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Komposition - Regeln - Stile


Gast

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vor 5 Stunden schrieb Hephaistos:

Zu Eurer Erbauung hier ein interessanter Link auf die Seite der Stadt Hyères in Frankreich :

https://www.hyeres-tourism.co.uk/little-bit-hyeres-new-york/

 

Hier entstand das berühmte Photo von HCB mit der Treppe und dem Fahrradfahrer. Die Location ist per Kuuuchel-Street-View von Standpunkt des Radfahrers aus gut zu überblicken.

Die Treppe gibt es also heute noch, wenn auch das Geländer zwischendurch erneuert wurde. Der Meister stand wohl ganz oben an der schmalen Treppe und hat den Bildausschnitt zwischen die photogaphisch unbedeutenden Mauern rechts und links zentriert. So eng wie der mögliche Standort erscheint, war die Perspektive keine nach allen Regeln der Kunst gestaltete Anwendung der goldenen Spirale, sondern entstand aus einem äußeren Zwang. 

Der Fahrradfahrer befindet sich an der einzigen Stelle, wo er nicht durch das Geländer verdeckt wird. Hier könnte man wieder eine Zwangsläufigkeit erkennen.

Es bleibt lediglich die Frage, ob der Fahrradfahrer einer dieser seltenen Glücksfälle war, ob eine ganze Gruppe von Radfahrern beim sonntäglichen Training die Möglichkeit zur Wiederholung bot oder ob der Radfahrer für einen zugesteckten Zehner mehrmals vorbeigefahren ist.

Man hätte auch das Negativ verkehrt herum auf den Vergrößerer legen können, so dass der Radfahrer nach rechts aus dem Bild herausfährt. Mir persönlich gefällt diese Variante sogar besser. 

Danke für das schöne Beispiel, welches ich aber anders bewerten würde. 

Das die Gestaltung nicht einfach einer Zwangläufigkeit folgt, zeigt das Remake überdeutlich, denn dieses bleibt trotz vergleichbarer Zwänge belanglos und langweilig, während das Original mein Auge wandern lässt und zugleich harmonisch wie auch spannend wirkt.
 
Ich vermute er hat dort oben gestanden und auf die „Taube im Bild“ gewartet.
Der leicht verwischte Radler bringt das nötige Leben in das Bild. Ein spielendes Kind hätte diese Funktion vielleicht auch erfüllen können, aber der Radler passt vermutlich noch besser. 
Ob der Radfahrer beauftragt wurde oder zufällig durch das Bild fuhr, ist für das Ergebnis ohne Belang, da hier kein journalistisch-dokumentarischer sondern vielmehr ein primär ästhetischer Anspruch besteht.
„Visual Storytelling“ wie es nur sehr wenige beherrsch(t)en.  

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vor 12 Minuten schrieb McA:

Meinst Du mit der Abkürzung JCB diese Fotografin?

Ich wollte auch schon fragen wieso er immer konsequent „JCB“ schreibt obwohl es doch offensichtlich um HCB geht (und auch schon mehrfach hier so geschrieben wurde). 

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vor 59 Minuten schrieb platti:

ich finde Salgados Fotografien gut, den Hype darum unsympathisch und aufgeblasen.

Lieber @platti, das ist ja schon wieder ein neues Fassl, das da aufgemacht wird! Vereint nicht fast alle Hypes der Umstand, dass sie unsympathisch sind?

Wie heißt es doch in der Bibel: "Wer sich selbst aufbläst, dem werde die Luft abgelassen!" Aber was machen wir mit denen, die aufgeblasen werden? Die gibt's ja auch in reicher Zahl. Fragen übr Fragen, es nimmt kein Ende.

Da bin ich jetzt ganz erleichtert, dass dir das Adjektiv "gut" in die Tastatur geplumpst ist, denn darum scheint's mir doch recht eigentlich zu gehen, um das Existenzrecht von Sätzen, die mit "Das finde ich ..." beginnen und die dann zum großen Glück einmal nicht mit einem Überbau von "Argumenten" (jaja, auch "Regeln" werden da bemüht) abgestützt werden.

