ich schade.
 
Meine Formulierung klingt so pauschal natürlich schon recht provokativ, aber man muss und sollte nicht alles auf sich beziehen.
Mir fällt hat auf, dass viel, die so gerne den moralischen Zeigefinger erheben, keine Skrupel kennen, wenn es um persönliche Vorteile (oder die Vermeidung von Nachteilen) geht.
Da spielen dann die berechtigten Interessen der anderen oft keine große Rolle mehr.
 
Es muss sich auch niemand rechtfertigen für seine Meinung, aber das sollte halt für beide Seiten gelten.
Ich finde, es ist niemand unmoralisch, weil er solche Bilder macht und veröffentlicht und niemand ist ein Idiot, weil er das nicht gut findet.
Also, ich würde mich freuen, wenn du deine Einschätzung zum Thema mitteilen würdest.
 
Das Recht am Bild muss man ja nicht begründen, die Gründe sind bekannt und es sind durchaus gute Gründe.
Mit der Auslegung bzw. Anwendung wird es manchmal schwierig.
 
Muss es so restriktiv sein, dass andere in ihren Rechten dermaßen eingeschränkt werden?
Sich im Ernstfall auf die Kunstfreiheit zu berufen ist ja nicht so einfach, die Messlatte wird da sehr hoch gelegt und am Ende entscheidet quasi ein Richter, was Kunst ist und was nicht.
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Ehrlich gesagt, bleibe ich an diesem Satz hängen :

 

"...Warum faszinieren uns die Bilder von HCB, Robert Doisneau, Walker Evans, Vivian Maier und der anderen legendären Street-Fotografen so und warum tun wir uns so schwer damit, selbst Fotografien mit einer solchen Kraft zu schaffen?..."

 

 

Die erste Frage, die mir dazu einfällt und weiter komme ich dann auch gar nicht:

 

Wenn Du darauf aus bist," Fotografien mit einer solchen Kraft zu schaffen", dann bewegst Du Dich in meinen Augen von vornherein weg, von dem was Du Dir erträumst.

 

Entweder Du machst etwas, weil es Dich fasziniert, weil es Dein Bedürfnis ist, ganz aus Deinem Inneren heraus und es wird sich zeigen, welche Kraft es in sich hat und ob sie auch nach außen dringen kann oder Du rennst vergeblich einem Traum hinterher.

 

Meine Meinung.

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Immer wieder wird hier im Forum (aber auch anderswo), direkt oder indirekt, die Frage aufgeworfen, was ein gutes Streetfoto ausmacht bzw. was Streetfotografie überhaupt ist.
Da die Straßenfotografie zu meinen fotografischen Hauptinteressen zählt, beschäftigt mich diese Frage auch regelmäßig und nach einer längeren, kontroversen Diskussion - ausgelöst durch eines meiner Bilder - habe ich mich in den letzten Tagen erneut intensiv damit auseinandergesetzt.
 
Warum faszinieren uns die Bilder von HCB, Robert Doisneau, Walker Evans, Vivian Maier und der anderen legendären Street-Fotografen so und warum tun wir uns so schwer damit, selbst Fotografien mit einer solchen Kraft zu schaffen? Bilder, die uns berühren, fesseln, mitreißen. Was macht den Unterschied?
 
Seit Tagen treibt mich diese Frage um.
Ich studiere die Werke namhafter Straßenfotografen so intensiv wie schon lange nicht mehr, analysiere sie inhaltlich wie kompositorisch, auf der Suche nach einer Antwort.
 
(…)
 
Was am Ende bleibt, sind belanglose Bilder, mit Silhouetten von hinten fotografierter Personen, die nichts mehr über das Leben erzählen.
Nur die Jungen mit ihren Handys, am besten beim Seilfie-Knipsen, dürfen offenbar noch abgelichtet werden.
 
Der Bilder selbst ist man aber, der schieren Masse wegen, längst schon überdrüssig.
Mit dieser Realität will man ja (via Fotografie) auch nicht konfrontiert werden.

 

 

... ich denke hier kann es nicht um eine intellektuelle Lösung gehen, sprich die Analyse von Bildern großer Meister ergibt durch Übertragung zwangsläufige eigene gute Fotos. Ich denke, besser wäre es, du analysiertest deine Aufnahmen und zögest die entsprechenden Schlüsse daraus. Ebenfalls nicht erlernbar ist ein gewisses Talent – in diesem Sujet besonders für Situationen und Ausschnitte. 

 

... deine Herleitung für die Entstehung letztendlich nur belanglosen Bilder, wie du selbst schreibst, ist für mich nur vorgeschoben und nicht nachvollziehbar. Übersetzt hieße das: die Welt ist so schlecht, also kann ich auch nur schlechte Fotos machen.

 

Da stimme ich dir zu, der Filter fehlt häufig. Andererseits bedeutet eine solche Auswahl ja nicht zwangsläufig, dass die besten Bilder die Öffentlichkeit erreichen.

Der Leser hätte andere vielleicht viel interessanter gefunden.