Wenn das so weitergeht - und ich habe mich durch meine Beiträge auch noch mitschuldig gemacht -, dann schreibe ich am Ende noch eine Apologie der unbegründeten Likes. - Freilich weiß man nie, wofür da gerade die Herzerl vergeben wurden: für die Schärfe, die Belichtung, das Bokeh, die Bearbeitung, das Erkennen des Motivs, die "Botschaft", die Ästhetik, die "Komposition", die "Gestaltung" oder was weiß ich was. Herzerl ist eben Herzerl, da darf man nicht mit allzu viel kalt-herzigem Kardiologenverstand ran.

P.S. Einwände gegen diese Sicht der Dinge, ob wohlbegründet oder affektiver Natur, sind an meine Compliance-Abteilung zu richten. Die wird sich bestätigt fühlen, denn sie ermahnt mich beizeiten mit "Du sollst kein ironisch Zeug schwatzen!"

bearbeitet von Alsbald
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vor 2 Stunden schrieb grimm:

Ich habe sogar nachgesehen, ob Henri einen Zweitname hatte - hatte er nicht. Aber H und J liegen ja eng beeinander, zumindest bei der QWERTZ-Tastaturbelegung.

Ja, ich habe die meisten Beiträge unterwegs recht zügig auf einem sehr kleinen, älteren iPad bzw Smartphone geschrieben. Danke, daß Du Dir die Mühe gemacht hast,  naheliegende Gründe für die Tippfehler zu suchen, anstatt Dich (wie Andere) darüber lustig zu machen.

Da es ja um HCB ging, war das ja auch eigentlich klar.

Da es aber Manchen ANDEREN als Dir hier eher nicht um  die Inhalte geht, erspare ich mir weitere Beiträge zum Thema.

nochmals ein ehrliches Danke für den Hinweis.

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vor 6 Minuten schrieb hybriderBildersucher:

Ja, ich habe die meisten Beiträge unterwegs recht zügig auf einem sehr kleinen, älteren iPad bzw Smartphone geschrieben. Danke, daß Du Dir die Mühe gemacht hast,  naheliegende Gründe für die Tippfehler zu suchen, anstatt Dich (wie Andere) darüber lustig zu machen.

Da es ja um HCB ging, war das ja auch eigentlich klar.

Da es aber Manchen ANDEREN als Dir hier eher nicht um  die Inhalte geht, erspare ich mir weitere Beiträge zum Thema.

nochmals ein ehrliches Danke für den Hinweis.

Da das ja wohl um meine Antwort geht, die hier in ein falsches Licht gerückt wird, kann ich nicht anders als darauf einzugehen. 

Ich glaube kaum das ich hier als jemand bekannt bin der sich mehr um Rechtschreibung als um Inhalte bemüht. 
Aber wenn du in zwei längeren und gut getippten Beiträgen jeweils mindestens dreimal „JCB“ anstelle von „HCB“ schreibst, dann stellt man sich ohne Häme schon die Frage warum?

Und da dir das mit dem Tippen trotz älterem iPad ja sonst vorzüglich gelungen ist, finde ich deine Einlassung jetzt und dein gleichzeitiges Auskeilen gelinde gesagt schräg.  

So und nun sorry für die OT Diskussion und gerne wieder zurück zum interessanten Thema. 

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vor 4 Stunden schrieb AS-X:

Das die Gestaltung nicht einfach einer Zwangläufigkeit folgt, zeigt das Remake überdeutlich, denn dieses bleibt trotz vergleichbarer Zwänge belanglos und langweilig, während das Original mein Auge wandern lässt und zugleich harmonisch wie auch spannend wirkt.
 
Der leicht verwischte Radler bringt das nötige Leben in das Bild.

Das sehe ich ebenso.

Das Original von HCB hat auch mehr Tiefe - der Perspektive, aber auch der Stufen wegen, die ins Bild führen. HCB lenkt das Auge nicht durch Nebensächliches ab, wie Fenster an der Hauswand gegenüber, oder dem Tor rechts und schließt sein Hauptmotiv durch das Mauerwerk ein. Hierdurch wird der Blick auf den Radfahrer gelenkt, der, wie du geschrieben hast Leben bzw. Dynamik in die statische Umgebung bringt…

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vor 55 Minuten schrieb Crony:

Das Original von HCB hat auch mehr Tiefe - der Perspektive, aber auch der Stufen wegen, die ins Bild führen. HCB lenkt das Auge nicht durch Nebensächliches ab, wie Fenster an der Hauswand gegenüber, oder dem Tor rechts und schließt sein Hauptmotiv durch das Mauerwerk ein. Hierdurch wird der Blick auf den Radfahrer gelenkt, der, wie du geschrieben hast Leben bzw. Dynamik in die statische Umgebung bringt…

Die Kamera ist beim nachgestellten Foto etwas weniger weit nach unten gekippt, aber darauf kommt es gar nicht an. Der Punkt ist, dass es aus dieser Aufnahmeposition nur eine Möglichkeit gibt, einen Radfahrer ohne störenden Vordergrund abzubilden, und das hat HCB getan. Die vermutete Gestaltung nach der Goldenen Spirale (die ohnehin nur so halbwegs passt) liegt also allein im Auge des Betrachters; der Fotograf hatte tatsächlich nur eine minimale Gestaltungsfreiheit.

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vor 8 Stunden schrieb mjh:

der Fotograf hatte tatsächlich nur eine minimale Gestaltungsfreiheit.

Naja... also wenn er den Radler fotografieren wollte hätte er in ja irgendwo im Bild platzieren können, also auch irgendwo ganz anderst. Zum Beispiel so, dass die Wand/das Haus auf der rechten Seite fast komplett weg wäre. Dann würde der Radler auf eine Wand drauf fahren... oder er hätte die Treppen weglassen können. Oder, oder... Der Punkt ist: Es gab hier, wie bei jedem Foto unzählige Möglichkeiten das Bild zu machen. Mag sein, dass es einem hier leichter fällt eine ansprechende Komposition zu finden (aber auch dann hat man sich damit auseinandergesetzt). Aber hey. HCB hat den Standpunkt gefunden. Und er hat eine Komposition gefunden die augenscheinlich passt, weil hier alle sagen es wäre die einzig mögliche (die schön aussieht). Ist für mein Verständnis bisschen viel Zufall. Sowas bekommt man m.M. nur mit der entsprechenden Wahrnehmung seiner Umgebung hin und etwas Kompositorischem Fotowissen/können. Wieviel davon Intuition oder Bewusstes Handeln war ist doch wurscht. Wenn das Intuitiv war, kann man auch nur den Hut ziehen. Es gibt Menschen die können das (nicht nur zufällig, sondern eher eher verlässlich), den allermeisten helfen "Rezepte" zum ausprobieren.

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vor 9 Stunden schrieb mjh:

, aber darauf kommt es gar nicht an.

Oh sorry, dann habe ich etwas falsch verstanden. Ich war in Gedanken bei Komposition und Stile. Dabei hat mich die Frage beschäftigt, warum das Remake auf mich im Vergleich zum Original eher banal wirkt, obwohl die Voraussetzungen bis auf die baulichen Veränderungen ähneln.

Hätte Henri Cartier Bresson den gleichen Blick für Linienführung und Geometrie wie der Fotograf des Remakes, würden wir dieses Bild vermutlich nicht kennen.

Nicht nur der in der Bewegungsunschärfe verwischte Fotograf mit seiner stark nach vorn gebeugten Haltung, auch der runde Verlauf der Bordsteinkante, die mit den zusammenlaufenden Linien der Hauswände eine geometrische Form bildet, welche beim Remake zur Nebensache degradiert, tragen zur Dynamik des Originals bei. Die Wirkung des auf der linken Seite in das Bild führenden schwarzen Geländers wird beim Remake völlig ignoriert.