 

Die Masse der Bilder ist zweifellos eher schädlich als nützlich und dass man sich für 1000 Likes nichts kaufen kann ist auch klar.

Brötchen allein machen aber auch nicht satt. Es gibt ja die Redewendung: "Applaus ist das Brot des Künstlers" und da denke ich ist schon etwas dran.

Die Anerkennung dessen, was man geschaffen hat, ist manchen sogar wichtiger, als regelmäßige Mahlzeiten.

 

Dass viele "Street-Shooter" das willkürliche Abschießen irgendwelcher Personen, gerne mit Straßenfotografie verwechseln, da sind wir uns einig.

Was mich stört ist dieser Generalverdacht, unter den dieses Genre heute gerne gestellt wird, sobald es sich nicht um die bekannten Ikonen der Fotogeschichte handelt.

 

 

... ich denke hier liegt auch ein ganz wesentlicher Punkt, den Christian Ahrens schon ansprach und den du aber nicht verinnerlichst: die Auswahl. Entweder erfolgt sie in einem selbstkritischen Prozess (diesen Punkt habe ich auch schon wiederholt im Street-Thread angemahnt) oder durch einen Fachmann, den Bildredakteur, den Galeristen, etc. Solchen Menschen haben ein geschultes Auge und den Abstand zum Werk. 

 

... Anerkennung ist zweifellos wichtig für einen Künstler. Aber doch auch nur, wenn er eben gute Kunst gezeigt hat. War er schlecht wird er ausgebuht. Und Künstler, die ich kennen, essen auch gerne ab und zu etwas und sind froh ihre Miete zahlen zu können.

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Ehrlich gesagt, bleibe ich an diesem Satz hängen :

 

"...Warum faszinieren uns die Bilder von HCB, Robert Doisneau, Walker Evans, Vivian Maier und der anderen legendären Street-Fotografen so und warum tun wir uns so schwer damit, selbst Fotografien mit einer solchen Kraft zu schaffen?..."

 

 

Die erste Frage, die mir dazu einfällt und weiter komme ich dann auch gar nicht:

 

Wenn Du darauf aus bist," Fotografien mit einer solchen Kraft zu schaffen", dann bewegst Du Dich in meinen Augen von vornherein weg, von dem was Du Dir erträumst.

 

Entweder Du machst etwas, weil es Dich fasziniert, weil es Dein Bedürfnis ist, ganz aus Deinem Inneren heraus und es wird sich zeigen, welche Kraft es in sich hat und ob sie auch nach außen dringen kann oder Du rennst vergeblich einem Traum hinterher.

 

Meine Meinung.

 

Da hast du recht, das ist missverständlich formuliert.

"Warum üben die Street-Fotos von heute nicht diese Faszination aus" müsste es heißen und stimmt das überhaupt oder gehen die, die diese Qualitäten haben, einfach in der Masse unter?

 

Vermutlich trifft letzteres zu, denn ich entdecke immer wieder Bilder, die eine starke Wirkung auf mich haben und die sich nicht vor den Werken der namhaften Vorbilder verstecken müssen.

Hier zeigt sich unsere schöne, neue Medienwelt von ihrer Schattenseite.

 

Auch die "Alten Meister" dieses Fachs haben viel fotografiert, auch von ihnen gibt es oft hunderttausende von Negativen, aber die wenigsten davon gelangten in die Öffentlichkeit.

Die vielen nichtssagenden oder gar schlechten Bilder bekam niemand zu sehen.

 

Von Vivian Maier wissen wir, dass sie ihre Bilder nie irgend jemandem gezeigt hat, sie hat wirklich nur für sich fotografiert.

Gemessen an ihrem gesamten (fotografischen) Nachlass ist die Quote der besonderen Aufnahmen aber genauso überschaubar wie bei HCB und all den anderen Top-Fotografen auf diesem Gebiet.

 

Vielleicht erwarten "wir" (ja, ich auch) ja einfach zu viel.

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DeLux:

 

Wenn man die von Dir vorgeschobenen Begleitumstände ausser acht lässt ("Bedingungen der heutigen Fotografie" und "die alten Meister als Massstab" sind wohl die Hauptpunkte), dann bleibt eine sehr persönliche Frage übrig, auf die ich Dir sehr persönlich antworte:

 

Warum bekommen Deine Bilder hier im Forum nicht den Beifall, den Du Dir erhoffst?

 

Für mich bist Du jemand, der quasi zum Inventar des X-Forums gehört, es ist Teil Deines Lebens.

Das finde ich nicht weiter schlimm, hat aber vielleicht zur Folge, dass Du irgendwann angefangen hast, Bilder für das Forum zu produzieren. Der regelmässige upload gehört für Dich dazu.

 

Wie Du selber weiter oben festgestellt hast, gibt es von einem X-beliebigen Fotografen, und sei er noch so arriviert, nur eine sehr begrenzte Anzahl von zeigenswerten Bildern.