Um was geht es denn? Um die Frage, ob uns heute die Voraussetzung gegeben ist, die gleichen Aufnahmen wie bedeutende Fotografen vergangener Tage zu machen?

Ich denke nein.

Meiner Meinung nach ist es aber nie verkehrt, sich mit verschiedenen Aspekten der Bildgestaltung zu beschäftigen, wenn ein Bild, dass den eigenen Ansprüchen genügen soll, nicht dem Zufall überlassen bleibt.

Ob Henri Cartier Bresson an „Regeln“ für seine Art der Bildgestaltung gedacht hat, kann ich nicht beurteilen. Vermutlich hätte er aber diesen Ort für seine Aufnahme nicht gewählt, wenn er die Geometrie nicht erkannt und als interessant empfunden hätte.

Grüße,

Stefan

bearbeitet von Crony
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vor 22 Stunden schrieb zoom:

Solche "Regeln" sind überall, auch in der Musik. Man muss daran nicht halten,

Volle Zustimmung!

Bei der Abschlussprüfung im Fach „Kontrapunkt“ (ich habe Musik studiert) wurde u. a. eine zweitaktige Melodie vorgegeben mit der Aufgabe, diese als vierstimmigen Chorsatz über soundso viele Takte weiterzuentwickeln und dabei eine Modulation in diese und jene Tonart zu integrieren.

Wir wussten alle, dass beispielsweise Oktav- und Quintparallelen zu starkem Punktabzug führen würde. Also haben wir dies tunlichst vermieden.

In der Rockmusik sind Oktav- und Quintparallelen aber äußerst beliebte Stilmittel.

Was bei einer Anwendung blass und banal wirken kann, sorgt eventuell wo anders für den nötigen Pep.

So ist das mit den Regeln. Kommt halt immer drauf an.

Zu Risiken und Nebenwirkungen … 😉

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vor 14 Stunden schrieb Alsbald:

[...] an meine Compliance-Abteilung zu richten. Die wird sich bestätigt fühlen, denn sie ermahnt mich beizeiten mit "Du sollst kein ironisch Zeug schwatzen!"

Lass Dir gesagt sein, dass die Mitarbeiter, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitenden deiner Compliance-Abteilung keine Ahnung haben, wie man einen Text anständig würzt.

Daher, für meinen Geschmack: Mehr davon.

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vor 2 Stunden schrieb Crony:

Ob Henri Cartier Bresson an „Regeln“ für seine Art der Bildgestaltung gedacht hat, kann ich nicht beurteilen. Vermutlich hätte er aber diesen Ort für seine Aufnahme nicht gewählt, wenn er die Geometrie nicht erkannt und als interessant empfunden hätte.

Lassen wir ihn doch einfach selbst antworten:

"Für den Fotografen ist Geometrie die Abstraktion und die bereitgestellte Struktur. Realismus ist das Fleisch und Blut, das sie zum Leben erweckt. Trotzdem darf das Bild nie geplant sein. Man muss die beiden Elemente intuitiv erkennen. Das Bild projiziert die Persönlichkeit des Fotografen."

Das Zitat stammt aus seinem Buch "Man redet immer zu viel" und erklärt sehr schön, warum Bilder unterschiedlicher Fotografen von ein und dem selben Ort so unterschiedlich sind. 

bearbeitet von DeLuX
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vor 3 Stunden schrieb Frischmilch:

Naja... also wenn er den Radler fotografieren wollte hätte er in ja irgendwo im Bild platzieren können, also auch irgendwo ganz anderst.

Aus dieser Position eben nicht. Die Treppe war unweigerlich im Bild, und es gab nur eine Position, an der sie den Radler nicht verdeckt hätte. Man hätte das Foto natürlich auch von einem völlig anderen Standpunkt aus machen können (HCB hätte ja runter gehen und von der Straße aus fotografieren können), aber dann wäre es ein völlig anderes Bild geworden; diese Szene ließ sich praktisch nur so fotografieren, wie es HCB getan hat.

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vor 3 Stunden schrieb Crony:

Nicht nur der in der Bewegungsunschärfe verwischte Fotograf mit seiner stark nach vorn gebeugten Haltung, auch der runde Verlauf der Bordsteinkante, die mit den zusammenlaufenden Linien der Hauswände eine geometrische Form bildet, welche beim Remake zur Nebensache degradiert, tragen zur Dynamik des Originals bei. Die Wirkung des auf der linken Seite in das Bild führenden schwarzen Geländers wird beim Remake völlig ignoriert..

Wie gesagt: Die Kamera war weniger weit nach unten gekippt. Beim Aufmacher ist das durch den Beschnitt oben bereits kompensiert, nur kann man unten natürlich nichts anstücken. Aber der Punkt ist halt, dass man seine Helden der Fotografiegeschichte gerne ein bisschen vergöttlicht und sich die Entstehung ihrer Fotos so vorstellt, als wären sie entweder vollständig so geplant gewesen oder als hätte der Fotograf in Sekundenbruchteilen den exakt richtigen Moment mit dem exakt richtigen Ausschnitt erfasst. Ab und an mag es so gewesen sein, aber im Regelfall wohl eher nicht. Berühmte Fotos repräsentieren oft nur die Auswahl des einen, wirklich gelungenen Bildes aus einem Dutzend mittelmäßiger Aufnahmen. (Aus der Perspektive von jemandem, der auch schon mal bei Fotowettbewerben juriert hat, nur mal nebenbeibemerkt: Nicht wenige Fotografen könnten einen besseren Eindruck hinterlassen, wenn sie strengere Maßstäbe an ihre Bilder anlegen und wirklich nur die Besten einreichen würden. Beeindruckende Fotos reichen nicht; man muss auch die weniger beeindruckenden weglassen können.)

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vor 3 Stunden schrieb Frischmilch:

Und er hat eine Komposition gefunden die augenscheinlich passt, weil hier alle sagen es wäre die einzig mögliche (die schön aussieht). Ist für mein Verständnis bisschen viel Zufall. Sowas bekommt man m.M. nur mit der entsprechenden Wahrnehmung seiner Umgebung hin und etwas Kompositorischem Fotowissen/können. Wieviel davon Intuition oder Bewusstes Handeln war ist doch wurscht.

Weiss zufällig jemand, wie das Bild mit dem Radfahrer entstanden ist?

Dieser Radfahrer wird vermutzlich nicht gaanz langsam gefahren sein, HCB hatte also nicht viel Zeit. Hat er ihn kommen sehen (die Position von HCB sieht nicht so aus) oder hat er vorab gewusst, dass der Radfahrer kommt (Bild gestellt)?

Das frage ich mich bei der Aufnahme wirklich seit ich sie kenne.

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Am 19.9.2022 um 11:29 schrieb zoom:

Die Regeln gibt es klar, aber ich lerne sie so aus der Theorie nicht. Ich sehe mir nur die guten Bilder von anderen an und frage mich warum die GUT sind. Erfinde dabei vielleicht Regeln die selbst die Autoren von diesen Fotos nicht kennen. Solche "Regeln" sind überall, auch in der Musik. Man muss daran nicht halten, aber ob die Zuhörer solche regellose Musik lange aushalten können, das ist eine andere Frage... Die Augen brauchen immer einen Anhaltspunkt, einen Horizont oder wenigstens eine Horizontale oder vertikale Linie. Die Unschärfe bekommt einen Sinn erst wenn irgendwo etwas scharf dargestellt ist... Das sind für mich die Grundregeln, ansonsten wenn ich die glaubhaft brechen kann werde ich sehr stolz auf mich 😊

Manchmal muss man dem Publikum auch etwas zumuten. Künstler aller Sparten haben das immer wieder getan, ob Maler, Fotografen, Komponisten oder Regisseure. Manchmal ging es schief – wenn etwas dem Publikum missfällt, kann es seiner Zeit voraus sein, aber vielleicht ist es auch einfach nur Mist –, aber oft genug lernt das Publikum etwas mit der Zeit zu schätzen, das ihm beim ersten Mal noch Schmerzen bereitete.