Warum also nicht sich begrenzen, auf die Regelmässigkeit verzichten, auf die Dauerpräsenz, und statt dessen die Bilder sorgfältiger auswählen, die man zeigt?

 

Klar ist es verlockend, etwas für den schnellen, täglichen Applaus zu tun, die likes, aber da leidet die Qualität darunter, wie jeder sofort feststellen kann, der den street- Faden durchkämmt.

Andererseits gibt es in diesem Faden immer wieder Perlen, Bilder, die rundum gelungen sind, die Kraft und Ausdruck haben, es ist also nicht alles verloren in dieser ach so schlechten Zeit.

 

Ich finde ja sehr positiv, dass Du diesen thread eröffnet hast, diese Fragen gestellt hast. Bis jetzt habe ich immer den Eindruck gehabt, Du würdest jede Kritik an Deinen Bildern abprallen lassen und den Kritikern irgendwelche Gründe unterstellen, warum sie Deine (und übrigens auch so viele andere) Bilder nicht goutieren wollen oder können.

 

Was sagst Du?

Gruss X

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Ich war am mittwoch in der HH-Innenstadt und habe dort ein Foto von einem Lustigen Fahrrad gemacht (mit 23 mm) ; also hatte ich auch Umgebung drauf.

( auch einige Menschen )

Als ich mir die Bilder abends am PC angesehen habe, war auf dem Fahrradfoto eine junge Frau zu sehen , die mit der Hand ihr Gesicht verdeckt hat .

Im Sucher hatte ich sie gar nicht registriert . Ich hatte die kleine X-T10 dabei ; also wirklich klein .

Es ist mir in der Stadt schon öfter aufgefallen , das Personen , wenn sie mich beim fotografieren sehen, den Kopf wegdrehen oder mit der Hand das Gesicht abdecken.

Mich schränkt das sehr ein , immer diese Schere im Kopf zu haben !

Mir ist es völlig wurscht , ob ich bei irgenwelchen Touristen mit auf dem Bild bin .

 

Das ist ja noch die harmlose Variante.

 

Als ich vor einiger Zeit auf einer Dienstreise im Hessischen nach Feierabend durch ein schmuckes Dorf ging und ein paar Fotos der idyllischen Sträßchen mit ihren schicken Häuschen gemacht habe (wohl gemerkt ohne Personen darauf), bin ich direkt von mehreren Personen recht unfreundlich angespochen worden: Ich hätte hier nicht zu fotografieren - die Bilder gäbe es alle schon im Internet!

Das Wort vom Recht am eigenen Bild ist auch gefallen - in Bezug auf die Häuser.

Ich war damals natürlich mit der 50D + Batteriegriff recht auffällig, aber auch, wenn ich unter einem Auto eine Katze fotografieren wollte, hat es dort niemand verstanden.

Ich weiß nicht, was die Leute dort vermutet haben, was "ungesetzliches" ich dort vor hatte, aber mitunter ist man fremden Fotografierenden gegenüber sehr sehr skeptisch eingestellt.

In Berlin war es jedoch viel unkomlizierter, den dort ist man so etwas ja gewohnt - zumindest auf den bekannten öffentlichen Plätzen wo ich mich halt auch als "Tourist" herum getrieben habe.

Dort ist es fast unmöglich keine Menschen aufs Bild zu bekommen.

 

Die sogenannte Streetfotografie schränkt diese übervorsichtige Herangehensweise doch sehr stark ein - wirklich spontan wird dadurch kaum ein Foto, wenn ich ständig Angst haben muß, unabsichtlich die Rechte Anderer verletzen zu können.

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Was sagst Du?

 

Danke für dein offenes Wort.
 
Ja, ganz falsch liegst du nicht, im Grunde ist es eine sehr persönliche Frage. Ich bin an der einen oder anderen Stelle eben auch nur ein Egoist.
 
Billiger Beifall ist allerdings nicht mein Ziel, sonst würde ich tatsächlich andere Bilder auswählen und vermutlich auch anders fotografieren.
Ich würde wohl eher die spektakulären Motive suchen und auf Effekte setzen wie z.B. Silhouetten im Gegenlicht oder der Blick durch das Bullauge in einer Wand.
 
Nein, Applaus ist zwar schön, aber ich würde nie meine Bemühungen danach ausrichten. Das wäre nicht mehr als Prostitution.
 
Was ich mir erhoffe ist ein Feedback, eine Rückmeldung, ob das, was mich anspricht, auch andere interessiert.
Zugegebenermaßen ist das schwierig, wenn die Bilder aus dem Kontext gerissen und einzeln gezeigt werden. Da wirken sie schnell bedeutungslos und überflüssig, ich möchte aber auch nicht zu jedem meiner Langzeitprojekte einen eigenen Faden eröffnen.
 
Wie schon gesagt ist das eine egoistische Haltung, weil der Berg der scheinbar nutzlosen Fotos dadurch immer größer wird, aber irgendwann kommen wir wohl alle an einen Punkt, wo die Eigeninteressen schwerer wiegen, als die Bedürfnisse der Anderen.
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