Mitsuko Uchida hat mal über eine Schönberg-Komposition gesagt, dass Dissonanzen ja auch schon vor den Neutönern ein fester Bestandteil von Kompositionen waren, denn Musik ohne Dissonanzen klänge öde, aber meist nur auf unbetonten Taktteilen und auf jeden Fall so, dass eine Dissonanz sofort wieder in eine Konsonanz aufgelöst wird. Was aber, wenn man die Spannung einer Dissonanz gar nicht auflösen, sondern ganz im Gegenteil diese Spannung halten möchte? Denn das war es, was Schönberg bei diesem Stück wollte. Und es gibt heute ein Publikum, das dafür zahlt, sich dem auszusetzen.

Man kann dem Publikum daher auch Bilder vorsetzen, bei deren Betrachtung man den Halt verliert, und die verwirren, weil man nicht weiß, was man da überhaupt sieht. So etwas ist ein acquired taste – wie Brokkoli oder Zwölftonmusik.

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vor 17 Minuten schrieb MHFoto:

Weiss zufällig jemand, wie das Bild mit dem Radfahrer entstanden ist?

Dieser Radfahrer wird vermutzlich nicht gaanz langsam gefahren sein, HCB hatte also nicht viel Zeit. Hat er ihn kommen sehen (die Position von HCB sieht nicht so aus) oder hat er vorab gewusst, dass der Radfahrer kommt (Bild gestellt)?

Das frage ich mich bei der Aufnahme wirklich seit ich sie kenne.

Link zu Kuuuchel-Maps

Mit Kuuuchel-Street-View kann man sich die Location ziemlich genau ansehen. Die Avenue Edith Wharton macht an einem Ende eine Schleife um einen Höhenunterschied auszugleichen. Am Rechten Bildrand ist die Brücke, über die die Rue Saint-Mont-Croix einmündet. Der Radfahrer kam also bergab. Die Treppe ist die Abkürzung für Fussgänger.

Vom Standpunkt des Photographen aus hat man beide Straßen im Blick, auf denen der ersehnte Radfahrer kommen könnte. Man kann also, wenn ein Radfahrer auf der Brücke ist, die Kamera in die vorher eruierte Position bringen.

Unterstellen wir dass der Radfahrer eine Geschwindigkeit von 15 Stundenkilometern oder 4,2 Metern pro Sekunde hatte. Der Radfahrer ist zum frühest möglichen Zeitpunkt aufgenommen. Schon den Durchmesser von 0,7 Metern eines Rades weiter wäre das Vorderrad unschön am linken Bildrand angekommen. 1 Sekunde / 4,2 * 0,7 = 0,16 Sekunden. Bei einer Geschwindikeit von 15 km/h bleibt das Zeitfenster um die Aufnahme zu machen also 0,16 Sekunden lang offen. Respekt, wenn dies auf Anhieb gelingt.

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vor 5 Minuten schrieb Hephaistos:

Respekt, wenn dies auf Anhieb gelingt.

Ich frage mich, ob dieses banale Motiv es wert war, zu wiederholen. Möglicherweise sieht das jemand anders nicht so.

Wenn ich mir das Foto anschaue, formt das ehemalige Treppengeländer annährend die Kurve der Straße nach. Das wäre für mich ein ausschlaggebender Punkt ein Foto zu machen, eben weils die Form der Kurve unterstützt. Mit einer Person oder einem Fahrzeug an der Position, an der sich das Fahrrad befindet. Das ist meiner Meinung nach die einzige Position, aus dieser Perspektive, die ausgefüllt werden sollte.

Ein gutes Street-Foto.

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Ich habe den Eindruck, viele sind hier der Ansicht, die Fotos der "Großen" wie Cartier-Bresson, Meyerowitz oder Elliott Erwitt seien quasi aus dem Handgelenk im perfekten OOC-Format entstanden, reif fürs Layout. Erwitt zeigt in div. Dokus, wie manche seiner besten - mehr oder weniger ikonischen - Fotografien durch Wahl des richtigen Bildausschnitts entstanden sind. Sozusagen nachher, in der Dunkelkammer, und ich meine, auch von C-B schon mal gesehen zu haben, wie er erst durch Aus- bzw. Beschnitt zum bekannten Foto gekommen ist.

bearbeitet von jakob_ehrhardt
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vor 4 Stunden schrieb Crony:

Bei der Abschlussprüfung im Fach „Kontrapunkt“ (ich habe Musik studiert) wurde u. a. eine zweitaktige Melodie vorgegeben mit der Aufgabe, diese als vierstimmigen Chorsatz über soundso viele Takte weiterzuentwickeln und dabei eine Modulation in diese und jene Tonart zu integrieren.

Wir wussten alle, dass beispielsweise Oktav- und Quintparallelen zu starkem Punktabzug führen würde. Also haben wir dies tunlichst vermieden.

In der Rockmusik sind Oktav- und Quintparallelen aber äußerst beliebte Stilmittel.

Was bei einer Anwendung blass und banal wirken kann, sorgt eventuell wo anders für den nötigen Pep.

Vor allem handelt es sich um Charakteristika der Musik eines bestimmten Stils und Zeitalters. Kontrapunkt mit Oktav- und Quintparallelen passt nicht in die Zeit, in der generell so komponiert wurde; wer es tut, hängt entweder noch halb in einem älteren Stil fest oder ist seiner Zeit bereits voraus.

Das heißt, aus den Regeln, die in ihrer Zeit unumstößlich festlegten, wie man es macht, weil alles andere als Fehler angesehen worden wäre, werden am Ende bloße Beschreibungen eines zeitspezifischen Stils. Diesen Stil kann man auch heute noch adaptieren, wenn man beispielsweise eine Prüfung in diesem Fach ablegt oder wenn man bewusst im Stil einer vergangenen Epoche komponieren will. Und Entsprechendes gibt es natürlich auch in der Fotografie.

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vor 14 Stunden schrieb mjh:

Der Punkt ist, dass es aus dieser Aufnahmeposition nur eine Möglichkeit gibt, einen Radfahrer ohne störenden Vordergrund abzubilden, und das hat HCB getan. Die vermutete Gestaltung nach der Goldenen Spirale (die ohnehin nur so halbwegs passt) liegt also allein im Auge des Betrachters; der Fotograf hatte tatsächlich nur eine minimale Gestaltungsfreiheit.

Man könnte aber auch unterstellen, dass genau das Verdienst des Fotografen ist. Die Gestaltungsmöglichkeiten der Szenerie an sich sind mannigfaltig. HCB hat das Bild aber so angelegt, dass nur noch an der genau richtigen Stelle Platz für den Fahrradfahrer, Blumentopf, Katze, Melone .... übrig blieb. Es gibt in dem Bild keinen "Störender Vordergrund", der Vordergrund ist doch das Salz in der ganzen Suppe. 

Bei der goldenen Spirale geht es ja auch nicht unbedingt nur um die haargenaue Platzierung des Hauptmotivs im goldenen Schnitt, sondern doch eher um eine gelungene Blickführung entlang der Spirale (Treppengeländer) zum Hauptmotiv hin. Ein "Remake" ist mit dem modernen Treppengeländer im Grunde gar nicht möglich, egal wie die Kamera gekippt ist.

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